Nachhaltig heiraten

Husum – Sie sind ein echter Hingucker, die Velo-Bikes der Radstation Husum: Luftig wie eine Rikscha, elegant wie eine Limousine, ökologisch wie ein Fahrrad, edel wie eine Kutsche. Zwei Stück davon stehen bei der Husumer Radstation und können von jedermann inklusive Fahrer gebucht werden. Aktuell hat das Diakonische Werk (DW) als Träger der Radstation neue Kooperationen geknüpft, um die Velos gut zu nutzen.

„Wir bieten verschiedene Velo-Routen für Touristen an“, erzählt Adelheit Marcinczyk vom DW. Es gibt zum Beispiel eine Kulturroute zu den wichtigsten Kultur-Spots Husums, aber auch eine Gedenkroute, die bis zum ehemaligen Konzentrationslager Schwesing führt. Die Touren dauern jeweils zwei Stunden und werden in Zusammenarbeit mit der Tourismuszentrale beworben. Immer ist der Fahrer Werner Zimmermann dabei, dem das Elektor-Mobil sichtlich Spaß macht und der die Gäste souverän durch den Verkehr lenkt. „Das muss ein bisschen üben“, erklärt Manfred Hansen, der die Radstation leitet, „das ist in Länge und Breite doch deutlich anders als ein normales Fahrrad.“ Zum Selberfahren eignet sich das Velo-Bike darum nicht. Aber in der Radstation kann man alles andere mieten, was mit zwei Rädern zu tun hat: E-Bikes und Kinderräder, Anhänger, Rad- und Wanderkarten und sogar die beliebten E-Scooter gibt es hier.

Ganz neu ist nun die Idee, das Velo-Bike als Hochzeitskutsche anzubieten. Antje Leßmann vom Galanthus stellte für die Vorführung den Blumenschmuck bereit. Und plötzlich überschlagen sich im Team die Ideen: „Wir könnten eine ganze Hochzeitsgesellschaft mit Fahrrädern ausstatten“, sagt Manfred Hansen. „Da böte sich doch eine Zusammenarbeit mit dem Christian Jensen Kolleg (CJK) in Breklum an“, spinnt Adelheit Marcinczyk den Faden weiter: Man könnte mit der ganzen Familie von der Kirche in das bekannte Tagungshaus radeln, dort feiern und schick übernachten. Warum denn nicht? Und in Gedanken sehen sie es schon vor sich: das fröhliche Brautpaar im geschmückten, weißen Velo-Bike vorweg, dahinter laut klingelnde Verwandte und Freunde, die sich das gute Essen dann auch redlich verdient haben. „Nachhaltig heiraten“ könnte das doppelsinnige Motto dieses Pauschalangebots lauten.

Aber zum Ernst: Die Velo-Bikes der Radstation sind ein Beispiel dafür, wie sich soziales Engagement, Klimaschutz und Tourismus verbinden lassen: In der Radstation arbeiten Langzeit-Arbeitslose, die sich nach einem geregelten Tag sehnen und gerne zurück in den Arbeitsmarkt finden möchten. Sie lernen unter Anleitung von Martin Hansen Fahrradtechnik und mehr. Die Velo-Bikes sind für sie interessante Objekte. Der Elektro-Antrieb ist zukunftsorientiert und emissionsfrei, nicht ohne Grund fährt das Velo-Bike unter dem Jahresmotto des Kirchenkreises Nordfriesland „Zeit, dass sich was dreht“. Denn bis 2031 klimaneutral zu werden, das hat sich der Kirchenkreis vorgenommen. Immer mehr Menschen unterstützen den Mobilitätswandel, und Gäste lassen sich sehr gerne auf diese Form des Slow-Tourism ein.

„Uns liegt der Klimaschutz sehr am Herzen“, ließ Propst Jürgen Jessen-Thiesen mitteilen. „Wir freuen uns ganz besonders über kreative Ideen, die das Thema nach vorne bringen und trotzdem Spaß machen.“ Auch Thorsten Hensel von der Evangelischen Darlehensgenossenschaft, die immer wieder Projekte des DW unterstützt, lobte die Idee: „Wir unterstützen sehr gerne nachhaltige Projekte“, sagte er.