Mahnung zum Maßhalten

Schwabstedt – Auch wenn die Evangelischen es mit den katholischen Heiligen sonst nicht so haben: Am Hubertustag ist die Kirche voll. So war es auch in Schwabstedt. Jägerinnen und Jäger versammelten sich in der St. Jacobi-Kirche, um die alte Legende zu hören, sich von ihr vermahnen zu lassen und um ihr „Erntedank“ zu feiern.

Nachdenkliche Töne
„Die Legende des Heiligen Hubertus ist eine Mahnung zum Maßhalten“, erklärte Thomas Meier vom Hegering Schwabstedt. Hubertus (656-727) war leidenschaftlicher Jäger, bis er eines Tages einem kapitalen, weißen Hirsch mit einem leuchtenden Kreuz auf der Stirn begegnete, aus dem die Stimme Gottes zu ihm sprach. Aus dem rastlosen Jäger wurde fortan ein Priester und später ein Heiliger und ein Schutzpatron.
Für Überraschung sorgte Pastor Michael Goltz, der eine Flasche Jägermeister hochhielt und das auf dem Etikett abgedruckte Gedicht vorlas. „Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, weidmännisch jagt, wie sich’s gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt.“ Denn darum gehe es bei der Hubertus-Legende: Dem Heiligen begegnet Gott selbst im Tier, und diese Begegnung verändere nicht nur sein Leben, sondern auch sein Verhältnis zur Jagd. Im selbst sei daran gelegen, so Goltz, diesen Gedanken auszudehnen auf die Frage nach Herkunft und Konsum von Fleischprodukten und diesen kritisch zu hinterfragen.

Erntedank in Wald und Flur
Um Jagdethos ging es auch Hegeringleiter Thomas Carstensen, der für die Kreisjägerschaft Nordfriesland sprach. Es gehe um regulieren, nicht um ausradieren, sagte er, um jagen, nicht um ausrotten. Die Jagd sei eine spezielle Art der Ernte, das erlegte Wildbrett ein Geschenk der Natur und damit ein Geschenk Gottes. Waidgerechtes Jagen verstehe die Kunst, vom Leben zu nehmen, ohne ihm zu schaden. „Wir brauchen uns dessen nicht zu schämen“, sagte er. Die Freude an der Jagd sei der Lohn für viele achtsame Hege und Pflege in Wald und Flur.

Parforcehornbläser stimmten ein
Musikalisch wurde der Gottesdienst in der geschmückten St.-Jacobi-Kirche umrahmt von der Parforcehornbläsergruppe unter Leitung von Robert Platt, dem Bläsercorps Husum unter Leitung von Heinz Günther Hansen und Susanne Böhm an der Orgel. Die Gesamtorganisation lag beim Hegering Schwabstedt.

Verschieden und doch verbunden

Kann man sich in ein Land verlieben? Ja, man kann, sagt Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland. Seit sie vor zehn Jahren zum ersten Mal in Tanzania war, ist sie von diesem Land, seinen Menschen und seiner Kultur erfüllt. Es habe ihre Sicht auf viele Dinge verändert, erklärt sie im Gespräch, immer noch sei sie eine Lernende. Um diese Erfahrung auch jungen Menschen zu ermöglichen, hat sie nun zum dritten Mal eine Begegnungsreise für Jugendliche und junge Erwachsene nach Ostafrika organisiert.

Mitbewohner statt Gäste
„Zum ersten Mal ist es gelungen, die jungen Menschen in Familien unterzubringen“, sagt Susanne Kunsmann. Dass das bisher schwierig war, hängt mit den großen, kulturellen Unterschieden zusammen. Denn der Pädagogin war es wichtig, dass die jungen Deutschen nicht zu Gast in den Familien sein sollten, sondern sie sollten richtig einsteigen in das wirkliche Leben einer Familie in Tanzania. Das stellt Einheimische und Besucher vor große Herausforderungen. Denn den Tanzaniern ist Gastfreundschaft eines der höchsten Werte, sie hätten normalerweise Stein und Bein in Bewegung gesetzt, um es ihren Besuchern so angenehm wie möglich zu machen. Das sollten sie aber gerade nicht. Und so erlebten die jungen Deutschen zum Beispiel hautnah, dass Frauen und Mädchen in der tanzanischen Gesellschaft keineswegs gleichberechtigt sind.

Menschenrechte als Thema
„Unser Thema waren die Menschenrechte mit dem Fokus auf Gleichberechtigung unterschiedlicher Menschengruppen wie Alt und Jung, Behinderte und Nichtbehinderte, Männer und Frauen“, sagt Susanne Kunsmann. Dabei war ihr wichtig, die Unterschiedlichkeit der Kulturen einfach erst einmal wahrzunehmen und zu spüren, was das mit einem macht. „Als ich das erste Mal nach Tanzania fuhr, da hatte ich auch noch die Haltung, den ‚armen‘ Menschen da helfen zu wollen“, erinnert sie sich. „Das ist aber die falsche Einstellung. Wir sind nur ein kleiner Teil dieser Welt und haben nicht die Wahrheit gepachtet.“ Und nicht jede westeuropäische Errungenschaft sei ohne Schaden nach Zentralafrika übertragbar.

Lernende sollten sie sein
Lernende sollten sie sein, die acht Teilnehmer der Jugendbegegung, zwischen 16 und 26 Jahren waren sie alt. Das Projekt dauerte drei Wochen. „Die Reise wird mich definitiv ein Leben lang prägen“, sagt Timo Jacobsen (26), der von Beruf Erzieher ist. „Die unterschiedliche Kultur, die fantastische Landschaft, die tansanische Lebensfreude; alle Erfahrungen und auch alle Kulturschocks sind wirklich eine Bereicherung.“ Von „Erinnerungen fürs Leben“ spricht die 19jährige Lilian Geiger. Und auf der anderen Seite freut sich Pastor Lusanjano Sanga, Director youthdepartment der Konde-Diözese, für seine jungen Leute. „Sie waren glücklich, mehr über die Menschenrechte zu erfahren“, sagt er.
„Auf die kulturellen Unterschiede kommt es mir an“, sagt Susanne Kunsmann. „Wenn junge Menschen das verstanden haben, dann gehen sie mit offenen Augen und offenen Herzen durch das Land und sehen viel mehr als bei einer touristischen Pauschalreise.“

Eine Bank ist kein Zuhause

Leck – Ein Zuhause, das ist mehr als ein Dach über dem Kopf. Ein Zuhause ist ein sicherer Rückzugsort. Zuhause, das ist da, wo die Angst nicht hin darf. Darum ist es schlimm, wohnungslos zu sein oder mit der Angst vor dem Wohnungsverlust zu leben. Harald Thomsen vom Diakonischen Werk Südtondern weiß das. Und er hilft, so gut er kann.

Es kann jedem passieren
„Ich kümmere mich um Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind und um die, die aktuell keine Wohnung haben“, sagt er. Harald Thomsen hat seit Mai 2017 im Diakonischen Werk Südtondern den Bereich der Wohnungslosenhilfe -Mien Tohus- übernommen, er kennt die Nöte, die zum Wohnungsverlust führen können. „Das kann jedem passieren“, sagt er. Eine plötzliche Trennung, Verlust des Arbeitsplatzes oder auch eine schwerwiegende Erkrankung – auf einmal reicht das Geld nicht mehr für die eigenen vier Wände. Bezahlbarer Wohnraum ist knapp, und wenn dann die Räumungsklage erst einmal vorliegt, ist es manchmal schon zu spät.

Oft kann Harald Thomsen helfen
Er weiß natürlich auch dies: Manche der Betroffenen können sich nicht gut organisieren, sind überfordert vom Alltag und kommen mit den nötigen Anträgen und Formularen nur schlecht zurecht. Psychische- oder Suchtproblematiken haben nicht selten den Verlust der Wohnung zur Folge. Manche lassen es einfach schleifen und hoffen bis zuletzt, dass es sich schon irgendwie fügen wird. „Viele kommen zu spät“, sagt der Diakon und Erzieher. Dann nutzt es nichts mehr, dass er Kontakte zum Ämterlotsen vermittelt oder mit dem Vermieter spricht. Dann kann er nur noch mit der Unterbringung in einer der Unterkünfte helfen, und das bleibt eine Notlösung und sollte nicht für länger sein. Oft dauert es dann erstmal, bis ein neues Zuhause gefunden werden kann. Hilfe zur Selbsthilfe – das ist dem Pädagogen wichtig. Dem Klienten ist nicht gut gedient, wenn Thomsen alles regelt. Er muss es selber können und beim nächsten Mal besser machen. „Oft können wir wirklich etwas tun“, sagt Harald Thomsen, „sonst könnte ich diese Arbeit gar nicht machen.“

Niemand sollte ohne Obdach sein
„Mien Tohus“ begann vor zehn Jahren als Projekt, jetzt ist es zu einer Dauereinrichtung geworden. Die Problematiken werden mehr, nicht nur Migranten haben es schwer, eine Wohnung zu finden, Vermieter sind vorsichtig und ängstlich geworden. „Dabei ist die Miete von Hartz IV-Empfängern sehr sicher“, weiß Harald Thomsen. Gleichzeitig ist der Markt nicht für die Anforderungen von SGBII aufgestellt – es gibt schlicht zu wenig Wohnungen, die dem so entsprechen, dass das Sozialzentrum die Kosten übernehmen kann. Die Zusammenarbeit mit dem Amt Südtondern ist gut. Man vertraut einander, gemeinsam kann man vieles bewegen. Denn das wollen alle. Eine Bank ist kein Zuhause, niemand sollte ohne Obdach sein.

Ein buntes Reformationsfest

Der Thesenanschlag an die Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 ist für die evangelischen Christen schon seit dem 17. Jahrhundert ein besonderer Tag, und seit Februar diesen Jahres ist er wieder gesetzlicher Feiertag in Schleswig-Holstein. Im Kirchenkreis Nordfriesland finden zahlreiche Gottesdienste und Veranstaltungen im Rahmen des Reformationsgedenkens statt.

Refo on Road
„Refo on Road“, so nennt sich die Kirchen-Entdecker-Tour, die von Husum bis Neugalmsbüll unterwegs ist und dabei sechs Gotteshäuser besucht, die ein wenig abseits liegen, darum aber nicht weniger eindrucksvoll sind. Die Ortspastoren haben sich jeweils Impulse zur Reformation oder kleine Kirchenführungen überlegt, mit denen sie die Teilnehmenden begrüßen.

Ökumene in Husum
Die sechs Husumer Kirchengemeinden haben sich mit ihren ökumenischen Partnern von der Baptistengemeinde, der dänischen Kirche sowie der katholischen Kirche zusammengetan und stellen gemeinsam ein buntes Programm auf die Beine. Am Reformationstag findet um 11 Uhr in Schobüll ein Gottesdienst statt, der von den Pfadfindern und dem Projektchor Schobüll mitgestaltet wird. Die Predigt halten – ganz im reformatorischen Sinne des Priestertums aller Gläubigen – zwei Gemeindeglieder. Um 18.30 Uhr lädt dann die Marienkirche zu einem musikalischen Gottesdienst mit drei Gospelchören ein.

Was es sonst noch so gibt
In der St. Christophorus-Kirche Friedrichstadt beginnt um 18 Uhr eine Andacht, anschließend gibt es einen Empfang und einen Kurzvortrag über den in Friedrichstadt geborenen Künstler Jürgen Ovens, der zum Rembrandt-Kreis gezählt wird. In Ostenfeld treten im Gottesdienst, der um 17 Uhr beginnt, die Church Bizkits auf. In St. Peter-Ording predigt ab 10 Uhr Pastor Martin Rosenau über Martin Luther und Frauen der Renaissance. Die Sylter feiern ab 11 Uhr in Westerland, St. Nicolai, einen ökumenischen Inselgottesdienst. Das Kindermusical „Petrus“ wird in Breklum im Gottesdienst ab 10 Uhr aufgeführt. Die Kirchengemeinde Ladelund hat einen ExpertInnengottesdienst mit dem Thema „Wer möchte ich sein?“ organisiert.

Ein buntes Reformationsfest
Insgesamt sind es 40 Veranstaltungen im Kirchenkreis. Es gibt neben vielen Gottesdiensten Konzerten, Vorträgen und gemeinsamen Mahlzeiten sogar ein Laternelaufen in Osterhever. „Wir freuen uns auf ein buntes Reformationsfest“, sagt dazu Jürgen Jessen-Thiesen, Propst im Kirchenkreis Nordfriesland. „Was Martin Luther in Kirche und Gesellschaft bewegt hat, ist es wert, bedacht und nicht vergessen zu werden.“

Schokolade fair und lecker

Bredstedt – Einen krönenden Abschluss ihrer Reihe „Machs mit, machs nach, machs nachhaltig“ gönnt Anna Lena Ihme vom Kirchenkreis Nordfriesland sich und ihrem Team am Dienstag, 13. November. Dann nämlich lädt sie in die Gemeinschaftsschule Bredstedt zu einem Abend im „Schokoladen-Paradies“. Und dabei geht es nicht nur um die paradiesischen Leckereien, sondern auch um den Traum von globaler Gerechtigkeit, um Fair-Trade und darum, dass nicht alles, was süß schmeckt auch wirklich süß ist.

Produktionsbedingungen sind oft nicht wirklich süß
„Alles ist lecker, alles ist fair“, verspricht Anna Lena Ihme. Gemeinsam mit dem Weltladen Niebüll stellt sie Produkte aus dem Fair-Trade-Handel vor. Dabei ist zum Beispiel sichergestellt, dass im Kakao-Anbau keine Kinder arbeiten müssen. Der Kakao kommt von genossenschaftlichen Kleinbauern. Sie erhalten für ihre Arbeit einen fairen Preis, so dass sie ihre Familien ernähren können. Auf Palmöl wird weitestgehend verzichtet: Um diesen Rohstoff zu gewinnen, werden weltweit Regenwälder abgeholzt und die Existenzgrundlagen Einheimischer zerstört.

Schmecken und selber machen
„Wenn man weiß, wie Schokolade und Nuss-Nougat-Creme entstehen, könnte es einem fast den Appetit verderben“, sagt Anna Lena Ihme. Das aber wäre das Allerschlimmste für die Pädagogin, ohne „Schoki“ gehe bei ihr gar nichts, verrät sie mit einem Augenzwinkern. „Es ist ganz einfach, etwas für mehr Gerechtigkeit in der Welt zu tun“, sagt sie. In Bredstedt wird darum nicht nur Schokolade verkostet, die Teilnehmenden stellen auch selbst Pralinen und Brotaufstrich aus fairer Schokolade her.
Beginn ist am Dienstag, 13. November, um 18 Uhr in der Küche der Gemeinschaftsschule Bredstedt. Anmeldungen sind möglich bei Christine Wauer im Evangelischen Regionalzentrum Westküste per Email unter sekretariat@erw-breklum.de. Der Kostenbeitrag beträgt zehn Euro.

Ein Schatz geht ins Archiv

Niebüll – Der Umschlag aus grau-blauem Papier ist fast 240 Jahre alt, die dünnen Notenlinien sind von Hand gezogen. An den Notenköpfen kann man die Entwicklung erkennen: Anfangs schrieb der Komponist noch mit einem billigen Gänsekiel, mit der etwas teureren Stahlfeder gerieten die Noten sauberer und dünner. Es ist ein besonderes Fundstück, ein wertvoller Schatz. Heute wurde in der Niebüller Christuskirche ein handschriftliches Original mit Orgelstücken von Ulrich Anton Clausen Fehr (1752-1812)aus Privatbesitz in die Hände des Landesarchivs der Nordkirche übergeben.

Ein Stück Familiengeschichte und ein kleines Wunder
„Das Heft ist vor über 30 Jahren in den Besitz meiner Familie gekommen“, erinnert sich der emeritierte Lehrer Hinrich Paul. Seine inzwischen verstorbene Mutter habe ihm und seiner Schwester die Wurzeln der Familie erklären wollen, so war das Trio ins dänische Sonderburg gereist, den Spuren seines Urgroßvaters mütterlicherseits zu folgen. In der Oksbüller Kirche sei der Urgroßvater Organist gewesen, erzählte Pauls. Und wie der Zufall manchmal spielt, war an eben jenem Tag Großreinemachen angesagt, und die junge, aktuelle Organistin wollte soeben drei alte Handschriften in den Papiermüll geben, unter ihnen eben jenes Heftlein von Fehr, in dem er Stücke für den Gottesdienst in der Niebüller Christkirche niedergeschrieben hatte.
Musikwissenschaftler Konrad Küster erkannte schnell den Wert dieser Handschrift, beschäftigt er sich doch schon seit langem mit der Musikgeschichte des Nordens. „Die Nordseeküste ist die älteste Orgellandschaft der Welt“, erklärte er, „ohne Orgel kann man die nordfriesische Kultur nicht verstehen.“ Mit Fehr sei ein weiterer, bedeutender Komponist dieser Orgellandschaft bekannt geworden.

Präludien und Vorspiele
Im Gottesdienst verdeutlichte Kirchenmusiker Volker Scheibe die Arbeitsweise Fehrs: Vor dem zu begleitenden Choral setzte Fehr zur Einstimmung ein kleines Präludium in der Tonart des zu singenden Stückes. Darauf folgte das Vorspielen der Melodie, mal mehr und mal weniger filigran untermalt. Für die eigentliche Choralbegleitung konnte er sich auf das gedruckt vorliegende Choralbuch von Johann Balthasar Rein von 1755 stützen. Konrad Küster erklärte, dass das vorliegende Heft aus verschiedenen Heften zusammengefügt worden sein muss. Fehr selber hatte die Stücke nach Tonart sortiert, so dass er schnell auf die verschiedenen Anforderungen reagieren konnte.

Konzipiert für die Gemeinde
„Fehrs Ambitionen lagen nicht dabei, exemplarische Kunstmuster vorzulegen, sondern seinen sonntäglichen Dienstpflichten nachkommen zu können“, erklärt Konrad Küster in seinem Vorwort zum Heft 44 „Musik zwischen Nord- und Ostsee“. Im Gottesdienst wurde sehr schön deutlich, wie Fehr sanft zum Gemeindegesang führt und diesen sensibel stützt.

Eine besondere Freude
Zur Feier des Tages war auch Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf gekommen und gestaltete die Musik bei der kleinen Feier im Anschluss. „Es ist eine besondere Freude, dieses kostbare Stück entgegen nehmen zu dürfen“, sagte Ulrich Stenzel vom Archiv der Nordkirche. Behutsam nahm er das Manuskript aus den Händen von Hinrich Paul entgegen. „Es ist bei uns gut aufgehoben und wird noch Generationen von Forschern und Musikern zur Verfügung stehen.“

Refo on Road

Der Kirchenkreis Nordfriesland lädt am Reformationstag (31. Oktober) zu einer Busfahrt durch Nordfriesland ein. Sechs eher unbekannte Kirchen stehen auf dem Programm, in jeder erwartet die Besucher ein kleiner, geistlicher Impuls.

Sechs zauberhafte Kirchen
„Weil doch der Reformationstag nun wieder Feiertag ist, wollen wir als Kirchenkreis gerne etwas gemeinsam unternehmen“, sagt dazu Inke Raabe, Pastorin für Öffentlichkeitsarbeit. Eine kleine Kirchen-Entdecker-Tour solle es werden, die ausgewählten Gotteshäuser sind eher so Geheimtipps unter den Kirchen. Beginn ist um 11 Uhr in der Klosterkirche Husum. Die findet sich im Osterende 18 und ist vom Innenhof aus zugänglich, von außen also nicht als Kirche zu erkennen. Propst Jürgen Jessen-Thiesen wird dort die Teilnehmenden auf das Reformationsfest einstimmen. Weiter geht es mit der alten, romanischen Felssteinkirche Olderup, dem ältesten Kirchlein des Sprengels, Pastorin Heike Braren ist dann für die Besucher da. Nächste Station ist die St. Marien- und St. Johannis Kirche in Drelsdorf, eine ganz besonders schöne Kirche mit aufwändigen Deckenmalereien. Pastorin Maren Schröder empfängt die Gäste, anschließend wird das mitgebrachte Picknick verzehrt. Auch die Kirche in Bargum ist ein Juwel. Von außen ist sie eher unauffällig, aber innen zeigt sich der besonderer Charme des kleinen Gotteshauses. Pastor Johannes Steffen begleitet die Gruppe, und im Gemeindehaus wird es ein Käffchen geben, bevor es weitergeht. Das nächste Ziel ist Michaeliskirche Lindholm- Pastorin Katja Pettenpaul bereitet gemeinsam mit ihrer Kirchenmusikerin ein paar Reformationslieder vor. Zum Abschlusssegen erwartet Pastor Gerald Rohrmann die Kirchen-Entdecker in St. Gallus-Kirche in Neugalmsbüll. Die Impulse dauern jeweils etwa 20 Minuten, mit ein bisschen Glück und Rückenwind kommt der Bus pünktlich zur Gospelnacht um 18.30 Uhr in St. Marien Husum an.

Auch Etappen sind kein Problem
„Die ersten Anmeldungen liegen vor, es zeigt sich, dass die meisten den ganzen Tag mitfahren möchten“, so Inke Raabe. Möglich ist aber auch, nur an einzelnen Etappen teilzunehmen, mit dem Privat-PKW hinterherzufahren oder direkt zu den Impulsen der Lieblingsgemeinde dazu zu stoßen. Info und Anmeldung gibt es Inke Raabe, raabe@erw-reklum.de oder 01511/5793298.

11 Uhr: Klosterkirche Husum mit Propst Jürgen Jessen-Thiesen
11.45 Uhr: Romanische Felssteinkirche Olderup mit Pastorin Heike Braren
12.45: St. Marien- und St. Johannis Kirche Drelsdorf mit Pastorin Maren Schröder
14.30 Uhr: Kirche Bargum mit Pastor Johannes Steffen
16 Uhr: Michaeliskirche Lindholm mit Pastorin Katja Pettenpaul
17 Uhr: St. Gallus, Neugalmsbüll, Pastor Gerald Rohrmann

Wiedereröffnung des Diakonie-Zentrums Tönning

„Wir freuen uns ein lebendiges Zentrum für alle Generationen und Kulturen mit barrierefreien Zugängen geschaffen zu haben“, sagte Adelheit Marcinczyk, Geschäftsbereichsleiterin des Diakonischen Werkes (DW) vor dem Beginn einer Feierstunde, mit der das Diakoniezentrum Tönning wiedereröffnet wurde. Nach einer dreimonatigen Umbau- und Renovierungszeit erstrahlen die gemeinsam vom DW und dem DRK-Ortsverein betriebene Kleiderkammer „Bunte Vielfalt“, der Ausstellungsbereich „Möbel und Mehr“ und die Tönninger Tafel im neuen Glanz. Die einzelnen Segmente sind nun mittels Trennwände deutlicher voneinander zu unterscheiden. Im Eingangsbereich des umgebauten Diakoniezentrums ist zudem ein Gruppenraum geschaffen worden, in dem es künftig neben den bereits etablierten Mal- und Nähgruppen ein zusätzliches Kursangebot geben wird.

Nicht die Flüchtlings-Situation ist die Mutter aller Probleme
„In unseren Räumen wird es zudem weiterhin psychosoziale Beratungen, Familien- und Suchtberatungen sowie Verfahrens- und Migrationsberatungen für in Notlagen geratene Menschen geben. Zu Beginn unserer heutigen Feierstunde gibt es nun erstmal eine Andacht, das ist bei Kirche so“, betonte Adelheit Marcinczyk, bevor sie das Mikrofon an Jürgen Jessen-Thiesen, Propst des Kirchenkreises Nordfriesland, weiterreichte. In seiner Ansprache nahm sich Jürgen Jessen-Thiesen zunächst das erschütternde Zitat des Bundesinnenministers vor und definierte es neu. Nicht die Flüchtlingssituation sei die „Mutter aller Probleme“; nach Lesart der Bibel sei es das Trennende und der Verlust der Verhältnismäßigkeit, meinte der Propst und forderte zu einem versöhnlichen Zusammenleben nach dem Vorbild Jesu Christi auf. Der Populismus lebe von der Einfachheit und der Einseitigkeit. Man habe nunmehr die Aufgabe die Gegensätzlichkeit zu überwinden. Das neu eröffnete Diakoniezentrum bezeichnete Jürgen Jessen-Thiesen als Haus der Versöhnung, in dem Menschen aller Kulturen und Religionen von engagierten Mitarbeitern und Ehrenamtlichen Hilfe erhalten könnten.

Diakonie hilft
Schon während der Schneekatastrophe vor 40 Jahren habe es bei der Diakonie- Milch und Butter für Hilfesuchende gegeben, erinnerte sich Tönnings Bürgervorsteher Jan Diekmann, der die Grüße der Stadt Tönning übermittelte. In einem weiteren Grußwort erwähnte der Direktor des Amtes Eiderstedt Herbert Lorenzen die zunächst mit der Flüchtlingswelle vor drei Jahren einhergehende große Hilfslosigkeit auf allen Ebenen und die Vielzahl der damit zu bewältigenden Aufgaben. Doch mit dem Diakonischen Werk als Kooperationspartner haben wir ein Pfund geschaffen was seinesgleichen sucht, betonte der Amtsdirektor. Und auch Renate Fedde, Vertreterin des Fachbereichs Arbeit und Soziales beim Kreis Nordfriesland, erwähnte in einem Grußwort die langjährige, faire und verbindliche Zusammenarbeit mit dem DW.

In einem Schlusswort richtete DW-Geschäftsführer Volker Schümann seinen Dank an alle am Umbau Beteiligten und erwähnte explizit die Architektin Helga Mordhorst und den Bauleiter Jörg Stäwen. „Alle haben einen tollen Job gemacht sagte Volker Schümann. Die Kosten für die Baumaßnahme bezifferte der DW- Geschäftsführer auf rund 40000.- Euro. Davon übernimmt das Diakonische Werk Schleswig-Holstein einen Betrag in Höhe von 27500.- Euro.

Text und Bild: Uwe Knudsen

Weltweite Verbundenheit von Frauen

Aufregende und bereichernde Begegnungen waren das, für beide Seiten: Zwei Tage hatte die Evangelische Frauenarbeit in Nordfriesland eine Pastorin, eine Diakonin und eine Womans Secretary aus Indien zu Gast. Sie hatten sich auf den weiten Weg gemacht und wollten unter anderem gerne die Frauenarbeit und ihre Strukturen kennenlernen.

Gegenseitiges Kennenlernen
„Sie wollten es genau wissen“, erzählt Claudia Hansen, Referentin für Frauenarbeit im Evangelischen Regionalzentrum Westküste. Sie hatte mit ihrem Team ein Programm zusammengestellt, das neben der Begegnung mit Altbischöfin Maria Jepsen auch den Besuch eines Bauernhofes, das Nähen von Amica-Puppen und ein gemeinsames indisches Kochen vorsah. Wie können Alt und Jung miteinander reden? Was interessiert die Frauen in Nordfriesland? Wie wird die Arbeit finanziert, und wie ist das mit Haupt- und Ehrenamt im Frauenwerk? Auch die Rolle der Pastorinnen in der Nordkirche war für die Inderinnen interessant.

Wichtige Weltgebetstagsarbeit
„Viele Ehrenamtliche Frauen der Evangelischen Frauenarbeit waren eingebunden“, so Claudia Hansen, „und es war besonders schön zu erleben, dass die Frauen sich abends darüber ausgetauscht haben, welche Programmpunkte sie in ihrer Arbeit in Indien übernehmen können.“ Verbunden bleiben die Frauen über die Weltgebetstagsarbeit. „Das Wissen, dass wir am selben Tag der gleichen Liturgie folgen und die gleichen Lieder singen werden hat uns tief berührt und die Bedeutung dieses Tages nochmal deutlich gemacht.“

Plötzlich Pröpstin: Willkommen, Annegret Wegner-Braun

Mit großer Herzlichkeit empfing gestern der Kirchenkreis Nordfriesland seine neue Pröpstin Annegret Wegner-Braun. Sie wurde in der St. Willehad-Kirche durch Bischof Gothart Magaard feierlich in ihr Amt eingeführt, viele – auch Kolleginnen und Kollegen von den Inseln und Halligen – hatten sich eigens auf den Weg gemacht, um diesen Moment mitzuerleben und auch, um ihr die von Magaard erbeten Zusage zu geben, ihren Dienst achten zu wollen und mit ihr gemeinsam für das Wohl der Kirche in Nordfriesland zu wirken.

Hinsehen und hinhören
„Du bist eine Frau, die genau hinsehen und hinhören kann“, sagte Gothart Magaard in seiner Ansprache. Er hob die vielfachen Erfahrungen der 59-Jährigen hervor, die in Barmstedt aufgewachsen ist, in Kiel-Diedrichsdorf ihr Vikariat absolvierte und unter anderem federführend den Reformprozess der Nordkirche begleitete. „Du bringst viel Sympathie für die Menschen und für die ländlichen Kirchenkreise mit“, so der Bischof.

Vom Glück in seiner Tiefendimension
Die neue Pröpstin sprach in ihrer Predigt vom Glück, vom „Seligsein“ wie es die Bibel nennt. In Schleswig-Holstein leben die glücklichsten Bundesbürger, in Dänemark die glücklichsten Europäer, so haben es Studien herausgefunden. Sie freue sich, nunmhr im Grenzland bei so glücklichen Menschen leben und wirken zu können. Dabei erweiterte sie den Glücksbegriff um die theologische Dimension: Glücklich ist, „wer Lust hat an Gottes Weisung“, sagte sie in ihrer Predigt mit Psalm 1. Kirche müsse ihre Stimme in der Gesellschaft erheben, sich aber immer wieder neu am Wort Gottes orientieren.

Plötzlich Pröpstin?
Na, so ganz plötzlich war’s dann doch nicht. Bereits im März hatte das Bewerbungsverfahren begonnen, es folgten viele Vorstellungsgespräche, ein Vorstellungsgottesdienst, der Umzug nach Niebüll und natürlich der Abschied vom alten Arbeitsplatz. „Es ist jetzt auch gut, dass es losgeht“, sagte die neue Pröpstin im Gespräch.

Gäste wünschten Glück und Segen
In der Nordsee-Akademie war die Kaffeetafel gedeckt. Carl-Heinrich Feddersen begrüßte die neue Pröpstin im Namen der Synode, Carmen Rahlf sprach für den Konvent der Pröpstinnen und Pröpste. Monika Möller (katholische Gemeinde St. Knud, Husum) und Dekan Jens Schmidt (Altkatholische Gemeinde Nordstrand) brachten beste Wünsche aus der Ökumene. Johanna Christiansen war als stellvertretende Amtsvorsteherin des Amtes Mittleres Nordfriesland zugegen und Christian Johnsen, der zurzeit kommissarisch die KZ-Gedenkstätte Ladelund betreut, freute sich auf gute Zusammenarbeit. Weggenossen, Familie, Freunde und sogar Gemeindeglieder aus Lübeck St. Marien, wo Annegret Wegner-Braun zuletzt tätig war, wünschten Glück und Segen für den neuen Lebens- und Berufsabschnitt. Dank und Lob ging auch an Pastor Holger Asmussen: Er hatte die lange Vakanz liebevoll und engagiert als stellvertretender Propst gestaltet. Nun kehrt er wieder in seine Aufgaben als Gemeindepastor zurück.

(Gästeliste: Sigrid Brandenburg, vielen Dank!)