Schwesing/Nordfriesland – Immer am zweiten Sonntag im Dezember geht ein Licht um die Welt: Mütter und Väter, Brüder und Schwestern, Großeltern und Verwandte stellen eine Kerze ins Fenster für das Kind, das sie verloren haben und das sie nie vergessen werden. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde Schwesing lud das Team der Evangelischen Frauenarbeit des Kirchenkreises Nordfriesland zum Gedenkgottesdienst verstorbener Kinder ein.
„Sammle meine Tränen in deinen Krug“ – der 56. Psalm stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes. Im Altarraum lagen längs ausgerichtet blaue Tücher. Sie symbolisierten den Fluss des Lebens. In der Stille schrieben die Besucher die Namen der Verstorbenen und ihre Gedanken dazu auf vorbereitete Tränen-Tropfen. „Tränen erzählen Geschichten“, sagte dazu Pastor Jürgen Kaphengst. „Sie sind nicht nur ein Tropfen Wasser, sondern bergen in sich ein ganzes Universum.“ Die Trauer um ein verlorenes Kind hört nie auf. Oft wird sie nur mühsam verdeckt von einem Alltag, der scheinbar wieder normal ist und von der Erwartung der Gesellschaft, dass das Leben doch weitergehen müsse. Der Gottesdienst eröffnete einen Raum für die Traurigkeit und für alle ungeweinten Tränen. Die Symbolik war berührend: Die Namen auf den Tränen-Tropfen standen jeweils für eine Geschichte, jedes Blatt enthielt ein ganzes Universum in wenigen Worten.
Schließlich stellten die Besucherinnen und Besucher ein Kerzenlicht in den „Fluss des Lebens“ und zu den Tränen der Trauer. Licht auf dem Weg, Hoffnung über den Tod hinaus, ein stilles Gedenken an das Kind, den zu früh verstorbenen Nachbarn, den Bruder, die Schwester. Ihre Namen sind im Himmel aufgeschrieben – und in den Herzen der Menschen, die sie beweinen.