Et gah uns wol up unse olen Dage

Tönning – Eine kleine Hommage muss und darf dieser Text werden. Gestern haben wir Gisela Mester-Römmer in den Ruhestand verabschiedet. Es war ein rauschendes Fest, die St. Laurentius-Kirche war brechend voll. Aber es war anders als andere Feste dieser Art. Und das hat etwas mit ihr zu tun.

Een Stück mit Schlachrohm un een Stück drööch
„Frau Mester-Römmer möchte gern vielen Menschen begegnen und sich mit ihnen an Erlebnisse und Ereignisse erinnern“, so hieß es in der schlichten Einladung. „Dafür wünscht sie sich Zeit. Bitte sehen Sie von Grußworten ab und sprechen Sie persönlich mit ihr“ – das geht in Nordfriesland eigentlich gar nicht. Solche Anlässe laufen immer nach demselben Schema ab: Offizielle und Würdenträger werden eingeladen, sie erscheinen in offiziellen Anzügen oder Uniformen, überreichen offizielle Geschenke und sprechen offizielle Worte – die sogenannten Grußworte. Das geschieht in der Regel nach dem Kaffeetrinken (een Stück mit Schlachrohm und een Stück drööch!), und an ihrer Anzahl lässt sich die Popularität des Geehrten oder der Geehrten messen.

„Ich bin eine altmodische Pastorin“
Gisela Mester-Römmer tat gut daran, es sich anders zu wünschen. Es wären viele Grußworte geworden, sehr viele. Sie war 22 Jahre lang Pastorin in Tönning, sie hat sich auf vielen Ebenen und auch über die Gemeindegrenze hinaus engagiert. Sie ist eine beliebte Seelsorgerin und eine engagierte Theologin. Es gäbe so viel zu sagen, und Vieles wäre auch des Hörens wert gewesen. „Ich bin eine altmodische Pastorin“, verriet sie den Husumer Nachrichten, „ich habe immer Besuche gemacht, denn der Mensch muss Vertrauen fassen.“

Predigt im Alltag auf vielerlei Weise
Eine Hommage muss und darf dies werden, so begann dieser Text. Nicht nur an eine Pastorin, sondern auch an diesen Beruf, der viel fordert, aber auch viel gibt und voller Möglichkeiten ist. Es muss eine Hommage werden, weil das journalistische Handwerk schlicht nicht bedient wurde an diesem Tag. Niemand hatte die Zahl der Taufen gezählt und niemand die Zahl der Sitzungen, an denen sie – unter anderem als stellvertretende Pröpstin – teilnahm. Niemand zählte die Zahl der Begegnungen, der Gespräche zwischen Tür und Angel, ja nicht einmal die Radio-Andachten oder ihre Geleitworte für die Zeitung. Es wurde an diesem Tag nicht geprahlt, von niemandem – und von ihr schon gar nicht. Eine Hommage darf dies werden, weil dieser Tag den Beruf eines Pastors/einer Pastorin so würdigte: Gisela Mester-Römmer hat immer die Person hinter den Beruf gestellt und ihn gleichzeitig mit Leib und Seele ausgefüllt. Dabei war sie zu jedem Zeitpunkt reflektiert und kompetent, klar in ihren Entscheidungen und durchaus auch einmal deutlich in ihren Worten. Humorvoll und zugewandt, Musik und Poesie liebend verstand sie es, die Liebe Gottes im Alltag und auf vielerlei Weise zu predigen.

Geschenke besonderer Art
Gisela Mester-Römmer hatte nachdrücklich darum gebeten, „auf Abschiedsgeschenke in jeglicher Form zu verzichten.“ Stattdessen freue sie sich über Spenden für die Turmuhr. Geschenke gab’s trotzdem, aber anders als erwartet: Die Pastorin hatte Naschi-Tüten für jeden Gottesdienstbesucher vorbereitet. Das habe sie schon immer einmal tun wollen, verriet sie, denn Gottes Wort sei wie Süßes für die Seele. Das zweite Geschenk war ein Flick-Flack im Talar durch den Kirchengang – davon habe sie immer schon geträumt, es aber aus Mangel an Sportlichkeit bisher unterlassen müssen – und dabei müsse es nun leider aus Altersgründen auch bleiben. Dabei hatte sie, die so wunderbar mit Worten Bilder und Geschichten entstehen lassen kann, bei den Besuchern schon längst ein Kopf-Kino in Gang gesetzt, das keiner Realisierung bedurfte. Ihr letztes Geschenk war ein Lied, das sie sich vom Chor gewünscht hatte – und sie hatte es mit Absicht an das Ende des Gottesdienstes, aber vor den Segen gestellt. „Et gah uns wohl op unse olen Dach“ – mit dem Trinkspruch der Martje Flors appellierte sie an Lebensfreude und machte deutlich, dass Kirche mehr ist als Singen und Beten und Gottesdienstfeiern. Das ist sie auch, unbestritten. Aber gleichzeitig ist sie Kirche in der Welt und mit der Welt, sie ist Essen und Trinken, Feiern und Fröhlich-Sein. Und da saß sie im Talar in der ersten Reihe und sang jede Zeile mit. Unter dem Eindruck dieser unbändigen Fröhlichkeit segnete sie die Gemeinde, deren Geschicke in Zukunft andere lenken werden.

Inke Raabe

Abschied von der Christuskirche

Husum – Die Kisten sind gepackt, der Umzug geplant: Zum 1. September verlässt Katrin Hansen das Pastorat der Christuskirchengemeinde und zieht in eine eigene Wohnung. Und auch wenn es nur um die Ecke ist, beginnt doch etwas Neues: Sie tritt die Stelle der Krankenhaus-Seelsorgerin im Klinikum Nordfriesland an. Darum heißt es Abschied nehmen von Pastorat und Kirchengemeinde. Am 26. August wird sie in der Christuskirche feierlich entpflichtet.

Große Gemeinde mit großen Aufgaben
Die Jahre in der Christuskirchengemeinde waren große Jahre mit einer Fülle von Aufgaben und neuen Herausforderungen, so Katrin Hansen. „Ich war im Grunde eine Berufsanfängerin – trotz 20 Jahren Berufserfahrung“, sagt sie nachdenklich. Sie hatte ja schon ihr Vikariat in den Niederlanden gemacht, die Strukturen der Nordkirche kannte sie nur vom Hören-Sagen, den immensen Verwaltungsaufwand, der hier auf Pastorinnen und Pastoren lastet, den hatte sie schlicht unterschätzt. „Aber ich hatte tolle Menschen und großartige Mitarbeitende um mich“, sagt sie, „sonst wäre das gar nicht gegangen.“ Als Vorsitzende des Kirchengemeinderats verantwortete sie die Husumer Friedhöfe und den Bonhoefferkindergarten, sie trug die Personalverantwortung für etwa 50 Beschäftigte. Als zum Beispiel der Orkan Christian durch den Norden fegte, beging sie gemeinsam mit Thomas Prigge am Morgen danach die besonders betroffenen Friedhöfe und ordnete die Sicherung an. Ein schwerer Wasserschaden an der Christuskirche beschäftigte sie über Monate, bis endlich das Leck gefunden und Reparaturen in Angriff genommen werden konnten – auf solche Situationen werden Theologen im Rahmen ihres Studiums nicht wirklich vorbereitet. „Das ist einfach sehr viel“, sagt die 54-Jährige nachdenklich. „Es ist gut, dass wir das als Kirchengemeinde Husum in Zukunft gemeinsam tragen.“

Katrin Hansen bleibt Klosterpredigerin
Highlights waren die inklusiven Gottesdienste mit Bewohnerinnen und Bewohnern der Husumer Horizonte. Katrin Hansen erzählt von bewegenden Momenten und fröhlichen Begegnungen, in deren Folge die Tagesstätte der Einrichtung eine Heimat im Bonhoefferhaus und damit im Herzen der Kirchengemeinde fand. Ein weiterer Höhepunkt sei für sie die Berufung als Klosterpredigerin gewesen. Dieses besondere Haus hat sie so in ihr Herz geschlossen, dass sie die Aufgabe ehrenamtlich fortführen wird. Auch die Regenbogen-Bestattungen wird sie weitermachen: Bestatter und Friedhof sorgen gemeinsam dafür, dass früh- und totgeborene Sternenkinder, die nicht unter das Bestattungsgesetz fallen, weil sie bei der Geburt unter 500 Gramm wogen, auf dem Ostfriedhof eine würdige Ruhestätte finden, an der die traurigen Eltern ihrer gedenken können. Die Arbeit in der Christuskirchengemeinde geht in andere Hände: Die Stelle ist ausgeschrieben und soll möglichst bald besetzt werden. Bis dahin regeln die Husumer Pastoren die Vertretung.

Seelsorge als Kernkompetenz
„Ich freue mich darauf, dass ich zu meiner Kernkompetenz zurückkehren kann“, sagt Katrin Hansen. Bis sie vor fünf Jahren aus den Niederlanden in ihre Heimatstadt zurückkehrte, hat sie in den Niederlanden als Theologin mit Schwerpunkt Seelsorge gewirkt. Sie ist ausgebildete Pastoral-Supervisorin und hat mehrere pastoralpsychologische Zusatzqualifikationen absolviert. Gut zuhören, nah an den Menschen sein und sie ein Stück auf den manchmal schwierigen Wegen zu begleiten, das versteht Katrin Hansen als ihre Kernaufgabe. Und dass die begleitenden Menschen – Angehörige, Pflegende und Ärzte – nicht minder Trost und Stärkung brauchen, das weiß sie aus ihrer langjährigen Erfahrung.
Der Gottesdienst zu ihrer Verabschiedung beginnt am Sonntag, 26. August, um 14 Uhr in der Christuskirche. Anschließend lädt die Gemeinde zu einem Empfang in das Bonhoefferhaus ein. Anmeldungen nimmt das Büro unter 04841-669347 (AB) entgegen.

Orgelneubau in Husum: Es kann losgehen!

Husum – Selten war er so willkommen und so sehr ersehnt: Am Freitag überbrachte Staatssekretär Thorsten Geerdts der Kirchengemeinde St. Marien und ihrem Vorsitzenden Stefan Klocker den erhofften Zuwendungsbescheid über 433 0000 Euro für den Orgelneubau der Marienkirche. Damit ist die Finanzierung des Projekts gesichert, es kann losgehen.

Ein starkes Netzwerk
„Mit einem starken Netzwerk ist es gelungen, dass dieser Traum Wirklichkeit wird“, lobte Geerdts die Gemeinde. In der Tat haben viele Hände daran mitgewirkt und viele Köpfe mitgedacht: Der Orgelbauverein sammelte Spenden, die Orgelprojektgruppe rief das Fundraising-Projekt „Herzenssache Orgelretten“ ins Leben. Stiftungen und Großspender gaben ihre Zusage und die Husumer Innenstadt-Gemeinden sicherten mit einem Darlehen das Vorhaben ab. Kirchenkreis und Stadt beteiligten sich, ein Kuratorium gründete sich, der Verein Husumer Stadtgeschichte nahm sich des Themas an – es wurden wirklich alle Kräfte mobilisiert, um das Projekt möglich zu machen. Auch wenn für die Rückzahlung des Darlehens noch Spenden benötigt werden: Mit dem Zuwendungsbescheid ist der Grundstein für den Neubau gelegt.

Zur Förderung des kulturellen Erbes im ländlichen Raum
Dank galt auch dem Landesamt für Landwirtschaft, Umweltschutz und ländliche Räume (LLUR), deren Vertreter bei der Antragsstellung unterstützt hatten. Das Geld kommt aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und ist eine Projektförderung zur Erhaltung des kulturellen Erbes, führte der Staatssekretär aus. Er freue sich auf die denkmalgerechte Modernisierung der Marienkirche und auf ein Kulturleben „jenseits von Konfessionsgrenzen“.

„Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben“
Diesen Faden nahm auch Pastor Friedemann Magaard in seinem „Gottesdienstchen“ auf, einer kleinen Andacht, die die feierliche Übergabe des Zuwendungsbescheids umrahmte. Kirchen und ihre Orgeln seien viel mehr als rein gottesdienstliche Räume, gab er zu bedenken. Sie seien gleichsam Kontrapunkte in einer farblosen und uniformierten Welt. Dabei zitierte er aus dem „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier und schlug damit geschickt den Bogen vom geistlichen Leben zur Kulturkraft von Kirche und Orgel für den ländlichen Raum.
„Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit. Ich brauche sie gegen die Gewöhnlichkeit der Welt. Ich will zu leuchtenden Kirchenfenstern hinaufsehen und mich blenden lassen von den unirdischen Farben. Ich brauche ihren Glanz. Ich brauche ihn gegen die schmutzige Einheitsfarbe der Uniformen. Ich will mich einhüllen lassen von der herben Kühle der Kirchen. Ich brauche ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche es gegen das geistlose Gebrüll des Kasernenhofs und das geistreiche Geschwätz der Mitläufer. Ich will den rauschenden Klang der Orgel hören, diese Überschwemmung von überirdischen Tönen. Ich brauche ihn gegen die schrille Lächerlichkeit der Marschmusik. Ich liebe betende Menschen. Ich brauche ihren Anblick. Ich brauche ihn gegen das tückische Gift der Oberflächlichen und Gedankenlosen. Ich will die mächtigen Worte der Bibel lesen. Ich brauche die unwirkliche Kraft ihrer Poesie. Ich brauche sie gegen die Verwahrlosung der Sprache und die Diktatur der Parolen. Eine Welt ohne diese Dinge wäre eine Welt, in der ich nicht leben möchte.“

Wir haben viel bewegt

Breklum – Es ist ein besonderer Blick auf Themen, den die Evangelische Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland mitbringt. Gesellschaftspolitisch nimmt sie Fragen der Geschlechtergerechtigkeit auf, und weltpolitisch fragt sie nach den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen in anderen Ländern. Aber sie sieht auch nach innen, sucht nach neuen Formen der Spiritualität und arbeitet mit persönlichen Biografien. Britta Jordan hat diesen Blick sieben Jahre lang als Referentin für Frauenarbeit mitgeprägt. Nun zieht sie mit ihrer Familie nach Eckernförde. Am Donnerstag, 30. August, wird sie im Evangelischen Regionalzentrum Westküste (ERW) verabschiedet.

Die Gesellschaft immer im Blick
„Wir haben in der Frauenarbeit die Gesellschaft immer im Blick“, sagt die 50-Jährige, die in Freiburg Religionspädagogik und Gemeindediakonie studiert hat. Als Referentin für Frauenarbeit hat sie sich oft mit Engagierten aus anderen politischen und religiösen Zusammenhängen getroffen, um Themen voranzubringen. „Die Pflegearbeit zum Beispiel“, sagt Britta Jordan, „wird immer noch überwiegend von Frauen – ehrenamtlich oder beruflich – geleistet.“ Das habe nicht nur Einfluss auf die Erwerbsbiografie und später auch auf die Rente, das werde auch immer noch nicht angemessen bezahlt. „Erst seit auch Männer in diesen Berufen tätig sind, langsam findet die Forderung danach Gehör“, sagt sie nachdenklich. Im weltweiten Kontext ist das Thema Geschlechtergerechtigkeit noch drängender: In den Textilfabriken arbeiten überwiegend Frauen, Frauen in Kriegsgebieten sind in besonderer Weise belastet und gefährdet, Frauen weltweit haben viel zu oft noch keinen Zugang zu Bildung und Gleichberechtigung – ihnen bessere Bedingungen zu schaffen, ist das Ziel internationaler Frauensolidarität.

Spiritualität und Bildungsarbeit
„Ich bin immer wieder erstaunt, wie viel sich bewegt und wie viel wir bewegen“, sagt Britta Jordan. In enger Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen, mit der Kollegin Claudia Hansen und dem Frauenwerk der Nordkirche entwickelte sie Formate und Ideen, Veranstaltungen und Konzepte, die interessant und anregend für viele sind. Besonders am Herzen lagen ihr die Frauengottesdienste, die sie mehrmals im Jahr mit einem Team vorbereitete und dann in der Kapelle des Christian Jensen Kollegs (CJK) in Breklum feierte. Pilgerwege, Frauenkirchentage, das Frauenmahl – das waren Highlights, die sie gerne begleitete und voran brachte. Ökumenische Themen und Veranstaltungen, an denen Frauen und Männer gemeinsam teilnehmen, prägten ihren Arbeitsalltag. „Es waren reiche Jahre“, sagt sie dankbar.

Abschied am 30. August in der Kapelle des CJK
Aus familiären Gründen zieht Britta Jordan nun nach Eckernförde. Was sie dort erwartet und wie ihr Berufsweg an der Ostseeküste weiter geht, weiß sie noch nicht. Aber sie ist zuversichtlich und guten Mutes. Mit Segen zieht sie weiter: Der Abschied von Britta Jordan beginnt am 30. August um 18 Uhr mit einem Gottesdienst in der Kapelle des CJK, Kirchenstraße 4. Anschließend gibt es noch ein gemütliches Beisammensein, Anmeldungen sind unter sekretariat@erw-breklum.de bis zum 27. August möglich.

Seniorenarbeit in Husum mit neuem Konzept

Husum – Die Altenbegegnungsstätte Husum geht neue Wege: In Zukunft wird sie in der Trägerschaft des Diakonischen Werks Husum (DW) und in enger Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte ihr Angebot planen und ihre Veranstaltungen koordinieren. „Es geht um ein umfassendes Konzept gemeindlich-diakonischer Seniorenarbeit“, gaben die Kirchengemeinde St. Marien und das Diakonische Werk bekannt.

Seniorenarbeit weiterentwickeln und intensivieren
„Wir wollen die Seniorenarbeit in Husum weiterentwickeln und intensivieren“, so Friedemann Magaard, Pastor an St. Marien. Das DW sei ein kompetenter Partner für diese Kooperation, gemeinsam wolle man ein Gesamtkonzept für die Arbeit mit Senioren auf den Weg bringen, so der Theologe.
Die Altenbegegnungsstätte (ABS) ist seit gut 40 Jahren in St. Marien verortet, von dort gingen und gehen wichtige Impulse – auch überregional – für eine innovative Seniorenbildungsarbeit aus. „Senioren für Senioren“ – mehr als 40 Ehrenamtliche geben Kurse, das Angebot geht von der Schachgemeinschaft über Wirbelsäulengymnastik bis hin zu Philosophie im Alltag. Koordiniert und begleitet wird diese Arbeit von Angela Bernhard, die Geschäftsführung liegt zurzeit bei Stephan Klocker, dem ehrenamtlichen Vorsitzenden des Kirchengemeinderats St. Marien.

Gesellschaftliche Entwicklungen in den Blick nehmen
„Es geht darum, die Generationen und die gesellschaftlichen Entwicklungen in den Blick zu nehmen“, erklärt Volker Schümann, Geschäftsführer des DW. Das geschehe jetzt schon sowohl in der Altenbegegnungsstätte als auch im Mehrgenerationenhaus der Familienbildungsstätte (FBS). Durch die Zusammenführung hofft man auf Synergie-Effekte und auf den Abbau von Doppelstrukturen. Klar ist schon lange, dass die Geschäftsführung der ABS vom Umfang her ehrenamtlich nicht mehr zu leisten ist. Der Umbau des Gebäudes und die dadurch nötige und erfolgreiche Dezentralisierung des Angebots brachte neuen Schwung in das Vorhaben: Zum 1. Januar soll das neue Konzept greifen. Ein Beirat wird die Arbeit begleiten und das partizipative Element, das bisher ja tragend war für die Arbeit, stärken. Angela Bernhard bleibt Ansprechpartnerin, die Geschäftsführung wird Heike Bayer, Leiterin der Familienbildungsstätte übernehmen.

Ehrenamtliche haben zentrale Bedeutung
Die aus dem neuen Konzept folgenden Veränderungen würden in enger Absprache mit Ehrenamtlichen und Teilnehmern vorgenommen, versichert Volker Schümann. Es werden nicht alle Gruppen in die umgebaute ABS zurückkehren können, sagt er, dafür reiche der Platz einfach nicht. Aber in der neuen Kirchengemeinde Husum gebe es genug Räumlichkeiten, die auch weiterhin zur Verfügung stünden. In der Friedenskirche, im Gemeindehaus der Versöhnungskirche, im Bonhoefferhaus, im Kloster und in der FBS finden jetzt schon Gruppen statt, manche haben sich durchaus an die neuen Gegebenheiten gewöhnt und wissen zum Beispiel die Parkplätze direkt am Veranstaltungsort zu schätzen. „Wir werden die Menschen, die die Arbeit tragen, mitnehmen“, versichert Angela Bernhard. Die Ehrenamtlichen seien das Herz der Einrichtung, und das soll auch in Zukunft so sein, so die Pädagogin.

Wunderbar: Die Hesse sind da!

Die „Bülls“ haben einen neuen Pastor: Zum 1. August hat Gerald Rohrmann seinen Dienst in dem Bereich Nordfrieslands angetreten, der im übrigen Kirchenkreis liebevoll als die „Bülls“ bezeichnet wird. Dazu gehören Emmelsbüll und Horsbüll, Klanxbüll und Neugalmsbüll, vier wunderschöne, historische Predigtstätten, die zu drei engagierten Kirchengemeinden gehören. „Isch muss noche bissel übe mit der Liturgie“, sagte der sympathische Theologie in seinem ersten Gottesdienst in Horsbüll. „Ist doch alles arg anders als in Hesse.“

Mit Mops und Katz und Schildkröte
Und damit war dann auch klar, woher der Wind weht. Aus dem nördlichen Hesseland hat’s den Seelsorger nach Nordfriesland getrieben, er kommt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern, außerdem hat die Familie noch allerlei Getier dabei – sie alle sind herzlich willkommen im Norden, herzlich war die Begrüßung, herzlich und lebendig der erste Gottesdienst.

Gemeinsam trägt es sich leichter
Er freue sich auf die neue Aufgabe, schreibt der 50-Jährige im Gemeindebrief. „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“ – die Gottesworte an den Urvater Abraham seien ihm Leitwort gewesen. „Segen empfangen und Segen weitergeben: das ist an kein Lebensalter gebunden“, schreibt er. Und auch in seiner ersten Predigt war deutlich, worauf es ihm ankommt: füreinander einzustehen, füreinander zu beten, das sei eine große Gabe und ein großer Trost, gerade für den, dem in Not die Worte fehlen.

Offizielle Einführung am 26. August
Die offizielle Einführung wird am Sonntag, 26. August, durch stellvertretende Pröpstin Inke Thomsen-Krüger in Emmelsbüll stattfinden. Der Gottesdienst beginnt um 14 Uhr. Anschließend laden die „Bülls“ zum Kaffeetrinken ins Gemeindehaus Klanxbüll.

Orgel by bike

Orgeln und Radfahrer haben mehr gemeinsam als gemeinhin vermutet wird: Beide lieben frischen Wind. Die Orgel braucht die bewegte Luft, um die großen und kleinen Pfeifen zum Klingen zu bringen – Radfahrer mögen die bewegte Luft am liebsten im Rücken, aber sie nehmen es auch in Kauft, wenn der Wind mal von vorne weht. Und das Wichtigste: Beide haben Pedale.

Für Menschen, die Orgeln und Fahrräder lieben
Pastor Andreas Raabe und die Kirchenmusiker Kai Krakenberg und Hinner Kloock bringen am Sonnabend, 11. August, zum dritten Mal Orgel- und Fahrradliebhaber zusammen. „Orgel by bike“ heißt das Motto, drei Kirchen und drei Orgeln werden zu erleben sein, und die Wege von einer zur anderen dürfen gerne auf dem Fahrrad zurückgelegt werden.
„Wir legen gemeinsam etwa zwölf Kilometer zurück“, so Andreas Raabe, „das hat uns in den vergangenen Jahren immer viel Spaß gemacht.“ Touristen und Einheimische hätten dabei etwas gemeinsam unternommen und auch etwas gelernt. In den Vorjahren standen mit Nicolaus Bruhns und Johann Sebastian Bach zwei große Komponisten im Mittelpunkt, dieses Mal geht es um die Instrumente selbst. Die beiden Musiker stellen die Orgeln vor und lassen sie erklingen.

Die Tour geht bis nach Schobüll
Beginn ist um 14.30 Uhr vor der Marienkirche auf dem Markt. „By bike“, also mit dem Fahrrad, geht es dann über den Dockkoog weiter zum Kirchlein am Meer nach Schobüll. Kai Krakenberg stellt dort die Jehmlich-Orgel aus dem Jahr 2002 vor, ein gutes Instrument, auf dem oft und gerne Konzerte gegeben werden. Hörenswert ist auch die Walker-Orgel in der Versöhnungskirche, dem nächsten Ziel in der Berliner Straße. Hinner Kloock ist Organist der Gemeinde und spielt das Instrument mit Leidenschaft. Einen Schluss-Segen gibt es gegen 17.30 Uhr in der Marienkirche. Dort steht eine Interims-Orgel vorne am Altar, weil die große Orgel kaputt ist und nicht mehr gespielt werden darf. Kai Krakenberg wird dazu etwas sagen und zeigen, was auf dem kleinen Instrument alles geht.

Anmeldung wär schön, aber auch Spontane sind willkommen
„Wer nicht so viel Lust auf Pedale hat, kann gerne auch mit dem Auto von hier nach dort fahren“, sagt Andreas Raabe. Die dafür nötigen Verabredungen treffen Radler und Autofahrer vor Ort. Die Aktion ist kostenlos, die Kirchengemeinde freut sich über Anmeldung unter friedenskirche-husum@web.de oder 04841/2574, aber auch spontan Entschlossene sind willkommen.

Fröhlich, geduldig und beharrlich

Leck – Beim Abschied gibt’s Geschenke, das ist ganz normal und das war auch diesmal so. Kollegen, Weggefährten und Gemeindeglieder beschenkten Stefan Möbius, der nach 16 Jahren Dienst in Leck nun in den Ruhestand geht. Ein besonderes Geschenk hatte aber der scheidende Pastor im Gepäck: Während der Predigt ließ er nacheinander die drei großen Glocken aus dem Jahre 1873 läuten. Sie nämlich stehen symbolisch für das Bibelwort, das diesen Abschied begleitete: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und beharrlich im Gebet.“ (Römer 12,12)

Pastor, Kollege und Freund

„Wir danken Gott für deinen Dienst, für deine Treue und für deine Liebe“, sagte stellvertretender Propst Holger Asmussen, bevor er Stefan Möbius feierlich entpflichtete. Möbius hatte in Basel und Kiel Theologie studiert, dann in Lehmrade bei Plön sein Vikariat absolviert. Er war Pastor in Süderhastedt und in Tolk gewesen, bevor er 2002 nach Leck wechselte.
Stefan Möbius sei ein vielseitig engagierter Pastor gewesen, so Holger Asmussen und nannte die Altenheimseelsorge, die Kirchenmusik und den Besuchsdienst Lichtblick als Beispiele. „Deine Ausstrahlung hat viele getröstet – auch mich“, sagte er.
Aber Asmussen unterstrich auch die Besonderheit des Berufes, der eine Trennung von Dienst und Privat schwierig mache. „Pastor sein ist Teil deines Lebens geworden“, sagte er. „Für dich war Pastor immer mehr als ein Job.“ Stefan Möbius selber war sparsam mit Rückblicken und Erfolgsgeschichten. Er predigte einfach, herzlich und zu Herzen gehend wie er es all die Jahre getan hatte. „Es war schön, 16 Jahre Teil eures Lebens gewesen zu sein“, sagte er schlicht.

Die Glocken der St. Willehad-Kirche
Sehr viele Menschen waren in die St. Willehad-Kirche gekommen, um ihrem Pastor Lebwohl zu sagen. Die Kantorei und der Flötenkreis sorgten für einen feierlichen Rahmen. Seinen großen Auftritt hatte Küster Jens Erichson während der Predigt. Es war mucksmäuschenstill in der Kirche, als er die drei Glocken nacheinander anschlagen ließ: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.
Stefan Möbius hatte sich standhaft gegen großes Tamtam zu seinem Abschied gewehrt, aber am Ende war er doch erleichtert und gerührt. Draußen spielte der Posaunenchor, viel Dank, Lob und gute Worte gab es beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, und er beginnt im Segen.

Abschied Stefan Möbius

Besuch im Naturzentrum Bredstedt: Ebbe und Flut kennen die Inder nicht

Die Freunschaft ist geblieben

Breklum – Die Adivasi lagen bereits Christian Jensen in der Mitte des 19. Jahrhunderts besonders am Herzen. Schon 1881/82 brachen die ersten von ihm ausgebildeten Missionare nach Indien auf – heute besteht die Jeypore-Kirche aus etwa 140000 Christinnen und Christen, die sich in 1000 Gemeinden organisieren.

Partnerschaft auf breiter Basis
Das Verständnis von Mission hat sich seitdem fundamental gewandelt. Heute gehe es um Partnerschaft auf Augenhöhe, sagt Jens Hemann Hörcher. Mit einem Team von Ehrenamtlichen und Jugendlichen begleitet der Ruhestands-Pastor den Besuch einer kleinen indischen Delegation in Breklum. Seit 2001 unterhält die Kirchengemeinde eine Partnerschaft zum ostindischen Kochiakonadi. Und es ist gelungen, die Freundschaft die nächste Generation zu bringen: Raju Mahuka (26 Jahre) und Robin Puvala (34 Jahre) nahmen zu Beginn ihres dreiwöchigen Aufenthalts am Pfadfinderlager der Gemeinde teil. Auf indischer Seite wurde die Partnerschaft um Sapta Maha und das dortige Schulprojekt erweitert, so dass es auch dort jetzt eine breitere Basis für die Treffen gibt.

Digitalisierung ist ein Thema hier wie dort
Thema der diesjährigen Begegnung war „Kommune und Kirche gemeinsam für andere 4.0“. Damit fasste die Orga-Gruppe das Programm zusammen, dass die indischen Gäste – beide kommen aus der Landwirtschaft – unter anderem zu einer Windkraft-Anlage, einem Biohof und einer Mülldeponie führte. „Wir sind ein bisschen weiter mit der Digitalisierung“, sagte Robin Puvala auf Anfrage. Er studiert Sozialwissenschaften im Fernstudium und weiß, dass viele hochqualifizierte Inder vom Ausland abgeworben werden. „Aber sie kommen oft auch wieder zurück und bringen ihre Erfahrungen mit.“ Aber die Hochtechnisierung sei keineswegs Standard in Indien. Besonders auf den Dörfern lebten noch viele Menschen in weniger guten Umständen.

Die Freundschaft ist geblieben
„Leider konnten nur drei von sieben Eingeladenen ein Visum bekommen“, bedauert Jens Hermann Hörcher. Die Reglements haben sich verschärft, Jüngere und Unverheiratete haben zurzeit kaum mehr eine Chance auf eine Einreise-Genehmigung.
Mit von der Partie war auch Annemarie Gieselbusch aus Rendsburg, die im vergangenen Jahr für ihre Indien-Arbeit mit der Bugenhagen-Medaille ausgezeichnet wurde. Sie hat viele Jahre als Krankenschwester bei den Adivasi gelebt und engagiert sich seit ihrem Ruhestand ehrenamtlich. „Sie brauchen jetzt kein Mitleid mehr von uns“, sagt sie stolz. Stolz ist sie auch darauf, dass fortzusetzen, was vor bald 150 Jahren mit der Breklumer Mission begonnen hat. „Die Freundschaft ist geblieben“, sagt sie, „wir diskutieren jetzt auf Augenhöhe mit unseren Brüdern und Schwestern der Jeypore-Kirche.“

Politiker informieren sich über die Eiderstedter Kirchen

Eiderstedt – Die Eiderstedter Kirchen brauchen Hilfe: Nach bisherigen Berechnungen werden 18,7 Millionen Euro gebraucht. Der Bund hat schon seine Unterstützung zugesagt. Trotzdem verbleibt für den Kirchenkreis eine Finanzierungslücke in Höhe von 9,35 Millionen Euro Millionen Euro, die er noch schließen muss. Um den Schleswig-Holsteinischen Landtag von der Maßnahme zu überzeugen, lud Propst Jürgen Jessen-Thiesen die Abgeordneten zu einer Bereisung ein.

Gottesdienst und mehr
Sechs Abgeordnete folgten der Einladung und ließen sich die Schäden zeigen. Dabei wurden nicht nur die Ausmaße deutlich, sondern auch die Bedeutung der Gotteshäuser für die Kulturlandschaft Eiderstedt: 18 Kirchen stehen so nahe beieinander, dass man von Kirchturm zu Kirchturm gucken kann. Sie laden ein zu Besinnung und Begegnung, zu Konzerten und Ausstellungen, sie sind allesamt geöffnet, und die Abgeordneten erlebten, dass sie immer auch Anziehungspunkte für interessierte Urlauber sind.

18 Kirchen auf kleinem Raum
„Es sind eigentlich zu viele Kirchen“, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen, der die Abgeordneten durch die Kirchen führte. Unterstützt wurde er vom Projektkoordinator, Pastor Ralf Pehmöller, und Jan Kobarg, dem Architekten, der die Maßnahmen begleitet und koordiniert. Man habe auf Kirchenkreis-Ebene sogar überlegt, ob man sich nicht auf drei Gotteshäuser konzentrieren solle. Aber auf Bundesebene sei die Entscheidung klar gefallen: Das Projekt geht nur als Gesamtprojekt. Auf dem Spiel stehen nicht einzelne Gotteshäuser, sondern ihre landschaftsprägende Bedeutung für Eiderstedt in ihrer Gesamtheit.

Gemeinsame Überlegungen zur Finanzierung
Frau Marlies Fritzen (Bündnis90/die Grünen), Lars Harms (SSW), Annabell Krämer (FDP), Anita Klahn (FDP), Sven Prietzel (FDP) und Ole Plambeck (CDU) zeigten sich berührt vom Zustand der zum Teil 900 Jahre alten Gebäude und diskutierten intensiv, aus welchen Töpfen noch Unterstützung kommen könnte. Eine zweite Bereisung mit anderen Abgeordneten ist für den August geplant.
Das „Projekt zum Erhalt der Kirchenlandschaft Eiderstedt“ ist auf acht Jahre angelegt, mit der Fundraising-Aktion „Eiderstedter Schutzengel“ wirbt der Kirchenkreis Spendengelder ein. Knapp 19 Millionen Euro wird die Sanierung kosten. „19 Millionen Euro“, sagt Ralf Pehmöller, „das ist ja auch ein Konjunkturpaket. Wir wollen die Mittel möglichst hier in der Region investieren.“