Breklum – Feierlich läutete der Kirchenkreis Nordfriesland
das neue Kirchenjahr ein: Wie immer lud er am Montag nach dem 1. Advent dazu
ein, sich auf die Vorweihnachtszeit einzustimmen und sich vom Jahresthema inspirieren
zu lassen. Diesmal lautet es „Make Nächstenliebe great again!“ – und die
Pröpste Annegret Wegner-Braun und Jürgen Jessen-Thiesen deuteten das Motto
politisch brisant.
Der barmherzige Samariter als praktische Nächstenliebe
Nächstenliebe sei ein Schatz der christlichen Verkündigung,
so die Pröpste in ihrem Vortrag. Sie legten den Begriff in die Waagschale
angesichts ihrer Ratlosigkeit zunehmender Nationalegoismen in Europa und
weltweit. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter sei Wegweisung, wie
Nächstenliebe umgesetzt werden können.
Make Nächstenliebe great again!
„Wir haben uns beim
Jahresthema an das Evangelische Kinder- und Jugendbüro angelehnt“, sagte
Pröpstin Wegner-Braun in ihrer Begrüßung. Das Motto habe soviel Zündstoff, dass
es es wert sei, noch ein Jahr weiter in größere Bezüge getragen zu werden.
Veranstaltungen, Workshops, Gottesdienste – in vielerlei Weise würden sich
Gemeinden sowie Dienste und Werke und die Einrichtungen des Kirchenkreises im
kommenden Jahr mit diesem Thema beschäftigen.
Gäste aus Politik und Gesellschaft
Unter den 250 Gästen waren Vertreter aus Politik,
Gesellschaft und Kirche, darunter Landtagsabgeordneter Klaus Jensen (CDU). Sie
nutzten gern die Gelegenheit zu Gesprächen und zum Austausch. Musikalisch
begeisterte der Gospelchor Friedrichstadt unter Leitung von Igor Vlassov.
Ein neuer Pastor für den Norden
2.12.2019
Die Kirchengemeinden Neukirchen, Aventoft und Rodenäs haben
einen neuen Pastor: Am 1. Advent führte Pröpstin Annegret Wegner-Braun den 55jährigen
Michael Galle in sein Amt ein. Und die Gemeinde feierte mit einem fröhlichen
Gottesdienst das Ende der Vakanz.
„Ich bin total gerne in den Norden gegangen“, erzählt der Seelsorger
im Gespräch. Nach einem bewegten Berufsleben hofft er, hier anzukommen und eine
neue Heimat zu finden. Geboren ist er in Nordenham in der Nähe des Bremerschen
Oldenburgs. Während seines Theologie-Studiums in Göttingen kamen drei seiner
Kinder zur Welt, und er zog sie groß, während seine Frau eine Ausbildung in der
Pflege machte. „Wir waren auf uns gestellt“, sagt er nachdenklich. Er hat
während dieser Zeit alle möglichen Aushilfsjobs angenommen, um die Familie zu
ernähren und dadurch sehr viel Erfahrung gesammelt. Sein 1. Theologisches
Examen legte er im Jahr 2000 ab, während des Vikariats konnte die Familie Sohn
Nr. 4 begrüßen, seine erste Pfarrstelle trat er im Mecklenburgischen Bolzenburg
an. Er sei „ein Grenzgänger zwischen dem Herzogtum Lauenburg und
Mecklenburg-Vorpommern gewesen“, sagte die Pröpstin.
Aus der vorläufigen Vertretung wurde eine Festanstellung
Michael Galle ist schon seit einem Jahr Seelsorger für den
Gemeindeverbund, er war zunächst als Vertretung dorthin entsandt worden. Ihm
hätten sich viele Türen geöffnet, sagte er dankbar in seiner Predigt, gerne
habe er sich darum auf die Stelle beworben, als sie ausgeschrieben wurde. Dass
er kein ganz gewöhnlicher Pastor ist, machte auch Annegret Wegner-Braun
deutlich. „Du bist ein kreativer Mensch, der selber textet und komponiert,
malt, Theater spielt und ein kabarettistisches Talent hat“, sagte sie. Und das
zeigte Michael Galle auch im Gottesdienst: Er ging auf Tuchfühlung mit der
Gemeinde, befragte sie zu Beginn, was denn in ihren Adventskalendern gewesen
sei, nahm die Gitarre und rockte gemeinsam mit dem Kirchenmusiker Jochen Seeger
die Bitte um den Heiligen Geist. „Die Gitarre ist immer bei mir“, sagte er im
Gespräch.
Mehr als Luther
Theologisch liegt ihm sehr an interreligiöser Zusammenarbeit, hat in diesem besonderen Interesse sogar noch einige Semester Religionswissenschaften in Hamburg studiert. Er bezeichnet sich als „ökumenischen Pastor“, denkt weit über Luther hinaus. Ein Grenzgänger sei er, der sich „gewitzt auch mal über Regeln hinwegsetzt“, so die Pröpstin, jemand der Neues wagt und Neues denkt und hofft, dass „Neukirchen“ seinem Namen Ehre macht.
Klimaschutz als Arbeitsauftrag
28.11.2019
Nordfriesland – Zum 1. November hat der Kirchenkreis einen
Klimaschutzmanager: Matthias Marx hat seinen Dienst angetreten und sein Büro in
der Bauabteilung bezogen. Im März 2019 hatte die Synode die Einrichtung dieser
Stelle beschlossen und damit einmal mehr deutlich gemacht, wie sehr ihr der
Klimaschutz und die Bewahrung der Schöpfung am Herzen liegen.
Er erforschte Flüssigkunststoffe in Kosmetik
„Umwelt war schon immer ein Thema für mich“, sagt Matthias
Marx im Gespräch. Er ist passionierter Wanderer und seit vielen Jahren im
Deutschen Alpenverein engagiert. So kam es auch, dass er nach dem Abitur ein
Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) bei der Behörde für Stadtentwicklung und
Umwelt in Hamburg begann. Und in dieser Zeit reifte der Entschluss, sich
professionell damit auseinanderzusetzen. Er begann, in Lüneburg
Umweltwissenschaften zu studieren, und als er von den Studien-Inhalten erzählt,
wird deutlich, dass der 27-Jährige hochqualifiziert und perfekt für diese
Aufgabe geeignet ist: Neben den Naturwissenschaften gehörte zum Studienumfang
auch Umwelt-Kommunikation, -Recht, -Planung,- Management, -Ethik und Nachhaltigkeit.
Er lernte Grundlagen der Industrietechnik, der Ökologie und der Umweltchemie
kennen. Seinen Master machte er
schließlich in Marine- und Umweltwissenschaften in Oldenburg. Und auch wenn es
nicht zu seinen ersten Aufgaben gehört, ist das für den Kirchenkreis sehr
spannend: Marx befasste sich mit der Erforschung von Mikroplastik insbesondere von
Flüssigkunstoffen in Kosmetik-Produkten. Auch das Evangelische Kinder- und
Jugendbüro sowie das Frauenwerk sind ja an diesem Thema dran, bieten Workshops
und Informationsveranstaltungen dazu an. Sie werden in Matthias Marx einen
hochkompetenten Ansprechpartner haben. Kontakt hat es auch schon zur
Ökumenischen Arbeitsstelle gegeben, die sich engagiert für den Klimaschutz im
Kirchenkreis einsetzt.
„Eigentlich sollte Klimaschutz selbstverständlich sein“
In den ersten drei Jahren wird die Stelle noch von den Aktiv-Regionen gefördert. Im Rahmen dieser Förderung wird Matthias Marx vier bis fünf konkrete Projekte koordinieren und umsetzen. Dabei kann es sich um ökofaire Beschaffung, um Mobilität oder um Gebäudemanagement drehen. Mit letzterem wird er eh zu tun haben: Das bereits vor Jahren begonnene Energie-Controlling muss aktualisiert und ausgewertet werden, nur so kann Marx die Gemeinden beraten und Empfehlungen aussprechen. „Eigentlich sollte Klimaschutz so selbstverständlich, dass man nicht extra jemanden dafür einstellen müsste“, sagt er.
Im Moment ist er noch viel unterwegs. Er muss die anderen Player aus diesem Bereich kennenlernen, muss sich vernetzen und herausfinden, was es wo schon gibt.
Botschafterin der Liebe Gottes
22.11.2019
Breklum – Sie ist die Stimme der Diakonie: Wer im
Diakonischen Werk Husum (DW) anruft, Sorgen hat, einen Termin braucht,
Ansprechpartner sucht, der hört zunächst die Stimme von Birgit Albertsen.
Volker Schümann, Leiter des DW, lobte ihre Fachkompetenz, ihre unbedingte
Loyalität und ihre Freundlichkeit. Als Dank und Anerkennung für nunmehr 30
Jahre Dienst erhielt sie im Rahmen des Fachtags Diakonie des Kronenkreuz in Gold..
Serviceorientiert und ideenreich
Als am Anfang ihr Name fiel, kam aus den hinteren Reihen ein
erschrockenes Seufzen. Aber dann verstand Birgit Albertsen, dass ihr hier eine
ganz besondere Ehre zuteil wurde. „Sie sind eine moderne Version der Sekretärin“,
sagte Volker Schümann in seiner Laudatio. Als Assistenz der Geschäftsleitung
sei sie immer serviceorientiert, denke mit und bringe eigene Ideen ein. Sie lebe
ein offenes Miteinander, sei absolut verlässlich und schlicht eine gute „Visitenkarte“
der Diakonie. „Sie sind eine tolle Botschafterin der Liebe Gottes“, so Schümann.
Sie ist die „erste Stimme der Diakonie“
Das Diakonische Werk beschäftigt 250 Mitarbeitende in den
unterschiedlichsten Sparten. Gut 90 von ihnen waren zum Fachtag gekommen, der zum
einen der theologischen Fortbildung diente, zum anderen aber vor allem auch dem
gegenseitigen Kennenlernen und der Vernetzung. Für die Verleihung des
Kronenkreuzes war extra Propst Jürgen Jessen-Thiesen gekommen. „Sie sind die
erste Stimme der Diakonie“, sagte er mit herzlichem Dank für ihren treuen Dienst
und steckte ihr die Ehrennadel höchstpersönlich ans Revers.
Überrascht und gerührt
„Nie im Leben habe ich damit gerechnet“, sagte Birgit
Albertsen gerührt. So oft habe sie es für andere beantragt und so oft auch
schon Verleihungen beigewohnt, aber sich selbst habe sie nie in der Rolle
gesehen. „Mir ist es wichtig, auch mal die Menschen zu ehren und wertzuschätzen,
die eher im Hintergrund arbeiten“, sagte Volker Schümann, der die Auszeichnung
angeregt hatte.
Info: Das Kronenkreuz ist das Dankzeichen der Diakonie. Es ist kein Orden und keine Auszeichnung, sondern Ausdruck das Dankes und der Wertschätzung für die Treue und den Einsatz im Dienste des Nächsten.
Fachtag zum Thema Wohnen
19.11.2019
Breklum – Der eine hat zuviel davon, dem anderen fehlen sie
aufs Bitterste. Die Rede ist von Immobilien. Im Kirchenkreis Nordfriesland gibt
166 Gebäude verschiedenster Art und Qualität, und die Fachleute sorgen sich,
wie das in Zukunft gehen kann. Die Mitarbeitenden der Diakonischen Werke hingegen
leiden darunter, dass immer mehr Menschen wohnungslos oder von
Wohnungslosigkeit bedroht sind. Da muss doch was gehen, dachten sich Nora
Stehen vom Christian Jensen Kolleg Breklum und Adelheit Marcincyk vom
Diakonischen Werk Husum und luden zum „Fachtag Wohnen“ ein.
Es fehlt vor allem an kleinen Wohnungen
„Was kann Kirche tun, um Wohnraum zu schaffen?“ – mit dieser
Leitfrage eröffnete Adelheit Marcincyk den Nachmittag vor etwa 40 Teilnehmenden.
Christian Grelck vom Kreis Nordfriesland betonte, dass Wohnen ein Grundrecht
sei. Wohnraum sei rein rechnerisch mehr als genug vorhanden, aber die hohe Zahl
von Ferienwohnungen verfälsche die Statistik, es fehle eklatant besonders an
kleinen Wohnungen in den Stadtgebieten. Felix Arnold vom ALP-Institut für
Wohnen und Stadtentwicklung belegte anhand von Zahlen und Daten die besondere
Situation Nordfrieslands und bestätigte die Einschätzung Grelcks: „Weniger als
10 Prozent der Wohnungen haben weniger als 60 Quadratmeter“, sagte er. „Es ist
wichtig, dass der Kreis und die Kommunen sich mit diesem Thema beschäftigen.“
Zu viel, zu alt, zu teuer
Mit Zahlen arbeitete auch Kirchenkreis-Architekt Pieter
Dubbeldam: In 62 Kirchengemeinden leben knapp 95000 Kirchengemeindeglieder, das
sind 17000 weniger als noch 2009. Es gibt 88 Kirchen und Kapellen, 55 Pastorate,
in denen teilweise Gemeinderäume vorgehalten werden, und 23 alleinstehende
Gemeindehäuser. Insgesamt schätze er den Sanierungsbedarf auf mehr als 23,3
Millionen Euro. „Wir haben zu viele, zu alte und zu teure Gebäude“, sagte er.
Und Propst Jessen-Thiesen ergänzte. „Es werden immer weniger Gemeindeglieder,
die die Gebäude nutzen“, sagte er. Auch die Zahl der Amtshandlungen gehe stetig
zurück. Bereits im Jahr 2030 werde es, weil es weniger Pastoren gibt, deutlich
weniger bewohnte Pastorate geben. „Wir wollen nach Möglichkeit unsere Gebäude
der Allgemeinheit zur Verfügung stellen“, sagte er.
Projekte und Ideen
Vier Projekte stellten sich vor: In Heide gibt es den
Kommunal-Diakonischen-Wohnungsverband, bei dem Stadt und Kirche sehr eng
zusammenarbeiten, um von Wohnungslosigkeit bedrohten und Wohnungslosen zu
helfen. Sie unterhalten zusammen ein Wohnprojekt mit 28 Einheiten – ein
Erfolgsmodell, auch wenn es in Heide weiterhin an geeignetem Wohnraum fehle. Der
Kirchengemeindeverband Elmshorn erzählte von seinem Präbandenstift, das 23 Altenwohnungen
in kirchlicher Trägerschaft unterhält. Lukas Lehmann von der Hempelstiftung
Kiel konnte berichten, dass die Stiftung ein Mehrfamilienhaus gekauft habe, um
darin auch Menschen mit Mulitproblemlagen unterbringen zu können, die eine
Wohnungsfähigkeitbegleitung brauchen. Die Kirchengemeinde Norderstedt hat auf
ihrem Grundstück Katenwohnungen für Menschen mit Altersarmut bauen lassen.
Kooperationen anstreben
Sehr viele Antworten gab es bei diesem ersten Treffen noch
nicht, aber doch Ideen und Impulse. Der Markt, so Bernd Hannemann, der Grüße
vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein überbrachte, werde das Problem nicht
lösen. Es wurde deutlich, dass Möglichkeiten, aber auch Sprengstoff in diesem
Thema enthalten sind, und die Notwendigkeit, Angebot und Bedarf besser
aufeinander abzustimmen. Immer wieder waren Kooperationen das Thema: Wo
Kommune, Kirche und Sozialhilfeträger gut zusammenarbeiten, kann es zu
kreativen und nachhaltigen Lösungen kommen.
75 Jahre Versöhnung über Gräbern
17.11.2019
Ladelund – In der Nacht zum 1. Oktober 1944 begannen mit
einem Anschlag niederländischer Partisanen auf deutsche Wehrmachtsoffiziere die
schrecklichen Ereignisse, die das Dorf Putten über Generationen prägen sollten:
Als Racheakt setzte die Wehrmacht 660 Männer des Dorfes fest und deportierte sie
in deutsche Konzentrationslager, 540 von ihnen starben, viele von ihnen im Ladelund
unter katastrophalen Bedingen.
75 Jahre ist das jetzt her. Zum Gedenken war Anfang Oktober
eine Ladelunder Delegation nach Putten gereist. Zum Volkstrauertag machten sich
mehr als 100 Niederländer auf den Weg nach Nordfriesland, um die Versöhnung zu
festigen und für den Frieden zwischen den Völkern einzutreten.
Bewegender Gottesdienst
Die Ladelunder St. Petri-Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, und der Gottesdienst wurde per Video in die Gedenkstätte übertragen. Gemeinsam mit Ehrenamtlichen aus Putten und Ladelund gestalteten Pastor Hans-Joachim Stuck, Pröpstin Annegret Wegner-Braun und Dr. Werner Gugler, Pfarrer der Anderskerk Putten, den Gottesdienst. Die Liedtexte waren jeweils in beiden Sprachen abgedruckt. Unter den Gästen war Hylke H. Boerstra von der Botschaft des Königreichs der Niederlande, Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig, und Henk Lambooij, Bürgermeister der Gemeinde Putten. Letzterer unterzeichnete im Anschluss gemeinsam mit Lutz Martensen, dem Ladelunder Bürgermeister, einen Partnerschaftsvertrag der beiden Kommunen.
Schuld kann vergeben werden
Es war ein bewegender Gottesdienst, bei dem viele vertraute Texte auf einmal anders klangen. „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen“, damit begann Pastor Stuck den Gottesdienst. Das 25. Kapitel des Matthäus-Evangeliums klang hart in diesem Rahmen: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben“, sagt Jesus dort zu den Verdammten. „Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet“ – das rief die Erinnerung an die ausgehungerten und frierenden Häftlinge hervor, die November bis Dezember 1944 Tag für Tag durch das Dorf getrieben wurden. „Was nun unser Dorf erlebte, war derart grauenhaft, dass das Erleben zu schildern einfach unmöglich ist“, so zitiert die Ausstellung den damaligen Pastor Johannes Meyer. Es predigte Dr. Werner Gugler. „Schuld kann vergeben werden“, sagte er. „Am Kreuz hat glücklicherweise ein anderer meine Schuld bezahlt“
Hymne der Freundschaft
Wie jedes Mal war es ein besonderer Moment, als Deutsche und Niederländer gemeinsam das Lied „Wie lieblich schön, Herr“ (EG 282) sangen. Dieses Lied nimmt Worte des 84. Psalms, die den Deportierten Wegzehrung waren, als sie sich am frühen Morgen des 2. Oktober 1944 zum letzten Mal in ihrer Heimatkirche trafen. Anschließend wurden sie nach Neuengamme deportiert, für viele von ihnen ging es weiter nach Ladelund. Auch dieses Lied war in beiden Sprachen abgedruckt, aber niemand sang es auf deutsch. „Wlhalig hij die al zijn kracht En hulp alleen van U verwacht” – es ist so etwas wie die Hymne der Begegnung und Symbol der Freundschaft geworden.
Info: In Ladelund begann die Aufarbeitung des Schreckens früh: Bereits 1946 suchte Johannes Meyer, der damalige Pastor der Kirchengemeinde, Kontakt zu den Angehörigen. Er fand Worte, die die Schuld benannten, und gleichzeitig trösteten. Aus diesen Briefen entstand eine Jahrzehnte und Generationen überdauernde Freundschaft zu den Puttenern, die Haus um Haus Vater, Bruder, Sohn oder Ehemann betrauerten. Über den Gräbern begann Versöhnungsarbeit, die in ihrer unmittelbaren Menschlichkeit und in der Persönlichkeit der Kontakte bundesweit einzigartig ist.
Tears in Heaven
11.11.2019
Emmelsbüll – Einen emotionalen Gottesdienst erlebten die
Besucher der vollbesetzten Rimbertikirche Emmelsbüll am drittletzten Sonntag
des Kirchenjahres: Der Gospelchor der Gemeinde „Joyful Voices“ setzte sich musikalisch
mit Schmerz, Trauer und Hoffnung in der Popmusik auseinander, geschickt verwob
Pastor Gerald Rohrmann die Songtexte mit biblischen Perspektiven.
Popmusik in Liebe und Schmerz
Die Joyful Voices unter Leitung von Birgit Deussing
präsentierten ein anspruchsvolles und ungewöhnliches Programm. Darunter war zum
Beispiel „Tears in Heaven“ von Eric Clapton, und verstohlen wischten sich
einige der Besucher Tränen aus den Augen, als Gerald Rohrmann die Geschichte zu
diesem Lied erzählte: Clapton verlor seinen Sohn im Alter von 5 Jahren durch
einen tragischen Unfall. Ein Chormitglied las die Übersetzung des Liedes – „Ich
weiß, im Himmel wird es keine Tränen mehr geben“, ein anderes las aus der
Offenbarung des Johannes „Weder Tod noch Leid noch Geschrei wird mehr sein.“
So zogen sich Gänsehautmomente durch den Gottesdienst. Mit
einer Kerze predigte Gerald Rohrmann über die Macht der Liebe, über die
Reichsprogramnacht, wo sie fehlte, und über den Fall der Mauer, wo sie Brücken
schlug. Und der Chor sang dazu „Candle in the wind“ von Elton John und „Bridge
over troubled water” von Simon and Carfunkel.
Entstanden aus einem Spontan-Chor
Insgesamt zählen sich 60 Sängerinnen und Sänger zu diesem
Chor, der 2001 aus einem Sponti-Chor entstand und seitdem stetig wächst. Am Klavier
überzeugte Damaris Krebs, Adam Mischnik unterstützte an den Percussions, Björn
Jensen spielte den E-Bass und Gerd Hansen die Akustikgitarre. Gerd Hansen und
Gary Funk übernahmen auch Gesangssoli.
Eineinhalb Stunden dauerte der musikalische Gottesdienst,
der zugleich heiter und besinnlich war und auf diese Weise wunderbar in das
bevorstehende Ende des Kirchenjahres und seine dunklen Gedenktage passte.
Impulse am Puls der Zeit
10.11.2019
Bredstedt – „Das habe ich noch nie vorher gemacht, also bin ich sicher, dass ich
es schaffe“ mit diesem Zitat von Kinderbuch-Autorin
Astrid Lindgren eröffnete Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und
Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) die kleine Feier zum 20. Jubiläum der
Einrichtung in der Bredstedter St.-Nickolai-Kirche. Knapp 100 Gäste waren
gekommen: Ehemalige und aktive Ehrenamtliche, Pastoren, Synodale und Kollegen.
Drei Stunden ließen sie sich hineinnehmen in die Lebendigkeit, die das EKJB lebt
und prägt bis heute.
Impro-Theater mit Witz und Charme
Statt langatmiger Grußworte gab es
kurzweilige Interviews. Statt kluger Vorträge organisierte das Team ein
Aufstellungsspiel, das die Gäste in Bewegung und in Kontakt miteinander brachte.
Statt ernster Musik spielte die EKJ-Band um Jens-Uwe Albrecht moderne,
geistliche Musik und aus den Bänken summten und sangen die Textsicheren mit. Das
Improvisations-Theater „Improgramm“ aus Flensburg schließlich überraschte und
begeisterte mit Witz und Charme, indem es das Publikum mitgestalten, sie über
Figuren und Charaktere entscheiden ließ.
Propst Jessen-Thiesen: „Ihr seid toll!“
„Das habe ich vorher noch nie gemacht, also bin ich sicher, dass ich es schaffe“ – Neues ausprobieren, junge Menschen befähigen und ihnen Mut zu machen, Impulse setzen und am Puls der Zeit zu bleiben, Teilhabe zu ermöglichen, für Nächstenliebe, Toleranz und verantwortungsbewusstes Handeln in der Gesellschaft und für die Schöpfung einzutreten, all das kennzeichnet die Arbeit des EKJB. „Ihr seid toll“, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen auf die Frage, was er dem EKJB schon immer mal habe sagen wollen. Und Susanne Kunsmann ihrerseits bedankte sich, auch im Namen des Teams aus Anna Ihme, Sebastian Hurst, Carola Nickels und Mika Petersen für die hohe Wertschätzung der Kinder- und Jugendarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland.
Den Menschen als Menschen wahrnehmen
8.11.2019
Nordfriesland
– Einen etwas anderen Urlaub erlebten sieben Nordfriesen im Oktober: Sie ließen
sich von Susanne Kunsmann vom Evangelischen Kinder- und Jugendbüro in das
ostafrikanische Tanzania entführen und lernten die Konde Diözese, die
Partnerkirche des Kirchenkreises Nordfriesland, kennen. Dreieinhalb Wochen
waren sie unterwegs, und sie zeigten sich tief beeindruckt vom Land und von den
Menschen.
Vorurteile wurden abgebaut
„Mich
hat berührt wie die Menschen in Tansania leben“, sagt zum Beispiel Birgit Groth
(24) aus Bredstedt. „Sie besitzen nicht viel und sind doch glücklich und
zufrieden. Sie nutzen was die Natur einen schenkt und leben in Harmonie
zusammen.“ Gemeinsam spürte die Gruppe den so ganz anderen Lebensumständen
nach, verglichen das dortige Werteverständnis mit dem eigenen und überlegten,
wie hier wie dort ein Bewusstsein für das Miteinander verschiedener Kulturen,
für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung geschaffen werden
könnte. „Ziel der Reise ist“, so Susanne Kunsmann, dass die Teilnehmenden in
ihrem jeweiligen Heimatkontext nicht nur schwarz und weiß, arm und reich, Geber
und Nehmer sehen, sondern den Menschen als Menschen wahrnehmen.“ Nur so
könnten Vorurteile abgebaut und zur internationalen Völkerverständigung
beigetragen werden.
Vertrauen wagen
Alexandra
Wohlgemuth (46) aus Husum hatte sich lange auf die Reise gefreut. „Die
Freundlichkeit und der Lebensmut der Tanzania besticht immer wieder“, sagt sie.
Überrascht sei sie gewesen von den überfüllten Klassenräumen in großen Schulen,
von den vollgestopften Bussen und dem fürs deutsche Gemüt gewöhnungsbedürftigen
Umgang mit der Pünktlichkeit, selbst bei öffentlichen Verkehrsmitteln. Es habe
eine Weile gebraucht, bis sie den Mut gefunden habe, auch einmal alleine
loszugehen, dann aber sei sie zum Beispiel einer Marktfrau begegnet, die ihr in
einer Nebenstraße etwas Schönes zeigen wollte, und das Vertrauen habe sich
gelohnt. „Das war schön“, sagt sie.
Dem Tabu begegnen
4.11.2019
Husum – Mit vier Veranstaltungen greift die Kirchengemeinde Husum das Tabuthema „Tod“ auf, aber nicht ohne über die „Ewigkeit“ zu sprechen. Anders als
vor Generationen wird heute nicht zuhause gestorben, sondern in der Obhut von
Profis, in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Hospizen. Die Berührungsängste mit
dem Sterben haben konkrete Folgen. Dagegen wird im biblischen Psalm aber die
Erkenntnis der eigenen Endlichkeit als Schlüssel für Lebensklugheit benannt:
„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“
Psalm 90,12. Die Beschäftigung mit dem Sterben lohnt also, es ist ein
lebensnahes und dabei zugleich ein spirituelles Thema. Es geht um „Tod und
Ewigkeit“.
Der Wandel der Bestattungskultur
Am Donnerstag, 7. November, informieren die Kirchengemeinde und das Friedhofswerk des Kirchenkreises Nordfriesland über „Husumer Friedhöfe im Wandel. Veränderungen der Bestattungskultur aus evangelischer Sicht“. Thomas Prigge ist als Mitarbeiter des Friedhofswerkes verantwortlich für die Husumer Friedhöfe und berichtet, wie sich die Wünsche der Trauerfamilien verändert haben und wie die Verantwortlichen darauf reagieren. Pastorin Heike Braren und Pastor Andreas Raabe sprechen über die seelsorgerlichen und theologischen Aspekte des Themas. Im Anschluss ist Gelegenheit für Fragen und Diskussionen. Der Abend findet im Bonhoefferhaus, Bonhoefferweg 1, statt, und beginnt um 19.30 Uhr.
Tod und Ewigkeit im Gespräch mit anderen Religionen
Am Sonntag, 17. November, lädt die Kirchengemeinde zu einem interreligiösen Abend in das Gemeindehaus an der Marienkirche unter dem Titel „Himmel, Hölle, Paradies. Ein Rabbiner, ein Imam und ein Pastor im Gespräch über das Jenseits“. Der jüdische Gelehrte Joshua Pannbacker aus Kiel, der muslimische Gelehrte Dr. Ali-Özgür Özdil aus Hamburg und der Husumer Pastor Friedemann Magaard tauschen sich über Gemeinsamkeiten und Differenzen der Jenseitsvorstellungen in den abrahamitischen Religionen aus. Das Gespräch beginnt um 18 Uhr und endet spätestens um 20 Uhr.
Filmabend: Der Stein zum Leben
Einen Filmabend veranstaltet die Kirchengemeinde am Dienstag, 19. November, gemeinsam mit dem Filmklub Husum und dem Friedhofswerk des Kirchenkreises Nordfriesland. Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Der Stein zum Leben“, der die Arbeit des Berliner Steinmetz und Bildhauers Michael Spengler skizziert. Michael Spengler wird an einem Nachgespräch persönlich teilnehmen. Die Filmvorführung im Kinocenter Husum beginnt um 19.30 Uhr. Der Film in Zusammenarbeit mit dem Nordfriesischen Friedhofswerk am 18. November ab 19 Uhr auch in Niebüll, Eck’s Kino gezeigt.
Am Ewigkeitssonntag ein Radio-Gottesdienst
Am Sonntag, 24. November, dem traditionellen Ewigkeits- und Totensonntag, finden in der Kirchengemeinde Husum mehrere Gottesdienste statt. Um 10 Uhr beginnt in der Marienkirche ein Radiogottesdienst, der auf NDR, WDR und im Deutschlandfunk übertragen wird. Die Gemeinde wird gebeten, bereits um 9.40 Uhr in der Kirche zu sein, um über die Besonderheiten einer Live-Übertragung informiert zu werden. Um 14 Uhr finden in allen vier Kirchen der Kirchengemeinde die Gemeindegottesdienste statt, in denen die Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres verlesen und Kerzen entzündet werden. Die Angehörigen werden dazu eigens angeschrieben.