Ende November ist Kirchenwahl. Dann sind die evangelischen Christinnen und Christen der Nordkirche aufgerufen, neue Kirchengemeinderäte für ihre Gemeinden zu wählen. In den nächsten Wochen werden die Wahlbenachrichtigungen per Post versandt. Annegret Wegner-Braun und Jürgen Jessen-Thiesen sind Pröpste im Kirchenkreis Nordfriesland. Sie erzählen im Interview, was die Kirchenwahl bedeutet.
Frau Wegner-Braun, Sie sind Pröpstin für den Nordbezirk. Wie weit sind die Kirchengemeinden, was sind die nächsten Schritte?
Annegret Wegner-Braun: Die Kirchengemeinden haben bereits im Februar den sogenannten Wahlbeschluss gefasst und damit festgelegt, wie groß der künftige Kirchengemeinderat (KGR) sein soll. Jetzt suchen sie Menschen, die sich in den kommenden sechs Jahren in diesem Leitungsgremium engagieren mögen. Dafür haben sie noch bis zum 2. Oktober Zeit.
Die Pröpste haben ja viel mit den ehrenamtlichen Kirchengemeinderäten zu tun. Was sind nach Ihrer Einschätzung die schönsten, was die schwierigsten Aufgaben?
Jürgen Jessen-Thiesen: Der Kirchengemeinderat entscheidet über die Angelegenheiten der Kirchengemeinde. Er entscheidet zum Beispiel über Anstellungsverhältnisse, Pachtverträge, Sanierungsmaßnahmen und über den Umgang mit Geldern, die irgendwie immer knapp sind. Das sind oft komplexe Aufgaben, in die man sich erst ein bisschen hineindenken muss. Aber man hat auch großen Gestaltungsspielraum. Und man trägt die Verantwortung nicht allein, sondern gestaltet das kirchliche Leben gemeinsam. Jede und jeder mit den eigenen besonderen Fähigkeiten. Das macht Sinn und macht auch Spaß.
Die Kirchengemeinden im Kirchenkreis sind ja sehr unterschiedlich: Da gibt die Inseln Föhr und Sylt mit ihren großen Aufgaben für Einheimische und Gäste, daneben gibt es sehr kleine Gemeinden. Macht eigentlich die Gemeindegröße einen Unterschied für die Arbeit im KGR?
Annegret Wegner-Braun: Die größte Kirchengemeinde ist derzeit Husum mit 8000 Gemeindegliedern und vier Pastorinnen und Pastoren, die kleinsten sind Oland mit 20 und Gröde mit 8 Mitgliedern, die sich ihren Pastor mit der Kirchengemeinde Langeness teilen. Große Gemeinden haben oft mehrere Gebäude, die viel Arbeit machen, der Verwaltungsaufwand ist vielleicht ein bisschen höher als bei Kleinstgemeinden, dafür haben sie oft auch hauptamtlich Mitarbeitende, die einfach ein Segen sind. Bei den kleineren Gemeinden wird oft jede Hand gebraucht und Arbeit kann nicht so leicht delegiert werden.
Zu Ihrem Bezirk gehören unter anderem Inseln und Halligen. Sind die Voraussetzungen auf den Inseln und Halligen anders als auf dem Festland?
Jürgen Jessen-Thiesen: Ein KGR besteht aus mindestens fünf gewählten Mitgliedern. Wo es hauptamtlich Mitarbeitende gibt, kann sich auch eine oder einer von ihnen zur Wahl stellen. Die Pastorinnen und Pastoren gehören qua Amt dazu und müssen nicht gewählt werden. Man könnte vermuten, dass das in kleinen Gemeinden wie Hooge eine größere Herausforderung ist als auf dem Festland. Aber wir machen die Erfahrung, dass die Menschen auf Inseln und Halligen sich gerne engagieren und ein großes Herz für ihre Kirche haben.
Was muss ich eigentlich tun, wenn ich gewählt werden möchte? Muss ich zum Beispiel Kirchenmitglied sein?
Jürgen Jessen-Thiesen: Ja, Sie müssen Mitglied der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland sein. Sie brauchen fünf Menschen, die Ihre Aufstellung befürworten und Sie zur Wahl vorschlagen, ein entsprechendes Formular und auch Unterstützung dafür bekommen Sie in Ihrer Kirchengemeinde. Gewählt werden können alle volljährigen Kirchenmitglieder, wahlberechtigt sind alle Getauften ab 14 Jahren.
Muss man bestimmte Qualifikationen mitbringen?
Annegret Wegner-Braun: Nein, wir freuen uns über jede und jeden, der seine Kompetenzen miteinbringt. Toll sind Menschen, die etwas von Verwaltung, Finanzen oder Bau verstehen, aber genauso gerne sind die gesehen, die Lust an der Verkündigung des Evangeliums haben oder einfach gerne anpacken und helfen. Besonders junge Menschen sind eingeladen, sich aufstellen zu lassen. Wir freuen uns auf ihre Impulse und Anregungen.
Eine Frage an Sie beide: Was macht Ihnen besonders viel Freude an der Zusammenarbeit mit Kirchengemeinderäten?
Annegret Wegner-Braun: Ich besuche derzeit viele Kirchengemeinden und freue mich ungemein über das Engagement der Kirchengemeinderäte und anderer Menschen, die sich ehrenamtlich beteiligen. Was für einen Schatz wir da haben! So viele kluge Köpfe! Manchmal komme ich aus dem Staunen gar nicht heraus!
Jürgen Jessen-Thiesen: Die Mitglieder der Kirchengemeinderäte kennen die Menschen vor Ort und können gut einschätzen, was gebraucht und ersehnt wird. Sie setzen sich dafür ein, dass Kirche für die Menschen da ist. Das ist gut so und unverzichtbar.