Auf dass das Haus nicht zu voll werde…

Es war eine Nachricht, die viele Menschen gefreut hat: Endlich dürfen wieder Gottesdienste gefeiert werden. Ein Schritt in die Normalität. Aber auch hier gelten die strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften des Landes Schleswig-Holstein: Pro Besucher müssen zehn Quadratmeter vorgehalten werden, sie müssen in einem Mindestabstand von zwei Metern sitzen und einen Mund-Nasen-Schutz tragen, gemeinsames Singen muss, so die Landesverordnung, im Blick auf die Infektionsgefahr unterbleiben.

Digitale Angebote weiterhin nutzen

Die Vorschriften gelten auch für die Amtshandlungen. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl sind große Feiern in der Kirche nach wie vor nicht möglich. Wo aber die Regeln eingehalten werden können, darf nun zum Beispiel eine Trauerfeier im kleinen Kreis auch im Gotteshaus stattfinden. Kirchenkreis und Kirchengemeinden sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Gemeinsam mit Pröpstin Annegret Wegner-Braun ermutigte Propst Jürgen Jessen-Thiesen die Kirchengemeinden, nicht sofort wieder zum „Normal-Betrieb“ zurückzukehren, sondern an den inzwischen bewährten Formaten ruhig festzuhalten. „Da ist so viel Schönes, Kreatives entstanden“, freut sich Jürgen Jessen-Thiesen. Die Sylter Pastorinnen und Pastoren zum Beispiel senden sonntags ihren Gottesdienst über Sylt1TV, aus der Friesenkappelle Wenningstedt-Braderupgibt es auf Youtube sogar einen Gottesdienst für Kinder. Jens-Uwe Albrecht predigt in der Corona-Zeit musikalisch mit seiner Gitarre, die Videos sind auf Youtube zu finden. „Ich lade dazu ein, sich auch weiterhin von den alternativen und digitalen Formen inspirieren und stärken zu lassen“, so der Propst.

Strenge Hygiene-Vorschriften auch Open-Air

In vielen Gemeinden sind zu Himmelfahrt oder Pfingsten Open-Air-Gottesdienste geplant. Auch für diese gelten dieselben gottesdienstlichen Vorschriften. „Die Kirchengemeinden wägen sorgsam ab, was geht und was gut ist“, sagte Annegret Wegner-Braun. Der Kirchenkreis hat ein Schutzkonzept vorgelegt, an dem die Kirchengemeinden sich orientieren können. Zunächst gilt es, die Gotteshäuser aufzumessen und die höchstmögliche Teilnehmerzahl festzusetzen. Dann muss überlegt werden, ob eine Anmeldung sinnvoll ist, damit niemand an der Tür zurückgewiesen werden muss. Dabei könnten dann auch die geforderten persönlichen Daten erhoben werden, denn nach wie vor gilt, der Corona-Pandemie Einhalt zu gebieten und im Fall des Falles Infektionsketten nachzuweisen. „Es wird noch eine Weile anders sein, als gewohnt“, sagte sie. Auf der Seite www.kirche-nf.de gibt es eine aktuelle Übersicht, wo am Sonntag schon Gottesdienste stattfinden und welche alternativen Angebote es gibt.

„Rufe mich an in der Not“

Bargum/Breklum/NF – Am Anfang hat man sich gar nicht recht vorstellen können, wie es ohne Gottesdienst gehen kann: Wie soll man Kontakt zur Gemeinde halten, wie die Menschen erreichen? In Breklum, Bargum und auf Kirchenkreis-Ebene haben Pastorinnen und Pastoren kurzerhand zum Telefonhörer gegriffen und das Instrument einer Telefonkonferenz genutzt.

Eine Möglichkeit für Menschen ohne Netz

„Uns war wichtig, dass wir auch für die Menschen da sind, die keinen Computer und kein Internet haben“, erzählt Johannes Steffen, Pastor in Bargum und Breklum. Und dann sei es wie ein kleines Wunder für ihn und seinen Kollegen Simon Frömming gewesen, die Stimmen der vertrauten Gemeindeglieder am Telefon zu hören. „Da entstand Gemeinschaft“, so Steffen. „Uns war schnell klar, dass wir dieses Format wollen.“

Ein Gottesdienst in kleiner Form

Jeden Sonntag hat nun einer von ihnen Dienst, begrüßt die Ankommenden und feiert mit ihnen einen Gottesdienst in kleiner Form. Gemeinsames Singen ist wegen der Latenzen nicht möglich, darum kommt die Musik vom Band, die Predigt und die Gebete aber werden live eingesprochen. Inzwischen hat das Team Woche für Woche gut 80 Besucher. Sie kommen teilweise von weit her, sogar aus Berlin, Stuttgart, Bayern oder Flensburg. Aber ganz stark ist eben auch die Gemeinde vertreten. Sogar Konfis wählen sich gerne ein, für sie gilt das selbstverständlich als Gottesdienst.

Zuhause und doch zusammen

Bei dieser Form hören sich die Teilnehmenden gegenseitig. Und wenn jemand versäumt, das Telefon stummzuschalten, schlägt auch schon mal die Wohnzimmer-Uhr für alle oder ein Hund kommt bellend ins Gottesdienst-Zimmer. Das nehmen alle mit fröhlicher Gelassenheit. Es ist schön zu wissen, dass am anderen Ende der Leitungen lebende Menschen sind. Es sei ein „mütterfreundlicher Gottesdienst“, habe einmal eine junge Frau gesagt. Sie kann während der Feier ihr Baby halten und versorgen, und auch andere genießen es durchaus, vor dem Anlegen des Sonntags-Staats und ohne Schapp-Tüch von zuhause aus Gottesdienst zu feiern.

Gemeinden arbeiten zusammen

Auf Kirchenkreis-Ebene engagieren sich die Gemeinden Schobüll und Hattstedt im Telefongottesdienst. Hier sind es wöchentlich gut 50 Teilnehmer, auch hier gibt es eine fröhliche Begrüßung vor Beginn und bevor der Hörer wieder auf die Gabel gelegt wird, ertönt aus vielen Lautsprechern ein kleiner Dank und ein herzliches Tschüss. Technisch wird dieser Gottesdienst als Zoom-Konferenz angelegt, über die eine telefonische Einwahl möglich ist. Der Vorteil ist, dass der Gastgeber die Teilnehmenden stummschalten kann, so dass sich Störgeräusche minimieren. Glaubensbekenntnis und Vater-Unser gehören jedes Mal dazu, und mit leichter Verzögerung vereinen sich die Stimmen vieler zum Gebet.

Einwahlnummern Breklum/Bargum, Beginn jeweils 9.45 Uhr

Einwahlnummer: 021149 111 11
Konferenznummer 76105#
PIN 01972

Einwahlnummern Kirchenkreis: Beginn jeweils 10 Uhr

Einwahl-Rufnummer: 030/56795800
Meeting-ID: 4865991496
Passwort: 243343

„Rufe mich an in der Not“

Bargum/Breklum/NF – Am Anfang hat man sich gar nicht recht vorstellen können, wie es ohne Gottesdienst gehen kann: Wie soll man Kontakt zur Gemeinde halten, wie die Menschen erreichen? In Breklum, Bargum und auf Kirchenkreis-Ebene haben Pastorinnen und Pastoren kurzerhand zum Telefonhörer gegriffen und das Instrument einer Telefonkonferenz genutzt.

Eine Möglichkeit für Menschen ohne Netz

„Uns war wichtig, dass wir auch für die Menschen da sind, die keinen Computer und kein Internet haben“, erzählt Johannes Steffen, Pastor in Bargum und Breklum. Und dann sei es wie ein kleines Wunder für ihn und seinen Kollegen Simon Frömming gewesen, die Stimmen der vertrauten Gemeindeglieder am Telefon zu hören. „Da entstand Gemeinschaft“, so Steffen. „Uns war schnell klar, dass wir dieses Format wollen.“

Ein Gottesdienst in kleiner Form

Jeden Sonntag hat nun einer von ihnen Dienst, begrüßt die Ankommenden und feiert mit ihnen einen Gottesdienst in kleiner Form. Gemeinsames Singen ist wegen der Latenzen nicht möglich, darum kommt die Musik vom Band, die Predigt und die Gebete aber werden live eingesprochen. Inzwischen hat das Team Woche für Woche gut 80 Besucher. Sie kommen teilweise von weit her, sogar aus Berlin, Stuttgart, Bayern oder Flensburg. Aber ganz stark ist eben auch die Gemeinde vertreten. Sogar Konfis wählen sich gerne ein, für sie gilt das selbstverständlich als Gottesdienst.

Zuhause und doch zusammen

Bei dieser Form hören sich die Teilnehmenden gegenseitig. Und wenn jemand versäumt, das Telefon stummzuschalten, schlägt auch schon mal die Wohnzimmer-Uhr für alle oder ein Hund kommt bellend ins Gottesdienst-Zimmer. Das nehmen alle mit fröhlicher Gelassenheit. Es ist schön zu wissen, dass am anderen Ende der Leitungen lebende Menschen sind. Es sei ein „mütterfreundlicher Gottesdienst“, habe einmal eine junge Frau gesagt. Sie kann während der Feier ihr Baby halten und versorgen, und auch andere genießen es durchaus, vor dem Anlegen des Sonntags-Staats und ohne Schapp-Tüch von zuhause aus Gottesdienst zu feiern.

Gemeinden arbeiten zusammen

Auf Kirchenkreis-Ebene engagieren sich die Gemeinden Schobüll und Hattstedt im Telefongottesdienst. Hier sind es wöchentlich gut 50 Teilnehmer, auch hier gibt es eine fröhliche Begrüßung vor Beginn und bevor der Hörer wieder auf die Gabel gelegt wird, ertönt aus vielen Lautsprechern ein kleiner Dank und ein herzliches Tschüss. Technisch wird dieser Gottesdienst als Zoom-Konferenz angelegt, über die eine telefonische Einwahl möglich ist. Der Vorteil ist, dass der Gastgeber die Teilnehmenden stummschalten kann, so dass sich Störgeräusche minimieren. Glaubensbekenntnis und Vater-Unser gehören jedes Mal dazu, und mit leichter Verzögerung vereinen sich die Stimmen vieler zum Gebet.

Einwahlnummern Breklum/Bargum, Beginn jeweils 9.45 Uhr

Einwahlnummer: 021149 111 11
Konferenznummer 76105#
PIN 01972

Einwahlnummern Kirchenkreis: Beginn jeweils 10 Uhr

Einwahl-Rufnummer: 030/56795800
Meeting-ID: 4865991496
Passwort: 243343

Tafel Tönning: Mit vereinten Kräften geht es weiter

Mit geübtem Schwung verstaut Omran Faraj flache Pappkartons auf der Ladefläche seines Lastenfahrrads. Vier Kisten passen mindestens hinein, bei geschicktem Stapeln sogar noch etwas mehr. In der Kiste befinden sich Gemüse und Obst, auch ein wenig Schokolade ist ausnahmsweise mit dabei. In jeweils einer Papiertüte pro Kiste werden Milchprodukte ausgeliefert. Der 21-jährige Omran schwingt sich locker in den Sattel und will sogleich seine Liefertour durch Tönning absolvieren: „Das Fahren ist überhaupt nicht schwierig“, lächelt er, und: „Das Rad ist gut zu handhaben – man kommt überall durch.“ Omran ist einer der ehrenamtlichen Unterstützer der Tafel in Tönning.

„Als die Corona-Krise auf ihrem Höhepunkt war, gab es wegen der Hamsterkäufe kaum Warenspenden“, erinnert sich Ina Hinrichsen, die für die Tönninger Tafel verantwortlich ist. „Deshalb mussten wir über eine Woche die Tafel schließen.“ Doch auch Bürgermeisterin Dorothe Klömmer sorgte sich um „ihre“ Einwohnerschaft und fragte im Diakonischen Werk nach, welche Angebote aufrechterhalten werden könnten.
Und so sind es oftmals Krisen, die neue Ideen sprießen lassen und in einem pfiffigen „um-die-Ecke-denken“ münden: Silvia Bludau von der Fachstelle Migration des Diakonischen Werks in Tönning überlegte sich mit einigen Mitstreitenden die Organisation eines Lieferdienstes: „Auf Anruf haben wir für die betreffende Familie oder Einzelperson eine Tüte gepackt und diese per Lastenfahrrad, das wir von der Radstation in Husum gestellt bekamen, direkt bis vor die Tür gebracht.“

Zusammenhalt wird großgeschrieben: Zunächst wurden flache, gut „packbare“ Pappkartons von der Tafelstiftung zur Verfügung gestellt, und auch nach Garding wurden Waren ausgeliefert: Diese „Tütenroute“ übernimmt seitdem Alaa Fadil mit dem eigenen Auto. Und da viele Fahrer, die die Lebensmittel bei den Märkten einsammeln, zur Risikogruppe gehören, sprang Ina Hinrichsen mit ein bei der Warenabholung – mit Unterstützung ihres Sohnes Moje – freilich nur so lange, wie die Schule noch nicht seine Kräfte absorbiert.

„Wir hatten viele positive Rückmeldungen“, freut sich Silvia Bludau über den Erfolg der unkonventionellen Idee. Auch Omran war stets hoch willkommen: „Die Menschen waren alle freundlich. Berührt hat mich der aufrichtige Dank für die Lieferungen“, sagt er. „Die Unterstützung durch die uns so wohlgesonnenen Supermärkte war beispiellos“, so Ina Hinrichsen. Dafür danken sie und Adelheit Marcinczyk, Bereichsleiterin beim Diakonischen Werk Husum, ganz ausdrücklich. Ein ebenso großer Dank und ein gewaltiges Lob für den selbstlosen Einsatz gebührt allen Ehrenamtlichen: Den „alten Hasen“, die sich nach Kräften ins Zeug gelegt haben und denjenigen, die sich spontan gemeldet und ihre Unterstützung angeboten haben.

Durchschnittlich werden in dieser Ausnahmesituation 40 Personen einmal in der Woche mit Lebensmitteln versorgt. In normalen Zeiten sind es etwa 60 Menschen, die die Tafel in Tönning aufsuchen: „Man muss jedoch bedenken, dass davon zwar einige Einzelpersonen sind; häufig hängen jedoch mehrköpfige Familien mit daran“, sorgt sich Silvia Bludau.
Auch wenn in kleinen, vorsichtigen Schritten die Normalität wieder zurückkehrt: Bestimmte Maßnahmen bleiben bestehen. „Auf jeden Fall ist es wichtig, dass unsere Kunden vorher anrufen und sich gewissermaßen eine Lieferung reservieren lassen. Dies ist dann für alle Seiten eine verlässliche Vorgehensweise“, so Silvia Bludau und Ina Hinrichsen. Die Ware wird dann in einem Pappkarton über den Hintereingang ausgegeben. Gleichwohl bleibt der „Lieferdienst“ per Lastenfahrrad bestehen: Omran besucht jene Kunden, die nicht selbst ihre Lebensmittel abholen können. Wer sich mit der Koordinatorin des Lieferservice, Silvia Bludau, in Verbindung setzen möchte, kann sie unter der Nummer 0151-65473312 anrufen. Zudem sind weitere Lebensmittelspenden und ehrenamtliche Helfer, vor allem Fahrer, in der Tönninger Tafel herzlich Willkommen und immer gebraucht.

Text und Bild: Sonja Wenzel

Sonntagsgrüße von der Insel

Nieblum/Föhr – Besonders betroffen von der Corona-Krise sind die Inseln und Halligen im Kirchenkreis Nordfriesland. Seit dem 16. März waren sie abgeriegelt, der Tourismus ist zum Erliegen gekommen, jetzt langsam kommen immerhin die Zweitwohnungsbesitzer zurück. So auch auf Föhr. Ruhig ist es geworden, sagt das Pastoren-Ehepaar Hoffmann-Busch. Einerseits ist das schön. Aber für die, die sich wirtschaftlich auf Gäste eingestellt haben, ist die Situation herausfordernd. Für sie alle entwickelten die Pastoren den „Sonntags-Gruß“ auf Facebook und Youtube – einen geistlichen Wochenrückblick, der Hoffnung und Mut spenden will.

„Haltet die Herzen offen!“

„Wir waren sehr überrascht, wie viele Leute sich das angeguckt haben“, sagten Kirsten Hoffmann-Busch und Philipp Busch im Gespräch. Im Schnitt sind es 200 Menschen pro Woche, die das Angebot auf Facebook oder Youtube anklicken. Etwa vier Minuten dauert die kleine Andacht, und gewohnt anschaulich und kurzweilig teilen die Seelsorger ihre Gedanken zu aktuellen Themen. Nach der Einführung der Mundschutz-Pflicht zum Beispiel waren die „Snutenpullis“ Thema. Es ging darum, den Alltag Stück für Stück wieder auszupacken und neu zu entdecken, was an ihm glücklich macht. „Haltet die Herzen offen“ ist der Refrain am Ende jeder Ansprache, die beiden sichtbar Freude macht.

Sonntagsgrüße erreichen andere Menschen

Sie lachen gerne zusammen: Den Beitrag über die Snutenpullis mussten sie mehrfach neu beginnen, weil immer wieder eins von ihnen sich vor Lachen nicht halten konnte. Auch beim Gespräch via Zoom-Konferenz ging es fröhlich zu: Die Kinder umschwirrten das Pastorenpaar, der Alltag im Home-Office ist für die Seelsorger manchmal quirlig. Sie arbeiten auch sehr gerne zusammen, das war schon immer so, und der Gemeinde ist es vertraut, dass das Pastoren-Ehepaar gemeinsam auf der Kanzel steht und miteinander im Dialog predigt. Ja, die gemeinsame Arbeit macht Spaß, und das neue Format ist ein Liebgewordenes. Es spricht Menschen an, die so bisher nicht in den Gemeindegottesdiensten auftauchten. Die technische Qualität ist simpel, aber gut: Ein einfaches Smartphone steht fest auf einem einfachen Stativ, für wenig Geld wurde noch ein Mikrofon hinzugekauft, und am Ende schneidet Philipp Busch lediglich vorne und hinten etwas weg. Wenn zwischendrin etwas schief geht, ist es eben so – oder die beiden fangen von vorne an. „Am längsten dauert das Hochladen“, lacht Kirsten Hoffmann-Busch. Das Netz ist so langsam, ein Video hineinzustellen braucht ein wenig Geduld.

Gottesdienste nach Hygiene-Verordnung

Und wie geht es weiter auf der Insel Föhr? „Wir starten am nächsten Sonntag (10. Mai) inselweit mit Gottesdiensten in kleiner Form, die jeweils um 10 Uhr beginnen“, sagt Philipp Busch. Die Kirchen sind groß, Touristen sind noch nicht da – es wird nicht schwer sein, die Hygiene-Vorschriften einzuhalten. Gesang darf es nicht geben, aber die Orgel wird spielen, länger als eine halbe Stunde soll so ein Gottesdienst nicht dauern. Und die Sonntagsgrüße? „Wir überlegen, ob wir den Text einmal als Sonntagsgruß live in der Kirche senden und zusätzlich via Facebook aus unserem Wohnzimmer oder Garten“, sagt der Pastor. Noch ist ja nicht klar, wie es sein wird, was geht und ob noch Zeit für dieses schöne Extra bleibt.

Churchcast aus Joldelund

Joldelund – Eine andere Form des Gottesdienstes in der Corona-Zeit entwickelte Pastor Jan Petersen für die Kirchengemeinde Joldelund. „Ich hab mich gefrag: Was ist das Potential, das ich zur Verfügung habe?“, sagt der Seelsorger im Gespräch. Jan Petersen ist Bläser mit Leidenschaft, er leitet den Joldelunder Posaunenchor, ist sogar Landesobmann der Posaunenmission Hamburg/Schleswig-Holstein, und auch seine vier Kinder sind Bläser in verschiedenen Stimmen. Nach kurzer Absprache entstand „Churchcast Joldelund“, ein Youtube-Kanal, auf dem wöchentlich kleine Gottesdienste erscheinen, die vom „Kernfamilienposaunenchor“ unterstützt werden.

Bläsermusik ist weit zu hören

Alles begann draußen auf der Terrasse des Pastorats. „Ich dachte, wir würden ganz zuhause bleiben müssen“, erklärt Jan Petersen. Aber er stellte bald fest, dass die Musik weithin zu hören war und das Evangelium auf ihre Weise in die Welt trug. Technisch mussten zwei Iphones auf Stativen reichen, bald kam ein Ansteckmikrophon hinzu, und der Pastor vereinte in sich Kamera-, Ton- und Schnitttechnik. „Anfangs habe ich noch einen ganzen Tag dafür gebraucht“, sagt er. Inzwischen sei er deutlich schneller und habe auch Lust an kreativen Einschüben wie einem Drohnenflug über die Kirche oder zum Text passenden Bildern gefunden.

Frei predigen

Die Andachten dauern gut zehn Minuten, sie enthalten neben der Begrüßung und zwei Liedern immer eine kleine Ansprache, ein Gebet, das Vater-Unser und den Segen. „Ich habe gemerkt, dass sich das Leute ansehen, die ich sonst eher selten im Gottesdienst habe“, sagt Jan Petersen. Für ihn selber war die Arbeit mit der Kamera zunächst ungewohnt. „Das macht was mit mir“, sagt er. Manchmal habe er Zweifel gehabt, manchmal erlebte er sich selbst als abgehoben oder zu sehr am Text klebend. Dabei predigt er frei und immer mit offenen Blick in sein „Publikum“, das er selber ja aber beim Aufnehmen nicht sieht. In der Kirche falle ihm das freie Predigen leichter, sagt er nachdenklich.

Eine neue Gemeinde ist entstanden

Wie es nun weitergeht, ist noch ein bisschen unklar. Nach den momentan geltenden Regeln muss pro Gottesdienstteilnehmer ein Raum von 15 Quadratmeter vorgehalten werden, Küster und Pastor werden jetzt erst einmal die Kirche ausmessen und gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat überlegen, was geht. Möglicherweise wird auch in Zukunft der Gottesdienst mit den bestehenden Mitteln mitgeschnitten und hochgeladen. Über den Youtube-Kanal ist eine neue Gemeinde entstanden, da gibt es Menschen, die sich den Churchcast regelmäßig ansehen, die das neue Format liebgewonnen haben.  „Es macht Spaß“, sagt Jan Petersen, „aber es ist eben auch aufwändig.“

Foto: privat

Abendgebete auf Facebook

Leck – Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Schnell, sehr schnell haben sich nordfriesische Kirchengemeinden auf den Weg gemacht, die „Corona-Zeit“, wie sie bereits jetzt genannt wird, zu gestalten. So auch die Kirchengemeinde Leck. „Wir müssen was machen“, sagten sich die Pastoren, als das Versammlungsverbot verlautbart wurde und damit keine Gottesdienste mehr stattfinden konnten. Bereits am 15. März begannen die Abendgebete via Live-Stream auf Facebook und auf der Homepage: Immer um 18 Uhr gibt es eine kleine Andacht aus der St.-Willehad-Kirche – jeden Tag.

Eine kleine Form gibt Trost und Mut

„Wir suchten nach einer kleiner Form, bei der das Gebet im Mittelpunkt steht“, erzählt Pastor Peter Janke aus den Anfängen. „Es sollte kein Format zum Zugucken wie beim Fernsehen sein, sondern wir wollten, dass ein Gefühl von virtueller Gemeinschaft entsteht.“ Eine Facebook-Seite für die Kirchengemeinde musste erst noch erstellt werden, ein Smartphone sollte für die Aufzeichnung und die Übertragung ausreichen. Weil die dicken Mauern der St.-Willehad-Kirche die Signal-Stärke zu sehr reduzierte, wurde kurzerhand ein Kabel und ein WLAN-Verstärker gelegt. Die Kollegen und Kolleginnen aus der Region kamen hinzu, auch Pröpstin Annegret Wegner-Braun klinkte sich ein,  und bald entwickelte sich eine kontinuierliche Gemeinschaft von Menschen, die diese Andachten Tag für Tag mitfeiert und sich durch sie trösten und inspirieren lässt.

Regionale Zusammenarbeit neu entdecken

Kaum einer von den Kollegen ist es gewohnt, vor der Kamera zu stehen. Wohin mit den Augen, wohin mit den Händen? Wohin mit dem Script? – denn jede dieser Andachten ist so sorgfältig ausgearbeitet wie ein Sonntagsgottesdienst, nur eben sehr viel kürzer. Zehn Minuten, viel länger soll es nicht sein. „Das war gar nicht leicht“, sagt Peter Janke und lacht, „ich kann einfach nicht kurz.“ Das zum Beispiel habe er in dieser Zeit gelernt und meint, dass das die Konfis wohl freuen werde. Auch das Zusammenarbeiten in der Region war ja für alle relativ neu, aber in dieser Form habe es richtig Spaß gemacht, so der Theologe.

Die Feier der Osternacht

Ein Höhepunkt war die gemeinsame Feier der Osternacht. Dass diese große Feier des Auferstehungs-Lichtes auch digital gelingen könnte, hatte kaum jemand für möglich gehalten. Mehr als 350 Aufrufe gab es für diesen Gottesdienst auf Facebook, und die 100 analogen Kerzen, die die Gemeinde zum Mitfeiern für zuhause bereitgestellt hatte, waren bald vergriffen. „Das war echt ein Höhepunkt“, sagt Peter Janke.

Tägliches Abendgebet um 18 Uhr – bis es wieder Gottesdienste gibt.

Es will sich niemand mit den großen, hochprofessionellen Feiern im Fernsehen messen, die Abendgebete sind bewusst technisch schlicht gehalten. Sie sind für die Gemeinde gedacht, nicht für ein weltweites Publikum. Sie sind dafür entwickelt, Gemeinschaft zu stiften in einer Zeit, in der Gemeinschaft eingeschränkt ist. Die Abendgebete soll es geben, bis wieder Gottesdienst möglich ist. Das wird – so Gott will – am 9. Mai der Fall sein, meint Peter Janke. Die St.-Willehad-Kirche ist groß genug, um die Sicherheitsabstände einzuhalten, die Hygiene-Vorschriften werden natürlich eingehalten.

Fotos: Dirk Hansemann (1+2), Margit Linde (3)

Schutzmasken und Klönschnack

Niebüll – Manchmal sieht man sie noch auf alten Bildern, die zweigeteilten Stalltüren, die eigentlich als Sauerstoff-Zufuhr für die Tiere gedacht waren, aber zu gerne als „Klönschnack-Tür“ gebraucht wurden: Bauer oder Bäuerin lehnten lässig von innen dagegen, Nachbarn und Freunde kamen vorbei, um eine Runde zu schnacken über Gott, die Welt oder das Wetter. Das Diakonische Werk Südtondern (DW) hat diese alte Idee aufgegriffen: Montags bis freitags sitzen von 14 bis 16 Uhr Mitarbeitende an der offenen Tür der Werkstatt I in der Uhlebüller Straße und sind für die Menschen da. Ein Tisch sorgt für den nötigen Sicherheitsabstand, ein Besucherstuhl steht bereit, damit der Schnack auch zum Gespräch werden kann.

„Das Angebot ist wichtig, der Bedarf ist da“, so Nicole Saballus, Geschäftsführerin des DW Südtondern. Menschen drohen zu vereinsamen in der Zeit des Corona bedingten Kontaktverbots, und die Probleme, die sie beschäftigen, werden durch Corona ja nicht weniger. Schon vor der Pandemie war die Werkstatt I nicht nur Ladengeschäft, sondern auch Begegnungszentrum und ein Ort der niedrigschwelligen Kontaktaufnahme zu den Hilfsangeboten des DW.

Seit dem 28. April gilt die Maskenpflicht beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr, und Mitarbeitende und Ehrenamtliche des DW haben fleißig genäht: Fast 500 Stück gingen bereits über den Tisch der Klönschnacktür. „Die Menschen nehmen das Angebot dankbar an“, so Nicole Saballus. Besonders gefragt seien die Masken für Kinder. „Wir sind sehr dankbar für die Stoff- und Nähmaschinen-Spenden“, sagte sie, „sie machen das Projekt erst möglich.“

Nächster Ausgabetermin ist Mittwoch, 6. Mai. Bis dahin wird fleißig weitergenäht, damit auch Herrenmasken und Mund-Nasen-Schutz für die Jüngsten vorrätig sind.

„Auf in den Mampf!“

Mit einer besonderen Aktion begeistert das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) Familien von Sylt bis St. Peter: 427 „Mampf“-Tüten haben Haupt- und Ehrenamtliche gepackt und auf die Reise zu 376 Familien mit insgesamt 1325 Menschen geschickt. Sie enthalten Rezepte und Zutaten für eine Hauptspeise, eine Nachspeise und ein Getränk, dazu einen Liedtext, Servietten mit Faltanleitung und eine Kerze, damit es auch schön wird. „FamilienMampf@Home“ heißt das Projekt und ist ein alternatives Angebot in der Corona-Zeit.

427 Mampftüten in 89 Orten

„Wir brauchten etwas über unsere digitalen Angebote hinaus, was die Familien zuhause und haptisch erleben dürfen“, sagten dazu Anna Ihme und Susanne Kunsmann vom EKJB. „Gemeinsam essen, gemeinsam kochen, das ist wichtig, das macht Spaß.“ Und so entstand die Idee der Mampf-Tüten, die dieser Tage von 26 Fahrerinnen und Fahrern still an die Türen der Teilnehmenden in 89 Orten gehängt wurden. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich bei Verwaltungskraft Carola Nickels 600 Familien gemeldet – viel mehr als erwartet. Und schon bald fanden sich Mitarbeitende und Ehrenamtliche kniehoch in Tüten stehend in den Räumen des EKJB wieder. „Das war schon ein Kraftakt“, lacht Anna Ihme, „aber einer von der schönen Sorte: Man möchte unbedingt davon erzählen und es wieder machen.“

Einfache Idee, großer Effekt

Ob es eine Wiederholung geben kann, prüft das Team grade. Das Diakonische Werk Schleswig-Holstein, die Nospa-Stiftung und der Kirchenkreis Nordfriesland hatten das Projekt finanziell unterstützt. Die Reaktionen waren überschwänglich dankbar, sie erreichten das EKJB über kleine Videoclips, über Facebook oder Whatsapp, und nicht selten hing auch ein kleiner Schoko-Dank zum Mitnehmen an der Türklinke. Weitere 400 Familien stehen in der Warteschleife, und das Team ist hochmotiviert. „Dass man mit einer so einfachen Idee so viele Menschen begeistern kann, das freut mich riesig“, so Susanne Kunsmann.

Foto: Nicole Sönnichsen

Beeindruckender Zusammenhalt

Husum – Die Wohnhäuser in der Franziska- zu- Reventlow- Str. 1  der Husumer Horizonte sind zurzeit in Vollquarantäne: Drei Mitarbeitende und vier Bewohner wurden positiv auf Covid-19 getestet. Die Bewohner müssen nun in ihren Wohngruppen verbleiben, Mitarbeitende arbeiten freiwillig und aus eigenem Antrieb weiter in der Einrichtung und gewährleisten so, dass der Betrieb aufrechterhalten werden kann. „Bereits am 17. März haben wir eine sehr umfangreiche Kontaktsperre ausgesprochen“, teilte dazu Hans Pahl-Christiansen, Leiter der Einrichtung mit. „Außerdem wurde die Gesamteinrichtung in fünf personell voneinander getrennte Bereiche aufgeteilt, damit das Virus nicht zwischen den Bereichen hin- und hergeschleppt wird.“  

Die Husumer Werkstätten sind geschlossen, Mitarbeiter von dort unterstützen das Wohnheim in großem Umfang. Besuche von Angehörigen sind seitdem nicht mehr möglich. „Wir arbeiten eng mit der Heimaufsicht des Kreises Nordfriesland sowie dem Gesundheitsamt zusammen“, so Pahl-Christiansen. Hilfe kommt von den Sylter und den Mürwiker Werkstätten, Land in Sicht e. V., dem Diakonischen Werk Schleswig-Holstein und von Mitarbeitenden des Kitawerks. Die Stimmung im Haus sei gut, die Verläufe der Erkrankungen in den aktuellen Fällen relativ mild und nicht lebensbedrohlich. „Ich bin enorm stolz auf unsere Teams, sowohl auf die Mitarbeiter in der Betreuung, als auch in der Hauswirtschaft, Reinigung, Hausmeisterei und Verwaltung und unsere Zusammenarbeit im Krisenteam“, so Pahl-Christiansen. „Was hier gerade passiert, ist schon beeindruckend.“

Info: Husumer Horizonte ist eine Einrichtung des Kirchenkreises Nordfriesland. Die Einrichtung will es den Bewohnerinnen und Bewohnern ermöglichen, ihr Recht auf Teilhabe am Leben in der Gesellschaft zu verwirklichen. Dies geschieht im Sinne einer ganzheitlichen Förderung und Begleitung.
Die Wohnstätten sind ausgelegt auf derzeit 133 stationäre Bewohnerplätze in sechs Häusern. In der Franziska-zu-Reventlow-Str. 1 gibt es fünf Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen, die einen erhöhten Assistenz-Bedarf haben. In ihnen leben jeweils zehn bis 13 Personen. Bis auf einige verrentete Frauen und Männer arbeiten die Bewohnerinnen und Bewohner normalerweise tagsüber in den Husumer Werkstätten.