Im Leben und im Tod von Schöpfung umgeben

Garding – Der Friedhof ist ein wichtiger Ort, nicht nur für die, die um einen Menschen trauern. Er ist gleichzeitig ein Ort, an dem Menschen Ruhe finden, neue Kraft schöpfen, andere Gedanken denken. Und öfter als man meint, kommt es auf dem Friedhof zu Begegnungen, die dem Leben der Lebenden eine neue Richtung geben. Ein Friedhof muss darum nicht nur gepflegt, sondern auch schön sein, findet Peter Fahse, ehemaliger Leiter des Friedhofsverbands Eiderstedt. Er soll all das ermöglichen. Darum war es ihm wichtig, in Garding ein Kunstprojekt auf den Weg zu bringen, aus dem die Fülle des Lebendigen spricht.

Auch die Toten sind Teil der Schöpfung
Peter Fahse konnte den Bergenhusener Künstler Jons Drawert für diese Aufgabe gewinnen. Sieben Stelen sind entstanden, die die sieben Tage der Schöpfung symbolisieren. „Alle Menschen, die hier begraben sind und betrauert werden, sind Teil der Schöpfung gewesen“, erklärt dieser, „sie haben in und mit der Schöpfung gelebt.“ Aber ihm fällt noch mehr dazu ein: „Das Werden und Vergehen im Jahreslauf der Schöpfung ist sinnbildlich für Leben und Tod“, sagt er. Ihm ist wichtig, dass jeder Betrachter seinen eigenen Zugang zu diesem Werk finden darf. Jeder möge die Skulpturen in sich widerspiegeln und nachwirken lassen. Drawert erzählt von Friedensbewegung und von Strahlenbelastungen, spricht von einer Insel aus Plastikmüll und davon, dass die Schöpfung bedroht ist, wenn wir sie ungehemmt berauben. „Die Schöpfung ist nicht unerschöpflich“, sagt er nachdenklich.

Holz stammt aus dem Mittelalter
Die Stelen sind jeweils 3,50 Meter hoch. Sie sind gemacht aus alten Dielenbalken. Spektroskopische Untersuchungen ergaben, dass das Holz 600 Jahre alt ist. Es stammt wahrscheinlich aus der Thielenburg in Dithmarschen. Sie haben früher einmal die Decke eines sechs Meter langen Saals getragen – das war für damalige Verhältnisse sehr, sehr groß. Der Friedhofsverband hatte die Balken aufgekauft und war dann auf Jons Drawert zugegangen. Die Pastoren Inke Thomsen-Krüger und Christian Fritsch standen dem Verband vor und begleiteten das Vorhaben theologisch. Inzwischen ist der Verband in das Ev.-Luth. Friedhofswerk Nordfriesland übergegangen, und Roger Bodin, dessen Geschäftsführer, hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich zur kleinen Einweihungsfeier auf den Neuen Gardinger Friedhof zu kommen.

Schauen, staunen, danken
„Mich hat dieser Auftrag sehr bewegt und berührt“, sagte der Künstler. Man spürt Drawert ab, wie ernsthaft er sich mit dem Material, aber auch mit der Aufgabe, an einem so sensiblen Ort Kunst zu schaffen, auseinandergesetzt hat. Behutsam legt er die Hand an die Stele des siebten Tages. Ein großes Auge ist darauf zu sehen. „Schauen – staunen – wundern – danken – beten – hoffen -ruhen – loben“, steht als Erklärung auf der Schautafel. „Und siehe – es ist sehr gut.“ Jons Drawert nickt. Es ist sehr gut.