Angefangen hat es mit einem Konzert von Orgel und Klangschalen, erinnert sich Carsten Thoroe. „Der Musiker mit den Klangschalen hat gefragt: ‚Was ist denn mit Ihrer Orgel los? Das passt ja gar nicht!‘“. Daraufhin wurde dem Instrument in der evangelischen Kirche Breklum (Schleswig-Holstein) gewissermaßen auf den Zahn gefühlt. Und siehe (und höre) da, kundige Ohren bestätigten: Das Klangbild ist verzerrt.
Schuld daran waren insbesondere die Umbauten, die die 1857 von der Firma Marcussen gefertigte Orgel Mitte des 20. Jahrhunderts hatte erleiden müssen: Das ursprüngliche, eher frühromantische Klangbild wurde dem damals bevorzugten neobarocken Ideal angepasst. „Leider nicht sehr gelungen“, weiß Carsten Thoroe inzwischen. Der genauere Blick auf das historische Instrument nach jenem Klangschalen-Konzert, berichtet der Vorsitzende des örtlichen Kirchbauvereins, offenbarte noch einen weiteren Missstand: Schimmel. Schnell war klar, dass die Marcussen-Orgel saniert werden musste. „Diese Gelegenheit wollten wir beim Schopfe packen, und auch den klanglichen Rückbau in Auftrag geben. Denn so müssen die Teile der Orgel, die beim Rückbau entfallen, gar nicht erst restauriert werden.“
Carsten Thoroe lebt seit rund zehn Jahren mit seiner Frau im nordfriesischen Breklum nahe der Nordsee, um dort seinen Ruhestand zu genießen („Wir wohnen dort, wo andere Urlaub machen!“). So überzeugt wie er waren vom Rückbau der Orgel nicht gleich alle im Ort. „Wer hört schon den Unterschied?“ – diese Frage wurde Thoroe und den anderen Verfechtern der Wiederbelebung des originalen Klangs oft entgegengebracht, erinnert er sich. Erst als klar war, dass der Kirchbauverein sich um die finanziellen Belange kümmern würde, kam es zum Beschluss im Kirchenvorstand. Der Ruhestand von Carsten Thoroe ist seither nicht mehr ganz so ruhig, doch das ist es ihm wert.
Die Anträge sind geschrieben, die Finanzierung – rund 40.000 Euro – ist weitgehend gesichert. Benefizkonzerte und andere Sammlungen haben 9.000 Euro an Spenden eingebracht, die Stiftung Orgelklang fördert das Projekt, eine Projektspende inklusive, mit 7.000 Euro. Nun fehlt nur noch der formale Bescheid der schon zugesagten Förderung des Bundes. Eigentlich hätte man also bald loslegen können – wenn nicht der beauftragte Orgelbauer so vielbeschäftigt wäre. Dessen Auftragslage ist so gut, dass das Instrument erst Anfang des nächsten Jahres an die Reihe kommt.
Carsten Thoroe findet es „schade, dass nicht die Firma Marcussen die Sanierung und den Rückbau ‚ihrer‘ Orgel übernimmt. Aber die waren einfach zu teuer!“. Das dänische Unternehmen ist Wikipedia zufolge die älteste heute noch bestehende Orgelbaufirma der Welt. 1806 von Jürgen Marcussen gegründet, erlangte sie im Laufe des 20. Jahrhunderts internationales Ansehen. Heute wird sie in siebter Generation geführt, mehr als 1100 Konzert- und Kirchenorgeln, zum Beispiel die vier Orgelwerke in der Sint-Laurenskerk in Rotterdam, sind bisher dort entstanden.
Das 153jährige Marcussen-Instrument in Breklum tut noch treu seinen Dienst; auch wenn Bauarbeiten auf der Empore warten, die erst beginnen können, wenn die Orgel ausgebaut ist: Die Zeitspanne des Verzichts auf Orgeltöne soll so kurz wie möglich sein. „Wir haben einen hervorragenden Organisten, der großartig spielt“, schwärmt Carsten Thoroe. „Der freut sich schon sehr, wenn das Instrument wieder so klingt wie früher.“ Und damit ist er sicher nicht der Einzige in Breklum.
Text: Stiftung Orgelklang
Bild: Pixelio.de