Nordstrand-Odenbüll – Ein leises Stöhnen geht durch den Pastoratsgarten, als die Schweden in der 32. Minute ihr Tor gegen die bundesdeutsche Mannschaft schießen. Kein Aufschrei, keine Verzweiflung, keine Besserwisserei und keine Rufe nach einem Trainerwechsel – man sieht schlicht die Felle davonschwimmen, so ist das manchmal im Fußball, davon geht die Welt nicht unter.
In Gemeinschaft sieht man besser
„Bis zu 150 Menschen kommen zum Public Viewing“, erzählt Pastor Thorsten Wiese, der seinen Garten gern zur Verfügung stellt und sich darum kümmert, dass mit der Technik alles gut klappt. Und das tut es: Ein Rückprojektionsbeamer steht hinter der großen Leinwand, ein improvisiertes Zelt aus schwarzer Folie schützt vor Regen und Streulicht, der Ton ist gut, das Bild perfekt.
Der Kirchbauverein wirbelt für die gute Sache
Diesmal sind es nur gut 50 Menschen, die sich auf den Strohballen niederlassen – kein Wunder bei 12 Grad und stürmischem, kalten Wind, der gern auch mal ein paar Tropfen mitbringt. Maren Hansen vom Kirchbauverein begrüßt sie. Es gibt Bier und Grillwurst, wer mag, bekommt auch einen heißen Tee – der Reinerlös kommt der St.-Vinzenzkirche zugute, erklärt sie. „Vun binnen warrn wi licht warm“, sagt sie, „und gegen dat Wedder kann man sik antreken.“ Seit 2006 organisiert der Kirchbauverein immer zu den deutschen Spielen bei Europa- und Weltmeisterschaft das Public-Viewing. 200 bis 300 Euro Einnahmen bringen die Abende jeweils. Große Dinge hat der Verein schon mit dem Geld für die Nordstrander Kirche bewegen können, und an der alten Lady gibt es immer wieder etwas zu tun. „Es ist ein Angebot für die Kirchengemeinde und für die Urlauber“, sagt sie. Inzwischen hat das Team vom Kirchbau-Verein Schlag drauf und weiß genau, wie es sich organisieren muss, damit alles reibungslos läuft und flott von der Hand geht. „Alle packen am Ende mit an“, sagt Maren Hansen, „in 15 Minuten ist der Garten wieder schier.“
Ende ist erst, wenn der Schiedsrichter pfeift
Der Ball ist rund, und ein Spiel dauert 90 Minuten – selten war das so wahr wie im Spiel Deutschland – Schweden: In der allerletzten Minute schießt Tony Kroos das 2:1. Es sieht so aus, als ob die deutsche Mannschaft es doch wieder in die nächste Runde schafft. „Am Ende mögen wir dann meist auch keine Grillwurst mehr sehen“, sagt Maren Hansen und lacht. Aber bis dahin rollt das Leder weiter über den Rasen – und die Nordstrander sind live dabei.