Interreligiöse Gastfreundschaft

So sieht es seit einigen Monaten immer freitags im Gemeindehaus St. Marien aus: Ein Woll-Faden ist in einem ungewöhnlichen Winkel quer durch den Raum gespannt. An ihm entlang – nämlich in Richtung Mekka –  legen Männer sorgfältig kleine Teppiche aus, konzentrieren sich in der Stille und knien schließlich nieder. Die Muslime der Ahmadiyya Muslim Jamaat Gemeinde Husum versammeln sich hier zum Freitagsgebet –  in großem Respekt voreinander, vor Allah und vor den Gastgebern. Und zur festgelegten Zeit, jeweils 30 und 15 Minuten vor Beginn des Gottesdienstes, ruft der Muezzin zum Gebet.

Hintergrund ist, dass die Ahmadiyya ihre bisherige Heimat im Treibweg verloren und im Industriegebiet ein neues Gemeindezentrum bauen. Im Sommer war es für die etwa 100 Gemeindeglieder gut möglich, sich zumindest freitags, der wichtigsten Gebetszeit, unter freiem Himmel zu treffen. Aber das, so fand die Kirchengemeinde Husum, sei doch keine Perspektive für die Wintermonate. Und so entschied sie sich, die Ahmadiyya in ihr Gemeindehaus einzuladen – und diese nahmen gerne an. So ist das seit September des vergangenen Jahres, und immer freitags erklingt zur späten Mittagszeit der Gebetsruf im Evangelischen Gemeindehaus. Der Kontakt sei herzlich, erzählt Friedemann Magaard, er habe sich bereits sehr geehrt gefühlt, dass er als evangelischer Pastor zur Grundsteinlegung der Moschee im April 2019 eingeladen worden war. „Die Zusammenarbeit ist unkompliziert“, sagt er, „die Ahmadiyya-Gemeinde hält sich sorgfältig an die Hygienevorschriften, ist superfreundlich und gut organisiert.“

In Husum gibt es zwei muslimische Konfessionen. Zu beiden hat die Kirchengemeinde einen guten, freundschaftlichen Kontakt. „Wir kennen uns und wissen voneinander“, so Magaard, der auch Beauftragter des Kirchenkreises für den christlich-muslimischen Dialog ist. In beiden Gemeinden sei er herzlich willkommen, und umgekehrt ist es genauso: Bei besonderen Anlässen sind immer auch die muslimischen Vertreter eingeladen. Zuletzt war die Ahmadiyya-Gemeinde sogar bei der Stadtwette für die neue Orgel aktiv. „Für alle Gemeindeglieder war es eine Herzensangelegenheit, sich an dieser Aktion zu beteiligen“, schreibt Hasib Ghaman in der Festschrift.

Dass Christen und Muslime einander Gastfreundschaft gewähren ist, so Ghaman, keine Erfindung der Neuzeit. „In einer Begebenheit zu der Zeit des Heiligen Propheten Muhammad heißt es, dass ein christliches Volk zu dem Heiligen Propheten Muhammad kam, und die Gebetszeit für die Christen brach an“, schreibt Ghaman auf Aufrage. „Der Heilige Prophet Muhammad bot ihnen an, das Gebet in der Moschee abhalten zu können.“ Das friedliche Miteinander der Religionen gibt es also schon lange, so der Imam, und so soll es auch bleiben.

Am Altjahrsabend trafen sich nun die Muslime zum letzten Mal in der Norderstraße. Bis ihr eigenes Haus fertig ist, treffen sie sich in Räumen des Diakonischen Werks Husum. Friedemann Magaard und Hasib Ghaman sind dankbar für die gemeinsame Zeit. „Vertrauen kommt nicht von alleine“, so der Pastor, „dafür müssen wir uns besuchen und neue Räume öffnen.“ Und das sei auch theologisch angemessen, denn Christen und Muslime sind gemeinsam mit den Juden „entfernte Verwandte“, weil sich alle drei Religionen auf Abraham als Stammvater berufen. „Ich finde es wichtig, dass die verschiedenen religiösen Gruppen Husums in guter Nachbarschaft miteinander leben.“

BU: Stehen ein für gutes Miteinander der Religionen in Husum: Pastor Friedemann Magaard (li.) und Muhammad Zia Nasir, Präsident der Ahmaddiyya Jamaat Gemeinde Husum.


Diese Fusion macht Sinn

Eigentlich bleibt alles beim Alten, und doch ist alles anders: Mit einem feierlichen Gottesdienst wurde gestern in Hattstedt ein neuer Kirchengemeinderat eingeführt, der aber eigentlich fast der alte ist. Die Kirchengemeinden Hattstedt und Olderup haben sich zur „Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hattstedt-Olderup“ zusammengetan, die alten Gemeinden wurden formell aufgelöst und in die neue überführt, und die Kirchengemeinderäte wurden formell für den Dienst in der neuen Gemeinde verpflichtet und gesegnet.

Dass diese Fusion Sinn macht, erklärte auch Propst Jürgen Jessen-Thiesen in seiner Predigt: „Sie kennen sich und arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen. Diese Fusion ist organisch ge-wachsen, fast ergibt sie sich von allein.“ In der Tat: Schon immer gab es eine enge Zusammenarbeit der beiden Nachbargemeinden. Die ergibt sich allein schon dadurch, dass Horstedt zwar kirchlich zu Hattstedt gehört, kommunal aber schon lange eng verbunden ist mit Arlewatt und Olderup, den beiden Dörfern der Kirchengemeinde Olderup. Der Seniorenkreis und das Frauenfrühstück der sogenannten „Osterdörfer“ sind dafür ein Beispiele. Seit 2007 gibt es einen gemeinsamen Gemeindebrief, und Simone Hahnefeld unterstützt die Verwaltung in beiden Kirchengemeinden freundlich und kompetent. Igor Vlassov war schon „Regionalkantor“, als es das Wort noch gar nicht gab: Er versieht seit Jahren den Orgeldienst in beiden Kirchen. In Kirchen- und Posaunenchor begegnen sich Gemeindeglieder, und der Olderuper Gospelchor, den er leitet, war immer schon eine fröhliche Zusammenkunft über Gemeindegrenzen hinweg. Seit vielen Jahren tagen die Kirchengemeinderäte mindestens einmal im Jahr gemeinsam. Der Weltgebetstag wird von Frauen aus beiden Gemeinden organisiert.

„Man weiß, gemeinsam geht es besser“, so der Propst. Das hat auch mit den vielen Jahren verlässlicher Zusammenarbeit zu tun. Insgesamt 4,5 Jahre hat Jörn Jebsen, eigentlich Pastor in Hattstedt, Vakanzvertretungen für Olderup übernommen, wenn dort ein Pfarrstellenwechsel anstand. Er kennt die Olderuper Situation, weiß um die Schwierigkeiten einer Kleinstgemeinde von knapp 600 Mitgliedern und die Gemeinde ist ihm längst ans Herz gewachsen.  Auch Ralf Pehmöller, zurzeit Pastor in Olderup, kennt die Hattstedter gut: Er versorgt die Horstedter Gemeindeglieder seelsorgerlich, die Pastoren vertreten sich gegenseitig und teilen sich Aufgaben: Während Pehmöller die Kindergärten und Schulen betreut, kümmert sich Jebsen um die Senioren und die Konfis. „Die Zusammenarbeit hat sich seit vielen Jahren bewährt“, so der Propst. „Die Erfahrung lässt erahnen: Diese Fusion macht Sinn.“

Beim Gottesdienst, der von Posaunen- und Kirchenchor musikalisch gestaltet wurde, führten die beiden Pastoren den neuen, gemeinsamen Kirchengemeinderat in sein Amt ein. Elf Mitglieder hat er nun, drei langjährig Engagierte hatten sich aus freien Stücken gegen eine Weiterarbeit entschieden. Außerdem begrüßte die Gemeinde Inke Raabe als Pastorin im Team. Sie ist eigentlich Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis und wird nunmehr ehrenamtlich ab und zu Dienst in der fusionierten Gemeinde tun.

Das neue Frauenprogramm ist da

Für Frauen – aber nicht nur: Das neue Programm der Evangelischen Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland ist erschienen, und es enthält ein umfangreiches Angebot für Menschen aller Generationen: Kreatives und Nachdenkliches, Verantwortung und Genuss, Bildung und Vorträge. Digitales und Analoges. „Hoffnung, Perspektive und eine Vision der Zukunft sind wichtig“, sagt dazu Claudia Hansen, Referentin für Frauenarbeit. „Ich hoffe, dass wir mit diesem Programm genau das vermitteln.“

Am Anfang steht ein Gespräch über Rassismus gegen Frauen mit Aminata Touré, Stellvertretende Landtagspräsidentin in Schleswig-Holstein und Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen im Ratssaal der Stadt Husum am 13. Januar. Beim Weltgebetstag geht es in diesem Jahr um England, Wales und Nordirland. Die Vorbereitungswerkstatt findet digital am 15. Januar statt, der Ländervortrag wird, wenn möglich, am 3. Februar analog im Christian Jensen Kolleg gehalten. Es gibt Biografiearbeit und Meditationen in der Natur, ein Malseminar und einen Vortrag über Klimabewusstsein. Mehrere Wochenend-Seminare laden zu Begegnung, Spiritualität und Vertiefung ein. Gottesdienste mit Familiensegnung und zum Frauensonntag sind ebenfalls im Angebot. Außerdem stellen die Akkerfruuns von Nordstrand ihr Konzept des biologischen Gärtnerns auf der Insel vor. Das Programm umfasst insgesamt 34 Seiten. Das Team der Frauenarbeit hat sich für viele Angebote bewusst Partnerinnen und Partner gesucht: Mal ist es das Gleichstellungsbüro der Stadt Husum, ein anderes Mal sind es Kirchengemeinden oder zum Beispiel das Frauenwerk der Nordkirche. Immer geht es darum, den Blick zu weiten und gleichzeitig zu vertiefen.

Das Programm liegt bei vielen Kirchengemeinden aus. Es kann aber auch auch hier heruntergeladen oder bei sekretariat@erw-breklum.de bestellt werden.

Weihnachtsgottesdienste

Auch in diesem Jahr findet Weihnachten unter besonderen Bedingungen statt. Aber es findet statt! Wir feiern auf vielfältige Weise und in jedem Fall verantwortungsbewusst und unter Einhaltung der geltenden Corona-Regeln. Bitte beachten Sie: Bei Gottesdiensten mit Corona-Beschränkungen müssen auch Schülerinnen und Schüler ein negatives Testergebnis vorlegen, das nicht älter als 72 Stunden ist. Das kann auch aus einem zugelassenen Selbttest stammen. Eine mögliche Vorlage für eine entsprechende schriftliche Selbstauskunft durch die Sorgeberechtigten gibt es hier:

Dies sind die Übersichten über unsere Gottesdienste an den Festtagen:

Hier geht es zu unseren digitalen Angeboten

Kirchengemeinde Odenbüll-Nordstrand, 24. Dezember, ab 8 Uhr

Livestream der Kirchengemeinde Niebüll, 24. Dezember ab 14 Uhr

Krippenspiel der Kirchengemeinde Bordelum

Kirchengemeinde Leck: Liveübertragungen auf Facebook um 14 und 18 Uhr.

Digitalgottesdienst der Kirchengemeinde Husum auf Youtube

Digitalgottesdienst der Kirchengemeinde Breklum auf Youtube

„Sammle meine Tränen“

Schwesing/Nordfriesland – Immer am zweiten Sonntag im Dezember geht ein Licht um die Welt: Mütter und Väter, Brüder und Schwestern, Großeltern und Verwandte stellen eine Kerze ins Fenster für das Kind, das sie verloren haben und das sie nie vergessen werden. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde Schwesing lud das Team der Evangelischen Frauenarbeit des Kirchenkreises Nordfriesland zum Gedenkgottesdienst verstorbener Kinder ein.

„Sammle meine Tränen in deinen Krug“ – der 56. Psalm stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Im Altarraum lagen längs ausgerichtet blaue Tücher. Sie symbolisierten den Fluss des Lebens. In der Stille schrieben die Besucher die Namen der Verstorbenen und ihre Gedanken dazu auf vorbereitete Tränen-Tropfen. „Tränen erzählen Geschichten“, sagte dazu Pastor Jürgen Kaphengst. „Sie sind nicht nur ein Tropfen Wasser, sondern bergen in sich ein ganzes Universum.“ Die Trauer um ein verlorenes Kind hört nie auf. Oft wird sie nur mühsam verdeckt von einem Alltag, der scheinbar wieder normal ist und von der Erwartung der Gesellschaft, dass das Leben doch weitergehen müsse. Der Gottesdienst eröffnete einen Raum für die Traurigkeit und für alle ungeweinten Tränen. Die Symbolik war berührend: Die Namen auf den Tränen-Tropfen standen jeweils für eine Geschichte, jedes Blatt enthielt ein ganzes Universum in wenigen Worten.

Schließlich stellten die Besucherinnen und Besucher ein Kerzenlicht in den „Fluss des Lebens“ und zu den Tränen der Trauer. Licht auf dem Weg, Hoffnung über den Tod hinaus, ein stilles Gedenken an das Kind, den zu früh verstorbenen Nachbarn, den Bruder, die Schwester. Ihre Namen sind im Himmel aufgeschrieben – und in den Herzen der Menschen, die sie beweinen.

Info: World-Wide-Candle-Lightning

Freiwillig Tempo 30

Husum – Seit fast 20 Jahren ist Patricia Schmidt-Knäbel in leitender Position in der Kirche: Im Jahr 2002 wurde sie zur Kirchenvorsteherin für die damalige Kirchengemeinde Christuskirche gewählt, und dann kam eins zum anderen. Am Wochenende erhielt sie für ihren herausragenden ehrenamtlichen Dienst das Ansgarkreuz der Nordkirche.

Propst Jürgen Jessen-Thiesen fand starke Worte für die Persönlichkeit der Geehrten: Sie sei immer mit Vollgas dabei, kraftvoll und entschlossen habe sie sich all die Jahre für die Menschen und für die Kirche eingesetzt. Viele Jahre war sie stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, in der Vakanz-Zeit übernahm sie sogar den Vorsitz und begleitete die Sanierungsarbeiten und den Aufbau der Beckerath-Orgel. Sie war im Bau- und im Friedhofsausschuss, in der Synode und im Kirchenkreisrat. Sie vertrat die Christuskirche im Kirchengemeindeverband und begleitete aktiv die Fusion der Kirchengemeinden in Husum. Die Bonhoeffer-Kita war ihr ein Herzensanliegen, sie förderte die Öffentlichkeitsarbeit, unterstützte mehrere Kirchenasyle, organisierte Taizé-Gebete, engagierte sich im Ökumene-Ausschuss, für Tansania und für die Weltladenarbeit. Außerdem war sie Mitglied des Steuerungsteams des Evangelischen- Kinder- und Jugendbüros EKJB. „Wir danken für ein vielseitiges Engagement auf den unterschiedlichsten Ebenen des Kirchenkreises“, so der Propst. „Sie waren in unzähligen Ämtern und Ausschüssen, um aus dem Glauben heraus Kirche zu gestalten.“

Von den vielen administrativen Aufgaben zieht sich Patricia Schmidt-Knäbel nun zurück. Im feierlichen Gottesdienst zur Ansgarkreuz-Verleihung wurde sie zugleich mit Joke Autzen und Dr. Martin Böhm aus dem Kirchengemeinderat (KGR) verabschiedet. Joke Autzen, mit 19 Jahren das jüngste Mitglied des KGR, studiert inzwischen in Kiel, Martin Böhm scheidet nach insgesamt 16 Jahren KGR aus. Patricia Schmidt-Knäbel bleibt als Prädikantin weiter in der Kirchengemeinde aktiv, gerne leitet sie Gottesdienste und hält die Predigt. „Es kommt mir zugute, dass ich weiß, wovon ich rede, wenn ich vom Leid spreche“, hatte sie einmal an anderer Stelle gesagt. Sie hatte 2014 eine lebensrettende Lungentransplantation erhalten, jetzt geht es ihr wieder gut. Tiefe Dankbarkeit und Demut prägen ihr Leben und ihren Glauben. „Freiwillig Tempo 30“ – Jürgen Jessen-Thiesen griff diesen Satz aus ihrem Whatsapp-Profil auf. Sie tritt freiwillig etwas kürzer, nicht gezwungenermaßen. Und das sei ihr von Herzen gegönnt.

Nun danket alle Gott!

Husum – Babadaa! Als Bachs Toccata und Fuge in d-Moll durch die St. Marienkirche donnert, merkt es auch der Letzte: Hier ist ein Traum Wirklichkeit geworden. Die Klais-Orgel übertrifft alle Erwartungen, der Klang ist nuanciert, und Kai Krakenberg, der sie mitentworfen hat und bei der Einweihung spielt, gehört zu den glücklichsten Musikern, die der 2. Advent zu bieten hat. Endlich! Auf diesem Instrument kann er umsetzen, was ihm in den Ohren und im Herzen klingt.

Und das tat er beim feierlichen Gottesdienst: Er ließ das Echowerk leise flöten, das Prinzipal schwellen und die Trompeten schmettern. Er ließ die Teilnehmenden mit der Film-Musik von Star Wars zu den Sternen reisen und gab schließlich bei der Toccata alles, so dass die Füße nur so über das Pedal flogen. So lange hatte er mit dem kleinen Ersatzinstrument im Altarraum Vorlieb nehmen müssen, das seiner Kreativität Grenzen setzte und schlicht auch nicht laut genug war, um eine Gemeinde beim Gesang gut zu unterstützen. Zehn Jahre hatte er gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat, der Orgelprojektgruppe, dem Orgelbauverein und zuletzt mit der renommierten Bonner Firma Klais auf diesen Tag hingearbeitet. Stolz und große Freude prägten nicht nur die Musik, sondern auch die Reden und Grußworte.

Zum feierlichen Anlass war Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt angereist, weihte die Orgel und hielt die Predigt. Jürgen Jessen-Thiesen, Propst im Kirchenkreis Nordfriesland, freute sich ebenso wie Bürgermeister Uwe Schmitz über das gelungene Instrument. Die Fachwelt war vertreten durch den Orgelbau-Sachverständigen der Nordkirche Hans-Martin Petersen und Landes-Kirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf, der Kai Krakenberg an der Orgel unterstützte, wenn dieser in der Lünette gegenüber die Stadtkantorei dirigierte. Zur Feier des Tages hatte die Firma Stonehenge Orgel und Empore zart beleuchtet. Dankbarkeit zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung: Dank für das beharrliche und mutige ehrenamtliche Engagement, Dank für die vielen kleinen und großen Spenden, den Förderern und Sponsoren. Und „mit Herzen, Mund und Händen“ natürlich auch Dank dem, dessen Lob das wunderbare Instrument nunmehr verkündigen soll.

Orgelweihe

Übrigens: Die Veranstaltung und die anschließenden Konzerte fanden unter 2-G+ statt, das Testzentrum in der Neustadt hatte eigens für diesen festlichen Anlass schon am Vormittag geöffnet.

Schön, dass du da bist!

Im Albert-Schweitzer-Haus wurde am Wochenende Gesche Schaar als Pastorin der Kirchengemeinde Rödemis in ihr Amt eingeführt. Damit enden für die Theologin dreieinhalb Jahre Probezeit, sie ist nunmehr nach einer langen Ausbildung Pastorin auf Lebenszeit. Unter sorgfältiger Kontrolle der gesetzten 3-G-Vorschriften versammelte sich die Gemeinde im Rödemisser Gotteshaus und beglückwünschte die Pastorin zur Festanstellung.

Schon beim Eingang wurde deutlich, wie modern die Kirchengemeinde Rödemis geworden ist: Den Liederzettel gab es sowohl auf Papier als auch über einen QR-Code. Gesche Schaar ist überaus internetaffin: Auf Twitter hat sie viele Follower überwiegend aus kirchenfernen Kreisen und pflegt mit ihnen liebevollen Kontakt. Auch in den anderen Netzwerken ist sie aktiv. Und natürlich in ihrer Kirchengemeinde: Beim Gottesdienst sang der Chor, den sie gemeinsam mit ihrer Organistin Oksana Ginder leitet. Das Kindergarten-Team gestaltete die Fürbitten, vielen Menschen waren gekommen, lobende und dankende Worte wurden gesprochen. Da war ganz viel Liebe im Raum und in den Worten. Und um Liebe ging es auch bei Gesche Schaars Predigt: „Ohne Liebe ist dieses Haus nur ein Haus und die Kirche nur ein Verwaltungsapparat“, sagte sie. Die Kirche, von der sie träume, dürfe auch ein bisschen schräg sein, sie selbst sei ja auch ein bisschen schräg. „Danke, dass ihr mich gewählt habt.“

Geboren ist Gesche Schaar übrigens in Husum. Aufgewachsen in einem Pfarrhaus in Kiel hat sie dort auch studiert und ihr 1. Theologisches Examen absolviert. Zum Vikariat kehrte sie zurück zu den Wurzeln und lernte in der Friedenskirchengemeinde Husum bei Pastor Andreas Raabe das pastorale Handwerk. Propst Jürgen Jessen-Thiesen hob in seiner Ansprache die vielseitige Begabung der 36-Jährigen hervor. Mit neuen Gottesdienstformen und ihrer Präsenz im digitalen Raum setze sie Akzente und bringe immer wieder Überraschendes ein. „Wir freuen uns, dich zu haben“, sagte Henning Möller, Vorsitzender des Kirchengemeinderats. „Du glaubst an das Gute im Menschen und bringst jedem einen großen Vertrauensvorschuss entgegen.“

„Ich weise dich an sie (die Kirchengemeinde) und sie an dich“, heißt es in den festgesetzten Worten der Einführungsliturgie, und sie passten in diesem Augenblick so ganz besonders. Denn Gemeinde geschieht ja im Miteinander von pastoralem Dienst und den verschiedenen Ämtern und Gaben und nicht „von oben her“. Es ist Gesche Schaars besondere Begabung, Menschen zu befähigen und sie zu ermutigen, Gemeinde zu gestalten und zu leben.

Ein Ansgarkreuz für Wolfgang Beushausen

St. Peter-Ording – Das Ansgarkreuz der Nordkirche ist eine hohe Auszeichnung. Es wird besonders verdienten Ehrenamtlichen verliehen, solchen, die sich über viele Jahre in außergewöhnlich hohem Maß für ihre Gemeinde eingesetzt haben. So einer ist Wolfgang Beushausen. Seit nunmehr 20 Jahren steht er im Dienst der Kirchengemeinde, berät, begleitet und unterstützt sie in allen Belangen. Am 2. Advent, dem 5. Dezember, wird er dafür mit dem Ansgarkreuz geehrt.

„Zuerst war mir das total peinlich“, sagt der gelernte Verwaltungsfachwirt, „ich hab doch nur getan, was getan werden musste. Das ist doch nichts Besonderes.“ Aber das ist es eben doch: 16 Jahre war er stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderats, seit vier Jahren ist er sogar Vorsitzender. Souverän führte er die Gemeinde durch die Vakanz und die Wahl der neuen Pastoren. Er kümmert sich um die Verwaltung, die Finanzen und die Baufragen, hat einen Blick auf das Ganze und bringt seine Fachkompetenz mit ein. Die war auch gefragt, als es seit 2007 um die Fusion der Kirchenkreise Eiderstedt, Husum-Bredstedt und Südtondern ging. Darum berief man ihn den Kirchenkreisrat Eiderstedts und vertraute ihm einen Sitz in der Lenkungsgruppe an. Im fusionierten Kirchenkreis ist er bis heute Synodaler und Mitglied des Finanzausschusses.

Das alles sind sehr wichtige Aufgaben, und dass Wolfgang Beushausen sie tut, ist aller Ehre wert. Dahinter steht aber eine Lebens- und Glaubenshaltung, die für seinen ehrenamtlichen Dienst die Seele ist: Da ist eine Grundbescheidenheit, die manchmal zum Selbstzweifel neigt. Da ist ein Wesen, das sich selbst hintenan zu stellen vermag, damit es allen gut geht. Da ist der Wunsch nach Harmonie, der ihn immer wieder nach neuen Wegen suchen lässt, wenn andere sich schon verrannt haben. Er ist ein wichtiges Bindeglied, so schreibt es Pastor Michael Goltz – innerhalb der Kirchengemeinde, aber auch darüber hinaus.

Oft erinnert sich Wolfgang Beushausen an seinen Großvater. „Wenn nichts mehr geht, hilft beten“, hatte der gesagt. Dieser Satz kommt dem 68-Jährigen immer wieder in den Sinn, obwohl ihm Kirche und Glauben nicht grade in die Wiege gelegt sind: Da war immer eine Scheu und eine Unsicherheit, die sich erst langsam und vor allem durch seine Mitarbeit im Posaunenchor legte. Umso größer ist die Freude, wenn er jetzt den Lektorendienst im Gottesdienst versieht und sich dabei sicher und in der Gemeinschaft geborgen fühlt. Der Gottesdienst ist für ihn zu einer stützenden Säule in seinem Leben geworden, ebenso wie Beushausen eine stützende Säule für die Gemeinde ist. „Dinge regeln sich, auch wenn ich sie selbst nicht regeln kann“, sagt er, „und manchmal findet sich ein Weg, den man vorher nicht vermutet hätte.“

Der Gottesdienst zur Verleihung des Ansgarkreuzes beginnt am 5. Dezember um 10 Uhr in der St. Peter-Kirche. Die Laudation wird Propst Jürgen Jessen-Thiesen halten, der nun auch schon viele Jahre eng mit Wolfgang Beushausen zusammenarbeitet. Im Anschluss gibt es einen kleinen Empfang im Gemeindehaus. Es gilt die 3-G-Regel.

Sylter Kollegium formiert sich neu

Viel Bewegung hat es auf der Insel Sylt gegeben: Pastorin Annette Grünnagel hat die Pfarrstelle List übernommen und sich dafür aus Westerland zurückgezogen, Ingo Pohl ist jetzt Pastor für Morsum und Regionalentwicklung, Simon Ulrich wurde kürzlich in der Kirchengemeinde Westerland eingeführt.  Weil alle flexibel und weitsichtig auf Veränderungen reagierten, konnten in kurzer Zeit eineinhalb Pfarrstellen eingespart werden.

Simon Ulrich ist seit Juli 2019 auf der Insel. „Ich habe mich sehr schnell sehr wohl gefühlt“, sagt der 38-Jährige im Gespräch. Nach dem Vikariat in Garding war er zunächst Pastor in Leck. Dann aber zog es die Familie nach Sylt, und das war alles in allem ein gute Entscheidung, wie der Seelsorger sagt. Die gut zwei Jahre seines Dienstes waren allerdings von Corona geprägt. Er hat zum Beispiel noch keinen Gottesdienst in der Musikmuschel an der Strandpromenade gestaltet, obwohl der in den Sommermonaten doch so wichtig für Gäste und Einheimische ist. Ansonsten aber steht er in der Fülle des Gemeindelebens. Kinder- und Jugendarbeit sind sein Schwerpunkt. Gerade hat sich ein Team um den Theologen gebildet, das den Kindergottesdienst gestalten wird. Seit November 2020 ist Simon Ulrich Vorsitzender des Kirchengemeinderats und steht damit in voller Verantwortung für die Kirchengemeinde und ihren Platz im Gefüge der beliebten Urlauberinsel.

Dass die Gemeinde im touristischen Gebiet liegt, empfindet er als Geschenk: Jeder Gottesdienst an jedem Sonntag ist mehr als gut besucht. Das ist einfach schön für einen Predigenden, sagt er. Für ihn ist es leicht und selbstverständlich, dass eine solche Gemeinde gastfreundlich sein muss. „Lächeln und zurücklächeln“, sagt er, „das ist doch so einfach und bewegt so viel.“ Das hob auch Pröpstin Annegret Wegner-Braun beim Einführungsgottesdienst hervor: „Bestechend ist Deine große Freundlichkeit und Offenheit. Du bist gerne im Kontakt, gehst mit Interesse auf andere Menschen zu.“ Mit der Wahl durch den Kirchengemeinderat für die nächsten zehn Jahre und der Einführung durch die Pröpstin ist Simon Ulrich nunmehr Pastor auf Lebenszeit. „Es fühlt sich gut und richtig an“, sagt er.

Im Oktober bereits wurde Pastor Ingo Pohl einerseits in Keitum verabschiedet und andererseits in Morsum willkommen geheißen. Der Wechsel ist bedeutender, als es scheint: Denn Keitum ist ein touristischer Zentralort auf Sylt, wohingegen Morsum eher dörflich geprägt ist. Für den gebürtigen Berliner ist das eine neue Erfahrung, gleichzeitig muss sich die Gemeinde darauf einstellen, jetzt nur noch über eine 50-Prozent-Pfarrstelle zu verfügen. Mit der anderen Hälfte seiner Arbeitszeit soll Ingo Pohl zukünftig die Regional-Entwicklung fördern. Die Notfall-, Krankenhaus- und Feuerwehrseelsorge liegt nun auch offiziell in seinen Händen, er entwickelt regionale Konfirmandenmodule und fördert den Verbund der drei kirchlichen Friedhöfe auf Sylt. „Kirche ist vielfältig“, sagt der Theologe. „Ich will mich nicht mit Klagen aufhalten, sondern sehe mich nach den Chancen um.“ So werfe die Pfarrstellen-Reduzierung ein neues Licht auf das Priestertum aller Gläubigen und die Eigenverantwortung der Gemeinde. „Die Kirche muss im Dorf bleiben, aber nicht unbedingt der Pastor.“ Das sagt er mit Blick auf das große Ganze. Er selbst fühlt sich sehr wohl im Morsumer Pastorat, wie er sagt, und liebevoll erzählt er von den schiefen Türen und krummen Wänden des uralten Gebäudes. „Es ist ein tolles, altes Haus mit Charme und Seele“, so der Seelsorger.