Husum – „Halleluja! Denn Gott der Herr regieret allmächtig!“ – mit Pauken und Trompeten schließt Händel den zweiten Teil seines Oratoriums „Der Messias“. In der voll besetzten Marienkirche gaben gestern Chor und Orchester dieses Stück als Zugabe bei weit geöffneter Tür, so dass der Lobpreis über den Weihnachtsmarkt in die Welt schallte.
Im Unterschied zu anderen Oratorien hat der Messias keine Handlung, sondern besteht ausschließlich aus Bibelstellen. Im ersten Teil sammelte Charles Jennens 1741 Texte über Verheißung und Geburt des Heilands, im zweiten Teil geht es um Passion und Auferstehung, im dritten schließlich um Erlösung. So umfasst der Messias die ganze Heilsgeschichte und deutet theologisch das Leben Jesu als Rettungshandeln Gottes durch sein Leben, Sterben und Auferstehen. Jennens bat Georg Friedrich Händel, diese Texte zu vertonen. Im April 1742 wurde das Werk schließlich mit großem Erfolg in Dublin uraufgeführt.
In nur sechs Proben hatte die Husumer Stadtkantorei sich auf dieses Projekt vorbereitet und dazu Gastsänger aus dem ganzen Kreisgebiet eingeladen. Insgesamt standen gut 70 Sängerinnen und Sänger auf der Tribüne im Altarraum der Marienkirche. Kai Krakenberg führte sie und das Orchester aus Mitgliedern norddeutscher Sinfonie-Orchester mit klarer, musikalischer Linie – überaus akzentuiert – durch 33 Partituren.
Überzeugend waren die Solisten: mit warmen Timbre Altistin Susanna Frank, ausdrucksstark der Tenor von Victor Schiering und kraftvoll Hongyu Chen als Bass, der für Ulf Bästlein eingesprungen war. Herausragend gestaltete die Sopranistin Frøya Gildberg die anspruchsvollen Koloraturen. „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“ sang sie hingebungsvoll mit klarer und doch warmer Stimme und zog so das Publikum in ihren Bann. Auch die Bass-Arien mit Hongyu Chen, die Händel teilweise so komponiert, dass das Orchester die Melodien parallel spielt, waren eindrucksvoll dicht und sauber abgestimmt. Kai Krakenberg hatte zu jedem Zeitpunkt guten Kontakt zu Musikern und Sängern, er leitete konzentriert und führte die musikalische Gemeinschaft durch kniffelige Stellen hindurch. So ist das berühmte Halleluja, das so leichtfüßig und fröhlich wirkt, ein schwieriges Stück mit wechselnden Klangfarben und Rhythmen, bei dem Händel die Stimmen kunstvoll fugisch miteinander verwebt, so dass es von den Sängerinnen und Sängern viel Konzentration erfordert. Bei der Zugabe stimmte dann alles, und das Publikum bedankte sich mit herzlichem Applaus.
Foto: Herbert Müllerchen