Harald Richter war von 1957-1992 Pastor der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde St. Petri Ladelund.
Als direkter Amtsnachfolger von Pastor Johannes Meyer übernahm er auch dessen Selbstverpflichtung, sich um die Gräber der in Ladelund ermordeten und begrabenen KZ–Häftlinge zu kümmern. Die Erinnerung an das KZ-Ladelund, das Gedenken und die Bemühungen um Verständigung und Versöhnung über den Gräbern wurden zu einem zentralen Anliegen seiner pastoralen Arbeit.
Ein politisch engagierter Mensch
Pastor Harald Richter war ein politisch engagierter und friedensbewegter lutherischer Theologe und zugleich ein empathischer, willensstarker und für viele Menschen unbequemer Zeitgenosse.
Er war bis ins hohe Alter die treibende Kraft der Gedenkstättenarbeit in Ladelund, suchte Kontakte zu den Angehörigen der KZ–Opfer, vor allem in den Niederlanden und in Polen.
Pastor Harald Richter arbeitete u.a. eng mit der Stichting Oktober1944 in Putten (Niederlande) und dem Historiker Dr. Jörn-Peter Leppien zusammen. der mit Schülern der Auguste-Vikoria-Schule Flensburg die erste Wanderausstellung über das Konzentrationslager-Außenkommando Ladelund erarbeitete und 1989 die erste wissenschaftliche Dauerausstellung kuratierte.
Das Dokumentenhaus in Ladelund
In seiner Kirchengemeinde setzte Harald Richter gegen viele Widerstände 1989 den Bau des Dokumentenhaus durch, in dem die wissenschaftllche Ausstellung über das Konzentrationslager, seine Vor- und Nachgeschichte ihren dauerhaften Standort erhielt Dieses Gebäude wurde 2006 baulich erweitert und ist bis heute das Zentrum der Ausstellungen, Vermittlungs- und Gedenkstättenarbeit in Ladelund.
Unterstützer der Gedenkstättenarbeit bis zuletzt
Nach seiner Pensionierung als Gemeindepastor leitete Harald Richter die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund bis 1995. Um die Verantwortung für das historische Erbe und die Gedenkstättenarbeit auf breitere Schultern zu legen initiierte er einen Kooperationsvertrag zwischen der Kirchengemeinde Ladelund und dem Ev.-Luth. Kirchenkreis Südtondern (heute Kirchenkreis Nordfriesland). 1995 sorge er dafür, dass für die Leitung der Gedenkstättenarbeit erstmalig eine hauptamtlichen Stelle geschaffen und mit einer pädagogisch-theologischen Fachkraft des Kirchenkreises besetzt wurde. Als Berater und Mentor unterstützte er die Gedenkstättenarbeit, begleitete die wissenschaftlichen Arbeiten und die internationalen Beziehungen der Gedenkstätte bis zum Ende seines Lebens
Text und Bild: Karin Penno-Burmeister