Ministerpräsident Daniel Günther besucht die Husumer Tafel
Die orangefarbene Schürze mit dem Aufdruck „Tafel“ steht ihm gut; Daniel Günther greift in die Kiste mit den Äpfeln und lässt einige davon in die vom Kunden dargebotene Tasche gleiten. Dieser hätte auch gern noch ein Stück der bereits vorgeschnittenen und sorgsam verpackten Wassermelonen, die auf der unteren Etage des Ausgabetisches bereitliegen. Für einen Nachmittag schlüpfte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident in die Rolle eines ehrenamtlichen Mitarbeiters bei der Husumer Tafel – kleiner Schnack mit den Ehrenamtlichen inbegriffen: „Ich brauchte eine sinnvolle Aufgabe und habe sie hier gefunden“, lautet es auf die interessierte Nachfrage des Ministerpräsidenten hin. Und: „Wir sind ein gutes Team hier.“ Unter den Mitarbeitenden gibt es einige „Urgesteine“, die den „Laden“ in- und auswendig kennen: Sie unterstützen den Tafelbetrieb seit der ersten Stunde oder aber sind schon viele Jahre dabei.
Die Waren säuberlich geordnet, die Milchprodukte in Kühlschränken, Brot und Backwaren appetitlich aufgeschichtet, dazu ein stets respektvoller, freundlicher Umgang mit den Kundinnen und Kunden: Daniel Günther, selbst Schirmherr der Tafelstiftung Schleswig-Holstein-Hamburg, würdigte das Engagement der Husumer Tafel-Mitarbeitenden stellvertretend für alle ehrenamtlich Helfenden bei den Tafeln, die eine wichtige Aufgabe übernehmen in der Versorgung von Menschen in Not. Als „gelungen“ bezeichnete er die Kooperation zwischen den regionalen Service-Clubs, den Ehrenamtlichen und dem Diakonischen Werk. Er nehme viele Anregungen für seinen eigenen Lebensbereich mit nach Hause.
Mit den Worten „Ihr Besuch hat Signalwirkung“ dankte der Aufsichtsratsvorsitzende des Diakonischen Werks, Professor Dr. Stefan Krüger dem Ministerpräsidenten für sein Kommen. Es habe ein positives Zeichen in der Bevölkerung gesetzt, die Tafel aus den Kellergewölben des DW-Geschäftsstelles zunächst in die Marienkirche, später in die Friedenskirche zu verlegen, so Dr. Krüger weiter. Er lobte das gute Miteinander der Service-Clubs, der Stadt und des Diakonischen Werks Husum. In kürzester Zeit sei ein Konzept entwickelt worden, die Tafel in der großen Marienkirche am Markt an den zwei Ausgabetagen unterzubringen, erklärte der Pastor der Marienkirche, Friedemann Magaard. „Die Zeit hat großen Spaß gemacht, das Gemeinwesen wurde gestärkt und hat zusätzliche Energie gebracht“, sagte er. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten habe sich die Friedenskirche als geeigneter erwiesen. Trotz des für manche weiteren Wegs verstetige sich der Andrang der Klienten und Klientinnen. Karl-Heinz – „Charly“ – Häuber, Tafel-Leiter seit knapp eineinhalb Jahren, freute sich über die Netzwerke, die in der Stadt existieren und dazu beitragen, dass die Tafel auf einer soliden Grundlage steht. Dadurch, dass der Tafelbetrieb in die Kirche verlegt wurde, sei die Einrichtung in der Bevölkerung noch bekannter geworden, berichtete er.
„Im Keller des Diakonischen Werks konnte der Betrieb nicht mehr aufrechterhalten werden“, führte Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk im Gespräch mit Daniel Günther aus. Sie dankte ihm für das Interesse an der Einrichtung, die gemeinsam vom Diakonischen Werk und der AWO geleitet wird. Im Grunde sei es inakzeptabel, dass es überhaupt Tafeln geben müsse, führte sie weiter aus – zunächst im Hinblick auf die tatsächlich existierende Armut vieler Menschen, aber auch hinsichtlich der vielen Lebensmittel, die, obgleich noch völlig in Ordnung, sonst aussortiert und vernichtet würden: „So können wir zur Grundversorgung vieler Menschen beitragen.“ Mit ein wenig Stolz erfüllt es sie, dass die Husumer Tafel während der akuten Phasen der Corona-Pandemie durchgearbeitet habe; es habe viel aufgefangen werden können, da andere Einrichtungen oftmals geschlossen waren. Dankbar zeigte sie sich für die vielen spontanen Hilfsangebote aus der Bevölkerung, die während dieser Zeit die Tafel-Arbeit erleichterten. Auch wenn Husum im Allgemeinen gut funktioniere, sei noch Luft nach oben, meinte Husums Bürgermeister Uwe Schmitz. Viele Aufgaben, die die Stadt nicht leisten könne, übernehmen die Service-Clubs und ehrenamtlich Tätige. „Dafür herzlichen Dank an alle“, schloss er.
Auch der als Begleitung mitgekommene Holstein Kiel-Fußballer Ahmet Arslan unterstützte gern bei der Lebensmittelausgabe. Bei einem Treffen mit dem Ministerpräsidenten sei der Tafelbesuch thematisiert worden: „Ich wollte gern dabei sein, um neue Erfahrungen zu sammeln. Es fühlt sich für mich gut an helfen zu können“, betonte der Mittelfeldspieler.
Text und Bild: Sonja Wenzel