Hoffnung kann die Welt verändern

Das Pastorenehepaar Sylvia und Michael Goltz wissen schon, dass der Ablasshandel vor 500 Jahren für „mächtig Ärger“ sorgte. Sie legen ihn in ihrer Kirchengemeinde Schwabsted nun neu auf – aber „unter völlig anderen Vorzeichen“.

Zu Martin Luthers Zeiten gab es noch den Ablasshandel, bei dem den Menschen versprochen wurde, sie könnten sich von ihren Sünden und damit von den Strafen im Fegefeuer freikaufen. Dagegen wehrte sich der Reformator 1517 mit seinen 95 Thesen: Er war tief davon überzeugt, dass Gott die Menschen ohne Gegenleistung liebt.

Der „neue“ Ablasshandel in Schwabstedt ist daher ganz im Sinne der Reformation: „Es geht um Hoffnung“, sagt Michael Goltz. „Hoffnung für eine Welt, die zunehmend von Angst und Furcht beherrscht wird.“ Denn unter der Überschrift „Fürchte dich nicht“ können die Menschen jetzt mutmachende Erfahrungen und Wünsche auf einem Blatt Papier schreiben. Die Zettel werden dann am Kirchturm angebracht.

Jeder, der mitmachen will, bekommt ein wetterfestes Blatt Papier. Darauf kann er schreiben oder malen, was ihm persönlich Mut und Hoffnung macht. Das kann ein konkretes Erlebnis sein wie die Geburt eines Kindes. Aber auch die Versöhnung nach einem Streit. Oder die Heilung nach einer Krankheit. „Es kann gerne auch ein Wunsch oder ein Traum sein“, betonen die Pastoren. Denn je mehr Menschen zusammen von etwas träumen, „umso eher kann der Traum die Wirklichkeit verändern“.

Benefizkonzert: 80 Jahre Bahnhofsmission Husum

„Die Kirche kann gern knackevoll werden“, sagen Manuel Knortz von der bekannten Musikgruppe „Dragseth“ und Adelheit Marcinczyk, Leiterin „Geschäftsbereich II – Soziales und Arbeit“ im Diakonischen Werk Husum. Anlass für diesen Wunsch ist der 80. Geburtstag der Bahnhofsmission Husum, der am 29. September um 19:00 Uhr mit einem Benefiz-Konzert in der Marienkirche – und mit einem möglichst großen Publikum – gefeiert werden soll. Rund 500 Plätze stehen zur Verfügung, und zu Ehren der in das DW eingebetteten Bahnhofsmission locken Manuel Knortz, Kalle Johannsen und Jens Jesse mit einem Konzert der Extraklasse in das Gotteshaus, dessen Beschallung optimal an die Bedürfnisse von Künstlern und Zuhörern angepasst werden soll. „Es ist ein guter Anlass, unsere brandaktuelle, kürzlich erschienene CD ‚Drift‘ vorzustellen. Sie handelt vom Fließen der Zeit und was wir daraus machen und ist eine Mischung aus Folk und Chanson, aus eigenen Kompositionen und anspruchsvollen Vertonungen von Gedichten, beispielsweise von William Butler Yeats, Mascha Kaleko, Friedrich Hebbel, Erich Kästner oder Klaus Groth“, sagt Manuel Knortz. Es seien Songs „in bester Dragseth-Manier“. Eine neue CD hätte schon viel eher erscheinen sollen: „Wir gehören aber eher zu den Bedächtigen“, heißt es von den Künstlern.

Die Begrüßung wird Pastor Andreas Raabe als Hausherr der Marienkirche vornehmen, doch die Hauptsache ist das Konzert: „Zwei Mal eine Dreiviertelstunde mit einer Pause dazwischen“ – so dass in der Zeit ein kleines Getränk zu sich genommen werden kann. Im Hintergrund der Kirche wird die Geschichte der Bahnhofsmission Husum an zwei Stellwänden verdeutlicht: Die Eröffnung im Jahre 1937 und ihre Schließung während der NS-Zeit schon zwei Jahre später, ihre Wiedereröffnung nach dem Krieg; ihre vielfältigen Aufgaben von der Auffindung und Zusammenführung von durch die Kriegswirren auseinander gerissenen Familien bis hin zum heutigen „letzten Ankerplatz“ für Menschen in Not – deren Leben aus dem Ruder zu laufen droht und die sich ohne die Angebote der Bahnhofsmission durchbringen müssten ohne Unterkunft, ohne Aussicht auf eine warme Mahlzeit oder die Möglichkeit, Wäsche- oder Körperpflege zu erledigen. „Die Bahnhofsmission ist gelebte Kirche am Bahnhof“, bringen es Adelheit Marcinczyk und Erk Paulsen auf den Punkt. Letzterer ist verantwortlich für die inneren Abläufe in der Mission, wo sowohl einfache, als auch überlebenswichtige Hilfen gewährt werden: Schnell, unbürokratisch und auf Augenhöhe von Mensch zu Mensch.

Die erste Bahnhofsmission wurde übrigens in Berlin im Jahre 1894 von Pfarrer Johannes Burckhardt gegründet. Damals nahm die Industrialisierung Fahrt auf. Jenen Frauen, die auf Arbeitssuche vom Land in die unübersichtliche Stadt kamen, gewährte die Bahnhofsmission in vielen Fällen Schutz und Hilfe.

Der Vorverkauf für das Konzert ist angelaufen. Karten gibt es im Diakonischen Werk in der Theodor-Storm-Straße 7 in Husum und in der Schlossbuchhandlung zum Preis von 14 Euro. An der Abendkasse kosten Karten 15 Euro. Es besteht freie Platzwahl.

Zum Foto:
Der 80. Geburtstag der Husumer Bahnhofsmission soll mit einem Benefizkonzert der Gruppe „Dragseth“ gebührend gefeiert werden: Erk Paulsen, Kalle Johannsen, Manuel Knortz und Adelheit Marcinzcyk (v.l.) präsentieren das Ankündigungs-Plakat. Auf dem Foto fehlt Jens Jesse.

Text und Bild: Sonja Wenzel

Wenn das Gehirn auf Standby schaltet

Breklum – Wer seine Wut und seine Enttäuschung immer nur in sich hineinfrisst, wird bald krank an Leib und Seele. Das hat sich inzwischen herumgesprochen. Dennoch fällt es vielen Menschen und besonders Frauen schwer, einen guten Umgang mit diesem mächtigen Gefühl zu finden. Der Frauenkirchentag in Breklum zeichnete verschiedene Wege auf, aus der Ohnmacht herauszutreten und Aggression als positive Lebenskraft zu nutzen.

Aggression sei im genetischen Grundprogramm des Menschen verankert, so Erziehungswissenschaftlerin und Aggressionstrainerin Donata Oerke aus Eutin, die als Hauptreferentin geladen war. „Stellen Sie sich vor, Sie begegnen einem Säbelzahntiger“, erklärte sie, „da überlegen Sie nicht lange, da entscheiden Sie sehr schnell zwischen Angriff und Flucht.“ Das Gehirn sei im Aggressionszustand auf Minimalversorgung geschaltet, die Energie gehe in Arme und Beine. „Das ist der Grund, warum Sie am nächsten Tag genau wissen, was Sie dem Gegenüber hätten gesagt haben sollen. Wenn Sie wütend sind, ist ihr System nicht auf konstruktive Lösungen gepolt“, sagte sie. Sie riet dazu, Rituale zu entwickeln, die zunächst entlasten könnten. Was sie damit meinte, wurde im anschließenden Workshop deutlich: Mit dick gepolsterten Stäben gingen die Teilnehmerinnen „aufeinander los“, deutlich war zunächst das Zögern zu spüren, aber genauso deutlich war am Ende auch die Idee, dass ein Impulsabbau tatsächlich Kraft und gutes Gefühl freisetzen kann.

Gut 80 Frauen aus ganz Nordfriesland waren der Einladung von Britta Jordan und Claudia Hansen, den beiden Frauenreferentinnen des Kirchenkreises, gefolgt. „Wut mutt rut“, lautete das Motto, und das war auch Thema der übrigen Workshops: Viel gelacht wurde beim Workshop mit Impro-Trainerin Anja Pfaff aus Flensburg. Sie zeigte Methoden, Wut in Kreativität zu wandeln. So beschimpften sich die Teilnehmerinnen aufs Übelste – allerdings in einer Sprache, die keine verstand. Grommelo nannte Anja Pfaff diese Sprache, die sich jede Teilnehmerin spontan ausdachte und so zu ihrem persönlichen Ausdruck fand.Heilpädagogin Mette Petersen stellte ein Konzept in vier Schritten vor, wie ein gewaltfreier Weg von der Wut zur konstruktiven Lösung aussehen könne. Claudia Hansen, die ausgebildete Gestalttherapeutin ist, sprach mit den Teilnehmerinnen über die psychosomatischen Aspekte, und Dagmar Krok vom Frauenwerk der Nordkirche, eröffnete neue Zugänge über die Bibel. „Erlauben Sie sich Kopfkino, und stellen Sie sich ruhig die schlimmsten Dinge vor. Damit ist niemandem geschadet“, sagte sie mit einem Lächeln. Nichts anderes sei der Weg mancher Psalm-Dichter gewesen, die Gott um die Vernichtung ihrer Widersacher baten. „Wut ist so menschlich“, sagte Dagmar Krok. „Sie gehört genauso zu uns wie Güte und Sanftheit.“

Dem Frauenkirchentag gelang eine gute Mischung aus intellektuellen und emotionalen Zugängen. „Frauen sind in Punkto Wut kulturell benachteiligt“, sagte Britta Jordan. Während von Männern ein gesunder Umgang mit Aggression geradezu erwartet werde, habe es in Kirche und Gesellschaft eine lange Tradition, Frauen auf ihre sanftmütigen und duldsamen Seiten zu reduzieren. „Wir wollten mit diesem Tag Impulse zur Selbstfürsorge setzen“, sagte sie. „Das ist uns hoffentlich gelungen.“

Frauenkirchentag

Sommer fängt im Herzen an

Nordfriesland – Es war nicht gerade ein Jahrhundertsommer: zu kalt, zu nass, zu kurz. Für die Mädchen und Jungen aber, die an den Freizeiten des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland (EKJB) teilgenommen haben, gab es kein Schlecht-Wetter. Ihre Sommertage waren erfüllt von Begegnungen, von Gemeinschaft, von Entdeckungen und Erfahrungen, und für viele von ihnen wird dieser Sommer eben doch „Jahrhundertsommer“ im Sinne unvergesslicher Erinnerungen sein.

Insgesamt war das EKJB 69 Tage unterwegs. Vier Freizeiten fanden in Dänemark auf Zeltplätzen statt. Das Besondere dieser Reisen: Sie waren alle inklusiv. Das meint, das Mädchen und Jungen mit Beeinträchtigungen willkommen waren. Ein gewisses Kontingent der Plätze, so erzählt Susanne Kunsmann vom EKJB ist für das Amt für Soziale Dienste vorgesehen. Dadurch nehmen auch Kinder teil, deren Startbedingungen im Leben eher schwierig sind. „Wir machen das seit Jahren inklusiv“, sagt die Diakonin. „Wenn wir als Kirche nicht versuchten, inklusiv zu sein, dann wäre das echt schräg.“ Eine weitere Besonderheit: Diese Freizeiten werden von qualifizierten Ehrenamtlichen geleitet. „Die schenken uns ihre Zeit“, sagt Susanne Kunsmann, „das ist einfach toll.“

Eine Zirkusfreizeit bot das EKJB in Emmelsbüll an. Bewusst habe man sich für einen Ort in Deutschland entschieden, damit auch Flüchtlingskinder, deren Aufenthaltsstatus nicht geklärt ist, teilnehmen können. Eine andere Reise ging nach Lettland, die Begegnung mit lettischen Jugendlichen stand dabei im Mittelpunkt. Toby Möller, hauptamtlicher Kollege im EKJB organisierte diese beiden Angebote. Anna Ihme, ebenfalls hauptamtliche Mitarbeiterin im EKJB begleitete junge Menschen auf der „Klima-Sail“, einer Segeltour durch die Ostsee, die unter dem Motto von Klimaschutz und Nachhaltigkeit steht. Eine Kanufreizeit für zwölf- bis 14-Jährige wurde ebenfalls von ihr verantwortet.

Insgesamt waren 90 mit dem EKJB unterwegs, 21 ehrenamtliche Teamer unterstützten die hauptamtlich Mitarbeitenden. „Ohne sie würde es nicht gehen“, so Susanne Kunsmann. „Viele haben jetzt schon gesagt, sie sind im nächsten Jahr gern wieder dabei, das freut uns riesig.“

Noch ist sie nicht eingerüstet

Breklum – Was bedeutet die Kirche für mich? Auf diese Frage antworteten Breklumer Gemeindeglieder anlässlich der beginnenden Bauphase am Gotteshaus. „Hier haben unsere Kinder geheiratet“, „ich bin hier konfirmiert worden“, „es ist ein so besonderer Ort, um auch mal in sich selbst hineinzugucken.“ – viele kleine Liebeserklärungen an ein großes Haus mit großem Kummer. Mindestens fünf Jahre werden die Bauarbeiten dauern, die nötig sind, um es wieder gesund zu machen.

„Das Problem sind die Zementfugen“, erklärte Bautechniker Torsten Domnick vom Kirchenkreis Nordfriesland. In den 1960er-Jahren haben man landauf landab den modernen Werkstoff verwendet im festen Glauben, den Gotteshäusern damit Gutes zu tun. Das Gegenteil ist der Fall. „Die Ziegel geben eigentlich die Feuchtigkeit über die Fugen ab. Das geht aber bei Zement nicht. Die Folge ist: Sie saugen sich voll, und die Feuchtigkeit schlägt nach innen durch.“

Ein anderes Sorgenkind ist das Dach der Kirche. Es ist mit walisischem Schiefer belegt. Damals, als man es auflegte, kostete Schiefer einen Appel und ein Ei. Aber heute muss man dafür 400 Euro pro Quadratmeter hinlegen. Und eine Kirche wie die Breklumer hat viele Quadratmeter, sehr viele. „Wir fangen an mit dem Turmdach“, erklärte Dominick, dann kommt das Kirchenschiff und zuletzt der Altarraum.“ Dann könne auch innen neu gekalkt werden. „Aber die Feuchtigkeit wird noch einige Jahre immer wieder durchschlagen“, warnte er. „Sie hat 50 Jahre gebraucht, um einzudringen, dieselbe Zeit wird sie brauchen, um wieder ganz draußen zu sein.“

Große Aufgaben für die Kirchengemeinde Breklum. Allein die Turmsanierung kostet 225000 Euro, 17000 Euro muss die Gemeinde aufbringen, für den Rest helfen der Kirchenkreis und die Stiftung Kirchbau. „Wir sind für Spenden überaus
Dankbar“, sagte Pastor Simon Frömming den Husumer Nachrichten. Er leitete fröhlich und zugewandt durch den Gottesdienst, der vor der Kirche unter freiem Himmel begann. „Noch sind wir nicht eingerüstet“, sagte er augenzwinkernd, „aber bald.“

Breklum: Die Kirchensanierung beginnt

Ganz nah und doch weit weg

Ladelund – Weit weg und doch ganz nah – das ist, was Gottesdienstbesucher am Sonntag, 17. September in Ladelund erleben können: ein Gottesdienst mit Liedern und Geschichten aus dem südbrasilianischen Kirchenkreis Santa Catarina, wissend, dass zeitgleich in Brasilien ebenfalls ein Gottesdienst gefeiert wird – mit Liedern und Geschichten aus Nordfriesland.

„Der Kirchenkreis Nordfriesland steht seit 25 Jahren in engem Kontakt mit den brasilianischen Christen“, erklärt Ökumene-Referent Karsten Wolff. Aber erst in diesem Jahr sei die langjährige Freundschaft durch eine offizielle Partnerschaftsvereinbarung gefestigt worden. Aus diesem Grund war die Idee eines „Tauschgottesdienstes“ entstanden. An den jeweils geradezu entgegengesetzten Polen der Erde treffen sich Christinnen und Christen, fühlen sich auf dieser Weise einander weltumspannend verbunden und feiern mit Liedern und Traditionen des jeweils anderen.

Der Gottesdienst in Ladelund beginnt um 10.30 Uhr in der St.-Petri-Kirche. Er wird von Vikarin Caroline Boysen gestaltet, die mehrere Jahre mit ihrer Familie im Süden Brasiliens gelebt und unter anderem für ein Sozialprojekt der Evangelisch-Lutherischen Kirche Brasilien mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet hat. Außerdem sind Vertretende des Brasilienkreises beteiligt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, beim Kirchcafé mehr über Brasilien und die Arbeit des Brasilien-Kreises zu erfahren.

Klar zur Wende!

Nordfriesland – Klimaschutz und Nachhaltigkeit gehören zu den wichtigen Aufgaben von Gesellschaft und Politik. Ein sparsamer Umgang mit den Ressourcen und Veränderungen im Konsumverhalten sind nötig, wenn auf lange Sicht etwas zugunsten der geschundenen Schöpfung bewegt werden soll. Um für das Thema zu sensibilisieren, lädt der Kirchenkreis Nordfriesland zu einer Segeltour mit der „Amazon“ ein: Unter dem Motto „Klima-Sail“ segelt sie vom 5. bis 8. Oktober durch die Ostsee.

„Auf einem Segelschiff spürt man die Natur ganz unmittelbar“, sagt Anna Ihme vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland. Sie begleitet die Tour gemeinsam mit Karsten Wolff, der Ökumene-Referent im Kirchenkreis ist. Beide sind beruflich mit dem Thema beschäftigt: Anna Ihme, weil sie jungen Menschen einen sorgfältigen Umgang mit Natur und Ressourcen vermitteln möchte und Karsten Wolff, weil er im direkten Kontakt mit den Christen weltweit erlebt, dass der Klimawandel für viele jetzt schon existenz- und lebensbedrohlich ist. Die vier Tage auf dem Schiff möchten die beiden nutzen, um gemeinsam mit anderen der Frage nachzugehen, was denn jeder selbst tun kann, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Und das fängt bei der Ernährung an: Auf der Tour ist Vegetarisches angesagt, weitestgehend saisonal und regional, und wo das nicht möglich ist, doch zumindest fair: Denn vier Tage ohne Kaffee und Schokolade, das will irgendwie keiner. Gemeinschaft und Fröhlichkeit sollen nicht zu kurz kommen, und Kaffee und Schokolade- selbstverständlich fair gehandelt – machen beides noch ein bisschen schöner.

Der Törn kostet insgesamt 240 Euro und beginnt am Donnerstag, 5. Oktober, in Travemünde. Am Sonntag, 8. Oktober, wird das Schiff in Kiel anlegen. Anmelden können sich interessierte Erwachsene bei Karsten Wolff per Email wolff@erw-breklum.de.

Zugang über Biografien

Ladelund – Fast 30 Jahre haben die Schautafeln der Gedenkstätte jetzt auf dem Buckel, und man sieht es ihnen an. „Sie sind sehr textlastig“, sagt Raimo Alsen, Leiter der Einrichtung. Vor drei Jahren wurden Gelder für eine Modernisierung bewilligt. Seitdem arbeitet die Berliner Historikerin Angelika Königseder an der inhaltlichen Umsetzung. Jetzt ist es endlich soweit: Der Umbau hat begonnen. Bis zur feierlichen Neueröffnung am 18. November bleibt die Gedenkstätte geschlossen.

Die Geschichte des KZ-Ladelunds ist auf den Schautafeln ausführlich beschrieben: Es war nur sechs Wochen im November/Dezember 1944 in Betrieb, 300 Männer starben in dieser kurzen Zeit. Sie sind auf dem Friedhof Ladelund bestattet. 110 von ihnen kamen aus Putten, einem kleinen Ort in den Niederlanden. Sie wurden aus Rache für einen Anschlagsversuch deportiert, bis heute sind die Wunden dieser Zeit spürbar. Auf einem der Grabsteine liegt ein kleines Herz aus Holz: Kinder, Enkel und Urenkel waren nach Ladelund gekommen, um dem Verstorbenen, den sie nicht oder kaum mehr kennenlernen durften, Ehre zu erweisen.

Schicksale wie dieses stehen im Mittelpunkt der neuen Ausstellung, so Raimo Alsen. „Wir wollen über Biografien einen Zugang zu den Ereignissen vermitteln“, so der Pädagoge. Briefe der Häftlinge und ihrer Angehörigen spielen dabei eine zentrale Rolle. An Hörstationen können Zitate abgerufen werden, ausziehbare Schautafeln machen es möglich, dass die Informationen nicht nur in Deutsch, sondern auch in Dänisch, Englisch und Niederländisch abrufbar sind. Der bisherige Raum der Stille wird aufgelöst, stattdessen wird die Kirche quasi mit in das Konzept einbezogen. Dort soll dann der kristallene Kelch ausgestellt werden, den die Puttener der Kirchengemeinde in den 1960er-Jahren schenkten. Die Vernetzung der Orte ist ein wichtiger Punkt bei der Neugestaltung: Der originale Standort des Lagers ist schwer zu finden, das soll anders werden. Auch dort sollen Informationen abrufbar sein. An den Gräbern wird nichts verändert – so wie sie sind erzählen sie mehr als Menschenworte sagen können.
500000 Euro kostet die Neugestaltung. Bund, Land, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und der Kirchenkreis Nordfriesland tragen jeweils ihr Scherflein dazu bei. Die alten Schautafeln werden archiviert und gut verpackt. Sie haben zuletzt jährlich 4000 Besucher durch die Ausstellung begleitet, das soll nicht vergessen werden, dafür trägt Raimo Alsen Sorge.

Die Wiedereröffnung wird dann am 18. und 19. November mit vielen Gästen aus Politik und Gesellschaft gefeiert. Auch aus Putten haben sich viele Gäste angekündigt. Alle sind gespannt und froh, dass das ernste Thema durch die Modernisierung der Vermittlungsarbeit in die Zukunft gebracht wird.

Gemeinsam geht was

Leck – Gemeinsam geht was, so könnte man das Bürgerfest in Leck beschreiben. Zum 32. Mal fand es in diesem Jahr statt. Ein Verein aus Ehrenamtlichen organisiert das Spektakel gemeinsam, gemeinsam freuen sich die Leckerinnen und Lecker auf das große Entenrennen, das der Freundeskreis der evangelischen Kindergärten organisiert, gemeinsam unterstützen viele Sponsoren und Einzelhandelsgeschäfte die Verkauf der kleinen, gelben Plastikvögel. Gemeinsam feiern katholische, dänische und evangelische Gemeinde den Gottesdienst im Augarten,

„Mit der Reformation vor 500 Jahren begann die Spaltung der Kirchen“, so eröffnete Pastorin Henriette Gosvig-Knudsen den Gottesdienst. „Wie schön, dass wir endlich wieder gemeinsam feiern können.“ Um die Heilung des Taubstummen ging es dabei und darum, warum Jesus manchmal so ein Geheimnis um seine Wunder machte. „Er wollte keine Propaganda, keine Massenbewegung“, sagt Pastor Stefan Möbius von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Leck. Jeder und jede finde seinen eigenen Weg zum Glauben, eine Art religiöser Weltherrschaft hätte Jesus nicht gewollt, so waren sich die beiden einig, die die Predigt fröhlich und anschaulich im Dialog gestalteten. Zahlreiche Bürger aus allen drei Gemeinden hatten sich um die Bühne versammelt, die Lieder waren alle zweisprachig abgedruckt. Ein Geist von Pfingsten legte sich über den Park, als das Vater-Unser zugleich auf Dänisch und auf Deutsch gesprochen wurde. Für die katholische Gemeinde sprach Beate Garstka, als Ehrenamtliche feierten Andreas Deidert (ev.) und Inge Petersen (dän.) mit.

Am Nachmittag wurden dann etwa 1250 Enten zu Wasser gelassen. Sie traten in fünf Disziplinen gegeneinander an: Es gab neben dem normalen Rennen eins für die „getunten“ und drei für die schönsten in verschiedenen Altersgruppen. Mehr als 120 Sponsoren machten das Großereignis möglich, dessen Reinerlös den Kindergärten sowie der Jugendfeuerwehr zugutekommt. Gemeinsam geht was, gemeinsam werden in Leck Dinge vorangebracht – und Spaß macht es auch.

Gemeinde im Entenfieber

Eiderstedt-Kalender für Schutzengel

Eiderstedt – Es ist ein ehrgeiziges Projekt, aber es ist auch ein wichtiges Projekt: Die Eiderstedter Kirchen müssen saniert werden, es sind18 an der Zahl. Dächer, Fugen, Fundamente – bei einigen ist der Zustand so kritisch, dass sie schon jetzt notdürftig abgestützt werden, damit sie nicht ganz einfallen. 18 Millionen Euro wird das kosten, der Bund übernimmt die Hälfte der Kosten. Für den Rest ist Kreativität gefragt. Aber daran mangelt es Michael Goltz nicht. Er ist Pastor für Fundraising im Kirchenkreis Nordfriesland. Für das kommende Jahr hat er einen Kalender entwickelt, der 18 Euro kosten soll – und der Reinerlös kommt den 18 Eiderstedter Kirchen zugute.

Zwölf großformatige Bilder aus Eiderstedt warten nunmehr darauf, Menschen aus nah und fern durch das Jahr begleiten zu dürfen. „Ich freu mich, dass ich für diesen Kalender mit Martin Stock zusammenarbeiten durfte“, sagt Michael Goltz. Martin Stock ist Doktor der Biologie und arbeitet bei der Nationalparkverwaltung für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und gilt als renommierter Naturfotograf. „Von Anfang an habe ich die beeindruckenden Lichtstimmungen des Gezeitenmeeres mit meiner Kamera eingefangen“, sagt er, „ich bin von der Weite und Unberührtheit der Landschaft fasziniert.“

Und diese Faszination ist in seinen Bildern spürbar: Auf einem Foto ist eine Baumreihe an einem gepflügten Acker von oben aufgenommen zu sehen. Sie wirft im rechten Winkel lange Schatten auf die Pflugreihen, „Eiderstedt-Toscana“ hat er das Bild genannt. Ein kleines Segelschiff, ganz allein im Wattenmeer vor der Halbinsel, die Kirche Koldenbüttel als Luftaufnahme, ein Haubarg und der Leuchtturm Westerhever im Schnee – es sind besondere Bilder, besondere Ansichten, Herzensansichten einer Landschaft, die von ihren Kirchen geprägt ist und deren Menschen von ihr geprägt wurden.

1000 Stück sind vorerst gedruckt, sie sind erhältlich in den Buchhandlungen von Husum und St.-Peter-Ording sowie in den Eiderstedter Kirchenbüros und den Tourismuszentralen. Außerdem können die Kalender online über die Webseite www.eiderstedter-schutzengel.de bestellt werden. Von den 18 Euro gehen nach Abzug der Produktionskosten übrigens 12 Euro direkt in das Projekt. So wird, wer einen Kalender besitzt, zum Schutzengel für die Kirchen auf Eiderstedt.