Wie ein Lauffeuer hatte sich in Koldenbüttel die Nachricht verbreitet: Hans-Ludolf Schulz sollte eine besondere Ehrung zuteil werden. Entsprechend gut besucht war denn auch der Festgottesdienst in der ehrwürdigen St. Leonhardt-Kirche. In dessen Rahmen, nahm die stellvertretende Pröpstin des Kirchenkreises Nordfriesland-Süd, Inke Thomsen-Krüger, die höchste Auszeichnung, die in der Nordkirche möglich ist, vor, nämlich die Verleihung des Ansgarkreuzes an den 73-jährigen. Der war seit 35 Jahren im Kirchengemeinderat aktiv und seit zehn Jahren Vorsitzender. Zudem wurde er nach über drei Jahrzehnten in den ehrenamtlichen Ruhestand entlassen. „Ich bin sehr dankbar für die Auszeichnung. Aber ohne meine Frau Bärbel und die Mitstreiter im Kirchengemeinderat hätte ich auch nichts ausrichten können. Es war eine schöne Arbeit“, sagte der Geehrte bescheiden. Er werde nun mehr Zeit für seine Ehefrau und die Familie, zwei Kinder und zwei Enkelkinder, haben.
„Man hat mich damals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, im Kirchenvorstand mitzuarbeiten. Ich war Berufssoldat und hatte auch genug Zeit. Mit 53 Jahren konnte ich dann in Rente gehen. Zwischenzeitlich hatte ich so viel Spaß und fand meine Erfüllung, so dass ich mich mit kurzer Unterbrechung immer wieder aufstellen ließ“, berichtet Schulz. Seit 1979 wohnt der gebürtige Marner in Koldenbüttel. Besonders habe er auf die Erhaltung der Bausubstanz der Kirche und des Pastorates geachtet und Sanierungsprojekte begleitet. Zeitweise habe er den Friedhof verwaltet. Seit zehn Jahren fehle der Gemeinde ein Pastor. Nachdem der letzte von sieben, die er erlebt habe, pensioniert worden sei, werde die Gemeinde von den Seelsorgern aus Friedrichstadt und Schwabstedt betreut. Eine Nachbesetzung ist nicht erfolgt. Seither sei er als Vorsitzender vor Ort gefragt. Er versuche so weit als möglich, sich um alle Belange zu kümmern.
In ihrer Laudatio hatte die stellvertretende Pröpstin herausgestellt, dass die vom Kirchengemeinderat beschriebene Fülle von Aufgaben, die Schulz in der gesamten Amtszeit erfüllt habe und viel Ausdauer erforderte, sehr vielseitig waren. „Sie haben sich um alles gekümmert, haben Kontakte zu den Vereinen und Verbänden oder der politischen Gemeinde gesucht“, so Thomsen-Krüger. Besonders habe sie berührt, dass er gemeinsam mit seiner Frau Bärbel, die seit elf Jahren als Gemeindesekretärin für die Kirchengemeinde tätig ist, jederzeit rund um die Uhr im eigenen Haus für alle Gemeindeglieder ein offenes Ohr gehabt habe und damit für mancherlei Sorgen. Seine Wohnung sei Anlaufstelle für das seit 2012 durch die Pensionierung des letzten Seelsorgers Hans-Jochen Vetter verwaiste Pastorat geworden. Das verdiene großen Respekt und erfülle die im christlichen Glauben verankerte Willkommens-Tradition, belegt durch viele biblische Geschichten. „Nehmen Sie die Ehrung als persönlichen Dank für Ihre Arbeit, die Sie im Sinne Christi sehr ernst nahmen, an. Sie möge Ermutigung sein für alle, die in der freiwilligen kirchlichen Arbeit tätig sind“, so Thomsen-Krüger.
Pastor Christoph Sassenhagen aus Friedrichstadt verabschiedete auch die Mitglieder des ausgeschiedenen Kirchengemeinderates und führte das neue Gremium in ihre Aufgaben ein. Er würdigte ebenfalls die Arbeit des ausgezeichneten Kirchenmannes mit den Worten: „Du warst mir in den vergangenen Jahren meiner Tätigkeit in Koldenbüttel eine große Stütze und viel mehr als nur ein Vorsitzender.“ Das Ansgarkreuz stellt das Dankzeichen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland dar. Erstmals wurde es gestiftet am 11. Juli 1994. Die Verleihung an Gemeindeglieder geschieht im Gedenken an Ansgar von Bremen, der im neunten Jahrhundert als Erzbischof von Hamburg-Bremen in Norddeutschland und Skandinavien wirkte und als „Apostel des Nordens“ galt. Das Ansgarkreuz nebst Urkunde wird an Gemeindeglieder verliehen, die durch persönlichen Einsatz in der kirchlichen Arbeit sowie durch Eintreten für den christlichen Glauben in der Öffentlichkeit hervorgetreten sind.
Text und Bild: Udo Rahn, vielen Dank!