EKJB ist öko-faire Einrichtung

Nordfriesland – Mit dem Evangelischen Kinder- und Jugendbüro (EKJB) hat nunmehr – nach den Husumer Horizonten und der Kirchenkreis-Verwaltung –  die dritte Einrichtung des Kirchenkreises ihre Auszeichnung als öko-fair entgegennehmen können. In einer klimagerechten Zoom-Sitzung überreichte Propst Jessen-Thiesen das Schild und lobte den Einsatz des EKJB für Klima, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Pädagogin Anna Ihme war Initiatorin des Prozesses. „Ich wollte einfach mal sehen, was wir schon haben und was wir noch brauchen“, erzählt sie und hatte den Kontakt zu Klimaschutz-Manager Matthias Marx gesucht. Und wie das oft so ist: Vieles war schon da! Schon lange achtet das EKJB beim Einkauf auf öko-faire Standards. Für Dienstfahrten stehen ein E-Auto und E-Bikes zur Verfügung, bei Sitzungen gibt es Faire-Trade-Kaffee und Kaltgetränke von der in Hamburg ansässigen Firma Fritz. Bei Freizeiten mit Selbstversorgung bevorzugen die Mitarbeitenden vegetarische oder vegane Angebote. Bei Druckerzeugnissen oder Werbematerialien werden regionale Firmen bevorzugt, außerdem überlegt das Team sehr sorgfältig, was nötig und sinnvoll ist. So gibt es zum Beispiel den Katalog nur noch als Online-Variante – ein mutiger Schritt. 56 Prozent der Anforderungen sind nunmehr erfüllt, bei 22 Prozent ist ein Anfang gemacht, aber da geht noch was, weitere 22 Prozent sind nicht erfüllt. So entschieden die Mitarbeitenden zum Beispiel, nicht auf den internationalen Jugendaustausch zum Beispiel mit Tansania zu verzichten, weil sie pädagogisch so wertvoll sind. Anderes ist nicht möglich, weil das EKJB zum Beispiel Mieterin der Räumlichkeiten in Husum und Niebüll ist und darum keinen Einfluss auf Heiz- und Dämmmaßnahmen hat.

Die Auszeichnung wurde im Rahmen einer Sitzung des Steuerungsteams überreicht, mit dabei auch Karsten Wolf als Ökumene-Referent des Kirchenkreises und andere Haupt- und Ehrenamtliche des Kirchenkreises. „Ich bin stolz darauf, dass diese kirchliche Einrichtung den Kriterien folgt“, sagte Jürgen Jessen-Thiesen. Und Susanne Kunsmann, Leiterin des EKJB, sprach ihrer Kollegin Anna Ihme ihren ausdrücklichen Dank aus, dass sie das Thema vorangetrieben habe.

Osterhever: Die erste Kirche ist fertig!

Osterhever – Es war ein großer Tag für das große Projekt: 16 historische Kirchen auf Eiderstedt müssen saniert werden, teilweise sind sie vom Einsturz bedroht, fast überall sind die Dächer marode, und durch das Mauerwerk dringt Feuchtigkeit. Gestern wurde in St. Martin Osterhever gefeiert: Die erste Kirche ist fertig.

Es ist eine Mammutaufgabe, das wurde auch bei diesem feierlichen Anlass deutlich. Jürgen Jessen-Thiesen, Propst des Kirchenkreises Nordfriesland, ist seit mehr als sechs Jahren im Gespräch mit Architekten, Planern, dem Gebäudemanagement Schleswig-Holstein und Denkmalschützern, mit Geldgebern, Stiftern, Politikern aus Bund und Land. „Für viele ist es schwer nachvollziehbar, warum das alles so lange dauert“, sagte Anne Sax, Architektin des Kirchenkreises eigenes für das Eiderstedt-Projekt. Aber das sei bei so großen Projekten unausweichlich und auch nötig, damit es gut werden kann. Zum Beispiel müsse der Natur- und Artenschutz um Rat und Expertise gebeten werden, damit jahrhundertealte Flechten nicht beschädigt werden und Fledermäuse, die Kirchendächer und -türme nun einmal lieben, weiterhin einen guten Lebensraum haben.

Viele waren gekommen, um die Wiedereröffnung von St. Martin zu feiern, Posaunen- und Kirchenchor schufen unter Leitung von Elisabeth Weisenberger den musikalischen Rahmen. Propst und Architektin nutzten die Gelegenheit zum Dank: Für die engagierte Arbeit von Handwerkern und Planern, Jürgen Koppelin und Johannes Karst für den Einsatz von im Haushaltsausschuss des Bundes, ohne dessen Zuschuss von 9,35 Millionen Euro das Projekt nicht möglich gewesen wäre,  Michael Goltz, der das Projekt als Fundraiser begleitete und vielen, vielen mehr, die sichtbar oder hinter den Kulissen dafür sorgten und sorgen, dass die europaweit einmalige Kirchenlandschaft Eiderstedt erhalten bleiben kann. Dennoch gibt es Finanzierungsschwierigkeiten: Die allgemeinen Kostensteigerungen seien deutlich zu spüren, auch Lieferengpässe habe es gegeben.

In anschließenden Grußworten dankten Osterhevers Bürgermeister Peter Theodor Hansen und Amtsvorsteher Christian Marvik dem Kirchenkreis für sein Engagement. „Diese Kirche gibt Identität“, so Hansen, „diese Kirche gibt uns Heimat.“ Beide betonten, dass das Projekt Eiderstedter Kirchen ein gemeinsames Projekt sei und wie wichtig aus ihrer Sicht der Erhalt der Kirchenlandschaft Eiderstedt ist. „Wir stehen in Gottes Hand“, sagte Marvik.

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Info: Die Osterhever’sche Kirche, die auf einer Warft liegende ursprünglich romanische St.-Martin-Kirche, hat als Vorgängerbau eine 1113 errichtete Kapelle. Wohl um die 200 Jahre später, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, dürfte die Kirche, die die Kapelle ersetzte oder zu der die Kapelle erweitert wurde, im romanischen Stil entstanden sein. Von dieser Kirche existieren noch im heutigen Bau zwei kleinere Fenster, das Portal der Nordwand und ein Teil des Chorraumes.1565 erweiterte man den Altarraum um die Apsis. Später kamen weitere Erweiterungen und Ausbauten hinzu, der Dachreiter mit den Glocken stammt aus dem Jahr 1908. Die Kirche besitzt den Schnitzaltar Christus auf der Rast von 1520, einen historischen Altarblock, mit Schnitzwerk versehene Abendmahlsbänke, die mit 1753 datiert sind, und eine spätgotische Triumphkreuzgruppe mit Maria und dem Jünger Johannes, die unter dem Kreuz stehen sowie eine Mondsichelmadonna, eine Darstellung, die im 12. Jahrhundert aufkam.

Kirche Drelsdorf: Nun ist alles schier

Drelsdorf – Die St. Marien und St. Johannis gehört zu den schönsten des Kirchenkreises: Sie ist von oben bis unten mit Bildern und Ornamenten in warmen Terracotta-Tönen bemalt. Sie atmet den Hauch von Jahrhunderten und von unzähligen Generationen, die hier Freud und Leid unter Gottes Angesicht miteinander teilten. Wegen umfassender Sanierungsmaßnahmen war sie einige Monate geschlossen. Jetzt am 19. März wird sie feierlich wieder eingeweiht.

Klaus Blamüser ist Ansprechpartner für den Bauausschuss, und er fasst für die Gemeinde regelmäßig zusammen, was gerade in ihrem Gotteshaus anstand. Zunächst erhielten das Kirchenschiff und die Chor-Kuppel eine neue Isolationsschicht. Das war nicht nur aus Klimaschutzgründen notwendig, erforderlich war auch, die Kunstwerke in der Kirche sowohl vor Temperaturschwankungen als auch vor Feuchtigkeit, zum Beispiel durch Schneewehen, zu schützen. Die kostbaren Wandmalereien wurde untersucht und restauriert, dazu wurde der Innenraum eingerüstet. Um sie zu erhalten, wurde eine Be- und Entlüftungsanlage eingebaut. Das denkmalgeschützte Gestühl erhielt einen neuen Anstrich. „Alle Arbeiten erfolgten im Konsens mit dem Baudezernat der Landeskirche, der Bauabteilung des Kirchenkreises und der Landesdenkmalpflege“, schreibt Klaus Klamüser. „Es sei an dieser Stelle im Namen des Kirchengemeinderats wiederum allen Spendern herzlichst gedankt für die Unterstützung unseres Vorhabens.“

Nach einigen Monaten des „Exils“ im Gemeindehaus, kann nun das Kirchlein wieder für den Gottesdienst freigegeben werden. Der Gottesdienst, bei dem Pröpstin Annegret Wegner-Braun die Predigt hält, beginnt um 10 Uhr.

Info: Der Bau wurde in romanischer Zeit, um 1200, errichtet als Feldsteinkirche. Heimreich teilt die Überlieferung mit, dass die Kirche von König Waldemar I. gegründet worden sei. In der Designatio von 1240 wird sie bereits erwähnt. Bischof Helimbert von Schleswig, der das Patronatsrecht über die Kirche besaß, legte dieses 1340 einer Präbende des Schleswiger Domkapitels zu („habeat ecclesiam Threlstrup annexam“).

Das Kreuz mit dem Klima

Husum – Es ist ein Kreuz mit dem Klima! Wir spüren den Klimawandel auch bei uns, und immer drängender wird die Frage nach der Klimagerechtigkeit – denn schon jetzt sterben Menschen aufgrund unseres ausbeuterischen Umgangs mit der Schöpfung. „Wie viel Zeit bleibt noch?“, fragte darum die Kirchengemeinde Husum und lud zu einer Podiumsdiskussion in die Marienkirche ein.

Eingeladen waren Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Gottfried Timm, Geschäftsführer des Unternehmens Kirchliches Energiewerk Mecklenburg und Ann-Kathrein Gräning, Auszubildende und „Klima-Aktivistin“ im besten Sinne. Denn sie engagiert sich für den Klimaschutz auf allen kirchlichen Ebenen bis hinauf zur EKD. Für sie sei, so erzählt sie, die Klima-Sail, an der sie teilgenommen hatte, zum Aha-Erlebnis geworden, dass Klimaschutz nicht nur wichtig und nötig sei, sondern darüber hinaus auch Spaß mache. Seitdem ist sie eine Art Botschafterin, die junge Menschen – und nicht nur die – motivieren möchte.

Tobias Goldschmidt von den Grünen ist erst seit einem dreiviertel Jahr im Amt. Davor war der studierte Politikwissenschaftler aber schon viele Jahre als Staatssekretär aktiv und an vielen Entscheidungen im Hintergrund beteiligt. „Wir hätten viel früher viel mehr tun müssen“, gab er zu. Aber er gab auch zu bedenken, dass Demokratie Prozesse nicht nur verbessere, sondern auch verlangsame. Da gebe es viele Verharrungskräfte und viele Lobbyisten, Politik habe die Aufgabe, sie alle zu hören und gute Kompromisse zu finden. Manchmal kollidieren Interessen wie zum Beispiel bei Windenergie und Artenschutz. Für die VertreterInnen der „Letzten Generation“, die mit Klebe- und Boykott-Aktionen Aufmerksamkeit erregen, habe er durchaus Verständnis. Wenn aber strafrechtliche Tatbestände vorlägen, sei das aus seiner Sicht nicht verhandelbar.

Gottfried Timm, studierter Theologe, ist Gründer und Geschäftsführer des Kirchlichen Energiewerks (KEW) Mecklenburg. Am Anfang stand die Idee, kirchliche Flächen und Länderein selber unternehmerisch zu nutzen zum Beispiel für Windenergie oder Photovoltaik. „Das KEW mit Sitz in Schwerin wurde 2014 vom Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg und dem Schweriner Energieversorger Wemag gegründet. Der Kirchenkreis ist mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter“, hieß es in einer epd-Meldung von 2020. „Das KEW soll konkrete Beiträge zur Unterstützung der Energiewende in Mecklenburg leisten.“ Große Themen sind außerdem E-Mobilität und die Energieberatung von Kirchengemeinden, wobei er bereits benannte Verharrungskräfte auch von Kirchens kennt. „Was zwischen Daumen und Zeigefinger funktioniert, das funktioniert auch bei Kirche gut“, sagte er lächelnd. Das meint: Wo sich Klimaschutz rechnet, da ist er gut vermittelbar.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Pastor Friedemann Magaard. Es wurde deutlich: Es ist eigentlich schon zu spät, der Klimawandel ist da, wir spüren ihn überall. Von Schadensbegrenzung sprach Ann-Kathrein Gräning, aber auch von der Kirche als Hoffnungsträgerin. Bildungsprojekte, um die Menschen mitzunehmen, regte Gottfried Timm an, Menschen wach zu machen, für die Spiritualität der Natur und diese einzubinden in liturgisches und rituelles Handeln, das wäre sein Wunsch. Tobias Goldschmitt stellte das Thema außerdem in den globalen Zusammenhang. „Das andere Regionen der Welt da nicht mitziehen, das macht mir richtig Angst“, gab er zu, wohl wissend, dass moderne Industriestaaten des Westens immer noch ihre Umwelt-Probleme ins Ausland verlagern. Es ist ein Kreuz mit dem Klima: Die Aufgabe ist groß, die Hoffnung aber auch.  

Eine Fortsetzung der Gesprächsreihe in der Passionszeit gibt es am Freitag, 17. März ab19 Uhr in der Marienkirche. Dabei geht es um „das Kreuz mit Corona“. Gäste sind: Heiner Garg, ehem. Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren; Susanne Baum, Familienberatung Diakonischer Werk und Kinderschutzzentrum; Kirsten Zobel, Leiterin Soziale Begleitung Cura und Levke Schuchardt, Studentin

Neue Räume für die Tafel

Bredstedt – Eine richtig gute Lösung ist das, finden alle Beteiligten: Die Tafel ist in die Räume des Jugendzentrums, in die ehemalige Sporthalle, eingezogen. Hier ist reichlich Platz für Brot und Kürbis, Joghurt und Spitzkohl oder was eben grad so reinkommt an Spenden, die für die Bedürftigen abgeben werden. In einem Nebenraum stehen mehrere große Kühlschränke, und im Obergeschoss kommen Sozialräume unter.

Die Gelegenheit der Einweihung nutzten viele Gäste, um dem Tafelteam unter Leitung von Sylke Pietsch herzlichen Dank zu sagen. Allen voran Pastor Peter Schuchardt, der zu Beginn eine kleine Andacht hielt. Während der Corona-Zeit war die Tafelausgabe in der St.-Nikolai-Kirche untergekommen. Aber er hatte wohl gesehen, wie mühsam das ewige An- und Ausladen war. Gekommen war auch Karsten Wessels vom Landesverband der Tafeln in Schleswig-Holstein und Hamburg. Auch er dankte Helfenden und Spendenden, wies aber darauf hin, wie nötig eine finanzielle Förderung für hauptamtliches Personal sei. Carsten Schmidt, Bürgermeister der Stadt Bredstedt, überreichte einen Blumenstrauß. Mitarbeitende des Amtes hatten sich beim Umzug engagiert, die Zusammenarbeit der Institutionen ist gut in Bredstedt.

Als Aufsichtsratsvorsitzender des Diakonischen Werks Husum überreichte Prof. Dr. Stefan Krüger mit Verweis auf Johann Hinrich Wichern einen „Adventskranz“ mit Seelenfutter für das Team: ein bisschen Süßes für die Pausen und vor allem viel Anerkennung für den Dienst am Menschen. „Auch die Seele hat Hunger“, sagte er mit Blick auf die Tafelkunden. „Sie brauchen Begegnung und gute Worte“, beides finden sie bei der Tafel und die neuen Räumlichkeiten böten endlich Platz für das Bedürfnis nach Kontakt.

75 Jahr Posaunenchor Langenhorn

Die Posaunenchöre stellen einen ganz besonderen Schatz der Evangelischen Kirche dar: Sie sind flexibel und mobil einsetzbar, brauchen niemals eine Verstärkeranlage, sie sind Kälte und Kummer gewohnt. Seit gut 100 Jahren gibt es sie flächendeckend, auch in Nordfriesland. Sie gestalten Gottesdienste, spielen Ständchen und halten christliche Gemeinschaft weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Am Sonntag, 12. März, feiert der Posaunenchor Langenhorn sein 75-jähriges Bestehen – natürlich mit einem Gottesdienst.

Der Posaunenchor Langenhorn besteht derzeit aus zehn Bläsern, die seit zwei Jahren unter der Leitung von Robert Platt mit viel Freude zusammen musizieren und jeden Gottesdienst zu einem besonderen Fest werden lassen. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr, die Predigt hält Pröpstin Annegret Wegner-Braun.

Info: Pastor Eduard Kuhlo (1822–1891) und sein Sohn, der „Posaunengeneral“ und Reichsposaunenwart Johannes Kuhlo (1856–1941), gelten als die „Väter“ der Posaunenchöre. Von Westfalen aus breiteten sich die Posaunenchöre in ganz Deutschland aus. Organisatorisch gehörten sie in den ersten Jahrzehnten den evangelischen Jünglingsvereinen (CVJM) an, die im „Reichsverband der evangelischen Jungmännerbünde Deutschlands“ zusammengeschlossen waren.

Ein Lada für den Frieden

Breklum/Hademarschen – Ein Schmuckstück ist er nicht grade, der weiße Lada aus der Ukraine. Die Hintertüren gehen nicht mehr auf, Rost blüht an den Kanten, dem Dachgepäckträger möchte man sein Gepäck eher nicht mehr anvertrauen. Ein Schmuckstück ist er nicht, aber er ist – gerade in seiner Verletztheit – ein Symbol: Mit letzter Kraft schaffte er den langen Weg hierher. Ein Leck im Tank machte die Tour zur Tortour. Zu schade zum Verschrotten, fand Nora Steen, theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs (CJK) in Breklum. Mit einem Facebook-Aufruf setzte sie in Gang, was in Hademarschen im Kreis Rendsburg-Eckernförde zur Idee wurde: Ein Konfi-Projekt mit dem Thema Flucht und Frieden. Am Wochenende holten die Jugendlichen das geschundene Vehikel ab.

Diana Krückmann, Pastorin der Kirchengemeinde Hademarschen, entwickelte das Konzept: Übers Jahr will sie mit ihren Konfis immer mal wieder das Thema bearbeiten. Die Jugendlichen sollen einen eigenen Zugang zum Thema entwickeln. Denn es ist etwas anderes, die Bilder im Fernsehen zu sehen, als sich mit Herz und Hand damit auseinanderzusetzen. Der Lada, so erklärt Nora Steen, sei schwerstbepackt in Breklum angekommen, der Rücksitz war voller Kuscheltiere für das behinderte Kind, die Familie hatte mitgenommen, was eben ging. Ihr sei dabei klar geworden, wie schwer es ist, die Heimat verlassen zu müssen, und wie unendlich schwer die Erkenntnis sein muss, nicht oder erst nach Jahren zurückkehren zu können.

Zwei Ukrainerinnen standen den Konfis für Fragen zur Verfügung: Auch Olga und Tatjana waren in Breklum gelandet. Drei Tage habe die Reise gedauert, in den Armen die Töchter Mia und Angelina. In Berlin angekommen seien sie dann in den Bus gestiegen, der sie nach Husum brachte: Tatjana eher zufällig, weil sie viel zu müde war, um sich wirklich zu entscheiden, und Olga hatte schnell Husum gegoogelt und das Meer in der Nähe entdeckt, das, so hoffte sie, ihr guttun und ihr Ruhe schenken würde. Sie erzählten von den Fluchterfahrungen und vom Heimweh. Und während Tatjana täglich Telefon-Kontakt in die Heimat hat, kann Olga nur sehr selten Verbindung zum Geliebten und zum Bruder bekommen, weil beide einberufen sind und an der Front kämpfen. Die deutsche Sprache ist schwer, aber die Nordfriesen sind nett. Runa Brunk vom CJK hilft ihnen in allen Fragen. Beide haben inzwischen eine eigene Wohnung, die Kinder gehen zur Schule. Sie gewöhnen sich an das Unerträgliche.

Dennoch war die Übergabe des Lada eine fröhliche Angelegenheit: Rasch kaperten die jungen Leute das Fahrzeug. Sie kletterten sogar aufs Dach, denn ein paar Kratzer oder Dellen mehr würden dem Gefährt nichts ausmachen. Mit dabei war auch Bürgermeister Thomas Deckner: Ihm gefällt die Idee, dass der Lada beim nächsten Volkstrauertag eine zentrale Rolle als Friedensbote spielen könnte. Dem gelernten KFZ-Meister leuchteten außerdem die Augen beim Anblick des geschundenen Fahrzeugs, und fachmännisch half er, das Auto auf den Trailer zu verladen, den das örtliche Autohaus der Gemeinde geliehen hatte.

Was nun daraus wird? Das ist noch nicht ganz klar, das entscheiden die Konfis mit. Man könnte ihn bunt anmalen und ein Kunstprojekt daraus machen. Aber vielleicht wird er auch mit Koffern vollgepackt, und die Jugendlichen überlegen, was ihnen wirklich so wichtig ist, dass sie es mitnehmen würden, wenn sie selber fliehen müssten. „Wir stellen das Instrument, ihr seid die Musiker“, so fasste Arend Engelkes-Krückmann, der ebenfalls Pastor in Hademarschen ist, die Aktion zusammen.

Den Stürmen trotzen

„Der Sturm wird stärker. Ich auch!“ – unter diesem Motto steht das neue Jahresprogamm des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland (EKJB). Auf 32 Seiten gibt es jede Menge Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, Freizeiten, Fortbildungen, Workshops und vieles mehr.

Im Juni lädt Pädagogin Anna Ihme zum Deutschen Evangelischen Kirchentag ein. Der findet vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg statt. Mit einem großen Reisebus geht es nach Süddeutschland. Konzerte, Diskussionen, Theater und vieles mehr gibt es zu erleben, vor allem lebendige Gemeinschaft mit mehr als 100000 Christinnen und Christen aus aller Welt. Im Sommer leiten ehrenamtliche Teamer vier Kinder-Freizeiten auf dem Zeltplatz im dänischen Skovmose. „Jedes Kind ist willkommen, und für jedes Kind ist etwas dabei“, sagt Susanne Kunsmann, Leiterin des EKJB. Inklusion wird großgeschrieben, und wo es möglich ist, soll es keine Barrieren für Menschen mit Einschränkungen geben.

Jugendliche ab 15 Jahren können an der Klima-Sail teilnehmen, insgesamt zehn Tage beschäftigen sie sich an Land und an Wasser mit Klimafragen und üben sich ein in einen nachhaltigen Lebensstil. Eine Jugendbegegnung gibt es diesmal im eigenen Land: Die Freunde aus Lettland kommen und erleben gemeinsam mit deutschen Jugendlichen unter Leitung von Sebastian Hurst eine gute Zeit. Junge Erwachsene kommen bei Charlotte Spingler, Referentin für ökumenische Jugendspiritualität, auf ihre Kosten. Sie lädt zum Beispiel mit Poetry-Slamerin Alina Jacobs zu einer Schreibwerkstatt ein. Musik, Erholung, Jugendgruppenleiter- und Erste-Hilfe-Kurse sind ebenfalls im Angebot. Auch Haupt- und Ehrenamtliche bekommen Impulse und Ideen.

„Wir freuen uns sehr über das neue Programm und auf viele Begegnungen“, sagt Sebastian Hurst. Die Kosten können mithilfe von Zuschüssen gering gehalten werden, der Fond „Ich für dich“ ist speziell für Familien da, die auch das Wenige nur schwer aufbringen können. Mit dem Motto „Der Sturm wird stärker. Ich auch!“ bezieht sich das EKJB auf die Probleme unserer Zeit: Der Klimawandel und die Sorge um Frieden und Gerechtigkeit stellen junge Menschen vor große Herausforderungen wie ein Sturm auf hoher See. Dem Gegenwind zu trotzen und voller Zuversicht gemeinsam in die Zukunft zu gehen, dazu will das Programm des EKJB beitragen. Anmeldungen sind über www.ekjb-nf.de/anmeldung möglich, das Programm kann unter www.ekjb-nf.de/programm heruntergeladen werden.

Film zum Weltgebetstag ist online!

Immer am ersten Freitag im März ist Weltgebetstag. Unter dem Motto „Informiert beten. Betend handeln“ feiern Menschen an diesem Tag nach einer Liturgie, die jedes Mal aus einem anderen Land kommt. Dieses Mal wurde sie von Frauen aus Taiwan vorbereitet. Die Evangelische Frauenarbeit Nordfriesland hat wieder einen Film zur Vorbereitung erstellt, der jetzt online ist. Er enthält Impulse und Gedanken, Informationen und Meditatives, dazu ganz viel Musik aus dem Material des Weltgebetstagskomitees.

Die Arbeitsgruppe um Claudia Hansen, Referentin für Frauenarbeit, hat sich sehr kreativ mit dem Thema auseinandergesetzt. Frauen aus Bargum gestalten die Mitte mit bunten Tüchern, einer kleinen Teekanne als Symbol für die traditionelle Teezeremonie, mit Fächern und einer Orchidee, die für die Blütenvielfalt des Inselstaats steht. Informationen über das Land hat Birgit Horst zusammengestellt, als Brücke zu unserer Gesellschaft gibt es einen kleinen Beitrag über den Husumer Mädchentreff. Ganz zum Schluss – und das ist schon Tradition bei den Filmen zum Weltgebetstag – wird wieder gekocht. Diesmal gibt es Dang Bin, ebenfalls aus Bargum. Der Weltgebetstag findet in diesem Jahr am 3. März statt. An dieser Stelle veröffentlichen wir nach und nach die Gottesdienstorte.

Husum, Versöhnungskirche Berliner Straße 7217 Uhr
Schwesing, Kirche19 Uhr
Bargum , Bargumer Kirche, anschließend kleiner Imbiss19 Uhr
Breklum, Lutherhof: Weltgebetstag trifft Friedensgebet ab 18.30 Uhr: Informationen zu Taiwan, 19 Uhr Gottesdienst, im Anschluss Kirchenkaffee18.30 Uhr
Dagebüll-Fahretoft, Hans-Momsen-Gemeindehaus, Schulstraße in Dagebüll-Fahretoft14.30 Uhr
Hattstedt-Olderup, Kirche Olderup, 19 Uhr19 Uhr
Nordstrand, Römisch-Kath. Kirche St. Knud, 19 Uhr19 Uhr
St. Petri Ladelund mit anschließendem kleinen landestypischen Imbiss19 Uhr
Tönning, St. Laurentius18 Uhr
Langenhorn und Bordelum, Gemeindehaus Langenhorn17 Uhr
Region Kirche an der Treene, Lambertikirche Mildstedt18.30 Uhr
Risum-Lindholm, Kirche Lindholm19. März, 19 Uhr
KG Enge: Der WGT findet am Sonntag, 5. März, um 17 Uhr im Gemeindehaus in Enge statt.
5. März,
17 Uhr

Info: Im Jahr 1927 wurde erstmalig international ein Weltgebetstag von christlichen Frauen unterschiedlicher Konfessionen gefeiert. Die Frauen aus der Geschichte des Weltgebetstags setzten wichtige Zeichen für Frieden und Versöhnung. Sie kämpften für die Gleichberechtigung von Frauen in Kirche und Gesellschaft. Als eine der ersten engagierten sie sich für Umweltschutz. Unerschrocken traten sie gegen Rassismus und Intoleranz ein.

„Die Orgel ist mein Baby“

Neugalmsbüll – Er ist erst 19 Jahre alt und hat doch schon so viel bewegt: Jorge Sendler ist Organist an St. Gallus, und seine große Liebe gilt der Orgel. Dank seines Einsatzes hat sie jetzt ihr originales, romantisches Klangbild zurück, das Marcussen & Sohn 1891 für sie vorgesehen hatte.

„In den 1970er-Jahren hat man die Orgel umgebaut, um das Klangbild dem Zeitgeist anzupassen“, erklärt er. Die „Oktave 2“ und „Choralbaß 4“ wurden hinzugefügt, um den Klang aufzuhellen, aber das habe irgendwie nie richtig gepasst, so der Musiker. Gemeinsam mit seinem Kollegen Jochen Seeger von der Nachbargemeinde forschte er in alten Kirchenbüchern, traf sich mit dem Orgelsachverständigen Michael Marges aus Flensburg, holte Angebote ein und begleitete schließlich die Renovierung. „Ich war wohl jeden Tag in der Kirche“, sagt Jorge Sendler ein bisschen versonnen. „Diese Orgel ist echt mein Baby.“

Entsprechend berührt und glückselig war, als sie zum ersten Mal wieder erklang. Alle Pfeifen, das Gehäuse und die Windladen waren gereinigt worden, das Prospekt erstrahlt in neuem Glanz, und mit Malte Wienhuus gelang es ihm, zur Eröffnung einen renommierten Künstler, der dazu ein lieber Kollege und guter Freund ist, auf die Orgelbank zu bekommen. „Die Renovierung hat sich gelohnt“, sagt Jorge Sendler, der wirklich viel lieber über die Orgel spricht als über sich selbst.

Dabei ist es wirklich etwas ganz Besonderes, dass ein so junger Mensch sich so einbringt. Zur Orgel kam er eher zufällig, und das begann im Alter von neun Jahren im Weihnachtsgottesdienst. Ein paar Akkorde, dazu die Melodie, das hatte er sich selbst beigebracht, das machte ihm keine Mühe. Später dann nahm er Unterricht in Dänemark, und seit 2016 ist er an St. Gallus fest eingestellt. Und die Zukunft? Soll sie Musik sein? Das wär schon wunderbar, meint der 19-Jährige, der in diesem Jahr Abitur macht. Musik und Kirche – das wäre das allerbeste, denn beides liebt er sehr. Aber er zögert noch, das Hobby zum Beruf zu machen. Die Liebe zur Musik aber, und das weiß er genau, wird bleiben.