Von Veränderungen und Solidarität

Husum/Schobüll – Pastorinnen und Pastoren werden knapp. Es fehlt – trotz vieler Bemühungen – der theologische Nachwuchs, und die starke Generation der Baby-Boomer geht langsam in den Ruhestand. Um auch in Zukunft die seelsorgerliche Versorgung flächendeckend zu gewährleisten, hat die Nordkirche ein Gesetz erlassen, das die Verteilung regelt, und der Kirchenkreis Nordfriesland beschloss 2021einen Schlüssel, der die Reduzierung durch Regionenbildung gleichmäßig auffängt: Bis 2030 werden statt der bisher 63 Pfarrpersonen nur noch 41 übrig bleiben. In der Region Husum, zu der auch Rödemis, Nordstrand und Schobüll gehören, wird das nun umgesetzt. Anlass ist, dass Pastorin Gesche Schaar zum 1. Oktober nach Schwansen wechselt. Sie wurde am Wochenende im Albert-Schweitzer-Haus verabschiedet. Für sie geht Christian Raap mit seiner halben Stelle, die rein rechnerisch in Schobüll zu viel war, nach Rödemis. Auch er wurde mit einem Gottesdienst verabschiedet. Die Region Husum hat also nunmehr eine Pfarrstelle weniger und den Auftrag, dies solidarisch aufzufangen.

„Wir wussten immer, dass dieser Tag kommen würde“, sagte Christian Raap bei seiner Verabschiedung. 25 Jahre lang hat er mit seiner Frau Silke Raap gemeinsam die Kirchengemeinde Schobüll geleitet, und das Ehepaar hat den „Luxus“ gut genutzt: Eine lebendige, sangesfreudige Gemeinde ist es geworden, die Pfadfinderarbeit ist ein fester Bestandteil und hat jetzt schon regionale Strahlkraft. Schobüll muss jetzt mit weniger „Manpower“ auskommen. In Rödemis wird Raap jetzt als Pastor zuständig sein für Gottesdienste, Amtshandlungen und die Arbeit im Kirchengemeinderat. Die Husumer Kollegen werden ebenfalls Arbeitsbereiche in Rödemis versorgen.

Gesche Schaar war fünf Jahre lang Pastorin in Rödemis. In dieser Zeit hat sie den sehr erfolgreichen Chor ImPuls gegründet, neue Gottesdienstformate ausprobiert und guten Kontakt mit Schulen und dem Kindergarten gehalten. Mit großer Wertschätzung nahm die Gemeinde Abschied und würdigte ihre authentische, lebensnahe und vielfältige Arbeit.

„Wir können nicht mehr nur unsere eigene Gemeinde sehen“, das hatte Propst Jürgen Jessen-Thiesen 2021 auf der Synode gesagt, die die Voraussetzungen für diese Regelung geschaffen hatte. Der Prozess sei für alle Beteiligten schmerzhaft. Und das war bei beiden Gottesdiensten deutlich spürbar. Beim Abschied von Christian Raap in Schobüll erzählte Thomas Holtz vom Kirchengemeinderat von seiner Mühe, die richtigen Worte zu finden. „Es klang alles wie eine Trauerrede“, sagte er und hob die geordnete und wegweisende Art des Seelsorgers hervor. „Wir wissen zu schätzen, was du für uns getan hast.“ Und Christian Raap sagte der scheidenden Kollegin in Rödemis: „Du hinterlässt große Fußstapfen.“ Sie wird – auch aufgrund ihrer prägenden Persönlichkeit – nicht zu 100 Prozent ersetzbar sein.

Beide, Pastorin Schaar und Pastor Christian Raap, wurden von Propst Jessen-Thiesen formal entpflichtet, aber auch für ihren neuen Weg gesegnet. Im Geleitwort für den Gemeindebrief in Rödemis hatte Christian Raap mit einem biblischen Bild dazu ermutigt, die „Netze“ auch mal auf der anderen Seite auszuwerfen und darauf zu vertrauen, dass sie sich mit neuen Möglichkeiten und neuen Erfahrungen füllen werden.

Es gibt wieder Suppe in St. Marien

„Heute bin ich aus Neugier gekommen, einfach, um zu gucken, was hier los ist“, lächelt Maren Peters, ehemalige Vorsitzende der leider nicht mehr bestehenden niederdeutschen Bühne Husum. Und „ganz nebenbei“ gibt es dann auch noch einen Teller appetitlich duftender Gemüsesuppe mit anschließendem Nachtisch, bestehend aus Milchreis mit Zimt und Zucker…


So wie Maren Peters kommen viele Menschen montags zur Mittagssuppe ins Gemeindehaus neben der Husumer Marienkirche – denn es ist freilich nicht zu leugnen, dass das Essen in netter Runde bei einem angeregten Schnack viel besser schmeckt, als allein zu Hause.


Der Suppentag ist ein Gemeinschaftsprojekt aus vier Akteuren: Die Bahnhofsmission – eine Einrichtung des Diakonischen Werks Husum -, der Lions Club Husum-Uthlande, die Kirchengemeinde Husum und der Förderverein Begegnungsstätte Husum e.V. hatten vor einiger Zeit die Köpfe zusammengesteckt, um einmal wöchentlich ein gemeinsames Mittagessen für jedermann zu organisieren. „In der montäglichen Klönschnackrunde wurde die Idee geboren“, erzählt Frigga Kamper, Vorsitzende des Fördervereins. „Wir haben hier viele ältere Personen, die sich fragten, warum man nicht auch gemeinsam Mittag essen könnte.“ So startete das Projekt im Spätherbst des vergangenen Jahres und lief zunächst bis zum April 2023. In dieser Zeit wurden nach ihren Worten 560 Suppenportionen ausgegeben. Zunächst ist das „Vorhaben Suppentag“ zeitlich begrenzt bis zu diesem Jahresende. „Wir werden dann entscheiden, wie es weitergeht. Es hängt von unserer finanziellen Lage und von den Helfenden ab“, so Frigga Kamper.
Von Anfang an zogen – und ziehen – alle Beteiligten an einem Strang: „Der Lions Club Husum-Uthlande ist finanziell beteiligt und speist das Vorhaben durch eigene Aktivitäten, beispielsweise durch den Wandertag. In der Bahnhofsmission wird jedes Mal eine nahr- und schmackhafte Suppe gekocht. Die Kirchengemeinde stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung, deren Hausmeister holt die Warmhalte-Behälter von der Bahnhofsmission ab. Der Förderverein ist ebenfalls sowohl finanziell als auch personell beteiligt.“   


Nach der soeben beendeten Sommerpause geht es jetzt weiter – und, so Frigga Kamper, „jedes Mal werden es mehr Gäste“. Bei der Aufstellung des Einsatzplans kann sie auf einen Pool aus über 20 Helfenden zurückgreifen: „Wir treffen uns und sprechen uns ab.“ Ein Teller Suppe ist erschwinglich: Er kostet 1,50 Euro. Doch wer kein Geld oder einen Gutschein hat, wird natürlich auch versorgt. Denn, so Jens Frank, Abteilungsleiter „niedrigschwellige Hilfen“ beim Diakonischen Werk Husum, „es sind auch Gäste dabei, die sonst in die Bahnhofsmission kommen.“ Außerdem sei für manche Ältere der Suppentag im Gemeindehaus ein Gewinn, weil, laut Frigga Kamper, „viele nicht mehr für sich selbst kochen können“. Ein Gewinn ist auch, dass sich diese Mittagseinrichtung „mitten in der Stadt“ befindet.


Was es allerdings zum Essen gibt, ist jedes Mal ein „Überraschungspaket“ und immer das kleine Geheimnis der Wirtschafterin und Köchin der Bahnhofsmission, Frauke Tramm aber, so Frigga Kamper, „die Hauptsache ist, dass alle, ohne Unterschiede zu machen, friedlich miteinander am Tisch sitzen und sich beim Essen entspannt unterhalten.“ Lions-Präsidentin Simona Fleskes und Lions-Mitglied Monika Steensen haben zur heutigen Suppenausgabe „Dienst“. Sie sind mit ganzem Herzen bei ihrer Aufgabe. „Es bereitet uns große Freude, die Suppenküche zu unterstützen. Zu sehen, wie die Menschen miteinander ins Gespräch kommen und es genießen, sich verwöhnen zu lassen, tut uns gut.“ Der Suppentag im Gemeindehaus Sankt Marien findet immer montags in der Zeit von 11:30 bis 13:00 Uhr statt.

Text: Sonja Wenzel, Foto: pixabay

Gedenken für die, an die keiner denkt…

Auf dem Husumer Ostfriedhof ist heute ein Ort der Erinnerung für verstorbene wohnungslose, geflüchtete oder vereinsamte Menschen eingeweiht worden. Da sie oft anonym beigesetzt werden und somit in Vergessenheit geraten, sollen ihre Namen künftig auf dem Gedenkstein erscheinen. Es handelt sich um eine Initiative der Diakonischen Werke Husum und Schleswig-Holstein, der Diakonie Stiftung sowie der Kirchengemeinde Husum. Den Gedenkstein hat ein Steinmetz in Wilster gestaltet.

Friedemann Magaard, Gemeindepastor in Husum erzählte: „Uns hatte der Tod von Willy Wallner tief getroffen. Als der stadtbekannte Verkäufer des Straßenmagazins HEMPELS verstarb, wurde er auf Veranlassung des örtlichen Ordnungsamtes anonym auf See beigesetzt. Die Kollegen und Freunde von der Bahnhofsmission und aus der Community der Wohnungslosen hatten keinen Ort für die Trauer. Für Diakonie und Kirchengemeinde in Husum wurde offenkundig, wie dringlich ein Gedenkort ist. Deshalb haben wir nach der Pandemie mit der Stadt Husum, mit Bestattern, der Diakonie Stiftung und der Lotterie Glücksspirale ein Unterstützungsnetzwerk geknüpft, mit dem Ergebnis, dass nun der Gedenkstein an Menschen wie Willy Wallner erinnern wird. Wir werden für sie beten und ihr Andenken ehren. So verdient es jeder Mensch, unabhängig von Einkommen und Herkunft.“

Zahlreiche Menschen in Schleswig-Holstein erhalten nach ihrem Tod keinen Grabstein, weil sie kein Geld für eine Grabstelle hinterlassen oder keine Angehörige haben, die sich darum kümmern. Oft handelt es sich dabei um wohnungslose, einsame oder geflüchtete Menschen. Sie werden auf Kosten der Kommunen auf anonymen Grabfeldern oder auf See bestattet. Es gibt bislang kaum Orte, an denen ihre Namen in Erinnerung gehalten werden. Weggefährten, Familienangehörige oder Freunde haben keinen Ort des Gedenkens.

„Der neu gestaltete Gedenkort erinnert an Menschen aus Husum und Umgebung, die ohne eigene Zustimmung anonym beigesetzt worden sind“, so Volker Schümann, Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Husum. „Für sie wird jeweils eine Namensplakette auf der Stele angebracht. Und: Die Kirchengemeinde lädt regelmäßig zu Gedenkfeiern ein, in denen Weggefährten von den Verstorbenen Abschied nehmen können.“ Die Kirchengemeinde Husum ist Trägerin des Gedenkortes, in enger Kooperation mit dem Diakonischen Werk Husum.

Der Ort der Erinnerung wurde von Steinmetz Michael Leißner aus Wilster gestaltet. Als er von der Idee eines Gedenksteins für anonym beigesetzte Menschen erfuhr, war er davon nach eigner Aussage sofort sehr angetan. Aus alten Grabsteinen von aufgelösten Grabstätten schuf er in den vergangenen Monaten einen neuen Gedenkstein, der einem Mosaik gleicht. Dieser wurde nun an einer gut sichtbaren Stelle auf dem Husumer Ostfriedhof gesetzt und von Landespastor Heiko Naß und Gemeindepastor Friedemann Magaard bei einer Zeremonie eingeweiht. Erste Namen von verstorbenen wohnungslosen Menschen sind darauf schon zu lesen, weitere werden folgen.    

Info: Das Projekt wird von der Lotterie Glücksspirale und der Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein mit insgesamt 50.000 Euro gefördert. Die Summe beinhaltet neben der Planung und den Steinmetzarbeiten die Pflege des Gedenksteins in den kommenden zehn Jahren sowie das Anbringen weiterer Namenszüge. Darüber hinaus plant die Diakonie, künftig auch an anderen Orten solche Gedenksteine aufzustellen. In Schleswig-Holstein sind Tausende Menschen von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen, Hunderte leben auf der Straße. Im vergangenen Jahr nahmen 8.844 Menschen allein die Angebote der diakonischen Wohnungslosenhilfe in Anspruch, in Husum waren es 225.

Frauenkirchentag in Leck

In der Nordsee-Akademie Leck findet der diesjährige Frauenkirchentag statt. Teilnehmende erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Vortrag, Workshops und Zeit für Gespräche. Beginn ist um 10 Uhr. Anmeldung erbittet Claudia Hansen, Referentin für Frauenarbeit, bis 8. September an eketariat@erw-breklum.de. Die Unkostenbeteiligung beträgt 20 Euro inklusive Mittag, Getränke und aller Programmpunkte. Das Ende der Veranstaltung ist für 17 Uhr vorgesehen.

Hauptrednerin: Christina Brudereck

Workshops:
Pastorin Christina Brudereck: Sisterhood leben
Kunsttherapeutin Stefanie Chilla: Zwischen Eiskönigin und Superwoman
Musikerin Carola Schlageter: Spirituelle Lieder aus aller Welt
Anneke Wilken- Bober: Altern? Ängste? Meine Zukunft will ich gestalten
Frauenwerk der Nordkirche, Delphine Takwi: Rassism Awareness- Eigene unbewusste Vorurteile aufspüren

Kosten: 20 Euro, Anmeldung bis 8. September an sekretariat@erw-breklum.de

Goldenes Kronenkreuz für Sonja Albrecht

Wer Sonja Albrecht kennt, wundert sich vielleicht, dass sie am 23.06.2023 nun schon ihr 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert hat. Wahrscheinlich bewahrt sie sich ihren jugendlichen Esprit mit ihrem kühlen Kopf, der jeden Tag zig Zahlenreihen jongliert, und mit ihrem herrlich trockenen Humor, der einem vor Lachen die Tränen in die Augen treibt.

Tatsächlich hat Frau Albrecht ihre berufliche Laufbahn beim Kirchenkreis Eiderstedt direkt nach der Ausbildung im Jahr 1998 begonnen. „Ich würde sagen, ihre Talente und die Nähe zu Zahlen wurden erkannt und richtig eingesetzt“ – mit diesen und weiteren lobenden Worten hat der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Volker Schümann in der Aufsichtsratssitzung am 04.07.2023 gemeinsam mit Propst Jürgen Jessen-Thiesen das Engagement, den Fleiß und das Wissen von Frau Albrecht gewürdigt. In diesem Rahmen wurde ihr unter Applaus das goldene Kronenkreuz samt Urkunde überreicht.

Voller Freude und sichtlich gerührt hat Sonja Albrecht sich im Anschluss bei ihren Kolleg*innen dazu geäußert: „Ich habe gar nichts geahnt! Das war eine ganz tolle Überraschung.“ Fest steht auf jeden Fall, dass wir im Diakonischen Werk uns alle wünschen, das Sonja Albrecht noch lange in der Finanzbuchhaltung mit ihrer Expertise und auch darüber hinaus an unserer Seite bleibt.

Ein Ansgarkreuz für Christel Schildger

Hattstedt-Olderup – Im Rahmen des Gemeindefestes der Kirchengemeinde Hattstedt-Olderup verlieh Propst Jürgen Jessen-Thiesen Christel Schildger das Ansgarkreuz der Nordkirche für herausragenden ehrenamtlichen Dienst in der Gemeinde.

Christel Schildger ist seit Anfang 1991 Mitglied der Ev. Frauenhilfe, seit über 25 Jahren Helferin und Schriftführerin. Beide Aufgaben hat sie auch nach der Wahl zur Vorsitzenden 2012 beibehalten. Anfang dieses Jahres gab sie den Vorsitz und die Schriftführung ab, nachdem sie geeignete Nachfolgerinnen gefunden hatte. Sie organisiert bis auf den heutigen Tag „Essen in Gemeinschaft“, für das auch die Ev. Frauenhilfe verantwortlich zeichnet. Ähnlich ist es bei dem mehrfach im Jahr stattfindenden „Geburtstagskaffee“ für die über 80-jährigen Gemeindeglieder. An den jährlichen Rüstzeiten der Ev. Frauenhilfe nimmt sie seit langem teil.

Der Kontakt zu den Seniorinnen und den Senioren ist ihr ein Herzensanliegen. Christel Schildger übernimmt viele Besuche, auch in Altenheimen, die eigentlich nicht in ihrem Helferinnenbezirk liegen, tut damit segensreiche Arbeit. Ganz vieles geschieht in der Stille und immer ohne das viel Aufhebens davon gemacht wird. Die bescheidene Art prägte auch ihren Leitungsstil als Vorsitzende der Ev. Frauenhilfe. Und weil sie eine fleißige Spaziergängerin ist, trägt sie nebenbei einen Großteil der Briefpost der Kirchengemeinde für das Kirchenbüro aus.

Die 75-Jährige war von der Auszeichnung völlig überrascht: Kirchengemeinderat und Familie hatten dichtgehalten bis zuletzt. Und als sie Pastor Jörn Jebsen sie nach vorne rief, sagte sie nur: „Was willst du denn jetzt von mir?“ Der Propst lobte mit warmen Worten ihr Engagement, Jörn Jebsen nahm sie in den Arm und überreichte ihr Blumen, die Gemeinde applaudierte anerkennend. „Ich freue mich sehr über die Ehrung“, sagte sie später im Gespräch. „Das ist schon eine Anerkennung.“ Aber dann war sie auch schon wieder weg, half beim Kuchenbuffet und begleitete die Tauf-Ausstellung in der Kirche.

Text: Jebsen/Raabe

Weil du ein Segen bist

„Weil du ein Segen bist“ – fröhlich zeigte Pröpstin Annegret Wegner-Braun den Synodalen der Kirchenkreis-Synode die Taufschale, die von der Nordstrander Töpferei eigens für den Kirchenkreis angefertigt wurde: Am 24./25. Juni finden in den Gemeinden zahlreiche Tauffeste an besonderen Orten statt. Die Pröpstin nutzte die Gelegenheit, dazu einzuladen und machte gleichzeitig das Motto zur Überschrift über ihren Bericht aus dem Kirchenkreis-Rat, der die Geschicke des Kirchenkreises zwischen den Synodal-Tagungen lenkt.

Zunächst blickte sie zurück auf die Kirchenwahlen, die am 1. Advent 2022 stattgefunden hatten. Mit großem Verwaltungsaufwand seien die neuen Kirchengemeinderäte gewählt worden, ein Aufwand, der auch Kritik an der Verhältnismäßigkeit hervorgerufen hatte. „Aber“, so betonte sie, „alle Getauften waren zur Wahl aufgerufen. Und die Gewählten sind ein Segen für die Kirche.“ Ein weiterer wichtiger Punkt sei der Klimaschutz gewesen. Manches sei komplizierter als erwartet, gab sie zu, aber man sei auf einem guten Weg für konkrete Beschlüsse, um das Ziel, bis 2031 klimaneutral zu werden, umzusetzen – Segen für die Schöpfung zu werden, sei die Aufgabe aller. Daran beteiligten sich auch die unselbständigen Werke des Kirchenkreises: das Kitawerk, das Friedhofswerk und die Husumer Horizonte. Letztere zum Beispiel sind eine Gemeinwohl-Ökonomie zertifizierte Einrichtung, das Evangelische Kinder- und Jugendbüro sowie die Verwaltung tragen das Siegel öko-fair.

Propst Jürgen Jessen-Thiesen berichtete ausführlich über den Baufortschritt an den Eiderstedter Kirchen. „Es brummt momentan“, sagte er. Jetzt im Sommer gehen die Arbeiten gut voran, die Kirche in Osterhever wurde bereits wieder eingeweiht. Tönning, Oldenswort, Garding und Welt werden noch in diesem Jahr fertig werden. Gleichwohl fehlen durch die Kostensteigerungen im Bausektor 10 Millionen Euro. Weil das Gesamtpaket budgetiert sei, bemühe sich der Kirchenkreis intensiv um weitere Mittel. Die Kirchen sollen aber in Zukunft nicht allein für Gottesdienste genutzt werden: Eine Projektpfarrstelle wurde eingerichtet, um mit anderen zu überlegen, wie die Gotteshäuser möglichst vielen Menschen dienlich sein können. Besonders stolz berichtete er von der neuen Nutzung der Friedenskirche Husum als Diakoniekirche. „Hinter der Idee steckt ein Spirit:“, sagte er, „Kirchengemeinde und Diakonie wollen gemeinsam für die Menschen da sein.“

Die Synodalen beschlossen ferner, dass die Pfarrstellen auf Amrum und Pellworm „gesetzt“ bleiben, das heißt, dass sie – in Ergänzung zum Pfarrstellenplan – zu 100 Prozent wiederbesetzt werden, weil eine Teilzeitbesetzung angesichts der Insellage einfach nicht realistisch sei. Hans Pahl-Christiansen, der viele Jahre die Husumer Horizonte geleitet hat, ist nunmehr Fördermittelmanager im Evangelischen Regionalzentrum Westküste. Abschließend stellte Pastorin Daniela Konrädi vom Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ) ihr Konzept zum Thema „Racism Awareness“ vor. Ihr Ziel ist es, eine offene Kirche zu schaffen, in der jeder willkommen ist. „Die Strukturen in unserer Kirche sind immer noch sehr weiß. Es kostet Menschen, die nicht weiß sind, viel Mut, hier mitarbeiten zu wollen.“

Nordfriesische PfadfinderInnen auf dem Kirchentag

Die GemeindepfadfinderInnen aus Breklum und Schobüll haben während des Kirchentages zusammen mit weiteren Stämmen aus dem REGP die Kirche St. Sebald betreut, den wichtigsten Anlaufpunkt für Konzerte, MIttagsgebete und Podiumsdiskussionen in der Nürnberger Altstadt. „Ihr ward während des Kirchentags Botschafter und Gesicht für unsere Sebalduskirche.“ bedankte sich Pfarrer Dr. Martin Brons, 1.Pfarrer der St.Sebalds-Kirche. „Durch das Portal, durch das ihr mit dem Bundespräsidenten gegangen seid, ist früher sehr oft Albrecht Dürer in die Kirche gekommen. Es war seine Tauf- und Hochzeitskirche und hier war er auch in der Künstler-Lehre.“

Seitdem die Gebeine des Heiligen Sebaldus in einem Grabmal aufgebahrt wurden, ist die älteste Kirche Nürnbergs zum Pilgerort geworden. „Das führte vor über 1000 Jahren zu großen Wallfahrten, die fast wie ein erster Kirchentag gewesen sein müssen.“

Die GemeindepfadfinderInnen aus Joldelund waren vor allem im Kinderzentrum des Kirchentages eingesetzt zusammen mit anderen Stämmen aus dem REGP. Sie haben für den Auf- und Abbau gesorgt, Papphocker gefaltet, Kirchentagsbesuchende gezählt, KünstlerInnen hinter den Kulissen betreut, Familien und Kindern den Weg zu Workshops und Konzerten gezeigt. In den wenigen Pausen zwischen den mehrstündigen Schichten wurden die Helfenden mit Essen versorgt. So sind die Christopherus Pfadfinder immer bei bester Laune unterwegs gewesen.

Die Gemeindepfadfinder aus Braderup, Risum-Lindholm, Niebüll und Friedrichstadt waren insbesondere im Messepark und an der Bühne mit dem „Roten Sofa“ eingesetzt. Unter anderem haben sie zum Abendgebet auf der großen Wiese mitten in der Messe für Ordnung gesorgt. Kerzen an die Kirchentagsbesuchenden verteilt und Feuerlöscher aufgestellt für den „Abendausklang mit Kerzenmeer“. „Danach haben wir allen einen schönen Abend gewünscht und den Platz bis spät am Abend aufgeräumt.“ 

Info: Der Ring Evangelischer Gemeindepfadfinder ist ein Zusammenschluss von 120 Kirchengemeinden der Nordkirche mit über 6.500 engagierten Kindern und Jugendlichen. Seit dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 unterstützt der REGP regelmäßig die Kirchentage. Auch in der Frankenmetropole Nürnberg werden die GemeindepfadfinderInnen in ihren grünen Hemden so zu Botschaftern der Nordkirche.

Fotos: Daniel Bläser, REGP

Jobticket für unsere Mitarbeitenden

In den vergangenen Wochen wollte die Steuerungsgruppe Klimaschutz und das Klimaschutzmanagement des Kirchenkreises gerne von allen Mitarbeiter*innen erfahren, welche Angebote benötigt werden, um die Emissionen der Mobilität zu reduzieren. (Link zur Umfrage: https://kirche-nf.de/mobilitaetsumfrage/).

Daran anschließend soll nun das Deutschlandticket den Mitarbeiter*innen testweise bezuschusst werden.

Grundsätzlich befürwortet die Steuerungsgruppe Klimaschutz, das Jobticket auch als Arbeitgeber anzubieten. Denn zum einen reduziert es die Emissionen der Arbeitswege unserer Mitarbeitenden, wenn sie vom Auto auf den ÖPNV umsteigen, und zum anderen steigert es unsere Attraktivität als Arbeitgeber.

Um dennoch zunächst das Interesse, die Akzeptanz und die Einsparmöglichkeiten zu identifizieren, soll das Deutschlandticket in Anlehnung an das Jobticket zunächst als Modellprojekt ausgewählten Mitarbeitenden mit 30 € je Monat für sechs Monate bezuschusst werden.

Den Aufruf zur Aktion können Sie im PDF einsehen.

Bewerbungsschluss ist der 15.08.2023
Link zur Teilnahme: https://kurzelinks.de/49fuerkknf

Friedenskirche Husum wird zur Diakoniekirche

Hinter dem Altar das in die Wand eingelassene, gläserne Kreuz, das das Licht durchlässt; am anderen Ende des Kirchenraums, hinter einer dezenten Trennwand, Lebensmittel in Körben und Kisten sowie jene Geräte, die zum Betrieb der Tafel notwendig sind: Die Verbundenheit von Kirche und Diakonie kann kaum besser demonstriert werden, als auf diese einfache, freundliche und „anwendungsorientierte“ Weise. Die Friedenskirche in Husum an der Schobüller Straße ist seit Anfang des Jahres in die Obhut des Diakonischen Werks Husum (DW) übergegangen und somit zur „Diakoniekirche“ geworden. Dies wurde mit einem festlichen Gottesdienst und einem anschließenden Gemeindefest gebührend gefeiert.

DW-Geschäftsführer Volker Schümann bekräftigte die vorbildliche, segensreiche Zusammenarbeit: „Wir schätzen und ergänzen einander, wir sind gemeinsam Kirche.“ Wichtig ist auch der Wahlspruch „Kirche bleibt Kirche“ – mit allen üblichen Gottesdiensten und kirchlichen Angeboten, die Tradition haben. Schümann dankte Pastor Andreas Raabe für das gute Miteinander.

Die Geschichte dieser Kirche – ein ehemaliges Schulgebäude – ist durchaus besonders: Der nach dem Krieg als Flüchtlingspastor eingesetzte Geistliche Heinrich Welsch beobachtete, wie die Menschen in die Stadt zur Marienkirche pilgerten, um dort dem Gottesdienst beizuwohnen. Dies waren zumeist Flüchtlinge, die in dem nördlich liegenden Neubaugebiet ein neues Zuhause gefunden hatten. Der Weg in die Stadt war weit, und so wurde Mitte der 1950er Jahren zunächst ein Andachtsraum eingerichtet. Mit Mut und Hartnäckigkeit warb Pastor Welsch dafür, dass er einen „eigenen“ Glockenturm bekam, der rund zehn Jahre später tatsächlich erbaut wurde. Der Seelenhirte hatte viel zu tun: Rund 100 Trauungen und 150 Taufen nahm er jährlich vor. „Glaube und Frömmigkeit der Menschen haben diesen Raum geprägt“, sagten Kurt Puls und Thomas Baum, zwei Pastoren, die Heinrich Welsch im Amte folgten und sich bei dieser Veranstaltung an alte Zeiten erinnerten. Schon sehr bald wurzelte der diakonische Gedanke in der Kirche ein: Kurt Puls wurde „Diakoniebeauftragter“, die Anonymen Alkoholiker wählten das Gotteshaus für ihre Zusammenkünfte, und in einem Raum hatte das „Hilfswerk“ ein Lager, aus dem dringend benötigte Artikel abgegeben wurden. Auch das Fachkrankenhaus in Bredstedt wurde unter dem Dach der Friedenskirche von einem Komitee gegründet. Im Laufe der Zeit wurden bestimmte Angebote an sich verändernde Bedarfe angepasst. So wurde beispielsweise eine „Klönstuuv“ mit fachlicher Betreuung in einem Gebäude in der Nähe eingerichtet. 

Keine Abgrenzung, sondern Verbundenheit mit den Menschen und Aufmerksamkeit für jene, die in vielerlei Hinsicht „nicht auf Rosen gebettet“ sind – das wird in der Friedenskirche von jeher vorgelebt: „Das Leben ist immer im Fluss, stets in Veränderung und wir sind auf einem guten Weg“, sagte Andreas Raabe, seit 2005 Pastor der Friedenskirche und Nachfolger von Pastorin Martina Bubert. „Die Menschen haben Hunger nach Gemeinschaft und guten Worten“, formulierte es Propst Jürgen Jessen-Thiesen in seiner Predigt. „Heilsame Worte brauchen wir auch heute.“ Der Ursprung dieser Kirche sei „nicht wegschicken, sondern sich kümmern“, ähnlich einem der Wunder, das Jesus Christus vollbrachte, als er bei der „Speisung der 5000“ alle Menschen sättigen konnte. Auf heute übertragen bedeute dies: Mit Überblick und Organisation das Vorhandene teilen, wobei für alle genug da ist und wahrscheinlich sogar noch etwas übrigbleibt – so manifestiere sich ein ganzheitlicher Geist. „Friedenskirche und Diakonie sind kein pragmatischer Zweckverband, sondern zusammengehörend im Geiste Jesu.“

Die Veranstaltung wurde auf dem Kirchenvorplatz eingeleitet von Musik, die der Posaunenchor Husum mit Gästen aus Mildstedt und Hattstedt spielte. Sinnbildlich zum Motto „sich kümmern und teilen“ hatte Kirchengemeinderatsmitglied Inge Matthiesen ein Brot gebacken, das seinen Platz auf dem Altar einnahm. Einen symbolischen Schlüssel übergab Pastor Raabe an den neuen Hausherrn, Volker Schümann. Karsten Wolff vom Kirchenkreis Nordfriesland übergab das Siegel „Ökofaire Gemeinde“: Damit kann die Kirchengemeinde Husum zukünftig punkten, denn sie gestaltet ihre Beschaffungsprozesse fair und ökologisch nachhaltig. Lilo Lenhard hatte sich besonders um dieses Thema gekümmert und nahm das Siegel entgegen.

Text und Bilder: Sonja Wenzel, Bild Mitte: Friedemann Magaard