Schwesing – 300 Stelen, für jeden Toten eine. Sie stehen wie mit hängenden Köpfen, vereinzelt, verzweifelt im Nirgendwo zwischen Schwesing und Husum. Sie erinnern an die 2500 Lagerinsassen des KZ-Außenlagers, das hier im September 1944 belegt wurde, 300 von ihnen starben an Hunger, Auszehrung, Misshandlung und unerträglicher Demütigung. Am Volkstrauertag gedachten ihrer Soldaten der Fliegerhorst-Kaserne Husum, Mitglieder des Freundeskreises KZ-Husum-Schwesing – unter ihnen Altbischöfin Maria Jepsen -, Kommunalpolitiker und die Kirchengemeinde.
Es ist wichtig, für seine Überzeugungen einzutreten
„Die Erinnerung ist eine moralische Verpflichtung gegenüber den Toten“, sagte Major Daniel Neuenhofen und weitete das Gedenken aus auf die Kriegsopfer – Männer, Frauen und Kinder – aller Nationen. Aus der Erinnerung erwachse die Mahnung, alles zu tun, damit derartiges sich nicht wiederholen könne, sich zu zeigen und nicht kopfschüttelnd in der Menge stehen zu bleiben. „Gerade im Moment ist es wichtig, aufzustehen und für seine Überzeugungen einzutreten.“
Volkstrauertag als mahnende Erinnerung
Der Volkstrauertag wird zwei Sonntage vor dem 1. Advent begangen – das ist der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres. Und wenngleich der Anlass ein staatlicher Gedenktag ist, nehmen sich die Kirchengemeinden in Nordfriesland dieses Anliegens an und gestalten seit vielen Jahren ihre Gottesdienste an diesem Tag als Friedens- und Mahngottesdienste. Gemeinsam mit den kommunalen Partnern nehmen sie an den Veranstaltungen und Kranzniederlegungen teil, die anschließend an den Gedenktafeln für die Gefallenen stattfinden. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge stellt seit langem die Opfer von Krieg und Gewalt aller Nationen in den Mittelpunkt des Gedenkens.
Ich bete an die Macht der Liebe
In der Schwesinger Kirche kamen Vertreter der Bundeswehr, eine Abordnung der Feuerwehr und der Kommunalgemeinde waren zum Gottesdienst zusammen. Pastor Jürgen Kaphengst hielt die Predigt, sein Thema waren Verfolgungssituationen, denen sich Christen heute weltweit ausgesetzt sehen. „Ich bete an die Macht der Liebe“ – eine einzelne Trompete spielte dieses anrührende Stück auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers und fasste ohne Worte zusammen, was alle bewegte: Dass Hass und Gewalt dort keine Chance haben, wo Liebe regiert und Menschen füreinander statt gegeneinander einstehen.