Husum – Kirche, das ist die „Versammlung aller Gläubigen ist, bei denen das Evangelium rein gepredigt wird“, so sagt es das Augsburger Bekenntnis und das ist so ziemlich unumstritten. In der Evangelischen Kirche ist aber das Wie dieser Auslegung vielfältig: Sie geschieht in Wort und Tat, in geprägter Kanzelrede und im freien Gebet, in tätiger Nächstenliebe und in Poesie und Lyrik. Um die Vielfalt evangelischer Rede von Gott zum Klingen zu bringen, organisieren Pastor Friedemann Magaard und Öffentlichkeitsreferentin Inke Raabe zum zweiten Mal in Husum einen Predigt-Slam: Vier Theologin und eine Ehrenamtliche wetteifern miteinander um die beste Auslegung des einen Predigttextes, und sie bedienen sich dabei aller Mittel, die das bekannte Format des Poetry-Slams hergibt.
Beim Predigt-Slam steht das Gotteslob im Mittelpunkt
„Weltweit ist das Vorhaben einzigartig“, sagt Björn Högsdal, der einen Tag lang die Teilnehmenden auf das besondere Projekt vorbereitet hat. Und der muss es wissen, ist er doch in Schleswig-Holstein der Meister des Poetry-Slam sowie Organisator und Moderator zahlreicher Veranstaltungen landauf und landab. „Es gibt schon lange und sehr erfolgreich den Poetry-Slam, und es gibt – ebenfalls sehr erfolgreich – auch schon seit Jahren den Preachers-Slam, bei dem Theologen und Laien über Gott und die Welt texten. Beim Nordfriesischen Predigt-Slam geht es aber um einen Gottesdienst. Und alle sprechen über einen einzigen, vorgebenen Text. Das ist schon etwas Besonderes.“
Predigttext ist Lukas 18, 35-43
Predigttext ist diesmal die Heilung eines Blinden bei Jericho Lukas 18, 35-43. Nach der alten Perikopenordnung war er vorgesehen für den Sonntag Estomihi, den Friedemann Magaard und Inke Raabe mit bedacht für den Predigt-Slam ausgesucht haben. „Es ist der letzte Sonntag vor der Passionszeit“, erklärt Magaard, „er steht noch im Zeichen des Karnevals.“ Der Predigt-Slam sei ein so etwas wie ein „Heiliges Spiel“ – Spielerisches und Heiliges kommen zusammen, das Gotteslob sei Maß aller Dinge. Und so ist es auch nur logisch, dass der Wettbewerb entschieden wird über die Lautstärke des Gemeindegesangs. „Das hat im Lutherischen gute Tradition“, so der Pastor und erinnert lächelnd an den Lübecker Singekrieg: Um die Reformation durchzusetzen, sangen die Lübecker ungeliebte katholische Prediger mit deutschen Psalmen in die Flucht.
Lob auf die evangelische Vielfalt
„Es gibt nicht die eine Wahrheit über einen Text, den es zu verkünden gilt“, sagt Inke Raabe. „Jeder Predigende sucht und findet einen eigenen Zugang“, sagt sie. Und: „Ich bin so stolz auf die evangelische Vielfalt.“ Und stolz ist sie auch auf die fünf Predigenden. Es sind Joachim Kretschmar, Studienleiter der Evangelischen Akademie der Nordkirche, Luise Jarck-Albers, Pastorin in Heide, Anja Pfaff, Öffentlichkeitsreferentin im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg, Philipp Busch, Pastor auf Föhr und Fast-Vorjahressieger und schließlich der Schwabstedter Pastor und Titelverteidiger Michael Goltz.
Drei Minuten Redezeit – dann ist Schluss
„Es ist ein richtiger Gottesdienst nach Agende I mit Gebeten, Lesungen und Liedern wie wir es gewohnt sind“, sagt Friedemann Magaard. Und dann kommt der Predigtteil mit fünf kurzen Predigten, keine darf länger als drei Minuten sein, das ist die Regel. Unbarmherzig wird die Orgel in die Rede hineinspielen, wenn die Zeit abgelaufen ist. Am Ende entscheidet die Gemeinde, welche Predigt sie am meisten berührt, erreicht, bewegt hat. Der Gottesdienst beginnt am Sonntag, 3. März, um 11 Uhr in der St.-Marienkirche Husum.