Nordstrand – Die Kirchengemeinde Odenbüll-Nordstrand war eine der schnellsten: Schon am 15. März, gleich zu Beginn der Corona-Krise, schaltete sie einen Gottesdienst aus der St. Vinzenz-Kirche. „Ich hatte einen sehr großen Tauferinnerungs-Gottesdienst geplant“, erzählt Pastor Thorsten Wiese, Kita-Kinder und Konfis sollten ihn für die Tauffamilien mitgestalten, aber daraus wurde so nichts. „Aber nun ist alles anders“, sagt er zu Beginn seines ersten Youtube-Gottesdienstes.
Viele Menschen beteiligen sich gerne
„Ich wollte ihnen allen trotzdem einen Gottesdienst anbieten“, sagt er im Gespräch. Seine Söhne haben ihn bei der Realisierung des Vorhabens unterstützt. Mit geringstem technischen Aufwand gelingt es, einen lebendigen Gottesdienst zu zaubern, der auf große Resonanz in der Gemeinde und darüber hinaus stößt. Es ist nichts weiter als eine Kompaktkamera, die die Filme macht. Dazu kommen viele Beiträge aus der Gemeinde: Da filmt sich eine Kirchengemeinderätin beim Lesen des 23. Psalms zu Hause, Kindergartenkinder singen im heimischen Flur, eine Erzieherin erzählt in ihrem Büro sitzend, wie sie sich fühlt und wie sehr sie die Kinder vermisst. Und Thorsten Wiese schneidet das mit dem schlichten Windows-Movie-Maker zusammen und lädt es bei Youtube hoch.
Der Upload dauert ein wenig länger als gewöhnlich
Eine kleine Panne gabs zu Beginn: Der Gottesdienst sollte um 10 Uhr online sein. Das kann man so programmieren, das ist eigentlich kein Problem. Weil das Netz auf der Insel nicht so schnell ist, schaltete die Familie Wiese zur Nacht alle eigenen Geräte ab und ließ das Gerät den Gottesdienst streamen. Aber man muss einen kleinen Trick kennen, um mehr als 20 Minuten Film hochladen zu dürfen: Youtube verweigerte den Upload. Da der Upload aber mehrere Stunden dauert, erschien dieser erste Gottesdienst mit etwas Verspätung.
Klickzahlen sind nicht wichtig
Inzwischen ist Routine eingekehrt. Thorsten Wiese weiß genau, was er braucht und was er sich wünscht. In den Abkündigungen lädt er zum Mitmachen ein, und viele haben Lust, sich an diesem Format zu beteiligen. So entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft, von Zusammengehörigkeit trotz physischer Distanz. „Darauf kommt es mir an“, sagt der Pastor, „die Klickzahlen bedeuten mir nichts.“
Kirche zuhause – ein benutzerfreundliches Konzept
Die sind aber gut. Innerhalb weniger Stunden sehen sich mehr als 300 Menschen die Videos an. Sie enthalten alle Elemente einer normalen Feier, das ist dem Seelsorger wichtig. Und er erhält Rückmeldungen nicht nur von Nordstrandern, sondern von vielen, die sich der Gemeinde verbunden fühlen. Sie schicken ihm Emails und Bilder, wie sie den Gottesdienst auf der Terrasse oder im Garten verfolgen, mal morgens um 10, mal aber auch erst mittwochs um 3. „Es ist etwas benutzerfreundlicher“, sagt Thorsten Wiese nachdenklich. Er will versuchen, weiterhin Video-Gottesdienste anzubieten, auch wenn der normale Betrieb langsam wieder anläuft.