Breklum – Es ist alles da: Ein Haus mit vielen Räumen, Menschen, die helfen wollen, Erfahrung, Professionalität und Logistik. Ins Brackerhaus des Christian Jensen Kollegs (CJK) könnten sofort bis zu 30 Flüchtlinge einziehen, ein Team aus Ehrenamtlichen ist bereit, diesen Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, das Diakonische Werk (DW) Husum kann professionelle Hilfe anbieten und koordinieren, das Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ) steht mit seiner weltweiten Vernetzung im Hintergrund – warum in aller Welt hat sich der Bundestag dagegen entschieden, zumindest die besonders Schutzbedürftigen wie Frauen und Kinder aus dem Elend der Lager zu retten?
Es ist alles da
Nora Steen, theologische Leitung des Christian Jensen Kollegs, schüttelt den Kopf. „Wir können hier ganz leicht die bewährten Strukturen aufgreifen“, sagt sie. Anfang 2016 waren 17 Frauen und elf Kinder aus dem Nordirak ins Brackerhaus eingezogen. Sie stehen inzwischen auf eigenen Füßen, die Kinder sind gut integriert, sie fanden in Breklum alles, was sie brauchten, um sich in diesem Land zu verwurzeln und hier eine neue Heimat zu finden. „Es ist alles da, wir könnten sofort loslegen“, sagt sie und weiß, dass das andernorts in Städten und Kommunen genauso ist.
Die Türen stehen offen
So wie das Breklumer Team hatten viele der Bundesregierung ihre Bereitschaft signalisiert, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Erfahrungen sind überwiegend gut, die Integrationsbereitschaft ist hoch. Und das Elend in den Lagern ist groß. Seit die türkische Regierung die Grenzen öffnete und Situation in Griechenland an der Grenze zu Europa eskaliert, sehen viele mit Entsetzen auf die Bilder in den Medien. Tatenlos zusehen zu müssen, helfen zu können, aber nicht zu dürfen, ist für viele unerträglich. Das Team um Nora Steen will die Entscheidung des Bundestages nicht unkommentiert lassen und bekennt öffentlich: Das geschieht nicht in unserem Namen. Unsere Türen stehen offen. Es ist alles bereit.
Das Drama passiert in Griechenland
„Wir müssen den Menschen ihre gestohlene Menschenwürde zurückgeben“, sagt Pastor Matthias Tolksdorf vom ZMÖ. Und Volker Schümann vom DW ergänzt: „Das Drama passiert auf Lesbos und in Tessaloniki, nicht hier.“ Und er ergänzt: „Warten hilft nicht.“ Nora Stehen macht deutlich: „Natürlich können wir nichts gegen die politischen Entscheidungen auf Bundesebene tun. Dennoch ist es uns wichtig, klar zu sagen: Unsere Türen in Nordfriesland stehen offen! Und dies ganz konkret und erfahrungsgesättigt.“
Foto von links: Volker Schümann (DW Husum), Sieghilde von Hoerschelmann (Kirchengemeinde Breklum), Nora Steen (CJK), Matthias Tolsdorf (ZMÖ), Stefan Schütt (CJK)