Glaube, Hoffnung, Liebe und die Taufe

„Weil du ein Segen bist“ – eigens für das Jahr der Taufe fertigte Falk Petersen von der Nordstrander Töpferei eine große Tauf-Schale mit dem Motto der bundesweiten Taufaktion. Zahlreiche Gemeinden beteiligen sich mit besonderen Gottesdiensten oder anderen Angeboten rund um die Taufe, es zieht sich sozusagen eine Taufspur durch den Kirchenkreis. Jürgen Jessen-Thiesen nahm die Schale, die dabei auch in einigen Gemeinden zum Einsatz kommen wird, auf Nordstrand entgegen. „Sie ist sehr stimmig geworden“, lobte der Propst die Arbeit des Töpfers. Ihm gefällt besonders die Schlichtheit und dass sie sich auf das Wesentliche konzentriert: Da ist ein Kreuz, ein Herz und ein Anker zu sehen, die Symbole für Glaube, Hoffnung und Liebe. „Darauf kommt es schließlich an“, so der Propst.

Bundesweit hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 2023 zum Jahr der Taufe ausgerufen. Rund um den Johannistag, das ist der 24. Juni, konzentrieren sich dabei die unterschiedlichsten Taufangebote: In Husum zum Beispiel gibt es an diesem Tag in der Versöhnungskirche einen Nachmittag für Patinnen und Paten. Im Stadumer Freibad feiert die Kirchengemeinde ab 14 Uhr einen bunten Taufgottesdienst. Die Langenhorner erinnern ab 16 Uhr auf dem Gelände der Kita-Nordsterne an die Bedeutung der Taufe. In Breklum finden in allen Dörfern des Kirchenspiels Gartentaufen statt.

Am Sonntag, 25. Juni, gibt es dann in sehr vielen Gemeinden Open-Air-Gottesdienste mit Taufen: Die Husumer zum Beispiel feiern am Dockkoog, die Eiderstedter am Strand von St. Peter-Ording und an der Großen Wehle in Uelvesbüll, Hattstedt-Olderup und Schwesing verbinden das Tauffest mit einem Gemeindefest. Die vier „Bülls“ im Norden feiern Taufe am Deich Südwesthörn. In der Regel sind noch kurzfristige Taufanmeldungen möglich. Eine ständig aktualisierte Übersicht findet sich auf www.tauffest-nf.de

Die Taufe hat in der Evangelischen Kirche einen besonders hohen Stellenwert: Sie ist ein Sakrament, eine theologisch besonders herausgehobene Handlung, bei der Gott selbst sinnlich wahrnehmbar wird im Wasser, das sich fließend über den Kopf des Täuflings ergießt. Die Taufe ist einmalig, nicht widerrufbar und nicht wiederholbar – also ein herausgehobener Moment im Leben eines Menschen. Durch sie wird er Mitglied der christlichen Gemeinschaft.

Bei Falk Petersen schwang all das mit, als er die Taufschale für den Kirchenkreis schuf. „Man ist besonders achtsam bei solchen Projekten“, sagt der 39-Jährige, der die Nordstrander Töpferei seit 2011 führt. Gerne töpfert er auch Geräte für den Alltag, erzählt er. Aber er freut sich auch, wenn er dazu beitragen kann, dass besondere Momente eine besondere Form finden.

Fünf Jahrzehnte Frauenarbeit in Nordfriesland

Ein Zeitdokument sollte es sein und ist es geworden: Auf Initiative von Claudia Hansen, Referentin für Frauenarbeit, ist ein Film entstanden, in dem die Referentinnen der vergangenen Jahrzehnte über ihre Arbeit in Nordfriesland, von Wechsel und Wandel, Schwierigkeiten und Hoffnungen erzählen.

Angefangen hat die hauptamtliche Frauenarbeit mit Magdalene Hoffmann. Sie war von 1991 bis 2001 Referentin im damaligen Kirchenkreis Husum-Bredstedt. Damals war alles noch jung und neu, und dass ihre Hauptamtlichkeit mit 50 Prozent zunächst erkämpft werden musste, mag auf dem historischen Hintergrund verständlich erscheinen. Tatsächlich aber stand Frauenarbeit immer wieder auf dem Prüfstand, musste sich immer neu erklären, rechtfertigen und auch neu erfinden. Das erlebten die Referentinnen fast durchweg als herausfordernd. Marianne Rieke übernahm die Stelle und füllte sie bis 2008. In Südtondern arbeitete Antje Iser-Asmussen von 2001 bis 2006. Dann kam 2009 die Fusion der Kirchenkreise Eiderstedt, Husum-Bredstedt und Südtondern. Jutta Jessen-Thiesen und Elisabeth Ostrowski gestalteten diese Umstrukturierung mit Engagement und Leidenschaft im Evangelischen Regionalzentrum Westküste (ERW). Britta Jordan war von 2011 bis 2018 im ERW, dann übernahm Claudia Hansen ihren Stellenanteil zusätzlich zu ihren 25 Prozent, die sie ab 2013 innehatte.

Die Frauen erzählen von ihren unterschiedlichen Schwerpunkten, von den Highlights ihrer Arbeit und von Menschen, die ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind. Weltgebetstag, das wird klar, ist nur ein – wenn auch sehr schöner – Teil der evangelischen Frauenarbeit. Spirituelle Angebote, feministische Theologie, aber auch gesellschaftliches Engagement waren durchgehend Thema.

Den Film gibt es bei Youtube unter diesem Link.

Bischofswahl: Zwei Nordfriesen stellen sich vor

Schleswig/Schwerin (dds) Am 24. Juni 2023 wählt die Landessynode der Nordkirche eine Bischöfin oder einen Bischof für den Sprengel Schleswig und Holstein wählen. Vorgeschlagen sind zwei Nordfriesen: Pastor Friedemann Magaard, Gemeindepastor in Husum, und Pastorin Nora Steen, theologische Leiterin und Geschäftsführerin des Christian Jensen Kollegs in Breklum (CJK). Der Vorstellungsgottesdienst von Pastor Friedemann Magaard beginnt am Sonnabend, 20. Mai, im Schleswiger Dom um 14 Uhr. Im Anschluss an den Gottesdienst wird es für die Anwesenden die Gelegenheit geben, mit dem Kandidierenden ins Gespräch zu kommen, das vom Präsidium der Landessynode moderiert wird. Pastorin Nora Steen wird sich am Pfingstmontag (29. Mai) ebenfalls ab 14 Uhr im Schleswiger Dom vorstellen.

Info: Laut Verfassung der Nordkirche ist Schleswig der Sitz einer Bischöfin bzw. eines Bischofs im Sprengel Schleswig und Holstein. Ihre bzw. seine Predigtstätte ist der Dom St.-Petri zu Schleswig. Alle Bischöfinnen und Bischöfe der Nordkirche werden auf Vorschlag des Wahlvorbereitungsausschusses von der Landessynode auf zehn Jahre gewählt. Eine Wiederwahl ist zulässig.

Fotos: Dewanger/Nordkirche

Jugendhilfen im Sozialraum Mitte

„Zusammenführen, was zusammengehört“: Das ist dem Diakonischen Werk Husum und einigen seiner Kooperationspartner und -partnerinnen mit den neuen Räumlichkeiten gelungen, die im vergangenen Herbst in Breklum in der Kirchenstraße 7 nach und nach bezogen wurden. Jetzt sind das ambulante Team und die „Flexiblen Hilfen -FlexHi“ der Sozialraumorientierten Kinder- und Jugendhilfen im Sozialraum Mitte komplett unter einem Dach zu finden. Die neuen Räumlichkeiten – Büros und Angebotsräume – wurden unlängst mit einem kleinen Festakt eingeweiht. „Wir können jetzt Synergie-Effekte nutzen, weil auch die Förderung von Kindern mit Autismus, das Psychologische Beratungszentrum – PBZ -, die Lebenshilfe als Gast und Kooperationspartnerin sowie ein weiteres Arbeitsprojekt in dem Gebäude vereint sind“, sagte Regionalleiter Oliver Gantz.

„Wir möchten den kurzen Namen, den wir uns selbst gegeben haben, gern behalten – K 7“, führte Oliver Gantz aus. Denn immerhin bedeute die Zahl „sieben“ Vollendung und Vollkommenheit: Man sei als Team wieder vollkommen unter einem Dach. Er dankte allen, die sich für die Renovierung des Gebäudes ins Zeug gelegt hatten, ganz besonders den DW-Hausmeistern Rainer Hansen, Sven und Jörg Stäwen sowie Praktikant „Niki“. Der Gartengestaltungsbetrieb Klinge spendete einen großen Teil des umgebenden Friesenwalls – auch dafür dankte Gantz.

Der Breklumer Pastor Simon Frömming hob in seiner Andacht – musikalisch unterstützt vom Bredstedter Pastor Peter Schuchardt – auf die Kommunikation ab: „Hier werden Möglichkeiten und Räume geschaffen, einander etwas zu erzählen, wo man sensibel aufeinander hören und erörtern kann, was die Menschen beschäftigt, wo es Antworten auf Fragen gibt. Hier ist ein Ort, wo Kindern und ihren Familien geholfen werden kann. So wird jeden Tag ein Stück Auferstehung möglich.“ Stephanie Zimmermann vom Jugendamt des Kreises Nordfriesland freute sich über das ansprechend hergerichtete Anwesen, den Ort der Begegnung und Beratung – das Haus, das Heimat sein könne, weil dort „gelebter Sozialraum“ stattfinde. Ähnlich äußerte sich der Jugendamtsleiter Daniel Thomsen, der sich über die besseren Raumverhältnisse freute mit „in die Zukunft gedachter“ Kooperation. Er wünschte den Institutionen stets gutes Zusammenleben.

Breklums Bürgermeister Claus Lass war von einer „weiteren kirchlich geprägten Institution“ sehr angetan: „Es ist eine Bereicherung für unsere Gemeinde.“ Bredstedt dagegen musste die Institution abgeben: Bürgermeister Christian Schmidt konnte aber die wirtschaftlichen Gründe nachvollziehen und wünschte sich weiterhin eine „gute Kooperation im Umkreis“. Susanne Hermerding, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Husum, lobte die seit Jahren bestehende enge Verbindung zum Diakonischen Werk Husum. „Sie hat uns zusammengeschweißt und ich bin dankbar, dass wir Räume in diesem Haus nutzen dürfen.“

Propst Jürgen Jessen-Thiesen brachte die göttliche Kraft ins Spiel: „Die Menschen glauben oft an das Unsichtbare, an die Kraft Gottes, die uns in unserem Tun unterstützt. Möge die virtuelle Unterstützung auch Ihnen in der Beratungsarbeit zugutekommen.“ Wenn sich viele einbringen, dann wird es gut – unter diesem Motto stand das abschließende Wort von DW-Geschäftsführer Volker Schümann: „Kooperation ist ein Teil unserer DNA, nur so können wir zum Wohle der Menschen handeln.“ Das Team ergänze sich ideal im pädagogischen Bereich. Er dankte dem Kreis Nordfriesland für die Unterstützung bei den Kaufverhandlungen der Immobilie und dem Architekturbüro Mordhorst für die kostenbewusste Instandsetzung. Nach dem offiziellen Teil hatten die Anwesenden Gelegenheit, die freundlichen Büros und die sowohl gemütlich als auch praktisch eingerichteten Aufenthaltsräume für Kinder und Jugendliche bei einem kleinen Imbiss zu besichtigen.

Text und Bild: Sonja Wenzel

Mobilitätsumfrage

Bis 2031 will der Kirchenkreis Nordfriesland klimaneutral werden. Dazu gehört auch die Frage, wie Mitarbeitende und PastorInnen sich dienstlich fortbewegen: Wie kommen sie zur Arbeit? Wie lang sind die Wege? Welche Verkehrsmittel werden genutzt? 243 Antworten gingen bei Klimaschutz-Manager Matthias Marx ein. „Das ist eine gute Quote“, sagt er, „damit kann man schon etwas anfangen.“ Unterhalb des Artikels finden sich die Ergebnisse.

Schwerpunkte dienstlicher Tätigkeiten sind Breklum, Husum und Niebüll. Die Teilnehmenden wohnen, das zeigt die Karte, über ganz Nordfriesland verstreut und nicht sichtbar konzentriert in den Ballungsräumen. Ein hoher Anteil der Zielfahrten ist „andere“, das deutet darauf, dass es sich um Einsatzwechseltätigkeiten handelt. Besonders bei den PastorInnen wird dafür überwiegend ein Privat-PKW genutzt. Die Strecken sind meist im Bereich von 0-100 Kilometern.

Die Teilnehmenden reagierten noch zögerlich auf die Frage, ob sie privat ein E-Auto anschaffen würden, wenn sie es kostenlos auf der Dienststelle betanken könnten. Zögerlich reagierten sie auch auf eine Mitfahrer-App – das wird daran liegen, dass die Wohnorte weit auseinanderliegen und die Dienstwege und -zeiten so divers sind.

Pilgern am Karfreitag

Schwesing/Viöl/Hattstedt-Olderup – Ein Kreuzweg der besonderen Art fand am Karfreitag in der östlichsten Region des Kirchenkreises statt: Die drei Kirchengemeinden luden zu einer Pilgerwanderung ein, beginnend an der Schwesinger Kirche und endend in Olderup. Gut 30 Menschen, darunter auch Gäste von außerhalb, fanden sich zusammen und gingen die 12,5 Kilometer gemeinsam, sich immer wieder besinnend auf den Leidensweg Christi. Es war bereits die zweite Aktion, die die Kirchengemeinden gemeinsam planten und durchführten: Im März hatte es ein großes Chortreffen mit abschließendem Gottesdienst in Viöl gegeben.

Fünf Stunden war die Gruppe unterwegs. Mitten unter ihnen Hund Charly, der, weil es für seine kurzen Beinchen einfach zu weit war, im Handkarren mitgezogen wurde. Das Wetter war perfekt, schnell lernten die Teilnehmenden sich kennen und kamen miteinander ins Gespräch. Der Weg führte über stille Feldwege, 14 Kreuzwegstationen in liturgischer Form unterbrachen die religiöse Wanderung, angeleitet von den Pastoren Christine Weide (Viöl), Paul Timmermann (Viöl) und Jürgen Kaphengst (Schwesing). Zum Team gehörten auch Jörn Jebsen und Sven Rehbein (Hattstedt-Olderup). Letzterer erwartete die Gruppe zum gemeinsamen Abschlussgottesdienst in der Olderuper Kirche. Dort hatte das Team ein großes Kreuz im Altarraum der Olderuper Kirche ausgelegt, umwickelt mit Zweigen der Stechpalme. Steine und Rosen brachten die Gottesdienstbesucher zum Kreuz: Steine als Symbol für Leid und Schweres, Rosen als Zeichen der österlichen Hoffnung.

EKJB ist öko-faire Einrichtung

Nordfriesland – Mit dem Evangelischen Kinder- und Jugendbüro (EKJB) hat nunmehr – nach den Husumer Horizonten und der Kirchenkreis-Verwaltung –  die dritte Einrichtung des Kirchenkreises ihre Auszeichnung als öko-fair entgegennehmen können. In einer klimagerechten Zoom-Sitzung überreichte Propst Jessen-Thiesen das Schild und lobte den Einsatz des EKJB für Klima, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.

Pädagogin Anna Ihme war Initiatorin des Prozesses. „Ich wollte einfach mal sehen, was wir schon haben und was wir noch brauchen“, erzählt sie und hatte den Kontakt zu Klimaschutz-Manager Matthias Marx gesucht. Und wie das oft so ist: Vieles war schon da! Schon lange achtet das EKJB beim Einkauf auf öko-faire Standards. Für Dienstfahrten stehen ein E-Auto und E-Bikes zur Verfügung, bei Sitzungen gibt es Faire-Trade-Kaffee und Kaltgetränke von der in Hamburg ansässigen Firma Fritz. Bei Freizeiten mit Selbstversorgung bevorzugen die Mitarbeitenden vegetarische oder vegane Angebote. Bei Druckerzeugnissen oder Werbematerialien werden regionale Firmen bevorzugt, außerdem überlegt das Team sehr sorgfältig, was nötig und sinnvoll ist. So gibt es zum Beispiel den Katalog nur noch als Online-Variante – ein mutiger Schritt. 56 Prozent der Anforderungen sind nunmehr erfüllt, bei 22 Prozent ist ein Anfang gemacht, aber da geht noch was, weitere 22 Prozent sind nicht erfüllt. So entschieden die Mitarbeitenden zum Beispiel, nicht auf den internationalen Jugendaustausch zum Beispiel mit Tansania zu verzichten, weil sie pädagogisch so wertvoll sind. Anderes ist nicht möglich, weil das EKJB zum Beispiel Mieterin der Räumlichkeiten in Husum und Niebüll ist und darum keinen Einfluss auf Heiz- und Dämmmaßnahmen hat.

Die Auszeichnung wurde im Rahmen einer Sitzung des Steuerungsteams überreicht, mit dabei auch Karsten Wolf als Ökumene-Referent des Kirchenkreises und andere Haupt- und Ehrenamtliche des Kirchenkreises. „Ich bin stolz darauf, dass diese kirchliche Einrichtung den Kriterien folgt“, sagte Jürgen Jessen-Thiesen. Und Susanne Kunsmann, Leiterin des EKJB, sprach ihrer Kollegin Anna Ihme ihren ausdrücklichen Dank aus, dass sie das Thema vorangetrieben habe.

Osterhever: Die erste Kirche ist fertig!

Osterhever – Es war ein großer Tag für das große Projekt: 16 historische Kirchen auf Eiderstedt müssen saniert werden, teilweise sind sie vom Einsturz bedroht, fast überall sind die Dächer marode, und durch das Mauerwerk dringt Feuchtigkeit. Gestern wurde in St. Martin Osterhever gefeiert: Die erste Kirche ist fertig.

Es ist eine Mammutaufgabe, das wurde auch bei diesem feierlichen Anlass deutlich. Jürgen Jessen-Thiesen, Propst des Kirchenkreises Nordfriesland, ist seit mehr als sechs Jahren im Gespräch mit Architekten, Planern, dem Gebäudemanagement Schleswig-Holstein und Denkmalschützern, mit Geldgebern, Stiftern, Politikern aus Bund und Land. „Für viele ist es schwer nachvollziehbar, warum das alles so lange dauert“, sagte Anne Sax, Architektin des Kirchenkreises eigenes für das Eiderstedt-Projekt. Aber das sei bei so großen Projekten unausweichlich und auch nötig, damit es gut werden kann. Zum Beispiel müsse der Natur- und Artenschutz um Rat und Expertise gebeten werden, damit jahrhundertealte Flechten nicht beschädigt werden und Fledermäuse, die Kirchendächer und -türme nun einmal lieben, weiterhin einen guten Lebensraum haben.

Viele waren gekommen, um die Wiedereröffnung von St. Martin zu feiern, Posaunen- und Kirchenchor schufen unter Leitung von Elisabeth Weisenberger den musikalischen Rahmen. Propst und Architektin nutzten die Gelegenheit zum Dank: Für die engagierte Arbeit von Handwerkern und Planern, Jürgen Koppelin und Johannes Karst für den Einsatz von im Haushaltsausschuss des Bundes, ohne dessen Zuschuss von 9,35 Millionen Euro das Projekt nicht möglich gewesen wäre,  Michael Goltz, der das Projekt als Fundraiser begleitete und vielen, vielen mehr, die sichtbar oder hinter den Kulissen dafür sorgten und sorgen, dass die europaweit einmalige Kirchenlandschaft Eiderstedt erhalten bleiben kann. Dennoch gibt es Finanzierungsschwierigkeiten: Die allgemeinen Kostensteigerungen seien deutlich zu spüren, auch Lieferengpässe habe es gegeben.

In anschließenden Grußworten dankten Osterhevers Bürgermeister Peter Theodor Hansen und Amtsvorsteher Christian Marvik dem Kirchenkreis für sein Engagement. „Diese Kirche gibt Identität“, so Hansen, „diese Kirche gibt uns Heimat.“ Beide betonten, dass das Projekt Eiderstedter Kirchen ein gemeinsames Projekt sei und wie wichtig aus ihrer Sicht der Erhalt der Kirchenlandschaft Eiderstedt ist. „Wir stehen in Gottes Hand“, sagte Marvik.

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Info: Die Osterhever’sche Kirche, die auf einer Warft liegende ursprünglich romanische St.-Martin-Kirche, hat als Vorgängerbau eine 1113 errichtete Kapelle. Wohl um die 200 Jahre später, in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, dürfte die Kirche, die die Kapelle ersetzte oder zu der die Kapelle erweitert wurde, im romanischen Stil entstanden sein. Von dieser Kirche existieren noch im heutigen Bau zwei kleinere Fenster, das Portal der Nordwand und ein Teil des Chorraumes.1565 erweiterte man den Altarraum um die Apsis. Später kamen weitere Erweiterungen und Ausbauten hinzu, der Dachreiter mit den Glocken stammt aus dem Jahr 1908. Die Kirche besitzt den Schnitzaltar Christus auf der Rast von 1520, einen historischen Altarblock, mit Schnitzwerk versehene Abendmahlsbänke, die mit 1753 datiert sind, und eine spätgotische Triumphkreuzgruppe mit Maria und dem Jünger Johannes, die unter dem Kreuz stehen sowie eine Mondsichelmadonna, eine Darstellung, die im 12. Jahrhundert aufkam.

Kirche Drelsdorf: Nun ist alles schier

Drelsdorf – Die St. Marien und St. Johannis gehört zu den schönsten des Kirchenkreises: Sie ist von oben bis unten mit Bildern und Ornamenten in warmen Terracotta-Tönen bemalt. Sie atmet den Hauch von Jahrhunderten und von unzähligen Generationen, die hier Freud und Leid unter Gottes Angesicht miteinander teilten. Wegen umfassender Sanierungsmaßnahmen war sie einige Monate geschlossen. Jetzt am 19. März wird sie feierlich wieder eingeweiht.

Klaus Blamüser ist Ansprechpartner für den Bauausschuss, und er fasst für die Gemeinde regelmäßig zusammen, was gerade in ihrem Gotteshaus anstand. Zunächst erhielten das Kirchenschiff und die Chor-Kuppel eine neue Isolationsschicht. Das war nicht nur aus Klimaschutzgründen notwendig, erforderlich war auch, die Kunstwerke in der Kirche sowohl vor Temperaturschwankungen als auch vor Feuchtigkeit, zum Beispiel durch Schneewehen, zu schützen. Die kostbaren Wandmalereien wurde untersucht und restauriert, dazu wurde der Innenraum eingerüstet. Um sie zu erhalten, wurde eine Be- und Entlüftungsanlage eingebaut. Das denkmalgeschützte Gestühl erhielt einen neuen Anstrich. „Alle Arbeiten erfolgten im Konsens mit dem Baudezernat der Landeskirche, der Bauabteilung des Kirchenkreises und der Landesdenkmalpflege“, schreibt Klaus Klamüser. „Es sei an dieser Stelle im Namen des Kirchengemeinderats wiederum allen Spendern herzlichst gedankt für die Unterstützung unseres Vorhabens.“

Nach einigen Monaten des „Exils“ im Gemeindehaus, kann nun das Kirchlein wieder für den Gottesdienst freigegeben werden. Der Gottesdienst, bei dem Pröpstin Annegret Wegner-Braun die Predigt hält, beginnt um 10 Uhr.

Info: Der Bau wurde in romanischer Zeit, um 1200, errichtet als Feldsteinkirche. Heimreich teilt die Überlieferung mit, dass die Kirche von König Waldemar I. gegründet worden sei. In der Designatio von 1240 wird sie bereits erwähnt. Bischof Helimbert von Schleswig, der das Patronatsrecht über die Kirche besaß, legte dieses 1340 einer Präbende des Schleswiger Domkapitels zu („habeat ecclesiam Threlstrup annexam“).

Das Kreuz mit dem Klima

Husum – Es ist ein Kreuz mit dem Klima! Wir spüren den Klimawandel auch bei uns, und immer drängender wird die Frage nach der Klimagerechtigkeit – denn schon jetzt sterben Menschen aufgrund unseres ausbeuterischen Umgangs mit der Schöpfung. „Wie viel Zeit bleibt noch?“, fragte darum die Kirchengemeinde Husum und lud zu einer Podiumsdiskussion in die Marienkirche ein.

Eingeladen waren Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Gottfried Timm, Geschäftsführer des Unternehmens Kirchliches Energiewerk Mecklenburg und Ann-Kathrein Gräning, Auszubildende und „Klima-Aktivistin“ im besten Sinne. Denn sie engagiert sich für den Klimaschutz auf allen kirchlichen Ebenen bis hinauf zur EKD. Für sie sei, so erzählt sie, die Klima-Sail, an der sie teilgenommen hatte, zum Aha-Erlebnis geworden, dass Klimaschutz nicht nur wichtig und nötig sei, sondern darüber hinaus auch Spaß mache. Seitdem ist sie eine Art Botschafterin, die junge Menschen – und nicht nur die – motivieren möchte.

Tobias Goldschmidt von den Grünen ist erst seit einem dreiviertel Jahr im Amt. Davor war der studierte Politikwissenschaftler aber schon viele Jahre als Staatssekretär aktiv und an vielen Entscheidungen im Hintergrund beteiligt. „Wir hätten viel früher viel mehr tun müssen“, gab er zu. Aber er gab auch zu bedenken, dass Demokratie Prozesse nicht nur verbessere, sondern auch verlangsame. Da gebe es viele Verharrungskräfte und viele Lobbyisten, Politik habe die Aufgabe, sie alle zu hören und gute Kompromisse zu finden. Manchmal kollidieren Interessen wie zum Beispiel bei Windenergie und Artenschutz. Für die VertreterInnen der „Letzten Generation“, die mit Klebe- und Boykott-Aktionen Aufmerksamkeit erregen, habe er durchaus Verständnis. Wenn aber strafrechtliche Tatbestände vorlägen, sei das aus seiner Sicht nicht verhandelbar.

Gottfried Timm, studierter Theologe, ist Gründer und Geschäftsführer des Kirchlichen Energiewerks (KEW) Mecklenburg. Am Anfang stand die Idee, kirchliche Flächen und Länderein selber unternehmerisch zu nutzen zum Beispiel für Windenergie oder Photovoltaik. „Das KEW mit Sitz in Schwerin wurde 2014 vom Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Mecklenburg und dem Schweriner Energieversorger Wemag gegründet. Der Kirchenkreis ist mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter“, hieß es in einer epd-Meldung von 2020. „Das KEW soll konkrete Beiträge zur Unterstützung der Energiewende in Mecklenburg leisten.“ Große Themen sind außerdem E-Mobilität und die Energieberatung von Kirchengemeinden, wobei er bereits benannte Verharrungskräfte auch von Kirchens kennt. „Was zwischen Daumen und Zeigefinger funktioniert, das funktioniert auch bei Kirche gut“, sagte er lächelnd. Das meint: Wo sich Klimaschutz rechnet, da ist er gut vermittelbar.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Pastor Friedemann Magaard. Es wurde deutlich: Es ist eigentlich schon zu spät, der Klimawandel ist da, wir spüren ihn überall. Von Schadensbegrenzung sprach Ann-Kathrein Gräning, aber auch von der Kirche als Hoffnungsträgerin. Bildungsprojekte, um die Menschen mitzunehmen, regte Gottfried Timm an, Menschen wach zu machen, für die Spiritualität der Natur und diese einzubinden in liturgisches und rituelles Handeln, das wäre sein Wunsch. Tobias Goldschmitt stellte das Thema außerdem in den globalen Zusammenhang. „Das andere Regionen der Welt da nicht mitziehen, das macht mir richtig Angst“, gab er zu, wohl wissend, dass moderne Industriestaaten des Westens immer noch ihre Umwelt-Probleme ins Ausland verlagern. Es ist ein Kreuz mit dem Klima: Die Aufgabe ist groß, die Hoffnung aber auch.  

Eine Fortsetzung der Gesprächsreihe in der Passionszeit gibt es am Freitag, 17. März ab19 Uhr in der Marienkirche. Dabei geht es um „das Kreuz mit Corona“. Gäste sind: Heiner Garg, ehem. Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren; Susanne Baum, Familienberatung Diakonischer Werk und Kinderschutzzentrum; Kirsten Zobel, Leiterin Soziale Begleitung Cura und Levke Schuchardt, Studentin