Tönning/Tating – Die Wege des Herrn sind unergründlich – das Zitat aus dem Römerbrief der Bibel (Röm 11, 33) ist sprichwörtlich geworden, und es mag auch für Manfred Rosenau gelten. Oder hätte der gebürtige Berliner sich denken können, dass sein Berufs- und Lebensweg ihn eines Tages ausgerechnet in das nordfriesische Eiderstedt führen würde? Jetzt geht der Pastor in den Ruhestand. Am Sonntag, 31. März, wird Propst Jessen-Thiesen ihn in der Tönninger St.-Laurentiuskirche feierlich von seinen Aufgaben entpflichten.
Ein Team-Player aus Berlin
Manfred Rosenau kam 1953 in Berlin zur Welt. Die Stadt war damals schon in Sektoren geteilt, aber es gab die Mauer noch nicht. Theologie studierte Rosenau in Rostock, seine erste Pfarrstelle bekam er bei Schwerin. Nach dem Wechsel in die Bundesrepublik besuchte der Theologe mehrere Kurse in Klinischer Seelsorge-Ausbildung (KSA), und übernahm 1991 die Krankenhausseelsorge in Hamburg-Eilbeck. „Ich war immer ein Teamplayer“, sagt er. Und das war gerade in diesem Krankenhaus mit seiner großen psychiatrischen Abteilung wichtig. Seelsorger, Pflegende und Mediziner arbeiteten dort Hand in Hand, um für die Patienten das Bestmögliche zu erwirken.
Zum Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wechselte er 2004 als Klinikseelsorger. Das UKE galt es aufzubauen, da war vieles im Umbruch, und Manfred Rosenau konnte sich mit seiner Erfahrung und mit seiner Umsicht einbringen. Es gelang, an zentraler Stelle im Haus einen Raum der Stille einzurichten, der im ökumenischen Miteinander gestaltet wurde und die spirituelle Mitte des Hauses bildete. Eine Palliativ-Station kam hinzu, und der Theologe machte noch einmal eine Ausbildung zum Palliativ-Seelsorger.
Eiderstedt ist ihm Heimat geworden
Seine Liebe zu Eiderstedt entdeckte der Berliner bereits in den 1990er-Jahren. Das Ehepaar Rosenau kaufte sich ein altes Haus und rettete es damit vor dem Abriss. Viele Urlaube verbrachten die beiden seitdem auf der Halbinsel mit Mörtel und Zement – jetzt ist es richtig schön und ihnen schon längst Heimat geworden. Es passte gerade richtig gut, dass der Kirchenkreis 2016 jemanden suchte, der mit halber Stelle in Tönning und mit der anderen Hälfte in Tating/St. Peter-Ording Dienst tun könnte. Es waren nur zweieinhalb Jahre, aber es waren gute Jahre für die beiden Gemeinden und für die Kollegen auf Eiderstedt. Manfred Rosenau brachte Ruhe und Gelassenheit, Erfahrung und Belastbarkeit mit, gemeinsam konnte manch Engpass überwunden werden und die große Bedeutung, die das Team-Play für den Seelsorger hat, bewährte sich. So unergründlich die Wege des Herrn auch manchmal scheinen, so oft führen sie auch zu einem guten Ziel.
Abschied am 31. März
Dieses Ziel ist nun erst einmal erreicht: Am 1. April beginnt mit dem Ruhestand ein neuer Lebensabschnitt, auch wenn Manfred Rosenau noch eine Weile mit halber Stelle Vakanzvertretung machen wird. Neue, große Ziele hat der Seelsorger nicht. Gesund bleiben, noch gute Jahre und gute gemeinsame Zeit haben – das wäre ihm schon genug. Und dann ist da noch diese Arbeitsgruppe in Hamburg zur jüdisch-christlichen Theologie. Da frönt er seiner wissenschaftlichen Leidenschaft und übersetzt unter Anderem griechische Texte zurück ins Hebräische, mal eben so. Seit vielen Jahren ist er dort Mitglied, und die sprachwissenschaftlich anspruchsvolle Aufgabe war immer eine Art denksportlicher Ausgleich, der ihm guttat. Dafür will er in Zukunft etwas mehr Zeit haben. „Er aber zog seine Straße fröhlich“ – dieses Wort aus der Apostelgeschichte setzt er über den Gottesdienst zu seinem Abschied, der um 14 Uhr in der St.-Laurentiuskirche Tönning beginnt. Mögen die Wege des Herrn auch unergründlich sein: dass Manfred Rosenau sie fröhlich gehen möge, sei ihm von Herzen gewünscht.