Die meisten Menschen haben einen Sensor dafür, dass es zwischen Himmel und Erde noch etwas gibt, was sich nicht in die Grenzen von Naturwissenschaft und kognitiver Erkenntnis fügen will. Nicht jeder nennt es Gott, Allah oder Jesus, und viele haben aufgehört, es in den Kirchen oder Gottesdiensten zu suchen. „Geistliche Begleitung öffnet Räume zum Nachdenken und Nachspüren“, sagt Claudia Hansen, Referentin für Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland. Sie hat sich drei Jahre lang zur Geistlichen Begleiterin ausbilden lassen und lässt nun ihre Erfahrungen in die Arbeit einfließen. Sie hat für all diese Nuancen, für die Fragen und Zweifel, für die Sehnsucht und die Suche nach Sinn ein feines Gespür.
„Geistliche Begleitung bietet einen geschützten Raum und Klärungshilfe für die persönliche Suchbewegung,“ heißt es auf dem Flyer der Nordkirche. Und so praktiziert sie auch Claudia Hansen als Referentin für Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland. „Ich stelle den Raum zur Verfügung, in dem spirituelle Erfahrungen gemacht werden können“, erzählt sie. Das kann Tanz sein oder Meditation, das kann ein Gebärdengebet oder auch eine Bibelarbeit sein, das kann im Gespräch geschehen oder auch während der gemeinsamen Arbeit im Perlen-des-Glaubens-Garten, den sie initiiert hat.
Drei Jahre dauert die Ausbildung zur Geistlichen Begleiterin. Drei Jahre mit viel Kontemplation und Stille, mit Körperarbeit und mit Arbeit an biblischen Texten. Zur Ausbildung gehören Kurswochen in Präsenz und Treffen in Regionalgruppen, aber auch Begegnungen mit einer schon zertifizierten Begleiterin. Immer geht es darum, die eigenen Erfahrungen zu vertiefen und zu reflektieren, Fragen und Zweifel zuzulassen, sich selbst in der Begegnung mit Gott zu entdecken. Geistliche Begleitung ist eine Form der Seelsorge, die das Gespräch in den Horizont des Glaubens stellt. Sie ist keine Therapie, auch wenn sie sich über einen längeren Zeitraum und mehrere Einzelgespräche erstrecken kann.
„Menschen suchen heute nach Tiefe“, sagt Claudia Hansen, die viel Erfahrung in Supervision und Biografie-Arbeit hat. Ihr hat sich mit der Ausbildung zur Geistlichen Begleiterin eine Dimension eröffnet. „Der lange Zeitraum der Ausbildung, ganz besonders die 10 Tage Stille nur mit Gottesdiensten, Bibeltexten und mir selbst, das Erleben der sehr unterschiedlichen Ausbilder und ihrer Wege, haben bei mir zur Vertiefung beigetragen und auch für mich selbst neue Räume eröffnet“, erzählt sie. Viele Methoden, die sie gelernt hat, kann sie auch in ihrer Arbeit als Frauenreferentin anwenden. Immer mal wieder lädt sie, wenn es passt, im Rahmen ihrer Veranstaltungen zum Beispiel zu einer Tanzmeditation oder einer Reise nach innen ein. Besonders berührt sie das „Gebet zu zweit“: Dann tun sich Zwei zusammen, eine erzählt und die andere formuliert aus dem, was sie hört, ein Gebet. Und dann wechseln sie. „Das ist eine so schöne Erfahrung“, sagt Claudia Hansen, „das tut so gut, wenn jemand für dich betet.“