Ein Ansgarkreuz für manch durchwachte Nacht

Ladelund – „Ich bin überrascht, und ich fühle mich auch geehrt“, sagt Ingwer Christopheresen. Ihm wird am Sonntag im Freiluftgottesdienst beim Haus Doppeleiche das Ansgarkreuz der Nordkirche für besonderen ehrenamtlichen Einsatz verliehen. Die Kirchengemeinde Ladelund hatte den 69-Jährigen dafür vorgeschlagen, um ihm für seinen langjährigen Dienst zu danken.

Aus Begegnung wurde Freundschaft
„Als ich 1990 gefragt wurde, ob ich für den Kirchengemeinderat kandidieren wolle, da dachte ich: Sechs Jahre, das kannst du ja mal machen“, erinnert er sich. Naja, und dann kam irgendwie eine Legislaturperiode nach der nächsten, und plötzlich wurden aus sechs 26 Jahre. In dieser Zeit prägte er das Schicksal der Kirchengemeinde, und die Kirchengemeinde prägte ihn. Besonders eindrücklich waren die Begegnungen mit Gästen aus dem holländischen Putten. „Wir hatten viele Jahre einen Überlebenden des Konzentrationslagers Ladelund bei uns zu Gast. Wie nach so schlimmen Erfahrungen echte Freundschaft werden kann, das hat mich tief bewegt.“ Neben ihm sitzt seine Frau Renate. „Ohne sie wäre das gar nicht gegangen“, sagt der Maler- und Lackierermeister. Bis zu 16 holländische Gäste hatten sie manchmal im Haus, und es ging immer irgendwie.

Plötzlich Vermieter
Grund und Anlass für die Ansgarkreuzverleihung ist das 50jährige Jubiläum des Hauses Doppeleiche. 25 Jahre leitete Ingwer Christophersen die Anlage, die anfangs noch als Rentnerwohnheim konzipiert war, sich aber später für alle Generationen öffnete. Die Geschäftsführung lag in seinen Händen, Mietergespräche, Vermietungen, Kündigungen und sogar manch Hausmeisterdienst: „Wenn nachts die Heizung kaputtging, dann riefen sie bei uns an“, sagt Renate Christophersen und lacht.
So hat sich Ingwer Christophersen für die Kirchengemeinde manche Nacht um die Ohren geschlagen. Die schlimmste war 1992 als das Pastorat niederbrannte. Als Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr gab er alles, um das historische Gebäude zu retten. Gleichzeitig brannte aber auch sein Herz, und das ließ sich nicht so leicht löschen. Das Pastorat nach altem Vorbild wiederaufzubauen, dafür setzte er sich ein. Und noch heute ist er stolz, wie schön es geworden ist.
Ein andermal hatte die Polizei ihn informiert, dass anlässlich der Reichsprogramnacht die Gedenkstätte Ziel von Anschlägen werden könnte. „Da konnte ich doch nicht zu Bett gehen!“, sagt er und organisierte einen Wachdienst bis in den Morgen.

Ingwer Christophersen kann gut loslassen
Ingwer Christophersen lässt es jetzt etwas ruhiger angehen. Den Betrieb hat er an seinen Sohn abgegeben. „Der macht das toll“, sagt er anerkennend. Auch im Kirchengemeinderat ist er nicht mehr, und die Leitung des Hauses Doppeleiche liegt jetzt in anderen Händen. Die Übergänge waren reibungslos, er kann gut loslassen und freut sich, dass alles so gut läuft.

Gottesdienst im Haus Doppeleiche
Der Gottesdienst zur Ansgarkreuzverleihung findet im Rahmen des 50jährigen Jubiläums des Hauses Doppeleiche statt. Er beginnt um 12 Uhr auf dem Gelände der Wohnanlage, Bergstraße 1. Der Posaunenchor spielt, anschließend gibt es ein buntes Programm mit Essen und Trinken, Kaffee und Kuchen, Flohmarkt und Hüpfburg. Mehr weiß der Großvater von sechs Enkelkindern auch nicht. Er habe lediglich Bescheid bekommen, dass er sich nichts anderes vornehmen solle, erzählt Christophersen. Die Kirchengemeinde will ihn überraschen, und er freut sich drauf.