Es ist ein richtig dickes Brett, das der Kirchenkreis Nordfriesland da bohrt: Bis 2031 will er klimaneutral werden. Den Beschluss dazu fasste die Synode bereits im Herbst 2021, jetzt stellte die Steuerungsgruppe die dafür notwendigen Maßnahmen vor. Ein Jahr lange hatte das Team um Pröpstin Annegret Wegner-Braun daran gearbeitet und legte ein Konzept mit sehr konkreten Vorschlägen und einem differenzierten Finanzierungsmodell vor.
Die kirchlichen Gebäude verursachen 80 Prozent des CO2-Ausstoßes. Das sind nicht nur die Kirchen, es sind auch Pastorate, Gemeindehäuser und Verwaltungsgebäude. Die Synode beschloss, dass Heizungsanlagen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, in Zukunft nicht mehr saniert, sondern schnellstmöglich auf regenerative Energien umgestellt werden sollen. Photovoltaik soll eine größere Rolle spielen, denkbar ist inzwischen sogar die Ausstattung von Kirchendächern mit Solarpaneelen. Die in der Regel sehr hohen Kirchräume sollen mit Sitzbankheizungen ausgestattet werden, damit die Wärme dicht am Besucher bleibt, wo sie ja gebraucht wird, und sich nicht wie bisher in dem hohen Raum zerstreut. Weitere Themen waren die Förderung der Gemeinwohl-Ökonomie. Gremien finden vermehrt digital statt, das Homeoffice wird wo möglich ausgeweitet. Gemeinden werden für ihren CO2-Ausstoß zur Kasse gebeten, um einen Anreiz für die Modernisierungen zu schaffen. Ihre Zahlungen fließen in einen neu gegründeten CO2-Fonds, den der Kirchenkreis zusätzlich mit 100.000 Euro pro Jahr aus dem Gemeinschaftsanteil füttert. Darüber hinaus werden die Überlegungen intensiviert, Kirchenland für Windkraft zur Verfügung zu stellen. Der Kirchenkreis lässt die Gemeinden mit diesen Aufgaben nicht allein, sondern nimmt Geld in die Hand: 4,5 Millionen sind für die Maßnahmen veranschlagt. Dazu entnimmt er sukzessive Mittel aus der Betriebsmittelrücklage, hinzu kommen Gelder aus dem Klima- und aus dem CO2-Fonds. Die Synodalen gaben dem Klimaschutzkonzept ihre Zustimmung mit großer Mehrheit.
Weitere Tagesordnungspunkte waren der Jahresabschluss 2021, Überschüsse aus den vergangenen Jahren sollen teilweise an die Gemeinden ausgeschüttet werden. Die Synodalen bestätigten Pastor Peter Schuchardt aus Bredstedt als stellvertretenden Propst des Nordbezirks. Dem Diakonischen Werk Husum bewilligten sie ein Darlehen, mit dem es den Kauf der Friedenskirche finanziert. „Das ist ein beispielhaftes Projekt für die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Diakonie“, erklärte Propst Jürgen Jessen-Thiesen. „Die Friedenskirche, in der jetzt schon die Tafelausgabe stattfindet, bleibt Kirche, in der auch Gottesdienste stattfinden, der Pastor bleibt mit seinem Büro vor Ort, aber in Gemeindehaus und Pastorat ziehen die Beratungs- und Hilfsangebote der Diakonie ein.“ In besonderer Weise beteiligten sich die Jugenddelegierten an der Debatte: Mit Vorschlägen und Ideen machten sie deutlich, wie wichtig ihnen der Klimaschutz ist.
Ganz zuletzt stand noch ein Antrag der Kirchengemeinde Emmelsbüll auf der Tagesordnung: Sie möchte die riesige Dachfläche der Rimberti-Kirche mit Photovoltaik ausstatten, um so die Energiekosten der Gemeinde zu senken. Bisher ist das aus Denkmalschutzgründen nicht erlaubt. Aber steter Tropfen höhlt den Stein: Die Synode unterstützte den Antrag mit großer Mehrheit.