Keine Angst vor kalten Kirchen

„Ab heute bleibt die Kirche kalt, das fördert den Zusammenhalt!“ – was Pröpstin Annegret Wegner-Braun beim Jahresempfang des Kirchenkreises so fröhlich auf die Spitze trieb, ist in den Kirchengemeinden längst schon Thema, und vielerorts wurden bereits kreative Lösungen gefunden. Denn die Heizkosten für die teils sehr großen und hohen Gotteshäuser sind immens – nicht erst seit der Energiekrise.

So gibt es zum Beispiel bereits seit einigen Jahren in der Versöhnungskirche Husum die Winterkirche. Die Kirche selber ist aus den 1960er-Jahren: ein hoch aufragender, moderner Bau in Form eines Zeltes mit einer Heizung, die lange schon nicht mehr zeitgemäß ist. Es braucht im Winter mehrere Tage, um dort eine einigermaßen angenehme Raumtemperatur zu erreichen. Darum hat die Kirchengemeinde den Gemeindesaal schön hergerichtet. Dort gibt es nun einen kleinen Altarraum und sogar eine Orgel. Die Kirchengemeinde Eiderstedt-Mitte wählt jedes Jahr eine andere ihrer acht Kirchen als Winterkirche aus. So muss nur noch ein Gotteshaus geheizt werden. Geplant sind mobile Sitzheizungen, die dann mit der Winterkirche umziehen können.

Sitzbankheizungen gibt es bereits in Hattstedt und Osterhever. Das Prinzip ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig: Die Wärme entsteht erst, wenn sich eine Person setzt, und sie entsteht nur dort, wo sie sitzt. Man hats schön kuschelig im Rücken und am Allerwertesten, die Füße allerdings brauchen gutes Schuhwerk, um warm zu bleiben, und Atemfahnen während des Gottesdienstes sind zunächst irritierend. Schals und Mützen sind kein Tabu mehr, auch PastorInnen dürfen Stiefel und Rollkragenpullover tragen. In St. Marien-Husum wurden Decken angeschafft, in die sich Gottesdienstbesucher kuscheln können, und warmer Tee zur Predigt hilft Leib und Seele auf.

Die Temperatursenkung ist aus ökonomischen und ökologischen Gründen unausweichlich. Die Kirchenkreis-Synode beschloss, dass der Kirchenkreis bis 2031 klimaneutral sein will. Im Übrigen gibt es Kirchenheizungen überhaupt erst seit knapp 200 Jahren, und mit den Heizungen kamen die baulichen Probleme: Feuchtigkeit, Schimmel und ein rasch fortschreitender Verfall der Kunstwerke, der aufwändige Restaurierungen nötig machte. Kreative Ideen sind gefragt, und in der Tat: Der Zusammenhalt einer Gemeinde macht es möglich, schöne Gottesdienste auch in der kalten Jahreszeit zu feiern.