Das Pastorenehepaar Sylvia und Michael Goltz wissen schon, dass der Ablasshandel vor 500 Jahren für „mächtig Ärger“ sorgte. Sie legen ihn in ihrer Kirchengemeinde Schwabsted nun neu auf – aber „unter völlig anderen Vorzeichen“.
Zu Martin Luthers Zeiten gab es noch den Ablasshandel, bei dem den Menschen versprochen wurde, sie könnten sich von ihren Sünden und damit von den Strafen im Fegefeuer freikaufen. Dagegen wehrte sich der Reformator 1517 mit seinen 95 Thesen: Er war tief davon überzeugt, dass Gott die Menschen ohne Gegenleistung liebt.
Der „neue“ Ablasshandel in Schwabstedt ist daher ganz im Sinne der Reformation: „Es geht um Hoffnung“, sagt Michael Goltz. „Hoffnung für eine Welt, die zunehmend von Angst und Furcht beherrscht wird.“ Denn unter der Überschrift „Fürchte dich nicht“ können die Menschen jetzt mutmachende Erfahrungen und Wünsche auf einem Blatt Papier schreiben. Die Zettel werden dann am Kirchturm angebracht.
Jeder, der mitmachen will, bekommt ein wetterfestes Blatt Papier. Darauf kann er schreiben oder malen, was ihm persönlich Mut und Hoffnung macht. Das kann ein konkretes Erlebnis sein wie die Geburt eines Kindes. Aber auch die Versöhnung nach einem Streit. Oder die Heilung nach einer Krankheit. „Es kann gerne auch ein Wunsch oder ein Traum sein“, betonen die Pastoren. Denn je mehr Menschen zusammen von etwas träumen, „umso eher kann der Traum die Wirklichkeit verändern“.