Der Kirchenkreis Nordfriesland und die Kirchengemeinde Husum eröffneten im Gemeindehaus der Marienkirche in Husum zum zweiten Mal einen „Dialograum“, diesmal zu einem kontroversen und sehr emotionalen Thema: Corona. Karsten Wolff, Referent für Ökumene im Kirchenkreis Nordfriesland, und Pastor Friedemann Magaard wagten einen oflfenen Blick zurück auf eine Zeit, die tief in das öffentliche, aber vor allem in unser privates Leben gewirkt hat.
Mit den Folgen haben viele zu kämpfen
Das machten gleich zu Beginn die Intensivmedizinerin und Chefärztin des Klinikums Husum, Andrea Magaard, und Ralf Kukowski, Lehrer an der Hermann Tast Schule in Husum deutlich. Für beide war die Pandemie nicht nur eine der arbeitsreichsten, sondern auch folgenreichsten Zeiten ihres berufichen Lebens. „Mit den Folgen haben unsere Schülerinnen und Schüler immer noch zu kämpfen“, berichtete Ralf Kukowski. Andrea Magaard sprach von einem tiefen Schmerz, wenn sie an die Menschen denkt, die ohne ihre Angehörigen sterben mussten. Ein Schmerz, den sie immer noch in sich tragen würde.
Jede Meinung zählt
Nach den kurzen Impulsen der Expertin und des Experten kamen die Zuhörerinnen und Zuhörer zu Wort. Mit zum Teil bewegenden, aber auch wütenden Beiträgen. Alle diese Gefühle und Stimmungen zu hören und auszuhalten war nicht einfach, aber genau darum ging es den Organisatoren. „Eine kontroverse Debatte ist nicht leicht. Darum wollten wir einen Raum schaffen, in dem alle zu Wort kommen, sich zu Wort kommen lassen und jede Meinung zählt. Denn nur wenn wir uns gegenseitig zuhören und aushalten, kann Verstehen beginnen“, erklärt Pastor Friedemann Magaard das Konzept.
Dialogräume sollen Demokratie stark machen
Der Abend war der zweite in der Reihe „Dialogräume“, die im Januar mit dem Thema „Migration“ begonnen hat. Ziel der Reihe ist es, gerade in diesen Zeiten unterschiedliche Menschen und Gruppen mit teils kontroversen Haltungen zu Gesprächen zusammenzubringen. „Um unsere Demokratie stark zu machen,müssen wir andere Meinungen aushalten und gelten lassen, auch oder vielleicht sogar gerade, wenn es schwer fällt“, so Karsten Wolff, Referent für Ökumene im Kirchenkreis Nordfriesland. Ein nächster Dialograum ist schon in Planung. Die Veranstaltungsreihe „Dialogräume“ reiht sich ein in die Initiative „#VerständigungsOrte“ der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) und der Diakonie Deutschland, in der Kirche und Diakonie ihre Türen für gesellschaftliche Dialoge aufmachen, um Menschen mit unterschiedlichen Ansichten aus ihren Filterblasen herauszulösen und zusammenkommen zu lassen.