Tönning – Dass diese Chorprobe irgendwie nicht ganz gewöhnlich werden würde, schwante Kirchenkreis-Kantor Christian Hoffmann erst sehr spät. Es wunderte ihn nicht, dass sich zunehmend Zaungäste um das Kirchgelände versammelten, auf dem – wegen der Corona-Bestimmungen – die Probe des Gospelchores unter freiem Himmel stattfand. Dann fanden sich Pressevertreter ein: Erst eine, dann noch einer, und als dann ein dritter erschien, stutzte er kurz und schaute irritiert. Aber erst als Landeskirchenmusikdirektor (LKMD) Hans-Jürgen Wulf auf ihn zukam, ahnte er, dass dieser Tag ein besonderer sei. Denn es ist üblich, dass der LKMD nur zu so außergewöhnlichen Anlässen unangemeldet erscheint. Die Landeskirche habe beschlossen, verkündigte dieser, „dem Kirchenmusiker Christian Hoffmann aufgrund seiner hervorragenden und vielseitigen kirchenmusikalischen Tätigkeit und in Anerkennung seiner Verdienste um die Pflege der Kirchenmusik über den engeren Dienstbereich hinaus zum Kirchenmusikdirektor zu ernennen.“
Kirchenmusikalische Arbeit auf hohem Niveau
Christian Hoffmann hatte im April sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Tönning coronabedingt nicht feiern können. Hans-Jürgen Wulff erinnerte in seiner Laudatio an die zahlreichen Verdienste Hoffmanns: die kontinuierliche Nachwuchsarbeit und der Kinderchor, die Breite und Vielfalt der musikalischen Arbeit, die Sommerkonzerte, der Propstei-Kantatenchor, Orgelführungen und vieles mehr. „Trotz schwieriger werdender Rahmenbedingungen hat die kirchenmusikalische Arbeit in Tönning bis heute ihren Stellenwert behalten können und ein Niveau erreicht, dass man andernorts auf A-Stellen findet“, so der LKMD.
Ein großer Schatz
Auch Propst Jürgen Jessen-Thiesen war gekommen und überbrachte Grüße und Glückwunsche des Kirchenkreises. „Ich verbinde mit Ihnen Lust und Leidenschaft“, sagte er und lobte Hoffmanns Vielseitigkeit. „Es macht Spaß, mit Ihnen zu arbeiten.“ Auch Alexander Böhm, Pastor der Kirchengemeinde seit eineinhalb Jahren, brachte herzliche Glückwünsche. „Du bist ein großer Schatz, als Musiker und als Mensch“, so Böhm.
Der Chor war begeistert, die scheinbar zufälligen Zaungäste ebenso. Sie applaudierten ihrem Kirchenmusiker minutenlang und blieben gerne noch auf ein Glas Saft oder Sekt. Christian Hoffmann war zunächst überwältigt. „Die haben alle dichtgehalten“, sagte er und schüttelte immer wieder den Kopf. Selbst seine Frau war eingeweiht und hatte ihm nichts gesagt. Aber schließlich überwog die Freude. „Ich danke euch allen“, sagte der frischgebackene Kirchenmusikdirektor schlicht. In Zukunft darf er seinen Titel „KMD“ auf allen Verlautbarungen führen.
Info: Der Kirchenmusikdirektor (KMD) ist ein Ehrentitel, an ihn ist keine besondere Dotierung gebunden. Die Kirchenleitung kann Kantorinnen oder Kantoren für überragende Leistungen auf kirchenmusikalischem Gebiet und für eine Wirksamkeit, die erheblich über den Bereich der Anstellungskörperschaft hinausgreift, auf Vorschlag der Landeskirchenmusikdirektorin bzw. des Landeskirchenmusikdirektors und im Benehmen mit dem Kirchenkreisrat den Titel „Kirchenmusikdirektorin“ bzw. „Kirchenmusikdirektor“ verleihen. (KMusG §12)