Olderup – Es ist der Sonntag des guten Hirten, der Sonntag Miserikordias Domini. Es sei ihm gar nicht so leicht gefallen, die Corona-Pandemie mit der Rede vom guten Hirten zusammenzubringen, erzählte Pastor Jörn Jebsen beim Open-Air-Gottesdienst zum Gedenken an die Menschen, die an und mit Covid-19 gestorben sind. Die Pandemie sei wie ein finsteres Tal, nicht nur für die Erkrankten, Angehörigen und Sterbenden, sondern für alle.
Dabei lesen sich die Zahlen für Nordfriesland vergleichsweise harmlos. 80000 hätten sich im Laufe des Corona-Jahres infiziert, „nur“ 75 Menschen seien an oder mit Corona gestorben. „Aber jeder einzelne wird betrauert und vermisst“, sagte Jörn Jebsen und erzählte das Beispiel einer alten Dame, die in Krankheit und Sterben von ihren Angehörigen nicht besucht werden konnte. „Wir klagen Gott dieses Leid“, so der Pastor.
Aber er nahm auch die Familien in den Blick, die zwischen Home-Office und Home-Schooling ihren Altag zu meistern haben, die Gaststätten, die während des Lockdowns ohne Arbeit und Einnahmen sind, die Alten, die auf ihre geliebten Kartenspielrunden mit Freunden verzichten mussten. „Jetzt haben wir zwar die Tests und die ersten Impfungen, das entspannt schon manches“, so der Pastor. „Aber von Normalität ist doch kein Spur.“
Der Posaunenchor hatte zu dieser Gedenkfeier angeregt und begleitete auch den kleinen Gottesdienst auf dem Olderuper Friedhof. Auch auf Bundesebene wird heute der Toten gedacht: Bundespräsident Frank Walter Steinmeier setzt in Berlin bei einer zentralen Gedenkfeier gemeinsam mit Hinterbliebenen und den Spitzen der Verfassungsorgane ein Zeichen, „dass wir als Gesellschaft der Menschen gedenken, die in dieser Zeit gestorben sind.“
„Die Pandemie hat uns gelehrt, was wichtig ist“, so Jörn Jebsen. „Und wir schaffen auch dieses dunkle Tal, weil wir einen guten Hirten haben“. Der Auferstandene, der selbst den Tod durchlitt, gebe Hoffnung in dunklen Tagen und sogar über den Tod hinaus. „Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“