Husum – „Teilhabe statt bloßer Fürsorge“ – so könnte man das Bundesteilhabegesetz von 2016 zusammenfassen. Es geht darum, Menschen mit Behinderungen als Teil der Gesellschaft zu verstehen und ihnen möglichst umfassende Selbstbestimmungsrechte zu garantieren. Auf diesem Hintergrund bauten die Husumer Horizonte, eine Einrichtung des Kirchenkreises Nordfriesland, im Husumer Heckenweg ein neues Haus für gemeinschaftliches Wohnen. Und besonders wichtig war dabei die zentrale Lage in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt.
„Wir sind stolz, dass wir dieses Gebäude errichten konnten, in dem Bewohnerinnen und Bewohner stadtnah leben können“, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen bei der Einweihung und dankte den Architekten der Firma Jebens Schoof, den Hausmeistern und den Mitarbeitenden für ihren großen Einsatz. Es sei wichtig, dass Menschen mit Behinderungen in der Mitte des gesellschaftlichen Lebens wohnen, dass sie ein sichtbarer Teil derselben sind, dass sie sich zugehörig fühlen und nicht an den Rand gedrängt würden. „Die Würde des Menschen ist unteilbar“, ergänzte Hans Pahl-Christiansen, Leiter der Husumer Horizonte. Das neue Haus liegt direkt neben der Gemeinschaftsschule Husum-Nord, auf der anderen Straßenseite ist das Amtsgericht, im Erichsenweg finden sich Ärzte und das Krankenhaus. Zur Innenstadt sind es grade mal 500 Meter. Auch Pahl-Christiansen betonte die Bedeutung der zentralen Lage. Und auch Christian Grelck, Leiter des Fachbereiches Arbeit und Soziales im Kreis Nordfriesland, sagte: „Der Standort ist gelebte Inklusion.“
Die allerdings war für die Architekten herausfordernd. Das zu bebauende Grundstück war lang und schmal, es gab kaum Platz für die benötigten Gerätschaften und Materialien. Umso größer ist die Freude bei allen Beteiligten: Die Räume sind groß genug und lichtdurchflutet, schön und doch funktional. Auf zwei Stockwerken gibt es – verbunden durch einen Lichtschacht – jeweils Wohn- und Gemeinschaftsräume, die insgesamt 18 neuen Bewohner und Bewohnerinnen Heimat geben werden. Eine große Terrasse lädt zum Verweilen ein. Es lägen viele Bewerbungen von Angehörigen, die in Not sind, vor, so Hans Pahl-Christiansen, das Haus in der Theodor-Storm-Straße sei zu klein geworden.
Dass Inklusion bei den Husumer Horizonten nicht nur ein Wort ist, machte Ines Peters als Vorsitzende des Bewohnerbeirats deutlich: Selbstbewusst stand sie inmitten der Vertreter von Kirche und Politik. „Ich wünsche euch Glück und gute Zusammenarbeit“, sagte sie und griff damit die Segensworte von Propst Jessen-Thiesen auf. „Es kommt darauf an, dass dieses Haus nicht nur äußere Stabilität, sondern auch einen guten Geist hat“, hatte er gesagt. „Möge das Leben in diesem Haus gesegnet sein.“
„Wir wollen Menschen, die aufgrund einer wesentlichen Behinderung nur eingeschränkte Möglichkeiten der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft haben, aus dem bisherigen „Fürsorgesystem“ herausführen und die Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht weiterentwickeln. Die Leistungen sollen sich am persönlichen Bedarf orientieren und entsprechend eines bundeseinheitlichen Verfahrens personenbezogen ermittelt werden. Leistungen sollen nicht länger institutionszentriert, sondern personenzentriert bereitgestellt werden. Wir werden das Wunsch- und Wahlrecht von Menschen mit Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention berücksichtigen. Menschen mit Behinderung und ihre Verbände werden von Anfang an und kontinuierlich am Gesetzgebungsprozess beteiligt. Im Interesse von Kindern mit Behinderung und ihren Eltern sollen die Schnittstellen in den Leistungssystemen so überwunden werden, dass Leistungen möglichst aus einer Hand erfolgen können.“ (Koalitionsvertrag der 18. Bundesregierung, Quelle: Wikipedia)