Gemeinsam in die Zukunft

Hattstedt-Olderup – Vieles geht besser gemeinsam. Das erleben die Kirchengemeinden Hattstedt und Olderup nun seit bald 20 Jahren: Die Pastoren vertreten sich gegenseitig, sie gestalten gemeinsam besondere Gottesdienste, seit 13 Jahren gibt es einen gemeinsamen Gemeindebrief und immer mehr wächst zusammen, was bald auch, so schlagen es die Kirchengemeinderäte vor, zusammengehören soll: Zum 1. Januar 2022 könnte es eine neue Kirchengemeinde geben, die die beiden alten vereint.

Gemeindeversammlungen sind Teil des Verfahrens

„Im Januar diesen Jahres haben die Kirchengemeinderäte das Verfahren für die Fusion eingeleitet“, erklärt Ralf Pehmöller, Pastor in Olderup. „Dazu gehören Gemeindeversammlungen in beiden Kirchengemeinden, um die Voten der Gemeindeglieder zu hören und aufzugreifen. In Hattstedt findet diese am Dienstag, 2. Juni, um 19.30 Uhr in der Kirche statt, die Kirchengemeinde Olderup trifft sich am Sonntag, 14. Juni, um 19 Uhr im Dorfgemeinschaftszentrum (DGZ) Arlewatt. Für beide Veranstaltungen gelten die Corona-Bedingungen: 50 Menschen können teilnehmen, sie sollten einen Mundschutz mitbringen und sich vorher angemeldet haben. Für das DGZ sollten, wenn möglich, Turnschuhe mitgebracht werden. An den Gemeindeversammlungen dürfen laut Gesetz nur Gemeindeglieder teilnehmen. Anmeldungen nimmt Simone Hahnefeld im gemeinsamen Kirchenbüro unter 04846/459 entgegen.

Vieles geht schon gemeinsam

„Wir freuen uns auf die Fusion“, sagt Jörn Jebsen, Pastor in Hattstedt. „Es gibt schon so viele Gemeinsamkeiten: Im Olderuper Gospelchor singen Hattstedter, im Hattstedter Posaunenchor spielen Olderuper, und auch der Kirchenchor besteht aus Mitgliedern beider Gemeinden.“ Seit 20 Jahren teilen sich die Gemeinden ihren Kirchenmusiker Igor Vlassov, das Frauenfrühstück in Horstedt sei ein gemeindeübergreifendes Erfolgsmodell. Und seit nunmehr einem Jahr organisieren sich die Pastoren in Arbeitsbereichen: Jörn Jebsen macht den Konfirmandenunterricht und die Seniorenarbeit in beiden Gemeinden, Ralf Pehmöller betreut die Kitas und die Schulen, und seit vielen Jahren übernimmt der Olderuper Pastor den Seelsorgebezirk Horstedt, der zur Kirchengemeinde Hattstedt gehört. „Horstedt ist eine Art Bindeglied zwischen den Gemeinden“, sagt Jörn Jebsen. Der Schul- und Sozialverband, der Sportverein und die Kita in Olderup gehören zu den sogenannten Osterdörfern. Hier arbeiten Horstedt, Arlewatt und Olderup bereits eng zusammen.

Sie müssen nicht, sie wollen

Die Fusion bringt keine finanziellen Vorteile und keinen Einspar-Effekt. Die Kirchengemeinden müssen nicht, sie wollen fusionieren. Allerdings, so die Pastoren, ist sie auf lange Sicht doch unausweichlich: „Bis zum Jahr 2030 wird es im Kirchenkreis aufgrund von Pensionierungen und nur geringem Nachwuchs rund ein Drittel weniger Pastorinnen und Pastoren geben“, so Ralf Pehmöller. „Gemeinsam sind wir sowohl personell als auch finanziell für die Zukunft besser aufgestellt.“

Info: Die Kirchengemeinde Hattstedt hat zurzeit etwa 2800 Gemeindeglieder, in Olderup sind es 600. Der Hattstedter Pastor hat eine ganze Pfarrstelle, Olderup ist mit 50 Prozent dotiert. Im neuen Gemeindegebiet gibt es zwei historische Gotteshäuser, zwei Kitas in kirchlicher Trägerschaft, zwei Friedhöfe und zwei Schulen.

Gottesdienste: So feiern wir aktuell

Unter bestimmten Bedingungen dürfen wieder Gottesdienste stattfinden: Mancherorts ist eine Anmeldung vonnöten. Wir informieren Sie hier so gut wie wir können, fragen Sie im Zweifel bei Ihrer Gemeinde nach. Bitte beachten Sie auch unsere Übersicht.

Kirchengemeinde Bredstedt

Die Kirchengemeinde Bredstedt lädt am Sonntag, 28.06., um 10 Uhr wieder ein zu einem Gottesdienst unter den Linden bei der St. Nikolai Kirche. Pastor Peter Schuchardt freut sich darauf, wieder viele Gottesdienstbesucher begrüßen zu können. Diesmal geht es um das Thema: „Verloren sein – gefunden werden“. Andy Buch hat wieder die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Sollte es regnen, wird der Gottesdienst in der Kirche gefeiert.

Kirchengemeinde Föhr/St. Johannis

Sonntags, 10 Uhr, „Sonntagsgebete“ in der Kirche

Kirchengemeinde Föhr/St. Nicolai

In der St.-Nicolai-Kirche in Wyk auf Föhr finden sonntags um 10 Uhr wieder Gottesdienste statt. Wir bitten alle Gottesdienstbesucher*innen, einen Mindestabstand von 1,50 m einzuhalten, sich beim Betreten der Kirche eine Maske aufzusetzen und die Hände zu desinfizieren. Desinfektionsmittel und Masken werden zur Verfügung gestellt. Die Sitzplätze in der Kirche sind markiert. Angehörige derselben Hausgemeinschaft können selbstverständlich zusammen sitzen. Die Küsterinnen werden Ihnen behilflich sein, sich mit der Einhaltung der neuen Vorgaben vertraut zu machen. Wir freuen uns, dass wir wieder in der Kirche Gottesdienst feiern können, und heißen Sie herzlich willkommen!

Kirchengemeinde Heverbund

Am Sonntag (28.) beginnt um 11 Uhr auf dem Parkplatz hinter der Kirche in Westerhever ein zentraler plattdeutscher Familiengottesdienst für Eiderstedt Mitte. Im Mittelpunkt steht die Geschichte vom verlorenen Schaf. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um eine Anmeldung gebeten unter 04862/102970 und 17267.

Kirchengemeinde Joldelund

Der Gottesdienst in Joldelund morgen beginnt um 10 Uhr mit Posaunenchor im Pastoratsgarten, Schulstraße 17.

Kirchengemeinde Langenhorn

Morgen findet der Gottesdienst in der Langenhorner Kirche um 10 Uhr statt und anschließend um 11 Uhr ein Taufgottesdienst.

Kirchengemeinde Odenbüll-Nordstrand

Die Ev.-luth. Kirchengemeinde Nordstrand-Odenbüll lädt zu den sonntäglichen Gottesdiensten je nach Wetterlage um 9.30 Uhr Open-Air oder in die Odenbüller St. Vinzenz Kirche ein.

Parallel laden wir jeden Sonntag unter www.kirche-nordstrand.de und auf YouTube zu den Digital-Gottesdiensten ab 9.30 Uhr ein. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene bereichern durch eigene Video-Beiträge die Gottesdienste.

Kirchengemeinde Oldenswort

Oldenswort Die Kirchengemeinden im nordöstlichen Eiderstedt feiern momentan sonntags um 10 Uhr gemeinsam Gottesdienst in Oldenswort. Es wird um Anmeldung unter 04864/ 10141 gebeten. Darüber hinaus versendet Pastorin Thomsen-Krüger auf Anfrage einen Montagsimpuls. Neu ist der Podcast „Auf ein Wort“, der immer freitags um 17 Uhr auf anchor.fm erscheint.

Kirchengemeinde Witzwort-Uelvesbüll

Oldenswort Die Kirchengemeinden im nordöstlichen Eiderstedt feiern momentan sonntags um 10 Uhr gemeinsam Gottesdienst in Oldenswort. Es wird um Anmeldung unter 04864/ 10141 gebeten. Darüber hinaus versendet Pastorin Thomsen-Krüger auf Anfrage einen Montagsimpuls. Neu ist der Podcast „Auf ein Wort“, der immer freitags um 17 Uhr auf anchor.fm erscheint.

Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.

Während der weltweiten Corona-Krise ist die Situation der Menschen, die in ihrer Verzweiflung auf kleinen Booten versuchen, das Mittelmeer zu überqueren, vielfach aus unserem Bewusstsein verschwunden. Dabei hat sich an der humanitären Katastrophe im Mittelmeer nichts geändert: Über 15.900 Menschen sind seit 2014 im zentralen Mittelmeer ertrunken, 3.476 weitere im Westen und Osten. Die Südgrenze der EU ist damit die tödlichste Grenze der Welt.

„Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Mit diesem Satz brachte die hannoversche Pastorin Sandra Bils im Juni letzten Jahres auf dem Kirchentag in Dortmund auf den Punkt, was viele der 22 Millionen evangelischen Christen in Deutschland denken. Tausende Kirchentagsbesucher unterschrieben die Resolution „Schickt ein Schiff“ des EKD-Beauftragten für Migrations- und Flüchtlingsfragen. Im November wurde der Verein „Gemeinsam retten“ gegründet, dem mittlerweile über 460 Organisationen beigetreten sind, unter ihnen auch die Nordkirche.

Unter dem Motto „United4Rescue“ startete Anfang Dezember das Fundraising für die Beschaffung eines geeigneten Rettungsschiffes. Bei der Versteigerung für die 60 Meter lange „Poseidon“, einem Forschungsschiff des Helmholtz-Instituts in Kiel, bekam das Bündnis den Zuschlag. Mittlerweile wurde das Schiff an die Seenotretter von „Sea-Watch“ übergeben und es befindet sich in einer Umbauphase, die durch die Corona-Krise erschwert wird. Dennoch ist davon auszugehen, dass das Schiff in Kürze im Mittelmeer eingesetzt werden kann.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, hat sich schon frühzeitig für die Seenotrettung der Menschen im Mittelmeer eingesetzt. „Wir dürfen nicht nur reden, wir müssen auch handeln,“ erklärt er seine Position.

Der Kirchenkreis Nordfriesland hat entschieden, dem Bündnis „United4Rescue“ beizutreten, um das Projekt mit Spenden und Kollekten zu unterstützen. Außerdem möchte der Kirchenkreis dazu beigetragen, ein Bewusstsein für die dramatische Situation der Menschen zu schaffen, die sich auf die gefährliche Reise über das Mittelmeer begeben. „Wir werden das Thema als Multiplikator auf der nächsten Synode einbringen und auch dort eine Kollekte für das Projekt zu sammeln“ betont Propst Jessen-Thiesen.

Weitere Informationen zu dem Bündnis unter www.united4rescue.com.

Ansprechpartner für Veranstaltungen im Kirchenkreis Nordfriesland ist der Ökumene-Beauftragte Karsten Wolff (wolff@erw-breklum.de)


Danke, liebe Familien!

Niebüll – Der 15. Mai ist der internationale Tag der Familie. Die Vereinten Nationen erklärten ihn 1993 zum Gedenktag. Im Corona-Jahr ist die Situationen für viele Familien ein besonders schwierig: Homeschooling, Home-Office, Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit, geschlossene Kitas, fehlendes Schulessen, keine unterstützenden Gruppenangebote für Familien mit Babys und Kleinkindern – all das müssten viele Eltern und Kinder gemeinsam bewältigen. Aber die Mitarbeitenden der Evangelischen Familienbildungsstätte des Diakonischen Werks Südtonderns (DW) halten Kontakt, telefonieren, posten in den Sozialen Netzwerken und kümmern sich. Sie alle nutzten den Gedenktag, um mit einem großen Banner am Eingang den Familien Dank für ihren Einsatz zuhause zu sagen.

Hohe Erwartungen an Eltern und kinder

„Wir sagen bewusst den ganzen Familien Dank“, so Kornelia Klawonn-Domin vom DW. „Denn es sind nicht nur die Eltern unter Druck, auch von den Kindern wird in diesen Tagen viel erwartet.“ Sie hofft, dass sie bald wieder die Türen der Familienbildungsstätte öffnen kann, damit Familien die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

Aus klein wird groß

Eine weitere Aktion ist mit diesem Tag verbunden. Sie heißt „…. aus klein wird groß“. In einem Umschlag verschenkt die Familienbildungsstätte Sonnenblumenkerne und lädt dazu ein, das Pflänzlein beim Wachsen zu beobachten und bis September Fotos mit Größenangaben zu schicken. Dieses kleine Geschenk kann ab sofort in der Ev. FBS, an den Klöntüren des DW Südtondern im Haus der Familie und der Werkstatt 1 abgeholt werden.

Familien sind eine wichtige Stütze der Gesellschaft

„Gerade in diesen Corona-Zeiten wird deutlich, dass wie die Evangelische Familienbildungsstätte brauchen, damit Familien sich begegnen können und Unterstützung finden“, sagte Propst Jessen-Thiesen, der sich eigens für den Tag der Familie auf den Weg nach Niebüll gemacht hatte. „Wir halten weiter Kontakt, bis wir wieder geöffnet sind und freuen uns auf die Zeit, wenn wir wieder alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer in unserem Haus begrüßen können“, so Kornelia Klawonn-Domin. „Familien sind eine wichtige Stütze der Gesellschaft!“

Partystimmung im Seniorenheim

Bredstedt/Nordfriesland – Bewohnerinnen und Bewohner der Pflege-Einrichtungen trifft das Corona-Virus doppelt: Auf der einen Seite ist die Angst vor der Infektion, denn viele von ihnen gehören zur Risiko-Gruppe, auf der anderen Seite trennt sie die Kontaktsperre von denen, die sie lieben. Eine kleine Abwechslung, ein bisschen Unterhaltung, ein wenig Ablenkung – das bot das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) in diesen Tagen: Die EKJBand tourte durchs Land und gab 13 Konzerte in Senioren-Heimen von St. Peter-Ording bis Niebüll.

„Tournee“ der EKJBand war ausgebucht

Peter Schuchardt begleitete die EKJBand gerne zu den Menschen, die ihm am Herzen liegen. In Bredstedt gibt es zwei Seniorenheime und ein Behindertenwohnheim, zu denen er als Pastor regelmäßig Kontakt hat: Er besucht die Bewohner zu Geburtstagen, begleitet sie in schwierigen Situationen und hält Gottesdienste. Jetzt in der Corona-Zeit ist das alles nicht möglich. Darum war er froh über das Angebot des EKJB und griff auch gleich selbst zur Gitarre. „Hoch auf dem gelben Wagen“ oder „An de Eck steiht een Jung mit een Tüddelband“ – auf der Terrasse, auf den Balkonen und an den Fenstern hörten Menschen zu und sangen mit. Sebastian Hurst, pädagogischer Mitarbeiter im EKJB, sorgte am Cajon für den Rhythmus, Milena Lübbens spielte Gitarre (an anderen Orten war Jannek Ketelsen dabei) und Anna Ihme vom EKJB, die die Aktion initiiert hatte, sorgte für die gute Laune. Auch für die alten Schlagen waren sich die jungen Leute nicht zu schade: Sie schmetterten gemeinsam mit den Bewohnern „Anita“ oder „Marmor, Stein und Eisen bricht“ – Lieder, die jeder kennt und aus dem Kopf mitsingen kann, so dass fast etwas wie Partystimmung unter den alten Leuten aufkam. „Unsere kleine Tournee war ausgebucht“, freut sich Anna Ihme. Und noch mehr freut sie sich über die Dankbarkeit, die lachenden Gesichter und darüber, dass sie gemeinsam eine halbe Stunde Fröhlichkeit bringen konnten.

Segen zum Abschluss

Das Team wurde an allen Orten vom Ortspastor oder der Ortspastorin begleitet. So auch hier: Peter Schuchardt begrüßte die Bewohner und sprach am Ende einen Segen. Und von den Fenstern und Balkonen gab es herzlichen Applaus zum Dank.

Nordstrand feiert auf Youtube

Nordstrand – Die Kirchengemeinde Odenbüll-Nordstrand war eine der schnellsten: Schon am 15. März, gleich zu Beginn der Corona-Krise, schaltete sie einen Gottesdienst aus der St. Vinzenz-Kirche. „Ich hatte einen sehr großen Tauferinnerungs-Gottesdienst geplant“, erzählt Pastor Thorsten Wiese, Kita-Kinder und Konfis sollten ihn für die Tauffamilien mitgestalten, aber daraus wurde so nichts. „Aber nun ist alles anders“, sagt er zu Beginn seines ersten Youtube-Gottesdienstes.

Viele Menschen beteiligen sich gerne

„Ich wollte ihnen allen trotzdem einen Gottesdienst anbieten“, sagt er im Gespräch. Seine Söhne haben ihn bei der Realisierung des Vorhabens unterstützt. Mit geringstem technischen Aufwand gelingt es, einen lebendigen Gottesdienst zu zaubern, der auf große Resonanz in der Gemeinde und darüber hinaus stößt. Es ist nichts weiter als eine Kompaktkamera, die die Filme macht. Dazu kommen viele Beiträge aus der Gemeinde: Da filmt sich eine Kirchengemeinderätin beim Lesen des 23. Psalms zu Hause, Kindergartenkinder singen im heimischen Flur, eine Erzieherin erzählt in ihrem Büro sitzend, wie sie sich fühlt und wie sehr sie die Kinder vermisst. Und Thorsten Wiese schneidet das mit dem schlichten Windows-Movie-Maker zusammen und lädt es bei Youtube hoch.

Der Upload dauert ein wenig länger als gewöhnlich

Eine kleine Panne gabs zu Beginn: Der Gottesdienst sollte um 10 Uhr online sein. Das kann man so programmieren, das ist eigentlich kein Problem. Weil das Netz auf der Insel nicht so schnell ist, schaltete die Familie Wiese zur Nacht alle eigenen Geräte ab und ließ das Gerät den Gottesdienst streamen. Aber man muss einen kleinen Trick kennen, um mehr als 20 Minuten Film hochladen zu dürfen: Youtube verweigerte den Upload. Da der Upload aber mehrere Stunden dauert, erschien dieser erste Gottesdienst mit etwas Verspätung.

Klickzahlen sind nicht wichtig

Inzwischen ist Routine eingekehrt. Thorsten Wiese weiß genau, was er braucht und was er sich wünscht. In den Abkündigungen lädt er zum Mitmachen ein, und viele haben Lust, sich an diesem Format zu beteiligen. So entsteht ein Gefühl von Gemeinschaft, von Zusammengehörigkeit trotz physischer Distanz. „Darauf kommt es mir an“, sagt der Pastor, „die Klickzahlen bedeuten mir nichts.“

Kirche zuhause – ein benutzerfreundliches Konzept

Die sind aber gut. Innerhalb weniger Stunden sehen sich mehr als 300 Menschen die Videos an. Sie enthalten alle Elemente einer normalen Feier, das ist dem Seelsorger wichtig. Und er erhält Rückmeldungen nicht nur von Nordstrandern, sondern von vielen, die sich der Gemeinde verbunden fühlen. Sie schicken ihm Emails und Bilder, wie sie den Gottesdienst auf der Terrasse oder im Garten verfolgen, mal morgens um 10, mal aber auch erst mittwochs um 3. „Es ist etwas benutzerfreundlicher“, sagt Thorsten Wiese nachdenklich. Er will versuchen, weiterhin Video-Gottesdienste anzubieten, auch wenn der normale Betrieb langsam wieder anläuft.

Corona-Hilfe für Indien

Risum-Lindholm – Die Corona-Pandemie trifft in Indien besonders hart die Ärmsten der Armen: Wegen der Ausgangssperre sind Lepra-Kranke und die Bewohner der Slums völlig auf sich selbst gestellt, ihnen droht der Hungertod. Hans-Peter Spießwinkel, der seit mehr als 20 Jahren die Partnerschaftsarbeit der Kirchengemeinde Risum-Lindholm betreut, konnte nun innerhalb kürzester Zeit eine Soforthilfe von 6000 Euro organisieren, für die sich Bischof Singh von der United Christian Interior Ministries (UICM) in einem Schreiben bedankt.

„Wir verteilen monatlich 10 Kilo Reis, 1 Kilo Daal und 1 Liter Öl an die Familien“, schreibt Singh. Dazu  würden Masken und Handschuhe sowie Desinfektionsmittel für die Hände ausgegeben. Die Verzweiflung in den Slums sei groß. Durch die Hilfe aus Deutschland habe in diesen dunklen Stunden die UCIM ein Licht der Hoffnung setzen können. Auch den Pastoren Indiens gehe es schlecht, da sie keinen Gottesdienst mehr feiern dürfen und so auch die Unterstützung der Gemeindeglieder durch Geld oder Naturalien nicht mehr bekommen. „Vor allem die Pastoren in den ländlichen Gemeinden und im Dschungel sind darum auf unsere Hilfe angewiesen“, so Singh.

Hans-Peter Spießwinkel hat die Indienpartnerschaft 1999 damals als Pastor der Kirchengemeinde Risum-Lindholm ins Leben gerufen, heute begleitet er diese Arbeit als Emeritus ehrenamtlich. Regelmäßig gibt es gegenseitige Besuche, es sind vielfach Freundschaften entstanden. Für die Spontanhilfe konnte Spießwinkel viele Spenden aus der Gemeinde gewinnen, aber auch aus ganz Nordfriesland und aus Hamburg und Umgebung.

Info: In den 20 Jahren Partnerschaft unterstützte die Partnerschaftsgruppe immer wieder Projekte, die nachhaltig der Selbsthilfe dienten: So entstanden zum Beispiel Solar- und Photovoltaik-Anlagen, ein Milch- und eine Hühnerfarm. Besonders letztere ermöglichten bäuerlichen Familien die Teilhabe an Gesellschaft und Bildung.

Segen für die Feuerwehr

St. Peter-Ording – Was kann Kirche in der Coroana-Zeit den Menschen geben? Diese Frage stand am Beginn der kleinen Reihe, die die Kirchengemeinde St. Peter-Ording-Tating auf ihrer Webseite startete. Sieben Mini-Andachten zeichnete sie mit Pastor Jörg Reglinski auf: Eine bisschen Musik, eine kleine Einführung und ein Segen – kaum mehr als eine Minute dauern sie. Und sie nehmen Menschen in den Blick, die in diesen Tagen „den Laden am Laufen halten.“

„’Ihr seid wertvoll‘ ist die Botschaft“, sagt dazu Jörg Reglinski. Bodo Scheffels vom Kirchengemeinderat hatte die Idee. Mal eben an einem Samstagnachmittag wurde die Andachten aufgenommen, und sie gelten Polizisten, Feuerwehrkameraden, Kassierern, Landwirten oder Paketzustellern. Immer zu Beginn charakterisiert der Seelsorger ihre Aufgaben und wünscht ihnen im Segen Kraft und Geduld für ihren Dienst – immer frei gesprochen und formuliert, immer auf die konkrete Situation bezogen.

Parallel dazu erscheinen aus der Kirchengemeinde Tetenbüll seit einiger Zeit sonntags Video-Gottesdienste auf Youtube. Das ist möglich, so der Pastor, weil ihn ein Freund aus Nordrhein-Westphalen mit der Technik unterstützt. Anfangs war es noch ungewohnt, vor leerer Kirche zu stehen. „Aber inzwischen habe ich das Gefühl, zu Menschen zu sprechen“, sagt er. Erstaunt stellt  auch er fest, dass über die Video-Gottesdienste mehr und Andere erreicht werden. Auch viele Gemeindeglieder freuen sich, dass sie die Feier miterleben können, ohne an einen festen Ort oder eine feste Zeit gebunden zu sein. Ob das Angebot aufrechterhalten werden kann, ist noch unklar: Ohne Hilfe geht das nicht. Licht- und Tontechnik sowie die kreativen Ideen des befreundeten Profis machen das Format zu einem gern gesehenen, anspruchsvollen Gottesdienst.

Wir streamen weiter!

Emmelsbüll-Neugalmsbüll – Die „Bülls“ sind ja irgendwie immer die Kleinsten des Kirchenkreises: Nur gut 1500 Christinnen und Christen leben dort oben ganz im Norden in drei Kirchengemeinden mit vier Gotteshäusern, und Pastor Gerald Rohrmann versorgt sie treu und fröhlich. Sigrid Brandenburg ist Kirchengemeinderätin in Emmelsbüll-Neugalmsbüll. Als das Versammlungsverbot wegen der Corona-Krise im März verkündet wurde, reagiert sie schnell und entschlossen.

Live-Übertragung via Facebook

„Jetzt machst du’s!“, war ihre erste Reaktion. Sie hatte schon etwas länger die Genehmigung, eine Facebook-Seite für die Kirchengemeinde zu erstellen. Und weil es über Facebook so unkompliziert ist, einen Live-Stream hochzuladen, traf sie sich gleich am Tag darauf mit Gerald Rohrmann und dem Kirchenmusiker Jorge Sendler, um das mal zu testen: Smartphone, Stativ und das gute Internet in der St.-Galluskirche machten es möglich, es funktionierte sofort.

Auch ältere Gemeindeglieder finden Wege

Es ist nicht ganz leicht, eine Facebook-Seite in Gang zu kriegen. Als Seiteninhaber kann man nicht offensiv dafür werben, sondern ist darauf angewiesen, Freunde einzuladen, die wiederum Freunde einladen. Umso erstaunlicher ist es, dass die Live-Gottesdienste sehr schnell Aufruf-Zahlen von teilweise über 1000 hatten. “Man staunt, dass man mit dieser Form mehr erreicht als mit dem normalen Gottesdienst“, sagt Sigrid Brandenburg. Sie freut sich über die vielen Kommentare, die ihr das Gefühl von Gemeinschaft trotz Distanz geben. Der Live-Stream wird auf der Homepage der Kirchengemeinde verlinkt, so dass ihn auch Menschen sehen, die keinen Account haben. Auch ältere Gemeindeglieder freuen sich über das Angebot und finden Mittel und Wege, daran teilzunehmen.

Ein voller Gottesdienst mit allem, was dazu gehört

Die Gottesdienste dauern gerne mal eine volle Stunde. „Wir wollten mit diesem Angebot den Gottesdienst ersetzen, darum feiern wir ihn genauso, wie wir ihn in der Kirchengemeinschaft gefeiert hätten.“ Das bedeutet: volle Liturgie, beide Lesungen, Musik und Gesang und die immer sehr lebendig und anschaulichen Predigten von Gerald Rohrmann.

Nicht in allen vier Kirchen ist das Internet so gut wie in Neugalmsbüll. Für die Dauer der Krise konnte die Kirchengemeinde ein mobiles WLAN einer Ferienwohnungsbesitzerin leihen. Es ist nicht alles perfekt, ein Gottesdienst wurde komplett auf der Seite liegend dargestellt, warum, ist bis heute ein Rätsel. Manchmal ist es mit dem Ton noch schwierig. Aber das macht nichts. Das Format lebt von seiner Authentizität und Unbeschwertheit. Es sind schöne Gottesdienste, trotzdem oder grade deswegen.

Die Stille am Ostermorgen

Besonders schön war, so Sigrid Brandenburg, der Osterfrühgottesdienst. Still war’s, sehr still. Und die Vögel sangen. Das Friedenslicht von Bethlehem, das sie bis zu diesem Zeitpunkt sorgsam gepflegt hatte, entzündete vor der Kirche das Osterfeuer, das weithin leuchtete und von der Auferstehung des Herrn kündete.

Wir streamen weiter

Wie geht es weiter in den „Bülls“? „Wir streamen weiter“, sagt Sigrid Brandenburg. Der Aufwand ist ja überschaubar. Es finden Gottesdienste unter den neuen Bedingungen statt, und das Smartphone schneidet sie einfach mit und sendet sie in die Welt. „Es gibt so viele, die sich darüber freuen und sich vielleicht auch am Nachmittag noch zuschalten.“

Auf dass das Haus nicht zu voll werde…

Es war eine Nachricht, die viele Menschen gefreut hat: Endlich dürfen wieder Gottesdienste gefeiert werden. Ein Schritt in die Normalität. Aber auch hier gelten die strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften des Landes Schleswig-Holstein: Pro Besucher müssen zehn Quadratmeter vorgehalten werden, sie müssen in einem Mindestabstand von zwei Metern sitzen und einen Mund-Nasen-Schutz tragen, gemeinsames Singen muss, so die Landesverordnung, im Blick auf die Infektionsgefahr unterbleiben.

Digitale Angebote weiterhin nutzen

Die Vorschriften gelten auch für die Amtshandlungen. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl sind große Feiern in der Kirche nach wie vor nicht möglich. Wo aber die Regeln eingehalten werden können, darf nun zum Beispiel eine Trauerfeier im kleinen Kreis auch im Gotteshaus stattfinden. Kirchenkreis und Kirchengemeinden sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Gemeinsam mit Pröpstin Annegret Wegner-Braun ermutigte Propst Jürgen Jessen-Thiesen die Kirchengemeinden, nicht sofort wieder zum „Normal-Betrieb“ zurückzukehren, sondern an den inzwischen bewährten Formaten ruhig festzuhalten. „Da ist so viel Schönes, Kreatives entstanden“, freut sich Jürgen Jessen-Thiesen. Die Sylter Pastorinnen und Pastoren zum Beispiel senden sonntags ihren Gottesdienst über Sylt1TV, aus der Friesenkappelle Wenningstedt-Braderupgibt es auf Youtube sogar einen Gottesdienst für Kinder. Jens-Uwe Albrecht predigt in der Corona-Zeit musikalisch mit seiner Gitarre, die Videos sind auf Youtube zu finden. „Ich lade dazu ein, sich auch weiterhin von den alternativen und digitalen Formen inspirieren und stärken zu lassen“, so der Propst.

Strenge Hygiene-Vorschriften auch Open-Air

In vielen Gemeinden sind zu Himmelfahrt oder Pfingsten Open-Air-Gottesdienste geplant. Auch für diese gelten dieselben gottesdienstlichen Vorschriften. „Die Kirchengemeinden wägen sorgsam ab, was geht und was gut ist“, sagte Annegret Wegner-Braun. Der Kirchenkreis hat ein Schutzkonzept vorgelegt, an dem die Kirchengemeinden sich orientieren können. Zunächst gilt es, die Gotteshäuser aufzumessen und die höchstmögliche Teilnehmerzahl festzusetzen. Dann muss überlegt werden, ob eine Anmeldung sinnvoll ist, damit niemand an der Tür zurückgewiesen werden muss. Dabei könnten dann auch die geforderten persönlichen Daten erhoben werden, denn nach wie vor gilt, der Corona-Pandemie Einhalt zu gebieten und im Fall des Falles Infektionsketten nachzuweisen. „Es wird noch eine Weile anders sein, als gewohnt“, sagte sie. Auf der Seite www.kirche-nf.de gibt es eine aktuelle Übersicht, wo am Sonntag schon Gottesdienste stattfinden und welche alternativen Angebote es gibt.