Breklum – Wie ticken eigentlich Jugendliche heute? Dieser Frage gingen Teilnehmende eines Fachtags nach, den der Kirchenkreis Nordfriesland gemeinsam mit dem Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) organisiert hatte. Zu Gast war Maria Nesselrath, freie Referentin des Sinus-Instituts ist, das seit 2008 alle zwei Jahre seine Forschungsergebnisse jugendlicher Lebenswelten zum Thema vorlegt.
Bilder und Zitate aus jugendlichen Lebenswelten
Etwa 40 Menschen aus den Kirchengemeinden, der Diakonie und der Jugendarbeit waren zum Fachtag nach Breklum gekommen. Wie leben und erleben Jugendliche ihren Alltag? Wie nehmen sie die gegenwärtigen Verhältnisse in Deutschland und in der Welt wahr? Woran glauben sie? An welchen Werten orientieren sie sich? Welche Lebensentwürfe verfolgen sie? Welche Rolle spielen Mobilität, Diversität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung in ihrem Leben? Mit Original-Zitaten und kreativen Selbstzeugnissen der Befragten sowie Fotos ihrer Wohnwelten führte Maria Nesselrath anschaulich in den Lebensalltag, den Wertehorizont und die Alltagsästhetik der verschiedenen jugendlichen Lebenswelten ein.
Respekt, Vertrauen, Pünktlichkeit
Deutlich wurde dabei, dass es „den Jugendlichen“ so nicht gibt, viel zu verschieden sind sowohl die sozio-kulturellen Hintergründe wie auch die Entscheidungen, die junge Menschen heute treffen. Das Angebot ist riesig, auch wenn nicht jedem alles offen steht. Die sieben Milieus, die die Sinus-Studie unterscheidet, überschneiden sich teilweise, die größte Schnittmenge bietet die „adaptiv-pragmatische“ Lebenswelt. „Adaptiv-pragmatische Jugendliche kombinieren die bürgerlichen Grundwerte und Tugenden wie Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen, Pünktlichkeit und Fleiß mit modernen und hedonistischen Werten wie Freiheit, Offenheit, Unvoreingenommenheit, Spaß und Humor“, stellt die Studie fest.
Religionszugehörigkeit ist nach wie vor meist familiär vermittelt
Auch das Verhältnis zu Religion und Kirche beleuchtet die Studie. Sinnfragen und Werteorientierungen seien zwar nach wie vor relevant, so das Ergebnis, sie werden aber seltener konfessionell beantwortet. Jugendliche leben in religiöser Vielfalt. Sie unterscheiden häufig zwischen persönlichem Glauben und der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft. Nach wie vor begründet sich Mitgliedschaft zu einer Religionsgemeinschaft vor allem in familiären Traditionen.
Ein spannender und aufschlussreicher Tag
Wie diese Erkenntnisse auf die kirchliche Arbeit übertragen werden könnten, erpropten die Teilnehmenden am Nachmittag in sogenannten „Laboren“. Dabei standen auch bestehende Aktivitäten auf dem Prüfstand: Erreichen wir mit unseren Angeboten die Zielgruppen, die wir gerne erreichen würden? Wie können aktuelle Themen wie zum Beispiel Nachhaltigkeit und Klimaschutz in die Kinder- und Jugendarbeit eingebunden werden? „Es war spannend, aufschlussreich und fast amüsierend die Studienergebnisse über die einzelnen Lebenswelten zu erfahren“, so Pädagogin Anna Ihme vom EKJB. „Ich konnte viele Erkenntnisse für meine eigene Arbeit mitnehmen.“ Auch Propst Jürgen Jessen-Thiesen zog ein positives Resümee: „Der Fachtag hat uns ermöglicht, zu verstehen, wie junge Menschen sich verändert haben und was deren Bedürfnisse sind.“