Ministerbesuch in Niebüll

Niebüll – Große Aufregung in der Evangelischen Kita Nordlicht in Niebüll: der Schleswig-Holsteinische Familienminister Heiner Garg hatte sich angemeldet. Er wollte sich vor Ort informieren und einen unverstellten Einblick in die Situation von Kindertagesstätten bekommen, über die er im Landeshaus berät und entscheidet. 480 Millionen Euro stellt die neue Landesregierung bereit. Sie richtig und gut anzulegen, ist eine herausfordernde Aufgabe.

Mit den Kindern auf Augenhöhe
Und so ließ der Minister sich von Thekla Stoffel, Leiterin der Montessori-Einrichtung, zunächst einmal durch das Haus führen. Er zeigte sich begeistert von der liebevollen und kindgerechten Einrichtung und besonders von den schönen Außenanlagen. Wo Kinder neugierig auf ihn zukamen, nahm er Kontakt auf, ging in die Knie, stellte sich vor. „Ich bin Heiner“, sagte er, „und du?“ Aber dann ließ er die Lütten auch wieder ziehen. „Ich halte dich hier vom Spielen ab“, sagte er, „viel Spaß noch.“

Das pädagogische Personal wird knapp
Die Situation der Kindergärten zu verbessern, ist erklärtes Ziel der Landesregierung, erklärte Heiner Garg im anschließenden Gespräch. „Elternbeiträge deckeln, Kommunen entlasten und Qualität stärken sind die drei zentralen Ziele der umfassenden Kitareform, die wir auf den Weg gebracht haben.“ Mit dabei waren Markus Potten vom Verband Evangelischer Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein, Christian Kohnke, Geschäftsführer des Kitawerks Nordfriesland und Bernd Neumann, stellvertretender Bürger der Stadt Niebüll. Ein zentrales Thema, das die Fachleute dem Minister mit auf den Weg gaben, war die drohende Personalknappheit in den Kitas: Die Bezahlung ist zu schlecht, die gesellschaftliche Anerkennung fehlt nach wie vor, es ist kein wirklich attraktiver Job, der zudem höchst anspruchsvoll ist durch den rechtlich verbrieften Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag. Und Heiner Garg hörte zu, diskutierte Ideen und zeigte ehrliches Interesse daran, die Zukunft der Kindertagesstätten und das hohe Niveau zu sichern.

Best Practice in Niebüll
Der Minister konnte sich davon überzeugen, dass auch in dieser Kita Kommune und Kirche gut zusammenarbeiten und die gesetzlichen Vorgaben miteinander umsetzen. „Wir sparen nicht an den Kitas“, erklärte Bernd Neumann. „Hier wuselt die Zukunft herum.“ Und Christian Kohnke erklärte. „Wir freuen uns über den Besuch des Ministers in einer unserer 31 Evangelischen Kindertageseinrichtungen und sein Interesse an der konkreten Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben hier bei uns in der Praxis.“

Abschied mit Dank und Segen

Risum-Lindholm – In einem Festgottesdienst hat am 18. März die Kirchengemeinde Risum-Lindholm ihren langjährigen Pastor Tim Ströver und seine Familie verabschiedet. Weit über 250 Personen waren gekommen, um „ihrem Pastor Tim“ Danke zu sagen für eine tolle Zeit und gute Zusammenarbeit. Zwölf Jahre war Tim Ströver Pastor in Risum und seit der Fusion im Jahr 2013 gemeinsam mit Pastorin Katja Pettenpaul zuständig für die ganze Kirchengemeinde Risum-Lindholm.

Mit Liebe zur Pfadfinderarbeit
Mit seiner Frau, Pastorin Philine Pawlas, gründete Tim Ströver bald nach seinem Dienstantritt einen Pfadfinderstamm in Risum. Für viele Kinder und Jugendliche und ihre Familien ist die Kirchengemeinde besonders durch die Pfadfinderarbeit über die Jahre ein prägender Ort geworden. Auf vielfältige Weise mehr hat Tim Ströver die Kirchengemeinde um bunte neue Veranstaltungen und Angebote bereichert und über die Jahre als Kirchengemeinderatsvorsitzender eine Vielzahl unterschiedlicher Verwaltungsaufgaben wahrgenommen wie etwa die Trägerschaft der beiden Kindergärten.

Bargteheide ist nun der neue Wirkungsort
Zum 1. April wechselt er nun in die Kirchengemeinde Bargteheide bei Hamburg. In einem bewegenden Gottesdienst hieß es darum Abschied nehmen. Es waren vor allem die „Pfadis“, die mit ihren grünen Hemden den Gottesdienst prägten, und auch musikalisch und mit einem kräftigen „Allzeit bereit!“ von ihrem Pastor und Stammesleiter Abschied nahmen. Der stellvertretende Propst Holger Asmussen entpflichtete Pastor Ströver von seinen Aufgaben in der Kirchengemeinde und segnete ihn und die ganze Familie.

Abschied mit Dank und Segen
Der Kirchengemeinderat versammelte sich im Altarraum, um mit persönlichen Worten seinen Dank zum Ausdruck zu bringen. Musikalisch schlugen Tanja Berkhahn, Christine Burkard und Gaby Kuhlmann die richtigen Töne zwischen Abschiedsschmerz, froher Dankbarkeit und guten Wünschen für die Zukunft an. Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle ins „Eichhorn’s“ geladen für Gespräche und Grußworte, in denen auch noch einmal die gelungene Kooperation zwischen der Kirchengemeinde und Kommune und auch der Schule zum Ausdruck kam.

Crowdfunding für die Begegnung

Die KZ-Gedenk-und Begegnungsstätte Ladelund startet ein Crowdfunding-Projekt gemeinsam mit der VR-Bank Niebüll. Die benötigten 100 Fans sind schon da. Am 18. April beginnt die Spendenphase, und dann wird es spannend: Schaffen die Ehrenamtler es, 10000 Euro an Spenden zu akquirieren? Dann nämlich und nur dann packt die VR-Bank bis zu 6000 Euro drauf. Wenn nicht, geht das Geld an die Spender zurück. Es wird gebraucht für den neuen „Garten der Begegnung“, an dem schon fleißig gewerkelt wurde.

Gemeinsames Arbeiten verbindet
Für die erste Bauphase Anfang April waren 23 Niederländer aus Putten nach Ladelund gereist und werkelten fleißig mit. Ziel war es, die Heide zu entfernen und den Boden zu bereiten für die im September beginnende zweite Bauphase. Die nämlich wird richtig Geld kosten: Dann geht es darum, den Weg zu pflastern und die kleine Begegnungsfläche anzulegen, auf der in Zukunft viel an Gespräch und Information möglich sein soll.

Erinnerung über den Gräbern
Die Idee zum Garten der Begegnung war beim Volkstrauertag 2016 aufgekommen. Traditionell reisen zu diesem Tag Puttener nach Ladelund, um gemeinsam mit der Bevölkerung an den Gräbern ihrer Angehörigen und Landsleute zu trauern, die im Winter 1944 im KZ starben. Freundschaften sind entstanden, und beide Seiten spüren, dass da etwas Wichtiges zwischen den Völkern geschieht. „In Putten hat die Idee regelrecht eingeschlagen“, erzählt Michel Kooij aus den Niederlanden. Mehr als 40 Menschen haben sich eingetragen und teilen sich nun die beiden Bauphasen gerecht. „Unser Ziel ist, dass auch die neue Generation nach Ladelund kommt“, ergänzt Ard Klejer, ehemaliger stellvertretender Bürgermeister Puttens.

Niederländer loben die Ladelunder Gastfreundschaft
Beim ersten Bauabschnitt hat alles gut geklappt. Die Atmosphäre stimmte, es ging schneller voran als geplant, so dass viel Zeit für Pausen und Begegnungen blieb. Gudrun Jessen-Hansen, die die Fäden in der Hand hält, ist froh und dankbar – auch dafür, dass sich immer private Unterkünfte für die Gäste finden, das stärkt die Freundschaft.

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Regionale Lebensmittel wertschätzen

Breklum – Es war ein Fest – nicht nur für den Gaumen, auch für die Seelen derer, die gerne etwas verändern möchten: Zum fünften Mal fand im Christian Jensen Kolleg (CJK) die Messe „Regionale Vielfalt“ statt. 120 Menschen kamen, informierten sich und ließen sich überzeugen, dass lecker und verantwortungsbewusst sehr wohl Hand in Hand gehen können.

Das Ganze vom Tier
„Weniger ist mehr“, erklärte Oliver Firla vom Netzwerk Feinheimisch zu Beginn. Dem Netzwerk geht es um die Förderung regionaler Waren, um artgerechte Tierhaltung, um verantwortungsvolle, umweltverträgliche und nachhaltige Produktion. Er selbst habe in seinem Lokal eine reduzierte Speisekarte, um diese Werte garantieren zu können. „Wir stellen zum Beispiel die Wurst selber her. Wir wissen, was drin ist und woher es kommt“, sagte er. Zum Prinzip von Feinheimisch gehöre, die Zulieferbetriebe persönlich zu kennen. Darüber hinaus sei ihm eine wertschätzende Haltung gegenüber den Lebensmitteln wichtig. Dazu gehöre, ein Tier möglichst ganz zu verbrauchen. „Fleisch ist billiger als Gemüse. Da läuft doch irgendetwas falsch“, sagte er nachdenklich.

Lammzunge und Rinderwade
Im Mittelpunkt des Abends stand das Showkochen mit Markus Jebens und Steffen Rehfeld. Die beiden setzten anschaulich um, was regionales und saisonales Kochen bedeutet: Es gab Lammzunge in Bärlauchcremesuppe, Rinderwade auf Steckrübengemüse und Buttermilchmousse mit Äpfeln – natürlich mit Zutaten aus der Region. Dazu Tipps aus der Profiküche, die auch für den kleinen Haushalt wertvoll waren und von den anwesenden Hausfrauen und -männern begierig aufgenommen wurden. Sieben Aussteller boten ihre Waren an und informierten über ihre Betriebe. Karsten Wolff, Ökumene-Referent des Kirchenkreises Nordfriesland im Evangelischen Regionalzentrum Westküste, und Stefan Schütt, Geschäftsführer des CJK, führten durch den Abend. Am Ende gab es großen Applaus, nicht nur für die beiden Showköche, sondern auch für das Service-Personal des CJK, das die Rezepte für die Gäste professionell und ansprechend umgesetzt hatte. Mehr Info unter www.guten-morgen-schoepfung.de

Die Aussteller waren:

Marienhof Volquardsen
Christas Blumenladen
Fleischerei Petersen
Biolandhof Knoop
Jahnkes Ziegenkäse
Meierei Milchkanne
Eine Welt Laden Breklum
Breklumer Bücherstube

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Regionale Vielfalt

Lecker und klimafreundlich

Klixbüll/Nordfriesland – Der Klimawandel macht – auch wenn ihn nicht jeder wahrhaben will – Sorgen. Denn er ist spürbar: hier in Nordfriesland und in anderen Teilen der Welt noch viel mehr. Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen, der Meeresspiegel steigt, die Wetter werden extremer. Die Probleme sind global, und sie sind auch nur global zu lösen. Und trotzdem hat sich Anna Ihme vom Kirchenkreis Nordfriesland vorgenommen, jetzt und hier ihren Beitrag zu leisten. Mit ihrem Projekt „Mach’s gut, mach’s nach, mach’s nachhaltig“ lädt sie gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern an fünf Abenden dazu ein, einen Anfang zu machen. Zu Beginn geht es in Klixbüll am Donnerstag, 26. April, um klimafreundliches und leckeres Kochen.

Ein Beitrag zum Jahresthema des Kirchenkreises
„Die kleine Reihe ist Teil unseres Jahresthemas“, erklärt die Pädagogin. Der Kirchenkreis habe sich unter dem Motto „Guten Morgen – aufgeweckt die Schöpfung gestalten“ vorgenommen, sich 2018 besonders intensiv mit den Themen Klimawandel und Bewahrung der Schöpfung zu beschäftigen. Dass das aber nicht mit Verzicht und Freudlosigkeit einhergehen muss, davon ist Anna Ihme überzeugt. Gemeinsam mit Renate Schweitzer aus Klixbüll und Femke Möller wird sie an diesem ersten Abend Leckeres mit jahreszeitlich angepassten Produkten aus der Region vorbereiten.

Es geht darum, einen Anfang zu machen
Nicht nur vegetarisch, auch vegan soll es sein. „Mir macht es Spaß, herauszufinden, was alles geht und welche Alternativen es gibt“, sagt Anna Ihme. Denn dass der zu hohe Fleischkonsum zum Klimawandel beträgt, davon ist sie überzeugt. „Es braucht 14000 Liter Trinkwasser, um 1 Kilo Rindfleisch herzustellen“, sagt sie. Die vielen Nutztiere, insbesondere die Rinder, trügen zur erhöhten CO2-Emission bei. Dabei ist sie zu klug, um radikal oder einseitig zu argumentieren. Die Herstellung der Soja-Alternative sei nicht unumstritten, gibt sie zu. Es geht ihr auch nicht darum, dass jetzt alle und sofort auf vegane Ernährung umsteigen müssen. Es geht ihr vielmehr darum, einen Anfang zu machen.

Alltagstauglich und lecker
Der Abend im Klixbüller Dörpscampus beginnt um 18 Uhr. Ein Teilnehmerbeitrag von 10 Euro wird erbeten – nach dem gemeinsamen Kochen kommt das gemeinsame Essen, und das soll halt richtig lecker und schön werden. Die Idee ist, ein Grundrezept in mehreren Varianten zu verarbeiten, das macht das Konzept alltagstauglich, so dass auch Berufstätige die Rezepte leicht nachkochen können. Anmeldungen nimmt das Sekretariat des Evangelischen Regionalzentrums unter sekretariat@erw-breklum.de entgegen.

Weitere Termine:
„Bienen brauchen blühende Blumen – und wir die Bienen“ 23. Mai,18-20 Uhr, Haus der Familie Niebüll
„Upcycling – aus Altem mach tolles Neues“ 16. Juni, 18-21 Uhr, Bonhoeffer Haus Husum
„Plastik = Segen und Fluch“ 27. September, 18-21 Uhr, Gemeindehaus Oldenswort
„Faire Schokolade“, 13. November, 18-21 Uhr, Gemeinschaftsschule Bredstedt
Mehr Info unter www.guten-morgen-schoepfung.de

Saisonstart mit Segen

Ostersonntag ist Saisonstart für die christlichen Biker – egal, ob es regnet, stürmt oder schneit. Denn am Ostersonntag findet in Husum der Motorradgottesdienst statt, in diesem Jahr schon zum 34. Mal. Es stürmte und schneite zum Glück nicht, aber es war noch empfindlich kalt trotz strahlenden Sonnenscheins. Das mag auch der Grund gewesen sein, warum sich nach Schätzungen der Polizei nur knapp 1000 Motorradfahrende auf den Weg in die Stormstadt gemacht hatten. Dennoch war der Marktplatz gut gefüllt, und wie jedes Jahr umrahmten zahlreiche Schaulustige das Spektakel. Denn die Maschinen glitzerten im Sonntagsstaat: Sie waren von ihren Besitzern liebevoll geputzt, so dass der Chrom blinkte.

Dem Leben ein Lied singen
Den Gottesdienst gestalteten Friedemann Magaard, Pastor an St. Marien Husum, und Lars Lemke, Pastor der Nordkirche für den Mogo Hamburg, gemeinsam mit Frauke Bannik-Göhl, Dirk Bannik und der Thorge-Schöne-Band. Predigttext war der Lobgesang der Hanna aus dem Alten Testament. Ihn auf die Situation der Bikerinnen und Biker zu übertragen, war ein kleines Kunststück, geht es doch bei Hanna darum, dass sie eigentlich keine Kinder bekommen konnte und wie durch ein Wunder dann doch schwanger wurde – für sie ein Osterglück, wie eine Auferstehung von den Toten. Die Erfahrung, dass das Leben voller Wunder und guter Überraschungen ist, lasse Hanna ihr Lied singen, hieß es dazu in einem Pressetext. So werde zur Sprache gebracht, was Christen zu Ostern feiern, Dankbarkeit und Vertrauen prägten Hannas Leben. „Beides kennen Biker aus eigener Erfahrung sehr gut,“ sagte MOGO-Pastor Lars Lemke, „und die Melodie unserer Lebensfreude kommt oft auf zwei Rädern und mit vier Takten daher.“

Der Ruf des Asphalts
So passte es gut, dass auch viele Kinder auf dem Marktplatz waren und die heißen Rösser bewunderten, dazwischen coole Lederjacken und engagierte „Benzingespräche“, die manchmal durchaus Priorität vor dem gottesdienstlichen Geschehen hatten. Der Winter war lang, man hatte sich viel zu erzählen, Touren- und Bastlertipps wurden ausgetauscht und die Hoffnung, dass es doch endlich wieder wärmer werden möge. Denn ab Ostern – das ist bei christlichen Bikern so – kribbelt der Ruf des Asphalts in der Seele.

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Vier Gemeinden wollen es wagen

Husum – Die vier Husumer Innenstadt-Kirchengemeinden Marien-, Christus-, Friedens- und Versöhnungskirche sind mit Wirkung zum 1. Januar 2019 nur noch eine. Das besiegelten die Kirchengemeinderäte am heutigen Tag (27. März 2018), ihre Vorsitzenden unterzeichneten in Anwesenheit von Propst Jürgen Jessen-Thiesen den Fusionsvertrag. Der zukünftige Name wird „Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Husum“ lauten.

Gemeinsam geht vieles besser
„Wir haben gesehen, dass in Zukunft nicht mehr alle alles vorhalten können“, erklärt dazu Andreas Raabe, Pastor der Friedenskirche. Manche Themen wie zum Beispiel die Flüchtlingsarbeit seien für eine Gemeinde allein nicht zu schaffen. Man habe festgestellt, dass die Gemeindegrenzen längst durchlässig seien: Gemeindeglieder entscheiden frei, zu welchem Pastor und in welches Gotteshaus sie gehen möchten und sie sind überall willkommen. Stadtteil-Identitäten, für die die alten Parochialgrenzen nötig wären, gebe es in Husum nicht. Gemeinsame Vorhaben wie der neue Husumer Gemeindebrief, die Sommergottesdienste oder der gemeinsame Konfirmandenunterricht seien Erfolgsprojekte. „Wir wollen Kirche für die Stadt sein“, so Andreas Raabe. „Das können wir besser gemeinsam als jeder für sich.“

Dank für viele Unterstützung auf dem Weg
Der Unterzeichnung ging ein Prozess von etwa zwei Jahren voraus, bei dem sich die Kirchengemeinderäte von Organisationsentwicklerinnen beraten ließen. Ein geschäftsführender Ausschuss unter Leitung von Pastor Christian Raap bereitete Entscheidungen und Beteiligungen vor. Am 3. Dezember des vergangenen Jahres waren die Gemeinden in Gemeindeversammlungen über die Entwicklung informiert worden. Der Kirchenkreis und die Kirchenkreisverwaltung unter Leitung von Frau Kirstin Gabriel waren wichtige Partner.

Die vier Kirchengemeinderats-Vorsitzenden und ihre Stellvertretenden

9000 Christen in der Stadtgemeinde
Die neue Kirchengemeinde Husum wird knapp 9000 Gemeindeglieder haben. Die alten Gemeindegrenzen werden zu Bezirksgrenzen, die von den vertrauten Seelsorgern betreut werden. Das sind Katrin Hansen im Bezirk Christuskirche, Katja Kretschmar und Christian Raap, die jeweils mit 50 Prozent den Bezirk Versöhnungskirche versorgen, Friedemann Magaard im Bezirk Marienkirche und Andreas Raabe im Bezirk Friedenskirche. Es soll ein gemeinsames Kirchenbüro mit längeren und kundenfreundlicheren Öffnungszeiten in der umgebauten Altenbegegnungsstätte geben, Entlassungen oder Stundenkürzungen für die Mitarbeitenden wird es nicht geben. Auch soll keines der Gotteshäuser aufgegeben werden, aber sie könnten in Zukunft ein jeweils eigenes Profil bekommen. Dem neuen Kirchengemeinderat werden 27 Personen inklusive der Pastoren angehören.

Eine Entscheidung mit Modellcharakter
„Der Kirchenkreis unterstützt das Zusammengehen der Husumer Kirchengemeinden und begleitet es gerne“, sagt dazu Propst Jürgen Jessen-Thiesen. Angesichts der demografischen Entwicklung, die auch andere Gemeinden betrifft, sei diese Entscheidung genau richtig. Die Fusion der Husumer Kirchengemeinden habe damit Modellcharakter im Kirchenkreis.

Ein Garten der Begegnung

Ladelund – KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund – der Name ist lang und holpert vielleicht auch ein bisschen. Aber holperig ist ja auch die Geschichte, die sie erzählt. Sie erinnert an den Tod von 300 Männern. Sie starben unter menschenunwürdigen Bedingungen im Winter 1944 im KZ-Ladelund, das ein Außenlager von Neuengamme war.
Es ist so wichtig, was dort passiert: dass nämlich aus der reinen Erinnerungsarbeit Versöhnungsarbeit wird. Damit nicht wieder geschieht, was geschehen ist. Darum muss der Name auch so bleiben wie er ist: Es ist eine Gedenk- und Begegnungsstätte, damit Menschen und Völker in Zukunft gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus einstehen. Ein „Garten der Begegnung“ wird jetzt in Zusammenarbeit verschiedener Nationen entstehen. Anfang April ist der Baubeginn im ersten Abschnitt.

Gemeinsame Aktionen
„Die Idee entstand auf einem Volkstrauertag“, erzählt Gudrun Jessen-Hansen, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Einrichtung engagiert. Zuvor habe es einen „Putten-Ladelund-Lauf“ und die Aktion „Hand in Hand“ – Projekte bei denen Menschen aus dem holländischen Putten und dem nordfriesischen Ladelund zusammenkamen. Ein Großteil der im Lager verstorbenen 300 Männer stammte aus dem kleinen Ort in den Niederlanden. Sie wurden über Neuengamme nach Ladelund deportiert – ein Racheakt der Nationalsozialisten für einen Anschlag gegen einen hohen Offizier. Nun soll die Fläche zwischen dem Dokumentenhaus und den Gräbern neu gestaltet werden.

Ein Garten der Begegnung
Gedacht ist an eine kleine Parkanlage mit einem etwas tiefer liegenden viereckigen Platz der Begegnung in der Mitte. Ein breiter Weg wird auf das Grabkreuz zulaufen, das Viereck liegt quer und leicht versetzt, so dass der Eindruck eines schiefen Kreuzes entsteht. Der Ladelunder Architektur-Student Thorsten Hansen hat die Entwürfe gezeichnet und begleitet nun mit wachem Herzen die weiteren Schritte.
Die Idee ist, dass Menschen sich bei der gemeinsamen Arbeit am Projekt kennenlernen. Bereits 27 Puttener haben sich angemeldet. Sie wollen in den ersten Apriltagen gemeinsam mit Ladelunder Bürgern an diesem Projekt arbeiten. Landschaftsarchitekt Michael Körkemeyer begleitet sie dabei. „Wir brauchen noch jede Menge Hilfe“, sagt Gudrun Jessen-Hansen. Nicht nur die Gartenarbeit braucht es viele Hände, es werden auch noch Quartiere gesucht, es soll ein Rahmenprogramm geben und wer hart arbeitet, muss schließlich auch etwas Essen – auch fürs Cathering werden Mitarbeitende gesucht.

Helfer gesucht
„Auch Sach- und Geldspenden sind hilfreich“, ergänzt Sighart Baumgardt, Vorsitzender des Kirchengemeinderats in Ladelund. Ungefähr 30000 Euro müssen für die Finanzierung aufgebracht werden, Kirchengemeinde und Gedenkstättenausschuss hoffen auf die Hilfestellung von örtlichen Handwerkern und Gartenbauern. „Und wenn uns nur jemand für ein paar Stunden einen Minibagger leiht, wir freuen uns über jede Hilfe“, sagt Baumgart.

Gudrun Jessen-Hansen koordiniert alle Hilfe, sie ist unter 04666/541 oder gudrunj-hansen@freenet.de erreichbar. Geldspenden nimmt der Förderverein der KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund entgegen:
Evangelische Bank
IBAN: DE 60 5206 0410 0006 4543 72
BIC. GENODEF1EK1
Verwendungszweck: Garten der Begegnung

Danz op de Karkendeel

Husum – Mit einem wahrhaft rauschenden Fest über drei Tage feierten die Husumer das 50jährige Jubiläum ihrer Versöhnungskirche. Am 10. März 1968 wurde das moderne Gotteshaus im Norden der Stadt eingeweiht. Es lag damals inmitten eines Neubaugebiets voller junger Menschen und Familien. Die Aufbruchsstimmung von damals war bei den Feierlichkeiten zum Jubiläum erneut zu spüren: Im Gemeindehaus, das zurzeit Winterkirche ist, wurde fröhlich gefeiert, geschnackt und sogar getanzt.

Konfirmanden von damals trafen sich wieder
Die Gemeinde hatte aus Anlass des Jubiläums die ersten Konfirmanden von damals zur Goldenen Konfirmation eingeladen. Die freuten sich über das Wiedersehen und tauschten Erinnerungen aus. 1968 war Dieter Schöneich Pastor der Versöhnungskirche, der brachte – und das gefiel nicht jedem – Gedankengut der damaligen Außerparlamentarischen Opposition (APO) und der Studentenbewegung in die Gemeinde, die sich gebildet hatte, weil zahlreiche Geflüchtete und Vertriebene hier eine neue Heimat fanden. 60 bis 80 Taufen gab es damals jährlich, gut 20 Paare empfingen jährlich vor dem Altar, den Rolf Senf aus Hamburg gestaltet hatte, den Segen Gottes für ihr gemeinsames Leben. Es war eine Zeit des Aufbruchs – und die Gemeinde war jung und lebendig.

Auf dem Weg zur Wiedervereinigung
Zur Zeit der Einweihung war der Bezirk Versöhnungskirche noch Teil der Großgemeinde Husum, die erst 1976 aufgelöst wurde. Seitdem gab es neben Schobüll und Rödemis auch die Kirchengemeinden St. Marien, Christus und Husum-Nord. 1989 teilte sich dann auch Husum-Nord auf in Friedens- und Versöhnungskirchengemeinde. Zum 1. Januar 2019 wollen die Innenstadtgemeinden fusionieren, und so war es besonders schön, dass auch Christinnen und Christen aus den Nachbargemeinden zum Gratulieren kamen.

Tanzen verbindet
Pastorin Katja Kretschmar und Arndt Schulz als Vorsitzender des Kirchengemeinderats begrüßten die Gäste und waren auch die ersten auf der improvisierten Tanzfläche. Propst Jürgen Jessen-Thiesen wollte sich ein Tänzchen mit der Pastorin nicht entgehen lassen. Viele Kollegen und Mitarbeitende waren gekommen, im Nebenraum liefen Bilder aus 50 Jahren – und die Versöhnungskirche machte ihrem Namen Ehre.

Neue Pastorin für Amrum

Amrum – Wer mit Martje Brandt über Amrum radelt, wird nicht glauben können, dass die Seelsorgerin erst seit wenigen Tagen auf der Insel lebt. Sie tritt kraftvoll in die Pedale, kennt die geheimen Pfade, gibt hilfreiche Insider-Tipps und grüßt bisweilen mit nordfriesischer Coolness, indem sie Zeige- und Mittelfinger exakt drei Zentimeter vom Lenker hebt – das genau ist die norddeutsche Alternative zu den winkenden Großgebärden der Städter.

Eine bodenständige Theologin
„Warum soll man in der Großstadt wohnen, wenn man das auch vermeiden kann?“, sagt sie und strahlt. Sie muss es wissen: Sie ist in Harburg aufgewachsen, hat in Hamburg studiert und den größten Teil ihres Berufslebens in Pinneberg verbracht. Nach vier Jahren in den Kirchengemeinden Appen und Moorrege-Heist, war sie Diakoniepastorin in Pinneberg. Die letzten 11 Jahre hat sie dann als Gemeindepastorin in der Luthergemeinde Pinneberg gewirkt. „Ich mag viel lieber mit Konfirmanden über den Deich kriechen als auf irgendwelchen Empfängen herumstehen“, sagt sie. Sie ist eine Pastorin für die Basis, sie mag das ganz Normale, das „Alltagsgeschäft“, die Begegnungen mit Menschen, Gottesdienste und Amtshandlungen.

Herzlicher Empfang auf der Insel
Zum 1. März hat sie ihren Dienst angetreten, Pastor Holger Asmussen, der Stellvertreter des Propstes, hat sie feierlich in ihr Amt eingeführt, und die Amrumer haben sie sehr, sehr herzlich begrüßt. Im Pastorat stehen noch ein paar Kisten – wie das so ist, wenige Tage nach dem Umzug. Die Lebensgefährtin Katrin wird weiterhin in Hamburg arbeiten, das Paar hat sich für eine Wochenendbeziehung entschieden. „Es zog mich einfach her“, sagt Martje Brandt. „Es fühlt sich richtig an.“ Alles andere wird sich finden.

Insulaner und Residenten
Martje Brandt mag die Insel, sie hat Lust an der Arbeit. Sie liebt die beiden Kirchen der Gemeinde. Sie hat die Probleme, die die Finanzierung der Insel-Friedhöfe mit sich bringen, verstanden. Sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem Kirchengemeinderats-Vorsitzenden Hans-Peter Traulsen, und ihre Mitarbeitenden liegen ihr am Herzen. Sie ist gespannt auf die Arbeit mit alteingesessenen Insulanern, mit Gästen und Touristen und besonders auf die mit den „Residenten“ – das sind solche, die schon lange auf Amrum eine zweite Heimat haben und jede freie Minute auf der Insel verbringen. Sie sind ein Schatz für die Gemeinde, den zu heben sie sich vorgenommen hat.

Martje Brandt hat ihren Platz gefunden
Privat mag sie Musik: In Pinneberg waren ihre Gospelgottesdienste sehr erfolgreich. Dass die Amrumer mit Anne-Sophie Bunk eine so gute Kirchenmusikerin haben, freut die 52-Jährige besonders. Sie macht gern Walking und Aqua-Gymnastik – für beides hat sie auf der Insel tolle Möglichkeiten. Martje Brandt wirkt bereits nach diesen wenigen Tagen wie jemand, der seinen Platz gefunden hat – und vielleicht verwundert sie das selbst am meisten. „Ich bin Pastorin auf Amrum – ich kann’s noch gar nicht glauben“ – sagt sie und lacht.