Joldelund – Eine andere Form des Gottesdienstes in der Corona-Zeit entwickelte Pastor Jan Petersen für die Kirchengemeinde Joldelund. „Ich hab mich gefrag: Was ist das Potential, das ich zur Verfügung habe?“, sagt der Seelsorger im Gespräch. Jan Petersen ist Bläser mit Leidenschaft, er leitet den Joldelunder Posaunenchor, ist sogar Landesobmann der Posaunenmission Hamburg/Schleswig-Holstein, und auch seine vier Kinder sind Bläser in verschiedenen Stimmen. Nach kurzer Absprache entstand „Churchcast Joldelund“, ein Youtube-Kanal, auf dem wöchentlich kleine Gottesdienste erscheinen, die vom „Kernfamilienposaunenchor“ unterstützt werden.
Bläsermusik ist weit zu hören
Alles begann draußen auf der Terrasse des Pastorats. „Ich dachte, wir würden ganz zuhause bleiben müssen“, erklärt Jan Petersen. Aber er stellte bald fest, dass die Musik weithin zu hören war und das Evangelium auf ihre Weise in die Welt trug. Technisch mussten zwei Iphones auf Stativen reichen, bald kam ein Ansteckmikrophon hinzu, und der Pastor vereinte in sich Kamera-, Ton- und Schnitttechnik. „Anfangs habe ich noch einen ganzen Tag dafür gebraucht“, sagt er. Inzwischen sei er deutlich schneller und habe auch Lust an kreativen Einschüben wie einem Drohnenflug über die Kirche oder zum Text passenden Bildern gefunden.
Frei predigen
Die Andachten dauern gut zehn Minuten, sie enthalten neben der Begrüßung und zwei Liedern immer eine kleine Ansprache, ein Gebet, das Vater-Unser und den Segen. „Ich habe gemerkt, dass sich das Leute ansehen, die ich sonst eher selten im Gottesdienst habe“, sagt Jan Petersen. Für ihn selber war die Arbeit mit der Kamera zunächst ungewohnt. „Das macht was mit mir“, sagt er. Manchmal habe er Zweifel gehabt, manchmal erlebte er sich selbst als abgehoben oder zu sehr am Text klebend. Dabei predigt er frei und immer mit offenen Blick in sein „Publikum“, das er selber ja aber beim Aufnehmen nicht sieht. In der Kirche falle ihm das freie Predigen leichter, sagt er nachdenklich.
Eine neue Gemeinde ist entstanden
Wie es nun weitergeht, ist noch ein bisschen unklar. Nach den momentan geltenden Regeln muss pro Gottesdienstteilnehmer ein Raum von 15 Quadratmeter vorgehalten werden, Küster und Pastor werden jetzt erst einmal die Kirche ausmessen und gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat überlegen, was geht. Möglicherweise wird auch in Zukunft der Gottesdienst mit den bestehenden Mitteln mitgeschnitten und hochgeladen. Über den Youtube-Kanal ist eine neue Gemeinde entstanden, da gibt es Menschen, die sich den Churchcast regelmäßig ansehen, die das neue Format liebgewonnen haben. „Es macht Spaß“, sagt Jan Petersen, „aber es ist eben auch aufwändig.“
Foto: privat