Am kommenden Sonntag, den 06.10. um 14 Uhr verabschiedet Pröpstin Inken Wöhlbrand in einem feierlichen Gottesdienst Pastor Jörn Jebsen aus der Gemeinde Hattstedt-Olderup. 33 Jahre war der gebürtige Eiderstedter in Hattstedt tätig und der Abschied fällt ihm nicht leicht. „Ich ziehe mich aus dem Gemeindedienst zurück, weil ich merke, dass ich aufgrund einer chronischen Erkrankung meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann“, erklärt Pastor Jörn Jebsen. „Pastor Jörn Jebsen war mit Leib und Seele Pastor, tief verwurzelt in Nordfriesland und Hattstedt hat er die Gemeinde nachhaltig geprägt. Dass er nun diesen Schritt geht, dafür gebührt ihm großer Respekt“, sagt Pröpstin Inken Wöhlbrand.
In jungen Jahren prägend war für Jörn Jebsen seine Konfirmandenzeit. Sie führte ihn zur Jugendarbeit und schließlich nach dem Abitur zum Theologiestudium nach Bethel, Tübingen, Heidelberg und Hamburg. 1991 bekam er dann die Chance, die Gemeinde in Hattstedt als Pastor zu übernehmen. „Eine große Gemeinde, mit 3300 Gemeindegliedern, zwei Kindertagesstätten, einer Diakoniestation, dem Friedhof und der Verwaltung. Das war eine große Verantwortung für einen jungen Pastor“, erinnert sich Jörn Jebsen. Er arbeitete sich schnell ein und konnte schon bald richtungsweisende Projekte umsetzen.
Mit Angelika Hachmann und Volker Schümann überführte er die bislang gemeindlich verantworteten Diakoniestationen in die nun zeitgemäß und professionell aufgestellte Pflegediakonie Nordfriesland, die als GmbH geführt wird. Zunächst war er beratender Pastor in der Geschäftsführung, dann etliche Jahre auch Vorsitzender des Aufsichtsrates. Daneben war er etliche Jahre Vorsitzender des Diakonieausschusses der Synode des Kirchenkreises und begleitete nun auch den Übergang des Diakonischen Werkes Husum in die Rechtsform der GmbH ein. Diakonie sorgt für das Wohlergehen der Menschen, aber ein Großteil der Leitungsarbeit dreht sich um Fragen der Finanzierung. So lag der Wechsel in den Finanzausschuss des Kirchenkreises nahe. Fast 25 Jahre wählte die Synode Jebsen dorthinein, zuletzt war er 12 Jahre im Kirchenkreis Nordfriesland dessen Vorsitzender, Um das sicher tun zu können, absolvierte er sogar eine zusätzliche Ausbildung zum Fachwirt Sozial- und Gesundheitswesen. „Was ich mache, mache ich gründlich“, so Pastor Jörn Jebsen.
Mindestens so engagiert kümmerte sich der Gemeindepastor auch um den Konfirmandenunterricht. So installierte er gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat ein moderneres Konzept der Konfirmandenarbeit. Das erste Jahr des Unterrichts machen die „kleinen“ Konfirmanden parallel schon zur vierten Klasse. „Aus meiner Beobachtung führt das nach der gemeinsamen Zeit mit den Vorschulkindern in den Kitas zu einer tiefen kirchlichen Bindung, die ich dann auch in den späteren Kursen wahrgenommen habe“, erklärt Pastor Jörn Jebsen. Das zweite Jahr startet mit einem einwöchigen Konfi-Camp in Norgaardholz an der Ostsee. Wichtig ist ihm auch die Einbindung der Eltern der Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Am Herzen lagen ihm auch die Kirchenmusik mit dem Posaunenchor, dem Kirchenchor und dem Gospelchor und natürlich die Gottesdienste. Pastor Jörn Jebsen: „Wir haben einige Formate entwickelt, die auch heute noch Menschen in unsere Kirche ziehen, die sonst nicht jeden Sonntag dort zu finden sind“. Besonders führt er dabei die sogenannten „Frühschichten“ in der Adventszeit an. Jeden Mittwochmorgen im Dezember lud die Kirchengemeinde um 6 Uhr zu einer halbstündigen Andacht mit anschließendem Frühstück ein. Selbst nach dem Einbruch durch die Corona-Pandemie finden sich zu dieser frühen Stunde immer mindestens 30 Gläubige ein.
Stolz ist er aber vor allem darauf, dass es in der Gemeinde Hattstedt-Olderup sehr Vieles gibt, das auch ohne Pastorinnen und Pastoren funktioniert. „Wir haben ein funktionierendes Gemeindeleben, in dem ich mich immer wohl gefühlt habe“, erzählt Pastor Jörn Jebsen weiter. Dankbar ist er der Gemeinde vor allem dafür, mit welcher Selbstverständlichkeit sie seine Homosexualität aufgenommen hat und wie eng sein Lebens- und Ehepartner, mit dem er seit 26 Jahren zusammenlebt, in Hattstedt eingebunden ist. „Wir haben uns hier immer zuhause gefühlt, deshalb werden wir auch weiter in Hattstedt wohnen“.
Bedanken möchte sich auch der Kirchengemeinderat bei Pastor Jörn Jebsen. „Wir hatten eine enge, sehr konstruktive und gute Zusammenarbeit. Pastor Jörn Jebsen hat unsere Gemeinde auf eine ganz besondere Art und Weise jahrzehntelang begleitet und geprägt“, sagt Sabine Lätare, langjährige stellvertretende Gemeinderatsvorsitzende. Ganz zur Ruhe setzen wird sich Pastor Jörn Jebsen allerdings nicht. Angebunden an das Evangelische Regionalzentrum Westküste in Breklum wird er Konzepte und Formate zum Thema „Männerarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland“ entwickeln. Dieses Thema liegt ihm seit langem am Herzen und er freut sich darauf, seine Erfahrungen aus dem Gemeindepfarramt dazu nun auch auf Kirchenkreisebene fruchtbar zu machen.