Nieblum/Föhr – Besonders betroffen von der Corona-Krise sind die Inseln und Halligen im Kirchenkreis Nordfriesland. Seit dem 16. März waren sie abgeriegelt, der Tourismus ist zum Erliegen gekommen, jetzt langsam kommen immerhin die Zweitwohnungsbesitzer zurück. So auch auf Föhr. Ruhig ist es geworden, sagt das Pastoren-Ehepaar Hoffmann-Busch. Einerseits ist das schön. Aber für die, die sich wirtschaftlich auf Gäste eingestellt haben, ist die Situation herausfordernd. Für sie alle entwickelten die Pastoren den „Sonntags-Gruß“ auf Facebook und Youtube – einen geistlichen Wochenrückblick, der Hoffnung und Mut spenden will.
„Haltet die Herzen offen!“
„Wir waren sehr überrascht, wie viele Leute sich das angeguckt haben“, sagten Kirsten Hoffmann-Busch und Philipp Busch im Gespräch. Im Schnitt sind es 200 Menschen pro Woche, die das Angebot auf Facebook oder Youtube anklicken. Etwa vier Minuten dauert die kleine Andacht, und gewohnt anschaulich und kurzweilig teilen die Seelsorger ihre Gedanken zu aktuellen Themen. Nach der Einführung der Mundschutz-Pflicht zum Beispiel waren die „Snutenpullis“ Thema. Es ging darum, den Alltag Stück für Stück wieder auszupacken und neu zu entdecken, was an ihm glücklich macht. „Haltet die Herzen offen“ ist der Refrain am Ende jeder Ansprache, die beiden sichtbar Freude macht.
Sonntagsgrüße erreichen andere Menschen
Sie lachen gerne zusammen: Den Beitrag über die Snutenpullis mussten sie mehrfach neu beginnen, weil immer wieder eins von ihnen sich vor Lachen nicht halten konnte. Auch beim Gespräch via Zoom-Konferenz ging es fröhlich zu: Die Kinder umschwirrten das Pastorenpaar, der Alltag im Home-Office ist für die Seelsorger manchmal quirlig. Sie arbeiten auch sehr gerne zusammen, das war schon immer so, und der Gemeinde ist es vertraut, dass das Pastoren-Ehepaar gemeinsam auf der Kanzel steht und miteinander im Dialog predigt. Ja, die gemeinsame Arbeit macht Spaß, und das neue Format ist ein Liebgewordenes. Es spricht Menschen an, die so bisher nicht in den Gemeindegottesdiensten auftauchten. Die technische Qualität ist simpel, aber gut: Ein einfaches Smartphone steht fest auf einem einfachen Stativ, für wenig Geld wurde noch ein Mikrofon hinzugekauft, und am Ende schneidet Philipp Busch lediglich vorne und hinten etwas weg. Wenn zwischendrin etwas schief geht, ist es eben so – oder die beiden fangen von vorne an. „Am längsten dauert das Hochladen“, lacht Kirsten Hoffmann-Busch. Das Netz ist so langsam, ein Video hineinzustellen braucht ein wenig Geduld.
Gottesdienste nach Hygiene-Verordnung
Und wie geht es weiter auf der Insel Föhr? „Wir starten am nächsten Sonntag (10. Mai) inselweit mit Gottesdiensten in kleiner Form, die jeweils um 10 Uhr beginnen“, sagt Philipp Busch. Die Kirchen sind groß, Touristen sind noch nicht da – es wird nicht schwer sein, die Hygiene-Vorschriften einzuhalten. Gesang darf es nicht geben, aber die Orgel wird spielen, länger als eine halbe Stunde soll so ein Gottesdienst nicht dauern. Und die Sonntagsgrüße? „Wir überlegen, ob wir den Text einmal als Sonntagsgruß live in der Kirche senden und zusätzlich via Facebook aus unserem Wohnzimmer oder Garten“, sagt der Pastor. Noch ist ja nicht klar, wie es sein wird, was geht und ob noch Zeit für dieses schöne Extra bleibt.