Ladelund – Die KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund hat ein neues Gesicht: Zum 1. Februar hat Katja Happe die Leitung übernommen, am 1. September wird sie in ihr Amt eingeführt. Sie ist Historikerin, und die Stelle ist wie für sie gemacht. Oder umgekehrt. „Ich hab die Ausschreibung gesehen und dachte gleich: Meins!“, sagt die 48-Jährige. Geradezu perfekt passt das Anforderungsprofil auf sie, die in Siegen und im holländischen Groningen Geschichtswissenschaften studiert hat. „Da brenne ich für“, sagt sie, „Geschichte ist meine Leidenschaft.“
Ihre Liebe gilt den Niederlanden
Und das ist spürbar, wenn sie erzählt: von ihrem Auslandssemester in den Niederlanden, von der Geschichte des Nationalsozialismus und der Judenverfolgung, von den „Moffenmeiden“, den nach dem Krieg gebrandmarkten jungen Frauen, die sich mit deutschen Soldaten eingelassen hatten. Ihr Wissen über diese Zeit ist umfangreich: Sie hat an einem 16-bändigen Editionsprojekt zur Judenverfolgen mitgearbeitet und ein Buch herausgebracht über die Geschichte der Judenverfolgung in den Niederlanden. „Putten taucht immer wieder auf als prägendes und schockierendes Ereignis für die Niederlande“, erzählt sie. 1944 hatten die Nationalsozialisten als Rache für einen Anschlag auf deutsche Soldaten alle wehrfähigen Männer des Ortes deportiert. 600 Menschen wurden verschleppt, im KZ Ladelund, einer Außenstelle des KZ Neuengamme verstarben 300 Männer aus ingesamt 12 Nationen – 170 von ihnen kamen aus Putten.
Fügung oder Schicksal?
Seltsam glücklich fügen sich für die promovierte Historikerin jetzt viele Dinge: Sie hat eine kleine Wohnung in Ladelund gefunden, in der sie sich sehr wohl fühlt. Ihren Wohnsitz in Berlin behält sie aber – sie hat in Ladelund eine 75-Prozent-Stelle und will sich mit der verbleibenden Zeit gerne eigenen Forschungsprojekten widmen. Die neue Ausstellung findet sie großartig und zollt Angelika Königseder, einer Kollegin, die sie auch privat kennt, und ihrem Vorgänger Raimo Alsen höchsten Respekt. Auf die Begegnungen mit den Puttenern freut sie sich, auch, weil sie dann endlich mal wieder holländisch sprechen kann. „Das klingt fast so, als hätte ich einen Plan gehabt“, sagt sie und lacht. „Dem war aber nicht so.“
Am Anfang steht das Kennenlernen
Am Anfang steht für sie das Kennenlernen von Menschen und Strukturen. Denn die Gedenk- und Begegnungsstätte liegt in der Trägerschaft der Kirchengemeinde, das gibt es bundesweit nur ein weiteres Mal. Gleichzeitig ist sie die älteste Gedenkstätte, bereits 1946 nahm der damalige Pastor Johannes Meyer Konakt mit den Puttenern auf, Versöhnung über den Gräbern begann. Katja Happe nimmt Kontakt zu den anderen Playern der Gedenkstättenarbeit auf, aber auch zu Bildungsträgern vor Ort. „Ich finde es spannend, wie man eine Ausstellung in den Köpfen verankern und die Fragestellung auf heute übertragen kann“, sagt sie. Die neue Ausstellung mit ihrem stark biografisch orientiertem Ansatz bietet dafür gute Voraussetzungen.
Der Gottesdienst zur Einführung beginnt am 1. Sepember um 10 Uhr in der St. Petri-Kirche Ladelund. Anschließend findet ein kleiner Empfang in der Gedenkstätte statt. Anmeldeinformationen können Sie anhängender Karte entnehmen.