Föhr – Urlauberseelsorge lebt von Begegnung. Monika Reincke vom Treffpunkt Urlauberseelsorge auf Föhr macht das nun schon seit Jahrzehnten, der Wechsel von Saison und Nebensaison ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen, sie war innerlich sozusagen getaktet auf den jährlichen Sommeransturm vieler tausender Touristen, denen sie am Strand und im Treffpunkt begegnete und die sie bei der Freizeitgestaltung unterstützte. Aber dann kam Corona, und plötzlich kam alles anders.
Von Null auf Zehntausend
Bis zum 13. März ging alles seinen gewohnten Gang: Es gab insgesamt 17 Abendandachten in der St. Nicolai-Kirche, neun Gute-Nacht-Geschichten und vier Treffpunkt-Veranstaltungen. Die Gesamtbesucherzahl waren 464 Erwachsene und 63 Kinder. Und dann kam der Lockdown. „Wenn das das gesamte Jahresergebnis wäre, dann könnte man dieses Jahr 2020 als gescheitert ansehen“, so Monika Reincke. Ohne Urlauber vor Ort bräuchte es eigentlich auch keine Urlauberseelsorge, und die Pädagogin stand wie so viele zunächst einmal auf dem Schlauch. Aber es meldeten sich so nach und nach Stammgäste und ehemalige Mitarbeitende, die Sehnsucht nach Föhr hatten. Es zeigte sich in Telefongesprächen und Mails, dass es auch ohne Urlaub einen Bedarf an Vorschlägen für die familiäre Freizeitgestaltung gibt. Und so entschloss sie sich – bereits zehn Tage nach dem Lockdown – ein digitales Abenteuer zu wagen und ging mit der „Wyker Flaschenpost“ online, einem Blog, in dem sie Bastelaktionen, Familien-Spielanregungen oder auch Experimente für Kinder veröffentlichte. Über Social Media rührte sie die Werbetrommel für das neue Angebot, insgesamt wurden 183 Blogposts veröffentlicht, die insgesamt 9590 Mal angeklickt wurden. „Wir haben uns von Null auf fast 10 000 Klicks in weniger als einem Jahr entwickelt“, so Monika Reincke, „wenig ist das nicht!“
Wundertüten für die Familien
Im Sommer wurde die Insel dann wieder für Reisende freigegeben – Veranstaltungen waren dennoch kaum möglich. Für die Gute-Nacht-Geschichte hätten die aktuellen Bestimmungen zum Beispiel bedeutet, dass nur 36 Personen in den Kursaal gedurft hätten, gemeinsames Singen und rhythmisches Sprechen waren nicht erlaubt, der Treffpunkt Urlauberseelsorge war geschlossen – es machte einfach keinen Sinn, außer kleinen, liturgische Formen in der Kirche noch Veranstaltungen anzubieten. Und so suchte das Team nach anderen Möglichkeiten, Familien bei der Freizeitgestaltung zu helfen: „Wir haben insgesamt 1700 Wundertüten gepackt, in jede dieser Tüten haben wir eine kleine Bastelanleitung mit dem dazugehörigen Material getan, dazu noch eine Anregung zum Spielen in der Familie sowie eine kleine Andacht zum Lesen im Strandkorb oder zu Hause“, so Monika Reincke in ihrem Jahresbericht. Eine digitale Schnitzeljagd sowie Auftritte bei Youtube und Instagram kamen im Lauf des Jahres hinzu.
Wir haben viel Gutes mitgenommen
Auch wenn der Erfolg der Arbeit in vergangenen Jahr nicht so sichtbar ist wie sonst, rechnet Monika Reincke anhand der Klickzahlen mit insgesamt mehr als 12000 Kontakten. „So gesehen war 2020 ein fast normales Jahr“, sagt sie, „wir haben ziemlich viel Gutes mitgenommen.“ Das digitale Potential sei aber noch lange nicht ausgereizt, die Chance, die Medien des 21. Jahrhunderts zu nutzen, sollte nicht vertan werden. „Ich freue mich schon auf neue Möglichkeiten: neue Internet-Andachtsformen, geistliche Adventskalender, digitales Pilgern, Kreativ-Tutorials“, so die Pädagogin. „Ich möchte weiterhin flexibel bleiben, neue Wege finden und ausbauen.“