Deutschlands bekannteste Drag-Queen Olivia Jones „macht Schule“ im hohen Norden. Unter dem Titel „Olivia macht Schule“ bietet die Hamburger Kiez-Ikone mit ihrem Team ein einzigartiges Bildungsprogramm zum Thema Antidiskriminierung von Kindern und Jugendlichen an.
„Wir impfen gegen Hass“ beschreibt sie die Arbeit. „Das zunehmende Mobbing unter Kindern und Jugendlichen darf nicht länger tatenlos mitangesehen werden und zählt zunehmend zum Themenfeld, das Schulen mehr und mehr besetzen müssen.“ Aus diesem Grund wendete sich auch das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) aus Niebüll an die Olivia Jones-Familie und bat darum, Schulen in Husum, Niebüll und auf Sylt zu besuchen.
Anna Ihme, Sozialarbeiterin des EKJB: „Diese Veranstaltung ist das Bekenntnis, ein Leben mit Courage und Respekt leben zu wollen. Dies ist uns als kirchliche Einrichtung ein aufrichtiges Anliegen.“Vorausgegangen war am Dienstagabend die Unterzeichnung der sogenannten „Lübecker Erklärung“ – ein Bündnis für Akzeptanz und Respekt von Menschen mit geschlechtlicher und sexueller Vielfalt zwischen dem Kirchenkreis Nordfriesland und dem LSVD Schleswig-Holstein e.V..
(Bild v. links: Anna Lena Ihre, Pröpstin Annegret Wegner-Braun, Danny Clausen-Blohm, Andreas Witolla und Veuve Noire)
In der Niebüller St. Christuskirche versammelten sich am Mittwoch rund 350 Jugendliche (insgesamt 950 Jugendliche an den Standorten Niebüll, Husum und Sylt) der umliegenden Schulen der 9. Klassen. Veuve Noire (zu deutsch: schwarze Witwe) ist ein Teil der Olivia Jones-Familie und an diesem Tag der Star vor dem Altar.
(Bild: Jan Ehlers)
„Bei unserem schrillen Bildungsangebot geht es um Vielfalt, Toleranz und Respekt und die Frage, wie eine Gesellschaft mit Minderheiten und Menschen umgeht, die nicht unbedingt der Norm entsprechen, z.B. bezogen auf Essgewohnheiten, Hobbys, Kleidungsstil, soziale Herkunft, Glaubensfragen, politische Einstellung, Allergien, Krankheiten, Ängste und Hoffnungen. Wenn man genau genug hinsieht, gehört jeder Mensch immer auch zu irgendeiner Minderheit. Das ist einem nur oft nicht bewusst. Auch das versuchen wir den Kindern und Jugendlichen klarzumachen.“, erklärt sie die Grundidee.
Die Drag-Queen erzählte Erlebnisse aus ihrem Leben und berichtete von gewaltvollen Erfahrungen, die sie als homosexueller Jugendlicher und Mann hatte erdulden müssen. Mit großer Betroffenheit und Respekt hörten die Schülerinnen und Schüler der traurigen, aber humorvoll vorgetragenen Erzählung zu und stellten Fragen, die sie bewegten.
Und auch die Jugendlichen hatten an diesem Tag viel zu sagen und waren sichtlich bewegt. „Wer oder was bin ich? Das ist in unserer Generation zu einer Art „In-Frage“ geworden. Ich will mich gar nicht ändern. Ich bin gut, so wie ich bin. Aber ich will laut darüber nachdenken dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden.“ meint Lisanne Emma, Schülerin der 9. Klasse der Gemeinschaftsschule Niebüll. „Gefühlt ist das nie Thema, obwohl man viele Fragen hat. Daher finde ich es super, dass es diese Veranstaltung heute gab. Und mit einer so prominenten Drag-Queen – das war schon richtig cool.“, so die 15-jährige Neukirchnerin.