Bewegung ist die Wurzel, die Halt gibt

Bordelum – Bewegung und Körper-Erfahrung sind für Kinder unerlässlich, um die Welt und sich selbst zu verstehen. „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper“ – das wussten schon die alten Römer. Um Kinder in Bewegung zu bringen, haben die Evangelische Kindertagesstätte und die Grundschule Bordelum jetzt ein großes Kooperationsprojekt ins Leben gerufen: Gemeinsam mit vielen sportlichen Partnern vor Ort organisierten sie eine Projektwoche mit sage und schreibe 17 Sportangeboten zum Ausprobieren.

Bewegung ist wichtig für die Entwicklung
„Bewegung ist für die Kinder ein Grundbedürfnis“, sagt Kitaleiterin Bärbel Becker. Sie freut sich, dass so viele Ehrenamtliche aus den unterschiedlichsten Sparten mitmachen. Darunter sind Hand-, Fuß- und Faustball-Spieler, es wird aber auch Schwimmen und Reiten, Wandern, Tanzen, Tischtennis und vieles mehr angeboten. Sogar Golfspielen ist dabei, und der bekannte Triathlet Björn Nahnsen vom TSV Enge-Sande bringt den jungen Sportlern das Laufen nahe. Besonders stolz sind Schule und Kita auf das Rhönrad-Angebot von Verena Botte. Über die Tage liefen hier 30 Kinder von vier bis zehn Jahren im Rad. „Die Kinder waren sehr motiviert bei der Sache“, so Verena Botte, die im TSB-Flensburg Trainerin für die ungewöhnliche Sportart ist. „Es ist gut, so früh damit anzufangen. Je älter die Kinder sind, desto ängstlicher sind sie oft.“ Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Elegant rollen die Jungen und Mädchen durch die BGS-Sporthalle. Es sieht kinderleicht aus. Aber wer sich einmal in so ein Rad stellt, weiß den Mut der Kinder zu würdigen.

Kita und Schule gemeinsam
Weil die Kinder gerne Mehreres ausprobieren sollten und die Angebote an verschiedenen Orten stattfanden, war der logistische Aufwand groß. Aber es hat sich gelohnt. „Die Kinder waren begeistert dabei“, erzählt Bärbel Becker, „und auch die Mitarbeitenden, Lehrenden und Ehrenamtlichen hatten viel Freude.“ Die Evangelische Kita Bordelum betreut zurzeit inklusive der Hortgruppe 94 Kinder, gut 60 besuchen die Grundschule. Schule und Kita möchten mit der Projektwoche Mut zu Sport und Bewegung machen, denn das, davon sind die Pädagogen überzeugt, tut den Kindern auch beim Lernen gut.

Info: Die Evangelische Kindertagesstätte und die Grundschule Bordelum danken den Mitarbeitenden, den Lehrkräften und besonders den Ehrenamtlichen. Dank gilt aber auch der Spendengemeinschaft „Neue Energien Bordelum“ und dem Windpark Reußenköge.

Ein kreativer Geist geht in den Un-Ruhestand

Olderup – Sie ist eine Pionierin der Kindertagesstätten-Arbeit in Olderup: Vor 22 Jahren übernahm Elke Krause die Leitung – da gab es die Kita noch gar nicht. Sie begleitete die letzten Umbau-Arbeiten und suchte die ersten Möbel aus. Und endlich konnte sie die ersten Kinder im Evangelischen Kindergarten Olderup begrüßen. Jetzt geht die erfahrene Pädagogin in den Ruhestand. Und zum Abschied säumten hunderte von Ehemaligen ihren Weg von der Kirche zur Kita.

Wertschätzung als Leitmotiv
„Danke für diese guten Jahre“, sang sie während des Gottesdienstes zu ihrer Verabschiedung solo für die Gemeinde. Sie fasste auf diese Weise noch einmal zusammen, was sie über die Jahre als Kindergartenleitung ausgezeichnet hatte: ihre grundsätzlich wertschätzende Haltung gegenüber Kindern, Eltern und Mitarbeitenden, ihre ehrliche und authentische Frömmigkeit, ihre Kreativität und ihre hohe Musikalität, die sie so großzügig mit anderen teilte.

Musik und Plattdeutsch
Gospelchor und Posaunenchor ließen es sich darum nicht nehmen, Elke Krause musikalisch zu danken. Pastorin Heike Braren fand herzliche Worte, denn die Erzieherin war nicht nur Kita-Leiterin gewesen, sie war auch Mitglied des Kirchengemeinderats, gestaltete gemeinsam mit Elfriede Görtzen viele Jahre den Kindergottesdienst und war immer auch eine aktive Gottesdienstbesucherin, die jederzeit für neue Ideen zu haben war und außerdem die plattdeutsche Sprache in den Gremien sowie in der Kita pflegte.

Und immer dabei: die kommunalen Partner
Ihr innovativer Geist sei auch manchmal herausfordernd gewesen, sagte Bürgermeister Thomas Carstensen in seiner Laudatio. Manchmal hätten sich die Kommunalvertreter schwer damit getan, zwischen Notwendigem und „Nice-to-have“ zu unterscheiden, aber die Kita-Leiterin habe immer wieder überzeugen können. „Wir können unser Geld nicht besser anlegen als in die Bildung unserer Kinder“, sagte Carstensen. Gekommen waren neben dem Kirchengemeinderat auch Elternvertreter sowie ehemalige Wegbegleiter wie die Bürgermeister Andreas Petersen (Arlewatt) und Gerd Martens (Olderup) und Pastorin Inke Raabe.

Ein Spalier der mit Gott groß gewordenen
Eine besondere Überraschung hatten Mitarbeitende und Eltern mit großem Aufwand organisiert: Nach dem Gottesdienst standen ehemalige Kita-Kinder Spalier und überreichten der scheidenden Pädagogin ein Blümchen. Der Weg von der Kirche bis zur Kita war gesäumt mit Menschen, die Elke Krause Respekt und Dank erwiesen. „Das war so schön“, sagte diese gerührt. „Vielen, herzlichen Dank!“

Das etwas andere Fußball-Turnier

Niebüll – Deutschland ist im Fußballfieber: Es ist doch zu schön, die Spieler aus vielen Ländern zu beobachten, wie sie elegant dribbeln, weit abschlagen oder sauber ihre Pässe spielen. Aber ausgerechnet wenn die Fußball-Weltmeisterschaft in ihre heiße Phase geht, die Kämpfe härter und die Fouls schlimmer werden, plant das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) ein etwas anderes Fußballturnier.

Fair-Play mit Spaß
„Wir veranstalten am 7. Juli ein Bigball-Fußballturnier in Niebüll“, sagt Synja Brodersen, die zurzeit im Bundesfreiwilligendienst (BfD) im EKJB ist. Wie das läuft, demonstriert sie sogleich mit Teamerin Levke Schuchardt: Beide klettern in die Schultergurte der großen Luftbälle und fangen sogleich mit der Rangelei an. Dabei prallen sie sanft gefedert voneinander ab und liegen bald prustend auf dem Boden wie Käfer auf dem Rücken. Nach wenigen Sekunden sind sie wieder auf den Beinen, und das fröhliche Gekabbele beginnt von vorne. „Man muss die Bewegungen anders koordinieren“, erklärt Levke Schuchardt. Die Bigballs machen nun mal im wahrsten Sinne des Wortes unförmig, die Arme sind fixiert und können nicht durch ihr Schwingen die Balance ausgleichen. Die Füße sind gefühlt irgendwie weiter unten als sonst. „Beim Bigball-Turnier geht es um Fair-Play“, sagt Synja Brodersen. „Foul-Spiel ist fast unmöglich, weil man ja an die Füße des anderen gar nicht richtig rankommt.“

Manchmal geht der Ball sogar ins Tor
16 Teams mit jeweils vier jugendlichen Spielern (12 bis 16 Jahre) sollen es werden, das Turnier beginnt am Sonnabend, 7. Juli, um 9 Uhr morgens und wird etwa bis 17 Uhr dauern. Weil die Bewegung in den Bällen zwar lustig aussieht, aber körperlich sehr anstrengend ist, dauert jedes Spiel nur fünf Minuten. Der Sportplatz der Alwin-Lensch-Schule, der am Haus der Jugend liegt, ist reserviert, auf einem Extra-Feld können auch Turnier-Gäste mal in den Ball steigen und sich ausprobieren. „Im Vordergrund stehen der Spaß und die Gemeinschaft“, sagt Synja Brodersen und lacht. „Wenn der Ball auch mal ins Tor geht, kann man wirklich von Glück sprechen.“ Das Startgeld beträgt 5 Euro pro Team, Anmeldungen nimmt das EKJB unter 04661/1462 oder per Email an info@ev-kinderundjugend-nf.de entgegen.

Kita Nordstrand ist klimafreundlich unterwegs

Nordstrand – „Der Mond is aufdedangen“ – das sind ungewöhnliche Klänge morgens um 9 Uhr. Nicht weniger ungewöhnlich ist das Gefährt, dem sie sich entschwingen: Ein elektromobiles Lastenfahrrad ist unterwegs von der Evangelischen Kita Nordstrand zum Badestrand Fuhlehörn. Drin sitzen fünf Krippenkinder – professionell ausgerüstet mit Anschnallgurten und Fahrradhelmen – und die zweieinhalbjährige Tilda hat bald die ganze Gruppe angesteckt mit ihrem Lied vom Mond am Morgen.

Ziel: Klimaneutral bis 2050
Hintergrund ist die Aktion „Kirche für Klima“ der Nordkirche: In der Kita sind zurzeit zwei Räder als Leihgabe des Projekts stationiert. Die Nordkirche will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden und geht diesem Ziel auf verschiedensten Wegen entgegen. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Mobilität. „Mit den Lastenfahrrädern wollen wir den Kindern Spaß am Fahrradfahren vermitteln und den Eltern zeigen, dass sich Ausflüge mit Kindern und Fahrrad leicht kombinieren lassen“, sagt Klaudia Morkramer, Klimaschutzmanagerin für Mobilität der Nordkirche in einem Pressetext.

Sonne und Fahrtwind
Und Spaß haben die Kinder, das ist offensichtlich. Sie genießen den Fahrtwind, das schöne Wetter und die Zeit, den blankgeputzten Himmel nach Mondresten und Mini-Wölkchen abzusuchen. An den Lenkern sitzen Sabine Kob und Ute Lange-Carstensen. Letztere wundert sich zuerst ein bisschen über das Lied vom Mond, bis auch sie ihn entdeckt, der, zwar blass aber deutlich, „nur halb zu sehen“ ist. Die Pädagoginnen müssen sich ein bisschen konzentrieren, die Räder sind breiter als gewöhnliche, bei abschüssigen Wegstrecken ist Achtsamkeit angesagt, und manchmal weichen sie auf die Straße aus, weil die Radwege nicht für diese Breite ausgelegt sind. Aber beide sind absolut begeistert: „Durch die Lastenfahrräder können wir auch mit den Krippenkindern die Insel entdecken und sind nicht mehr so an den Kindergarten angebunden“, sagt Gruppenleiterin Ute Lange-Carstensen. Mühelos erklimmt sie mithilfe des starken Elektro-Motors den Deich: Die Räder sind für 80 Kilo ausgelegt, das wäre mit reiner Pedalkraft kaum zu bewältigen.

Wertschätzender Umgang mit der Schöpfung
Auch Gesa Petersen, Leiterin der Evangelischen Kita Nordstrand, gefällt die Idee. Ihr ist es gelungen, die Räder zeitgleich zu den „Deichwochen“ der Kita nach Nordstrand zu holen. Da sind die größeren Kinder eh unterwegs, um spielend das Wattenmeer und die Nordsee zu entdecken. Jetzt können die Kleinen dazukommen und schon mal mitstaunen. Umweltschutz ist in der Kita immer wieder Thema. „Wir haben einen Schatz, mit dem wir sorgsam umgehen wollen“, sagt Gesa Petersen. Darum lernen die Kinder früh, zum Beispiel Müll zu vermeiden und der Schöpfung wertschätzend zu begegnen.

E-motorisierte Lastenfahrräder – das wär schon was
14 Tage lang bleiben die beiden Räder auf der Insel, dann wird eines in die Evangelische Kita nach Bordelum gebracht, das andere geht nach Hamburg, um dort an einer Fahrradstern-Fahrt teilzunehmen. Ute Lange-Carstensen ist auf den Geschmack gekommen. „Wir sind viel beweglicher mit den Rädern“, sagt sie. „Gerade hier auf Nordstrand könnten wir sie gut gebrauchen.“

Die Himmelsradler starten für den Kirchenkreis

Die Himmelsradler – das sind jetzt schon mehr als 30 Aktive, die das Radfahren lieben. Sie haben sich beim „Stadtradeln“ angemeldet, ein bundesweiter Wettbewerb „für mehr Lebensqualität, Radförderung und Klimaschutz“: Der Landkreis Nordfriesland ist vom 16. Juni bis 6. Juli dabei, die Himmelsradler sind das bisher größte von zwölf eingetragenen Teams. Sie werden im genannten Zeitraum ihre gefahrenen Radkilometer in die Webseite eintragen und damit ihren Beitrag zum Klimaschutz dokumentieren.

Und so funktioniert es: Unter diesem Link registrieren sich Interessierte. Sie erhalten dann ein eigenes Login und einen eigenen Bereich, um die gefahrenen Kilometer einzutragen. Es kommt nicht auf die Menge an, dabei sein ist alles. Auch E-Bikes sind willkommen. Dass dabei nicht geschummelt wird, ist eine Frage der Ehre.

Die Himmelsradler treffen sich am 15. Juni, 12 Uhr in Breklum vor der Kirchenkreis-Verwaltung. Die Auftakt-Touren der Initiative starten am 16. Juni jeweils um 9.30 Uhr in Husum und Niebüll. Sie treffen sich dann gegen 13 Uhr am Naturzentrum Bredstedt.

„Willkommen ist jeder, der aufrecht im Sattel sitzen kann“, witzelt Initiatorin Pastorin Inke Raabe. Sie hat bei der Aktion schon einmal mitgemacht und weiß, wie motivierend das Fahren im Team ist. „Es macht einfach Spaß“, sagt sie, „und darauf kommt es an.“ Mehr Info gibt es bei Inke Raabe unter raabe@erw-breklum.de

Mit allen Wassern gewaschen

Hamburger Hallig – Buchstäblich mit allen Wassern gewaschen wurden Hanna, Tamme und Henry heute morgen auf der Hamburger Hallig. Die Kirchengemeinde Bredstedt und ihre Familien hatten sich auf ein wunderschönes Tauffest direkt am Meer gefreut, aber es goss aus Kübeln. In wenigen Minuten waren Kind und Kegel platschnass.

Das Ende von vier Wochen Hitze und Dürre
„Wir haben so auf Regen gehofft“, sagte Pastorin Wiltraud Schuchardt und lachte, „aber doch nicht heute!“ Dabei versuchte sie, ihre Predigtmappe trockenzuwischen und zu retten, was zu retten war. Die Gemeinde flüchtete sich hoch zum Hallig-Krog und fand dort Unterschlupf unter den großen Sonnenzelten.
Und siehe da: Mit dem ersten Lied hörte auch der Regen auf, die Stimmung besserte sich und alsbald war da bei den Schafen eine fröhliche Taufgesellschaft aus jungen Familien, alteingesessenen Gemeindegliedern, helfenden Händen und einem riesigen Bernhardiner, an dem sich niemand störte.

Und siehe: Es war sehr gut.
„Gottes weiter Himmel ist nirgends so weit wie hier in Nordfriesland“, sagte Wiltraud Schuchardt in ihrer Predigt. Durch die Taufe, erklärte sie, gehören alle zur großen Gemeinschaft der Gottesfamilie dazu. So taufte sie die drei Kleinen schließlich mit Nordseewasser, gemeinsam mit Eltern und Paten bis zu den Knien umspült. Und Gott sah an, was sie da taten, und siehe, es war sehr gut.

Taufgottesdienst auf der Hamburger Hallig

Die Synode hat gewählt

Breklum – Heute wählte die Synode des Kirchenkreises in Breklum Pastorin Annegret Wegner-Braun zur neuen Pröpstin für den Nordbezirk. Die 59-Jährige Theologin ist zurzeit Seelsorgerin für die Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck. Annegret Wegner-Braun bringt langjährige Berufserfahrung als Gemeindepastorin mit. Sechs Jahre hat sie als Studienleiterin im Pastoralkolleg Ratzeburg gewirkt, seit 2013 ist sie tätig als Pastorin der Kirchengemeinde St. Marien zu Lübeck. Sie hat Zusatzqualifikationen als Systemische Supervisorin, Erfahrung in Spiel- und Theaterpädagogik sowie in Klinischer Seelsorge. Die Entstehung der Nordkirche begleitete sie geschäftsführend und koordinierend und kann daher mit guten Kenntnissen nordkirchlicher Strukturen aufwarten. „Ich würde Sie gerne in Ihrer Arbeit stärken und stützen“, sagte sie in ihrer Vorstellung vor der Synode. Wahrzunehmen, was die Bedürfnisse, die Sorgen und Nöte der Kirchengemeinden sowie der Dienste und Werke sind, sei ihr ein besonderes Anliegen.

Mit sichtlicher Freude nahm Annegret Wegner-Braun das Wahlergebnis zur Kenntnis. Sie erhielt 65 von 91 gültigen Stimmen. Als erste gratulierte ihr Gegenkandidatin Katrin Hansen. Eine lange Reihe von Gratulanten schloss sich ihr an, unter ihnen Bischof Gothart Magaard, der das Wahlverfahren begleitet hatte. „Ich gratuliere Pastorin Wegner-Braun herzlich zur Wahl als neue Pröpstin für den Kirchenkreis Nordfriesland und wünsche ihr Gottes Segen für ihr künftiges Wirken“, sagte er. „Mein Dank gilt der zweiten Kandidatin, Pastorin Katrin Hansen, für ihre Bereitschaft, in unserer Kirche an entscheidender Stelle Verantwortung zu übernehmen.“

„Ich danke Ihnen für das Vertrauen“, sagte Annegret Wegner-Braun schlicht. Für sie steht jetzt der Umzug nach Niebüll an, ihr Mann, Gymnasiallehrer für Deutsch und Geschichte wird sie begleiten. Ihre Einführung ist für den Herbst geplant.

Juni-Synode

Ganz und gar angekommen

Viöl – Es fühlte sich ein bisschen wie Happy ohne End an: Gestern wurde Dr. Christine Weide in ihr Amt als Pastorin für die Kirchengemeinde Viöl eingeführt. Kirche und Kaffeetafel waren voll mit fröhlichen und dankbaren Menschen. Sie zollten ihrer Seelsorgerin Ehre, die bereits seit 2014 Pastorin zur Anstellung in der großen Landgemeinde ist.

Eine Landgemeinde mit vielfältigen Aufgaben
Wie vielfältig diese Aufgaben sind, betonte Propst Jürgen Jessen-Thiesen in seiner Ansprache: Neben Gottesdiensten, Amtshandlungen und dem vielfältigen Konfirmandenunterricht hält die Seelsorgerin den Kontakt zur Schule, betreut die Kita—Kinder in Viöl und Löwenstedt, begleitet Seniorenheim und Tagespflege. Sie hat eine Lektorenschulung angeboten, ist Mitglied im Kirchengemeinderat, im Posaunenchor, der Synode und seit Kurzem auch stellvertretendes Mitglied des Kirchenkreis-Rates. „Sie sind ganz und gar in der Kirchengemeinde angekommen“, sagte der Propst.

Typisch nordfriesisch
Und das war deutlich zu spüren: Nach dem lebendigen Gottesdienst in der St. Christophorus-Kirche ging es rüber zur Kaffeetafel ins Gallehuus. Ein typisch nordfriesisches Kuchenbuffet wartete dort – gefühlte 50 Torten, liebevoll von Gemeindegliedern selbstgemacht, eine schöner als die andere – und daneben für die Lütten und manch Kindgebliebenen große Bonbon-Dosen mit Naschies. Das führte sie – man konnte es den Kinderaugen ansehen – unmittelbar an die Pforten des Paradieses.

Professor Schilling als Überraschungsgast
Kollegen, Pfadfinder, der Kirchengemeinderat und Mitarbeitende, aber auch Landfrauen und die Kommune brachten ihre Wertschätzung zum Ausdruck, teilweise auf plattdeutsch und längst schon beim Du angekommen, hoben sie die Freundlichkeit und Zuverlässigkeit der Pastorin hervor, die keine Berührungsängste kennt und offen auf die Menschen in ihren verschiedenen Lebenslagen zugeht. Überraschungsgast war Professor Johannes Schilling aus Kiel, der Doktorvater von Christine Weide, der in der Tat mit väterlichem Stolz über die Theologin sprach und die Gemeinde herzlich bat, doch gut zu „seinem“ Doktorkind zu sein.

Endlich Beamtin
Für Dr. Christine Weide endet mit ihrer Einführung ein langer Ausbildungsweg. Geboren 1980 in Kiel studierte sie ebendort und in Heidelberg Theologie. Nach dem Examen 2005 begann sie ihre Doktorarbeit über Georg Spalatin, einen Freund Martin Luthers. Nach zweieinhalb Jahren Vikariat in Suchsdorf trat sie dann 2014 in der Kirchengemeinde Viöl ihre erste Pfarrstelle an. Ihre Festanstellung als Kirchenbeamtin erhält die dreifache Mutter aber erst jetzt mit der Einführung.

Gospel-Workshop auf Nordstrand

NORDSTRAND Die evangelische Kirchengemeinde Nordstrand-Odenbüll freut sich auf einen besonderen Gospel-Workshop. Vom 6. bis zum 8. Juli 2018 sind die beiden Vollblutmusiker Magdalena Jorgas und Daniel Heinrich aus Ronnenberg bei Hannover und Münster auf Nordstrand zu Gast.
Die beiden sind in der Gospelszene bekannt und gefragt. Magdalena Jorgas leitet mehrere Gospelchöre. Unter anderem gründete sie in Ronnenberg bei Hannover den Chor „ThoMoRo Voices“. Der blinde Münsteraner Kantor Daniel Heinrich, ebenfalls erfahrener Chorleiter, Oratoriensänger und Komponist, ist ein Findelkind aus Taiwan. Der MDR drehte 2017 eine Reportage über das musikalische „Dream Team“ während ihrer Mitwirkung im Poporatorium „Luther“. Die beiden machen für Nordstrand eine Ausnahme – denn eigentlich ist ihr Termin-kalender prall gefüllt mit der Leitung mehrerer Chöre und Projekte. ,,Für Workshops bleibt da einfach keine Zeit“, sagte Magdalena Jorgas. Der Workshop beginnt am Freitag, 6. Juli, um 17 Uhr im Nommensen Haus. Am Sonnabend wird von 9.30 Uhr bis 21 Uhr geprobt – mit Pausen. Der Sonntag beginnt mit einem schwungvollen Kurzeinsatz (mit kleiner Besetzung) im Gottesdienst und der Generalprobe um 13 Uhr. Der Höhepunkt des Wochenendes wird ein Konzert am Sonntag um 17 Uhr in der Odenbüller Kirche sein. Marc Schäfing, Schlagzeuger der Nordstrander Band Black ‚N Blond, wird ebenfalls wieder mit dabei sein. Mitmachen kann jeder, der Lust hat auf ein besonderes Gemeinschaftserlebnis. Einzige Voraussetzung ist eine frühzeitige Anmeldung (begrenzte Teilnehmerzahl) – entweder direkt bei der Kirchengemeinde Odenbüll (Telefon 04842/309) oder per E-Mail an Gospelworkshop-Nordstrand-2018@web.de. Hier gibt es auch Informationen zu den Kosten.

Es gilt ein frei Bekenntnis

Breklum – Breklum ist ein kleines Dorf in Nordfriesland, nur wenige Kilometer von Husum und Bredstedt entfernt. Schon beim ersten Schlendern fällt auf, dass es ein besonderer Ort ist. Bibelsprüche zieren die Häuserfronten, klare Bekenntnisse zu Mission und Evangelium, die Breklum manch sanften Spott in der Titulierung als „dat hillige Dörp“ oder auch „Breklehem“ einbrachten.
Mit welchem Ernst diese Andersartigkeit aber imstande war, Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu leisten, das macht die Neuauflage der „Breklumer Hefte“ deutlich, die heute der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. „Ihr werdet meine Zeugen sein“, heißt das Buch, Herausgeber sind Altbischof Karl Ludwig Kohlwaage, Propst i. R. Manfred Kamper und Pastor i. R. Jens-Hinrich Pörksen. Peter Godzik hatte maßgeblichen Anteil an der Realisierung des Vorhabens.

Breklum – ein Glücksfall der Bekennende Kirche
In dem Buch sind 20 Schriften aus der Zeit von 1935 bis 1941 gesammelt. In sehr hoher Auflage waren sie von der Breklumer Mission gedruckt und reichsweit verschickt worden, und sie belegen, dass die Bekennende Kirche (BK) in Schleswig-Holstein keineswegs unbedeutend war, sondern in Breklum Partner mit klarer Bekenntnis-Orientierung fand, die sich nicht so leicht vom völkischen und rassistischen Ideen infizieren ließen.
Interessant sind die Hefte besonders durch die Art ihrer Argumentation: So nimmt zum Beispiel Pastor Hans-Albert Adolphsen Hitlers Blut-und-Boden-Ideologie theologisch auseinander, ebenso wird Gustav Frenssens Buch „Der Glaube der Nordmark“ in einer Sonderausgabe regelrecht zerpflückt. Mit Bibel und Bekenntnis lässt sich nationalsozialistisches Gedankengut nicht vereinbaren, das machen die Autoren – zumeist junge Theologen aus dem Norden – deutlich.

Breklumer Hefte auf dem Hintergrund des Kirchenkampfes
Die Breklumer Hefte sind damit Teil des sogenannten Kirchenkampfes: Ganze Landeskirchen hatten sich den Deutschen Christen (DC) angeschlossen und deuteten die Bibel nunmehr auf der Basis von Hitlers totalitären Ansprüchen. So wurde zum Beispiel der Arier-Paragraph, nach dem Menschen mit jüdischen Wurzeln keine öffentlichen Ämter einnehmen dürfen, ohne Not auf die Kirche übertragen. Damit werde die Taufe ausgehebelt, ist einer der zentralen Kritikpunkte des Pfarrernotbundes, aus dem sich bald die Bekennende Kirche entwickelte. Ansätze, das Alte Testament als „jüdisches Gift“ aus dem Kanon zu entfernen, galten der BK und den Breklumern als inakzeptabel.
In der Praxis war es so, dass die Gestapo die Breklumer Mission sehr wohl im Visier hatte, ihrer aber nicht recht habhaft werden konnte – auch aufgrund der klaren Positionierung der Bevölkerung. Es wurden immer mal wieder Beschlagnahmungen vorgenommen und Verbote ausgesprochen – das konnte aber die Verbreitung der Hefte nicht verhindern.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung steht noch aus
Bei der Neuauflage gehe es aber nicht um nachträgliche Heroisierung, machte Manfred Kamper deutlich. Vielmehr habe man diese Zeitzeugnisse der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wollen, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten. Die Wissenschaftliche Aufarbeitung stehe noch aus. Ebenso wenig wolle man sich an nachträglichen Verurteilungen beteiligen: Wilhelm Halfmann, führender Kopf der BK in Schleswig-Holstein, war mit seiner Schrift „Die Kirche und der Jude“ in Verruf geraten – eine „ganz klar antisemitische Schrift“, wie Karl-Ludwig Kohlwaage bei der Eröffnung deutlich machte, „die er besser nicht geschrieben hätte.“

Stephan Richter fordert differenzierte Debatten auch für die Neuzeit
Zeitgleich mit dem Sammelband erscheint die Dokumentation „Was er euch sagt, das tut!“, die sich mit dem Wiederaufbau der schleswig-holsteinischen Landeskirche nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt. Für die Vorstellung der beiden Bücher hatten die Initiatoren Stephan Richter, den ehemaligen Chefredakteur des shz gewinnen können. Dieser hob die mediale Bedeutung sowohl der Breklumer Hefter als auch nun noch einmal des Sammelbandes hervor. Dabei betonte er die Bedeutung des Print als ein nachdenklicheres und nachhaltigeres Medium. „Die Medien müssen heute sehr schnell und sehr verkürzt agieren“, sagte er. Allzu leicht komme es dabei zu Skandalisierungen, Personalisierungen und Radikalisierungen von Debatten, die eigentlich differenzierter geführt werden müssten.

Von der Kraft der Frömmigkeit
„Geschichte um ihrer selbst willen zu betreiben, ist eine sinnlose Beschäftigung“, sagte Manfred Kamper vorab. Die Gegenwartsrelevanz der Breklumer Hefte liegt vor allem in der Entdeckung, dass Gemeindebewegungen von unten besonders in Krisenzeiten große Bedeutung haben können. „Die Breklumer Frömmigkeit ist ja so gar nicht meine“, bekannte er im Gespräch. „Aber es ist gerade diese Frömmigkeit gewesen, die die Breklumer Mission vor der nationalsozialistischen Infizierung bewahrt hat.“