Ladelund – Fast 30 Jahre haben die Schautafeln der Gedenkstätte jetzt auf dem Buckel, und man sieht es ihnen an. „Sie sind sehr textlastig“, sagt Raimo Alsen, Leiter der Einrichtung. Vor drei Jahren wurden Gelder für eine Modernisierung bewilligt. Seitdem arbeitet die Berliner Historikerin Angelika Königseder an der inhaltlichen Umsetzung. Jetzt ist es endlich soweit: Der Umbau hat begonnen. Bis zur feierlichen Neueröffnung am 18. November bleibt die Gedenkstätte geschlossen.
Die Geschichte des KZ-Ladelunds ist auf den Schautafeln ausführlich beschrieben: Es war nur sechs Wochen im November/Dezember 1944 in Betrieb, 300 Männer starben in dieser kurzen Zeit. Sie sind auf dem Friedhof Ladelund bestattet. 110 von ihnen kamen aus Putten, einem kleinen Ort in den Niederlanden. Sie wurden aus Rache für einen Anschlagsversuch deportiert, bis heute sind die Wunden dieser Zeit spürbar. Auf einem der Grabsteine liegt ein kleines Herz aus Holz: Kinder, Enkel und Urenkel waren nach Ladelund gekommen, um dem Verstorbenen, den sie nicht oder kaum mehr kennenlernen durften, Ehre zu erweisen.
Schicksale wie dieses stehen im Mittelpunkt der neuen Ausstellung, so Raimo Alsen. „Wir wollen über Biografien einen Zugang zu den Ereignissen vermitteln“, so der Pädagoge. Briefe der Häftlinge und ihrer Angehörigen spielen dabei eine zentrale Rolle. An Hörstationen können Zitate abgerufen werden, ausziehbare Schautafeln machen es möglich, dass die Informationen nicht nur in Deutsch, sondern auch in Dänisch, Englisch und Niederländisch abrufbar sind. Der bisherige Raum der Stille wird aufgelöst, stattdessen wird die Kirche quasi mit in das Konzept einbezogen. Dort soll dann der kristallene Kelch ausgestellt werden, den die Puttener der Kirchengemeinde in den 1960er-Jahren schenkten. Die Vernetzung der Orte ist ein wichtiger Punkt bei der Neugestaltung: Der originale Standort des Lagers ist schwer zu finden, das soll anders werden. Auch dort sollen Informationen abrufbar sein. An den Gräbern wird nichts verändert – so wie sie sind erzählen sie mehr als Menschenworte sagen können.
500000 Euro kostet die Neugestaltung. Bund, Land, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und der Kirchenkreis Nordfriesland tragen jeweils ihr Scherflein dazu bei. Die alten Schautafeln werden archiviert und gut verpackt. Sie haben zuletzt jährlich 4000 Besucher durch die Ausstellung begleitet, das soll nicht vergessen werden, dafür trägt Raimo Alsen Sorge.
Die Wiedereröffnung wird dann am 18. und 19. November mit vielen Gästen aus Politik und Gesellschaft gefeiert. Auch aus Putten haben sich viele Gäste angekündigt. Alle sind gespannt und froh, dass das ernste Thema durch die Modernisierung der Vermittlungsarbeit in die Zukunft gebracht wird.