Solidarität mit den Ahmaddiyya

Husum – Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit wurde der Rohbau der Ahmaddya-Gemeinde beschädigt: Mit roher Gewalt, wahrscheinlich sogar mit einem Geschoss, zielten unbekannte Täter auf Türen und Fenster der Moschee. Und niemand mag mehr so recht an einen Zufall glauben: Der Bau liegt draußen im Industriegebiet Husums. Da kommen nicht mal so eben Betrunkene vorbei und machen was kaputt, weil sie da grade Bock drauf haben. Da hat sich jemand mit Absicht auf den Weg gemacht, diese Gewalttat ist ein gezielter Anschlag auf die nordfriesischen Muslime.

„Nein, Angst haben wir nicht“, sagte Imam Hasib Ghaman, „aber ein bisschen mulmig fühlt es sich doch an.“ Um ihre Solidarität mit der Gemeinde zu zeigen waren Landrat Florian Lorenzen und Propst Jürgen Jessen-Thiesen zur Baustelle gekommen und besahen sich die Schäden. Verstärkt wurde die Unruhe durch einen Störfall beim digitalen Bürgerdialog: Da kaperten Unbekannte den Bildschirm und zeigten Nazi-Embleme verbunden mit pornografischen Elementen. Kleinere Zwischenfälle während der Bauzeit kommen wieder hoch. Jetzt organisieren die Ahmaddiyya Wachdienste bei der Moschee und ziehen einen Zaun in der Hoffnung, dass das die Aggressoren abschreckt. „Wir suchen immer den Dialog“, sagte Hasib Ghaman, „wir möchten mit den Menschen reden. Und viele Ängste können wir zerstreuen.“ So zum Beispiel denke niemand aus der Gemeinde an eine Islamisierung Deutschlands, man wolle einfach nur in Frieden den muslimischen Glauben leben.

Ausdrücklich dankte der Landrat den Ahmaddiyya für ihre Unterstützung in der Corona-Krise, und auch der Propst hob das gute Miteinander hervor. „Wenn Sie Unterstützung brauchen, melden Sie sich gerne. Wir stehen uneingeschränkt an Ihrer Seite“, sagte er.

Die Ahmaddiyya gibt es seit 1985 in Nordfriesland. Sie hatten seitdem ihr Gemeindezentrum schon an verschiedenen Orten, und immer habe es ein gutes Miteinander gegeben. Die Gemeinde zählt etwa 150 Mitglieder, viele sind erfolgreiche Unternehmer, und beharrlich machen sie deutlich, dass sie sich als Teil der deutschen Gesellschaft verstehen und gerne zu ihrer Gestaltung beitragen. „Wir dürfen uns nicht auseinandertreiben lassen“, sagt der Imam.