Mit Freuden wieder berufen

Niebüll – Sie sei kompetent und kreativ, sie packe Dinge an und habe in den vergangenen fünf Jahren Hervorragendes für das Diakonische Werk (DW) Südtondern geleistet: In den höchsten Töne lobte Jürgen Jessen-Thiesen, Propst des Kirchenkreises Nordfriesland und Vorsitzender des Aufsichtsrats des DW, Nicole Saballus, die neue und alte Geschäftsführerin der gGmbH. Turnusmäßig stand sie erneut zur Wahl. „Wir haben sie mit Freuden wieder berufen“, so der Propst.

Soziale Arbeit für alle
Der Aufgaben sind umfangreich: Sie ist verantwortlich für den ganzen Bereich des ehemaligen Südtondern. Dazu gehören die Inseln und Halligen, Leck und Niebüll sowie die Dörfer und Kommunen nördlich der Soholmer Au. Mit ihren 120 Mitarbeitenden organisiert die 49-Jährige ein umfangreiches Betreuungs- und Beratungsangebot für die Menschen, die hier leben und in unterschiedlichsten Situationen Unterstützung suchen. Ein großer und fröhlicher Bereich ist die Familienbildungsstätte in Niebüll. Aber die stilleren Bereiche wie die Jugend- und die Wohnungslosenhilfe, der Dienst an Arbeitslosen und SGBII-Empfängern, die Sucht- und Lebensberatung sind der Volkswirtin genauso wichtig. Täterberatung gehört dazu – ein sensibles Feld, Schulsozialberatung – ein wachsender Bereich, die Arbeit mit jungen Migranten – sehr schnell und sehr kompetent konnte das DW auf die neuen Anforderung durch die vielen Geflüchteten reagieren. Das DW hat frühe Hilfen im Angebot, damit Probleme rechtzeitig erkannt und angegangen werden können.

Hilfe zur Selbsthilfe
„Die Vielfalt unseres Angebots ist der große Vorteil“, sagte Nicole Saballus im Pressegespräch. Ihr ist es wichtig, dass im DW die unterschiedlichen Kompetenzen zusammenkommen, die Vernetzung – auch mit anderen Sozialhilfeträgern – ist sehr gut. So kann professionell und individuell geholfen werden. Niedrigschwellige Hilfe für alle Lebenssituationen, darum geht es Nicole Saballus und ihren Mitarbeitenden. „Wir haben einen umfassenden Blick auf die Systeme“, erklärte sie, „Kern der Hilfestellung ist die Hilfe zur Selbsthilfe.“

Vertrauen ist gewachsen
„Wir sind gute Partner für die öffentliche Hand“, sagte Jürgen Jessen-Thiesen. Da sei viel Vertrauen gewachsen in den vergangenen fünf Jahren. Und Nicole Saballus konnte das bestätigen: „Wir sind auf einem guten Weg, ein moderner Dienstleister zu werden“, sagte sie. Dabei gehe es nicht um Gewinnoptimierung, sondern um den Dienst am Menschen und am Gemeinwohl. „Hier wird nicht nur Einzelnen geholfen“, betonte der Propst, „dies ist ein Dienst an der Gesellschaft.“
Das Diakonische Werk ist ein unabhängiges Tochterunternehmen des Kirchenkreises Nordfriesland, das sich über Drittmittel finanziert und kostendeckend arbeitet. Die Geschäftsführung wird vom Aufsichtsrat für jeweils fünf Jahre gewählt.

Geschäftsführung mit Herz und Verstand
Und die nächsten fünf Jahre? Gibt es da Pläne? „Nein“, sagten Jürgen Jessen-Thiesen und Nicole Saballus übereinstimmend. Wichtig ist Flexibilität und die Orientierung am Bedarf der Menschen. Da mache es wenig Sinn, sich eigene Ziele zu setzen. Und dennoch: „Mir liegen die Alleinerziehenden so am Herzen“, so Saballus. „Immer noch sind Kinder ein Armutsrisiko, das kann doch nicht sein.“ Das Recht auf Teilhabe für alle Kinder und die steigende Zahl von Rentnerinnen, die an der Armutsgrenze leben: Es gibt noch so viel zu tun, und Nicole Saballus ist zum Anpacken bereit.

Before you accuse me

„Bevor du mich anklagst, wirf mal einen Blick auf dich selbst“ – das, so Pastor Thomas Knippenberg beim Blues- und Bettagsgottesdienst in Garding, ist der Sinn des Bußtags: Sich einmal an die eigene Brust zu fassen, sich selbst zu reflektieren, in sich zu gehen und nachzudenken. Und genau das ist auch das Wesen des Blues, deswegen passen der Blues und die Buße so gut zusammen.

Der erhobene Zeigefinger hat zwei Richtungen
Die St.-Christian-Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Und das nicht ohne Grund: Thomas Knippenberg hatte seine Jungs von der St.-Jürgen-Blues-Band dabei, und die hat auf Eiderstedt schon einen guten Ruf. Auch diesmal rockten sie das Gotteshaus und zeigten, dass Nachdenklichkeit mit Stimmung, Fröhlichkeit mit Gebet, Bibel und Blues gut zusammengehen. Als Predigttext stand die Geschichte vom Pharisäer und vom Zöllner im Mittelpunkt, gespannt verfolgte die Gemeinde den Dialog, den Knippenberg mit Bandmitglied Peter Kruse so in Szene setzte, dass er selbst als Pharisäer der Gegenwart von der Kanzel auf den „Zöllner“ herabsah. Beim erhobenen Zeigefinger, so wurden sich am Ende beide einig, weisen immer drei Finger auf einen selbst zurück.

Die St.-Jürgen-Blues-Band kommt aus Heide
Die St.-Jürgen-Blues-Band zeigte sich gewohnt spielfreudig. Thomas Knippenberg als Frontmann scheute den Publikumskontakt ebenso wenig wie Gitarrist und Sänger Sönke Dwenger, der außerdem an der Mundharmonika Großartiges leistete. Lead-Gitarrist Peter Kruse braucht den Vergleich mit den ganz Großen der Gitarrenszene nicht zu scheuen, Jörg Maaß am Schlagzeug, Christian Lütje am Bass und Jörn Engler an der Gitarre sorgten für den Rhythmus und den Drive. Neu im Team ist Johann Hagenah am Saxophon.

Die Blues-Brothers des Nordens
Beeindruckend ist die Band auch durch ihr Äußeres. Sie kommen in schwarzen Anzügen mit Hut und Sonnenbrille auf die Bühne, und das kundige Publikum versteht diese Anspielung auf die berühmten Blues-Brothers mühelos. Aber wenn die Musiker einen Gottesdienst gestalten, treten sie zusammen vor den Altar, nehmen sich einen Moment der Stille und legen dann die Hüte ab: eine Reminiszenz an das Göttliche, in dessen Dienst sich zu stellen sie bereit sind.

Sputnik: Niemand wird vergessen

Seit etwas mehr als einem Jahr läuft in der Trägerschaft des Diakonischen Werks Husum (DW) ein Förderprojekt für Kinder und Jugendliche, deren junges Leben bereits von Abbrüchen und „Diskontinuitätserfahrungen“ geprägt ist, die vom „normalen“ schulischen Angebot nicht erreicht werden und darüber hinaus in Maßnahmen der Jugendhilfe nicht den erwarteten Erfolg zeigen.

Kooperation ist das Zauberwort
„Sputnik“ ist ein Projekt, das niemanden vergisst oder durch die Systeme vieler unabhängig voneinander arbeitender Einrichtungen rutschen lässt, denn: „Hier kooperieren alle Beteiligten engmaschig und intensiv zusammen“, betont Peter Raben vom Jugendamt des Kreises Nordfriesland. Dazu gehören die Jugend- und Eingliederungshilfe, die Schulaufsicht des Kreises Nordfriesland, das „Förderzentrum Lernen Pestalozzischule Husum“, das Förderzentrum „Geistige Entwicklung Rungholtschule Husum“, die Ambulanz der Kinder- und Jugendpsychiatrie Husum und das DW Husum. Augenblicklich nehmen fünf junge Menschen im Alter zwischen 12 und 14 Jahren an dem Projekt teil. „Alle, die in diesem Netzwerk zusammenarbeiten, haben unterschiedliche Ansätze und Sichtweisen. So kommen viele verschiedene Ideen darüber zusammen, was zum Wohle der betroffenen Kinder und Jugendlichen unternommen werden kann“, erklärt Projektkoordinator Benjamin Kühnberger vom DW Husum. „Die jungen Menschen sollen auf jeden Fall im schulischen Rahmen gehalten werden“, so Raben. Durch die Zusammenarbeit vieler Stellen sei schnelle Hilfe möglich – und auch die gelegentliche Umsetzung „einer verrückten, aber hilfreichen Idee“ habe dadurch einen Nährboden erhalten.

Außerschulische Lernorte
Ganz konkret ruht „Sputnik“ auf zwei Säulen: Als fester Anlaufort steht den jungen Menschen stundenweise einerseits ein Bauern- und Reiterhof in Ahrenviöl zur Verfügung. „Dieser ist als außerschulischer Lernort wichtig, weil die Teilnehmenden hier etwas Praktisches tun können und die Gleichwertigkeit von Schule und Natur erfahren. Sie lernen etwas über das Leben auf dem Bauernhof und über den Umgang mit Tieren, die sie mit versorgen“, so Raben. Oder, wie es Simone Bock vom Förderzentrum Lernen der Pestalozzischule auf den Punkt bringt: „Die Teilnehmenden nehmen sich selbst anders wahr. Die richtige Behandlung von Tieren hat einen großen Lerneffekt.“ Die zweite Säule ist das Familienhaus Wichern, das zeitweise Räumlichkeiten zur Verfügung stellt zum Malen und Basteln, Gestalten oder Kochen.

Ein multiprofessionelles Team
„Alle Teilnehmenden werden nach einem individuellen Plan betreut“, sagt Peter Raben. Sie sollen auch weiterhin auf jeden Fall in ihre Schulen gehen. Auch mit diesen Schulen arbeitet das Netzwerk intensiv zusammen. So kann es sein, dass individuelle Lehrpläne für die Projektteilnehmenden wöchentlich geändert und an die Bedürfnisse angepasst werden. Freilich gibt es auch immer wieder Krisen – doch zerstören diese das Beziehungsgeflecht nicht: „Die Kinder werden kontinuierlich in ihren Systemen gehalten, sie erleben keine Abbrüche“, so Raben. Grundsätzlich ist die Klammerfunktion dieses Projekts, das alle Beteiligten mit ihren speziellen Potenzialen an einen Tisch holt, so einfach wie genial – wenn auch keineswegs leicht in der Umsetzung. Kühnberger: „Es gibt kaum ein anderes Projekt, bei dem der Aufwand so immens ist, fast täglich Gesprächsbedarf besteht und ein so intensives Krisenmanagement nötig ist.“ Aktuell arbeiten zwei pädagogische Fachkräfte, zwei Assistenten und zwei Sonderpädagoginnen mit den Kindern und Jugendlichen. Dazu die pädagogische Fachkraft vom DW, Christoph Peter Bachmann: „In diesem multiprofessionellen Team können wir gemeinsam Chancen auf einen Bildungsweg mitgeben, der den Fähigkeiten der jungen Menschen entspricht und ihnen eine soziale Teilhabe ermöglicht.“ Oder, wie es Heiko Huwendiek, ebenfalls pädagogische Fachkraft, ausdrückt: „Die Herausforderung des Projekts ist es, die Teilnehmenden Vertrauen in Wertschätzung, Stabilität und Bindung zurückgewinnen zu lassen, damit wir gemeinsam die Basis für das Ziel ‚Schulabschluss‘ erarbeiten zu können.“ Nicht immer seien, so Kühnberger, die Lernfortschritte sofort sichtbar, aber: „Wir möchten einen Anker für die Teilnehmenden einschlagen, etwas Positives initiieren und alternative Handlungsmodelle anbieten“, umreißt es griffig Simone Bock.
Text und Bild: Sonja Wenzel

Ich bete an die Macht der Liebe

Schwesing – 300 Stelen, für jeden Toten eine. Sie stehen wie mit hängenden Köpfen, vereinzelt, verzweifelt im Nirgendwo zwischen Schwesing und Husum. Sie erinnern an die 2500 Lagerinsassen des KZ-Außenlagers, das hier im September 1944 belegt wurde, 300 von ihnen starben an Hunger, Auszehrung, Misshandlung und unerträglicher Demütigung. Am Volkstrauertag gedachten ihrer Soldaten der Fliegerhorst-Kaserne Husum, Mitglieder des Freundeskreises KZ-Husum-Schwesing – unter ihnen Altbischöfin Maria Jepsen -, Kommunalpolitiker und die Kirchengemeinde.

Es ist wichtig, für seine Überzeugungen einzutreten
„Die Erinnerung ist eine moralische Verpflichtung gegenüber den Toten“, sagte Major Daniel Neuenhofen und weitete das Gedenken aus auf die Kriegsopfer – Männer, Frauen und Kinder – aller Nationen. Aus der Erinnerung erwachse die Mahnung, alles zu tun, damit derartiges sich nicht wiederholen könne, sich zu zeigen und nicht kopfschüttelnd in der Menge stehen zu bleiben. „Gerade im Moment ist es wichtig, aufzustehen und für seine Überzeugungen einzutreten.“

Volkstrauertag als mahnende Erinnerung
Der Volkstrauertag wird zwei Sonntage vor dem 1. Advent begangen – das ist der vorletzte Sonntag des Kirchenjahres. Und wenngleich der Anlass ein staatlicher Gedenktag ist, nehmen sich die Kirchengemeinden in Nordfriesland dieses Anliegens an und gestalten seit vielen Jahren ihre Gottesdienste an diesem Tag als Friedens- und Mahngottesdienste. Gemeinsam mit den kommunalen Partnern nehmen sie an den Veranstaltungen und Kranzniederlegungen teil, die anschließend an den Gedenktafeln für die Gefallenen stattfinden. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge stellt seit langem die Opfer von Krieg und Gewalt aller Nationen in den Mittelpunkt des Gedenkens.

Ich bete an die Macht der Liebe
In der Schwesinger Kirche kamen Vertreter der Bundeswehr, eine Abordnung der Feuerwehr und der Kommunalgemeinde waren zum Gottesdienst zusammen. Pastor Jürgen Kaphengst hielt die Predigt, sein Thema waren Verfolgungssituationen, denen sich Christen heute weltweit ausgesetzt sehen. „Ich bete an die Macht der Liebe“ – eine einzelne Trompete spielte dieses anrührende Stück auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers und fasste ohne Worte zusammen, was alle bewegte: Dass Hass und Gewalt dort keine Chance haben, wo Liebe regiert und Menschen füreinander statt gegeneinander einstehen.

KZ-Schwesing

Gerechtigkeit durch fairen Handel

Garding – Gerechtigkeit ist ein großes Wort und ein dickes Brett, das es zu bohren gilt. Das fängt auf dem Schulhof an und hört mit globalen Problematiken nicht auf. Teamer und Mitarbeitende des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland (EKJB) setzten sich mit einem Jugendgottesdienst mit dem Thema auseinander. Dabei war ihnen wichtig, dass die Besucher selbst erlebten, wie sich Ungerechtigkeit anfühlt und so zu eigenen Schlüssen kommen konnten.

Fairer Handel für bessere Bedingungen
„Gleich am Eingang wurden die Besucher begrüßt und mussten Kiesel-Steine nach vorne tragen“, erzählt Anna Ihme, Mitarbeiterin am EKJB. Für diese „Arbeit“ wurden sie dann mit Schokolade „bezahlt“. Doch dabei ging es keineswegs gerecht zu. Plötzlich war zum Beispiel die Augenfarbe ein Kriterium für die Höhe des Lohnes. Und obwohl alle das Gleiche geleistet hatten, verdienten einige bis zu drei Schoko-Täfelchen, andere gingen leer aus.
„Wir allen kennen es, ungerecht behandelt zu werden“, erklärt Anna Ihme. Den sieben Jugendlichen, die den Gottesdienst erarbeitet hatten und ihn auch leiteten, war wichtig gewesen, auf die Situation der Kakaobauer im globalen Süden hinzuweisen: Sie haben keinen geregelten Zugang zum Exportmarkt, stark schwankende Weltmarktpreise für Kakao machen ihnen zu schaffen, auf den hohen Produktionskosten bleiben sie allzu leicht sitzen. „Fairer Handel bietet Chancen und setzt sich für bessere Bedingungen ein“, war das Credo des Gottesdienstes. „Kakaobauer sind Menschen, wie du und ich“, so die Jugendlichen. „Ihr könnt etwas tun, achtet auf das Fairtrade-Zeichen.“

Von Jugendlichen für Jugendliche
Der Gottesdienst in Garding war der letzte von dreien, vorher gab es schon Feiern in Bredstedt und Niebüll. Die Jugendlichen hatten ihn nicht nur vorbereitet, sie besorgten auch die Musik mit Bass, Gitarre, Cajon, Geige, Saxophon, Ukulele und E-Piano. Insgesamt nahmen etwa 150 Jugendliche und Konfirmanden an den Gottesdiensten teil und nutzten die Gelegenheit, sich vertieft zu informieren und eine eigene Position zu finden.
Jeder kennt Erfahrungen von Ungerechtigkeit und jeder versucht auf seine Weise, für Gerechtigkeit einzutreten. Und so geschah es auch in Garding. Am Ende der Predigt wurde die Schokolade gerecht verteilt, Äußerlichkeiten wie Hautfarbe oder Herkunft spielten keine Rolle mehr. So soll es sein in der Welt, war der Tenor. Und jeder und jede kann etwas dafür tun.

Elias: Große Emotionen in der Marienkirche

Husum – Gänsehaut-Momente gab es gestern in der Marienkirche: Vor vollem Haus führte die Husumer Stadtkantorei gemeinsam mit der Kantorei Büsum-Wesselburen das Oratorium „Elias“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf. Das Werk erzählt die Geschichte des alttestamentlichen Propheten, der im Ringen um den rechten Glauben in Israel an seine Grenzen gerät und am Ende von Gott mit „feurigen Rossen“ in den Himmel heimgeholt wird.

Scharfe Konflikte im alten Israel
Elia wirkt im Nordreich Israel um 870 bis 850 vor Christi. Als Prediger des wahren Gottes setzte er sich mit dem Baals-Kult auseinander, der von König Ahab protegiert wurde. Dabei kam es zu dramatischen Szenen zwischen dem Propheten und den Baals-Anhängern. Felix Mendelssohn-Bartholdy goss 1846 diesen Stoff in eine meisterliche, musikalische Erzählung.
In der Marienkirche gab Ulf Bästlein den Elias. „Rufet lauter!“, spornte er den Chor an, als dieser in der Position der Baals-Anhänger um Regen flehte. Bästlein verstand es, seinen Bass mit dem feinen Spott zu würzen, den Mendelssohn dem Elias angediehen hatte. Der Funke zwischen dem Solisten und dem Chor sprang über, vor den inneren Augen der Zuhörer entstand das Bild einer scharfen Auseinandersetzung auf dem Karmel, an deren Ende es der Gott Elias ist, der der Dürre ein Ende setzt und den so sehr erflehten Regen schenkt.

Zauberhafte Solisten
Besonders anrührend bei diesem Werk sind die Duette und Quartette, die Mendelssohn überaus sparsam orchestriert. Martina Möbius (Sopran) und Katharina Sternberg (Alt) intonierten gemeinsam mit Chorsängerin Ilse Bublitz das berühmte „Hebe deine Augen auf zu den Bergen“. Für das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln“ kamen noch die Chorsänger Friedemann Magaard und Harald Meyenburg dazu. Michael Gehrke (Tenor) setzte sich als König Ahab stimmgewaltig mit dem streitbaren Propheten auseinander. Und als Knabe, der nach Regen Ausschau hält, stieg Hanna Leonora Hollesen sogar in die Kanzel.

Die musikalische Leitung lag bei Gunnar Sundebo und Kai Krakenberg
Die Lübecker Sinfonietta spielte kraftvoll und konzentriert. Die Aufführung des Elias war ein Gemeinschaftsprojekt der Kantoren Kai Krakenberg (Husum) und Gunnar Sundebo (Wesselburen). Die Kantoreien hatten sich fast ein Jahr lang mit ihren Chorleitern vorbereitet und führten das Stück am Freitag bereits in der Wesselburener St. Bartholomäus-Kirche unter Leitung von Gunnar Sundebo auf. In Husum dirigierte Kai Krakenberg und verhalf der gut zweistündigen Inszenierung zu großen Emotionen.

Ein Ansgarkreuz für den Ämterlotsen

Hans Schröder aus Achtrup erhielt heute das Ansgarkreuz der Nordkirche: Er ist seit zwölf Jahren ehrenamtlicher Ämterlotse. Pröpstin Annegret Wegner-Braun hielt die Laudatio auf den 82-Jährigen, der sich ein Aufhören noch nicht recht vorstellen kann. „Wenn jemand anruft, dann kann ich schlecht Nein sagen“, erklärte er.

Der Zufall half zum Ehrenamt
Zu dem verantwortungsvollen Ehrenamt war er eher zufällig gekommen: Eine Kollektenabkündigung in Achtrup verwies auf die Möglichkeit, sich zum Ämterlotsen ausbilden zu lassen. Und Hans Schröder, ehemals Eisenbahner und nun frisch im Ruhestand, fand darin eine Aufgabe, für die es sich zu leben lohnte: Täglich brauchen Menschen seinen Rat, die mit dem Amtsschimmel einfach nicht zurechtkommen. Hans Schröder übersetzt, vermittelt, berät und hilft zur Selbsthilfe. Denn das ist ja das Ziel: dass Menschen besser zurechtkommen, Selbstbewusstsein lernen und sich gestärkt und begleitet fühlen auf ihrem Weg.

Hohe Wertschätzung für Hans Schröder
Viele Wegbegleiter waren in die St.-Willehad-Kirche gekommen, um Hans Schröder zu gratulieren und ein bisschen mit ihm die hohe Auszeichnung zu feiern. Die Pastoren Peter Janke und Holger Asmussen leiteten den Gottesdienst, der Posaunenchor Achtrup ließ es sich nicht nehmen, den Anlass wertzuschätzen und den Pensionär zu ehren.
Hans Schröder war schon vordem im Ehrenamt. 20 Jahre lang hatte er der Gemeinde im Kirchengemeinderat vorgestanden und war damals schon im Diakonie-Ausschuss. „Ich habe Sie als ruhigen, sachlichen, anteilnehmenden und humorvollen Menschen kennengelernt“, sagte die Pröpstin und dankte ihm für sein vorbildliches Engagement und seinen Einsatz für den christlichen Glauben.

Zahlen, Daten und Fakten für 2019

Breklum – Kirchliche Finanzen sind konjunkturabhängig. Das machte Propst Jessen-Thiesen deutlich, als er der Kirchenkreis-Synode den Haushaltsplan 2019 vorstellte. Die Prognosen für das kommende Jahr sind – aufgrund der guten wirtschaftlichen Situation der Bundesrepublik – relativ positiv. Der Kirchenkreis rechnet mit Mehrzuweisungen von fast 600 000 Euro. Im kommenden Jahr könne darum erstmals seit 2013 ohne Rücklagen-Entnahmen gewirtschaftet werden. Ein Grund zum Ausruhen sei das allerdings nicht. Im kommenden Jahr gehe es darum, die Gelder gut zu verwalten und sie möglichst gerecht zu verteilen.

Die Altersversorung der Pastorinnen und Pastoren schlägt zu Buche
Die Gesamtzuweisungen von 15,1 Millionen werden nach einem festgesetzten Schlüssel verteilt. Aus dem sogenannten Vorwegabzug finanziert der Kirchenkreis die Pfarrgehälter. Aber nicht nur die Gehälter, aus diesem Geld müsse auch die Altersversorgung der Kirchenbeamten sichergestellt werden. Für diejenigen, die vor 2006 ihren Dienst angetreten haben, sorge zu 60 Prozent die Stiftung Altersversorgung der Nordkirche, für die jüngeren Seelsorger müsse aber vollumfänglich in einen Versicherungsfond eingezahlt werden. Das schlage sich in der Pfarrbesoldungsumlage nieder. Im Kirchenkreis Nordfriesland gibt es 61,5 Pfarrstellen, davon sind 55,75 Gemeindepfarrämter. Ebenfalls aus dem Vorwegabzug werden die Verwaltung, der Baufond, das Friedhofswerk und das Projekt Eiderstedter Kirchen finanziert. Für den Kitabereich wurden in diesem Jahr 817000 Euro bereitgestellt. Dieser Betrag werde in 2019 geringer ausfallen, weil die Kosten für die Geschäftsführung des Kitawerks sukzessive auf die angeschlossenen Kitahaushalte umgelegt werden, so der Propst.

Kleinstgemeinden im Fokus
Auch die Kirchengemeinden profitieren von der guten Konjunktur-Entwicklung: 3,7 Millionen Euro werden in 2019 für sie zur Verfügung stehen und nach Finanzsatzung verteilt. Das sind 3,6 Prozent mehr als in 2018. Die vier Kleinstgemeinden Aventoft (248 Gemeindeglieder), Karlum (309), Ockholm (210) und Rodenäs (245) beantragten, dass zukünftig auch Festlandsgemeinden mit weniger als 350 Gemeindegliedern unter die Härtefall-Regelung fallen sollten, die bereits für die Halligen gilt. Würde dem Antrag stattgegeben, gälte dies ebenfalls für Horsbüll (170), Dagebüll (226) und Welt/Vollerwiek (310). Der Antrag wurde an die Fachgremien weitergeleitet und damit vertagt, so dass die Synode, die mit 76 von 99 Mitgliedern beschlussfähig war, dem Haushaltsplan-Entwurf zustimmen konnte.

Globale Gerechtigkeit als Thema des Kirchenkreises
Für den geistlichen Rahmen sorgten die Jugenddelegierten Freya Harksen, Ann-Kathrein Gräning und Nils Andresen. Ökumene-Referent Carsten Wolff hielt als Auftakt zur Themensynode im nächsten Frühjahr einen Impulsvortrag zum Thema Nachhaltigkeit und berichtete von den Ideen, die im Kirchenkreis bereits im Zusammenhang mit dem Jahresthema 2018 „Guten Morgen – aufgeweckt die Schöpfung gestalten“ auf den Weg gebracht wurden. Wolff machte deutlich, dass es beim Thema Nachhaltigkeit nicht nur um Umweltschutz vor Ort geht, sondern dass für den Klimaschutz auch die globalen Bezüge sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Lieferketten weltweit in den Blick genommen werden müssen. Dabei wurden komplexe Zusammenhänge sichtbar, die von den Synodalen angeregt diskutiert wurden.

Mahnung zum Maßhalten

Schwabstedt – Auch wenn die Evangelischen es mit den katholischen Heiligen sonst nicht so haben: Am Hubertustag ist die Kirche voll. So war es auch in Schwabstedt. Jägerinnen und Jäger versammelten sich in der St. Jacobi-Kirche, um die alte Legende zu hören, sich von ihr vermahnen zu lassen und um ihr „Erntedank“ zu feiern.

Nachdenkliche Töne
„Die Legende des Heiligen Hubertus ist eine Mahnung zum Maßhalten“, erklärte Thomas Meier vom Hegering Schwabstedt. Hubertus (656-727) war leidenschaftlicher Jäger, bis er eines Tages einem kapitalen, weißen Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz auf der Stirn begegnete, aus dem die Stimme Gottes zu ihm sprach. Aus dem rastlosen Jäger wurde fortan ein Priester und später ein Heiliger und ein Schutzpatron.
Für Überraschung sorgte Pastor Michael Goltz, der eine Flasche Jägermeister hochhielt und das auf dem Etikett abgedruckte Gedicht vorlas. „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, weidmännisch jagt, wie sich’s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“ Denn darum gehe es bei der Hubertus-Legende: Dem Heiligen begegnet Gott selbst im Tier, und diese Begegnung verändere nicht nur sein Leben, sondern auch sein Verhältnis zur Jagd. Im selbst sei daran gelegen, so Goltz, diesen Gedanken auszudehnen auf die Frage nach Herkunft und Konsum von Fleischprodukten und diesen kritisch zu hinterfragen.

Erntedank in Wald und Flur
Um Jagdethos ging es auch Hegeringleiter Thomas Carstensen, der für die Kreisjägerschaft Nordfriesland sprach. Es gehe um regulieren, nicht um ausradieren, sagte er, um jagen, nicht um ausrotten. Die Jagd sei eine spezielle Art der Ernte, das erlegte Wildbrett ein Geschenk der Natur und damit ein Geschenk Gottes. Waidgerechtes Jagen verstehe die Kunst, vom Leben zu nehmen, ohne ihm zu schaden. „Wir brauchen uns dessen nicht zu schämen“, sagte er. Die Freude an der Jagd sei der Lohn für viele achtsame Hege und Pflege in Wald und Flur.

Parforcehornbläser stimmten ein
Musikalisch wurde der Gottesdienst in der geschmückten St.-Jacobi-Kirche umrahmt von der Parforcehornbläsergruppe unter Leitung von Robert Platt, dem Bläsercorps Husum unter Leitung von Heinz Günther Hansen und Susanne Böhm an der Orgel. Die Gesamtorganisation lag beim Hegering Schwabstedt.

Verschieden und doch verbunden

Kann man sich in ein Land verlieben? Ja, man kann, sagt Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland. Seit sie vor zehn Jahren zum ersten Mal in Tanzania war, ist sie von diesem Land, seinen Menschen und seiner Kultur erfüllt. Es habe ihre Sicht auf viele Dinge verändert, erklärt sie im Gespräch, immer noch sei sie eine Lernende. Um diese Erfahrung auch jungen Menschen zu ermöglichen, hat sie nun zum dritten Mal eine Begegnungsreise für Jugendliche und junge Erwachsene nach Ostafrika organisiert.

Mitbewohner statt Gäste
„Zum ersten Mal ist es gelungen, die jungen Menschen in Familien unterzubringen“, sagt Susanne Kunsmann. Dass das bisher schwierig war, hängt mit den großen, kulturellen Unterschieden zusammen. Denn der Pädagogin war es wichtig, dass die jungen Deutschen nicht zu Gast in den Familien sein sollten, sondern sie sollten richtig einsteigen in das wirkliche Leben einer Familie in Tanzania. Das stellt Einheimische und Besucher vor große Herausforderungen. Denn den Tanzaniern ist Gastfreundschaft eines der höchsten Werte, sie hätten normalerweise Stein und Bein in Bewegung gesetzt, um es ihren Besuchern so angenehm wie möglich zu machen. Das sollten sie aber gerade nicht. Und so erlebten die jungen Deutschen zum Beispiel hautnah, dass Frauen und Mädchen in der tanzanischen Gesellschaft keineswegs gleichberechtigt sind.

Menschenrechte als Thema
„Unser Thema waren die Menschenrechte mit dem Fokus auf Gleichberechtigung unterschiedlicher Menschengruppen wie Alt und Jung, Behinderte und Nichtbehinderte, Männer und Frauen“, sagt Susanne Kunsmann. Dabei war ihr wichtig, die Unterschiedlichkeit der Kulturen einfach erst einmal wahrzunehmen und zu spüren, was das mit einem macht. „Als ich das erste Mal nach Tanzania fuhr, da hatte ich auch noch die Haltung, den ‚armen‘ Menschen da helfen zu wollen“, erinnert sie sich. „Das ist aber die falsche Einstellung. Wir sind nur ein kleiner Teil dieser Welt und haben nicht die Wahrheit gepachtet.“ Und nicht jede westeuropäische Errungenschaft sei ohne Schaden nach Zentralafrika übertragbar.

Lernende sollten sie sein
Lernende sollten sie sein, die acht Teilnehmer der Jugendbegegung, zwischen 16 und 26 Jahren waren sie alt. Das Projekt dauerte drei Wochen. „Die Reise wird mich definitiv ein Leben lang prägen“, sagt Timo Jacobsen (26), der von Beruf Erzieher ist. „Die unterschiedliche Kultur, die fantastische Landschaft, die tansanische Lebensfreude; alle Erfahrungen und auch alle Kulturschocks sind wirklich eine Bereicherung.“ Von „Erinnerungen fürs Leben“ spricht die 19jährige Lilian Geiger. Und auf der anderen Seite freut sich Pastor Lusanjano Sanga, Director youthdepartment der Konde-Diözese, für seine jungen Leute. „Sie waren glücklich, mehr über die Menschenrechte zu erfahren“, sagt er.
„Auf die kulturellen Unterschiede kommt es mir an“, sagt Susanne Kunsmann. „Wenn junge Menschen das verstanden haben, dann gehen sie mit offenen Augen und offenen Herzen durch das Land und sehen viel mehr als bei einer touristischen Pauschalreise.“