Prävention gegen Machtmissbrauch und Übergriff

Die Kirche soll ein Ort der Geborgenheit und der Sicherheit sein: Bei Veranstaltungen, in Gruppen und Kreisen, in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Bildungs- und Beratungsarbeit sollen sich Menschen darauf verlassen können, dass ihnen nichts Arges geschieht. Oliver Nitsch ist seit 1. Januar 2020 Präventionsbeauftragter des Kirchenkreises. Ihm obliegt es in besonderer Weise, sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch vorzubeugen und Kirchengemeinden und Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft für die Einhaltung des Präventionsgesetzes fit zu machen.

Risikoanalysen und Schutzkonzepte sind gefordert

„Wir wollen unsere Angebote auf sichere Beine stellen“, sagt der 34-Jährige. Und wer meint, dass bei Kirchens sexuelle Übergriffe nicht vorkommen, der irrt sich. „Wo eine helle Seite ist, gibt es auch eine dunkle“, gibt Nitsch zu bedenken. Ihm liegt viel daran, das Thema in die Mitte der Gesellschaft zu stellen bearbeiten und eine Kultur der Achtsamkeit und des Hinschauens zu schaffen. Grundlage seiner Arbeit ist das Präventionsgesetz der Nordkirche aus dem Jahr 2018. Demnach sind alle kirchlichen Träger verpflichtet, „dafür Sorge zu tragen, dass Meldungen über Fälle sexualisierter Gewalt bearbeitet und die notwendigen Maßnahmen veranlasst werden, um die Gewalt zu beenden, die betroffenen Personen zu schützen und weitere Vorfälle zu verhindern (Intervention)“. Jede Kirchengemeinde und jede kirchliche Einrichtung muss mit Unterstützung des Präventionsbeauftragten eine Risikoanalyse und Schutzkonzept vorlegen.

Nachhaltige Prävention

Im Hintergrund steht der Missbrauchsskandal in der evangelischen Kirchengemeinde Ahrensburg, der im Jahr 2010 bekannt wurde. Ein Pastor hatte sich über Jahre an Kindern und Jugendlichen vergangen, die Taten waren bekannt und wurden innerkirchlich vertuscht. „Mit diesem Präventionsgesetz wird das übergeordnete Ziel des Zehn-Punkte-Plans der Nordkirche zum Grundsatz unserer Arbeit: eine Kultur der grenzachtenden Kommunikation, der alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verpflichtet sind“, sagte damals Bischöfin Kirsten Fehrs vor der Landessynode. Entscheidend sei, sowohl die nachhaltige Präventionsarbeit in der Nordkirche zu gewährleisten, als auch Hinweisen auf sexualisierte Gewalt und Grenzverletzungen in sachgerechter Weise nachzugehen.“

Meldepflicht im Verdachtsfall

Innerhalb der Nordkirche gibt es nunmehr eine Meldepflicht und neben . Wer etwas weiß, hört oder bemerkt hat, ist verpflichtet, das mitzuteilen. Eine Meldebeauftragte oder ein Meldebeauftragter, der oder die nicht identisch ist mit dem Präventionsbeauftragten ist, nimmt den Hinweis entgegen und verweist auf weitere Beratungsangebote. Auch eine anonyme Meldung ist möglich, aber dem Tatbestand wird in jedem Fall nachgegangen. Nach einer Plausibilitätsprüfung findet sich ein Beratungsstab zusammen, der über das weitere Vorgehen entscheidet.

Welche strukturellen Mängel geben Raum für Missbrauch?

Für Oliver Nitsch als Diplompädagoge, Sexualpädagoge du systemischer Berater ist diese Arbeit eine Herzensangelegenheit. „Welche strukturellen Gegebenheiten unterstützen sexuellen Missbrauch?“, das ist eine Leitfrage bei der Risikoeinschätzung von Arbeitsfeldern. Dazu gehören „closed shops“, geschlossene Systeme mit starken Abhängigkeiten und hohem Loyalitätsdruck, fehlende Schutz-Konzepte und Intransparenz in der Arbeitsorganisation. Auch eine unzureichende Trennung von Beruf und Privatheit kann Raum für Übergriffe schaffen. Sexualisierte Gewalt ist immer auch ein Missbrauch von Macht und Vertrauen.

Kinder stark machen

Oliver Nitsch führt Schulungen für Mitarbeitende durch und begleitet Kirchengemeinderäte und alle kirchlichen Träger  bei ihren Aufgaben, die aus dem Präventionsgesetz folgen. Darüber hinaus ist ihm wichtig, Kinder gegen Missbrauch stark zu machen. In der modernen Präventionsarbeit lernen sie, dass ihr Körper ihnen selbst gehört und dass sie das Recht haben, Nein zu sagen. Sie lernen, dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt und dass sie Täter nicht schützen müssen, sondern sich gegen Übergriffe zur Wehr setzen dürfen.

Streetworker trotzen Corona

Das dreiköpfige Team der Husumer Streetworker, bestehend aus Marco Treptow, Antje Fredrich und Jörn Muschketat, zieht Lehren aus dem Corona-Lockdown für die weitere Arbeit: „Die Krise hatte auch etwas Gutes“, sagen die drei Mitarbeitenden des Diakonischen Werks Husum. Sie habe einerseits Entschleunigung beschert und die Wertschätzung menschlicher Beziehungen gesteigert. Andererseits haben sich die „Lebenswelten der Klienten und Klientinnen“ verschoben, sie seien nicht starr, sie ändern sich – so wie die Menschen selbst – in einem ständigen, dynamischen Prozess. „Wir reagieren auf den geänderten Bedarf, ziehen Bilanz und nehmen eine neue Standortbestimmung ‚nach Corona‘ vor.“ Die „Sichtung neuer Handlungsweisen“ erfordere viel Flexibilität und eine enorme Beobachtungsgabe, die ausgezeichnet gelinge, lobt DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk „ihr“ Streetwork-Team.

Die „neue Standortbestimmung“ bedeutet für das Team, den Fokus verstärkt auf die aufsuchende Arbeit auf der Straße zu legen, wobei der Streetwork-Pavillon an der Kidderminster-Brücke am Bahnhof das Bindeglied ist zwischen den virtuellen Netzwerken, den Streetworkern und der Straßensozialarbeit an sich. „Wir beleben unsere Kontakte neu“, so Jörn Muschketat. „Wichtig ist es zu schauen, wo sich Jugendliche im öffentlichen Raum treffen. Wir nehmen die traditionellen Plätze in Augenschein, um mit den jungen Menschen wieder intensiv ins Gespräch zu kommen.“ Dabei gehe es, so Treptow, um die reine, vertrauensbildende Kontaktaufnahme, um den „kleinen Schnack“, der so wichtig ist und im Rahmen dessen nach den Bedürfnissen gefragt werden und verschiedene Dinge, die gerade „obenauf“ sitzen, thematisiert werden können.

Nachdem der Lockdown ein „Vakuum“ geschaffen habe, in dem der Pavillon geschlossen und die aufsuchende Arbeit flachgefallen sei, habe es einen längeren Prozess gebraucht, bis neue Kontaktwege gefunden worden seien, erläutert Antje Fredrich. „Wir haben die Zeit genutzt, um beispielsweise einen Instagram-Account zu entwickeln, der heute von den jungen Menschen sehr gut angenommen wird, neue Denkanstöße liefert und die Gelegenheit bietet, offene Fragen zu diskutieren.“ Über Video-Konferenzen erfolgte in der Akutphase der Austausch mit anderen Stellen: „Das hat uns gezeigt, dass wir nicht allein waren. Diese Möglichkeit der Kommunikation wird weiterhin vom Team genutzt und ist sehr hilfreich.“ Dennoch: „Der persönliche Kontakt ist durch nichts zu ersetzen, in Video-Schaltungen geht das ‚face-to-face‘-Gefühl verloren“, so Marco Treptow. Auch die Niedrigschwelligkeit werde durch die Vielzahl der einzuhaltenden Vorschriften schwieriger.

Doch bleibt der Streetwork-Pavillon der zentrale Anlaufpunkt: „Wir haben das ‚Kiosk-Fenster“ wiederbelebt. Es bietet Möglichkeiten zum Schnacken, und man kann dabei auch mal gemeinsam Kekse knuspern. Das funktioniert immer. Oder wir setzen uns bei guter Witterung nach draußen, um mit den Jugendlichen zu sprechen“, sagen Antje Fredrich und Marco Treptow. Ein Kompromiss ist in der jetzigen Phase der Montagnachmittag, an dem der Pavillon von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet ist. Telefonisch ist die Anlaufstelle unter 04841-80 55 404 zu erreichen. Außerdem stehen die Mitarbeitenden unter diesen Telefon-Nummern zur Verfügung: Antje Fredrich unter 0162-8812916, Jörn Muschketat unter 0179-6452643 und Marco Treptow unter 0151-40013219.

Zum Foto: Antje Fredrich, Marco Treptow und Jörn Muschketat (v.l.n.r.) machen es vor: Die Kontaktaufnahme zu den Mitarbeitenden des Streetwork-Pavillons ist auch über das „Kiosk-Fenster“ möglich! Text und Bild: Sonja Wenzel

EKJB-Sommer einmal anders

Der Sommer ist normalerweise eine große Zeit für das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB): Viele Vorbereitungen und langfristige Planungen kommen zum Ziel, wenn die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen mit jungen Menschen auf große Fahrt gehen und die Sommerfreizeiten beginnen. Normalerweise. Aber in diesem Jahr ist alles anders. Schweren Herzens wurden vor wenigen Wochen auf dem Hintergrund der Corona-Pandemie alle Freizeiten abgesagt. Aber mit gleichem Schwung erstellte das Team um Susanne Kunsmann ein neues Programm im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben.

„Leute, geht wieder raus und macht was!“, so fasst Susanne Kunsmann das Angebot zusammen. Dabei sind Kreativ-Zeiten und Kanu-Touren für Familien. Es gibt Mitmach-Aktionen für Einzelne und Ehrenamtliche und digitale Spiele-Abende über den Discord-Server des EKJB. Für Grundschulkinder gibt es ein Escape-Spiel für Zuhause, das Team des EKJB begleitet dann das Weltraum-Abenteuer via Handy. „Wir machen mit unserem Alternativ-Sommerprogramm das Beste aus der Situation“, sagt pädagogische Mitarbeiterin Anna Ihme. „Es ist eine Chance den EKJB-Sommer komplett anders zu erleben als man ihn normalerweise kennt“, ergänzt Sebastian Hurst, ebenfalls pädagogischer Mitarbeiter des EKJB.

„Mir ist wichtig, dass Kinder- und Jugendliche in dieser Situation nicht vergessen werden“, sagt Susanne Kunsmann, die das EKJB leitet. Gemeinsam mit ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden hält sie Kontakt und nutzt dafür alle digitalen und analogen Kanäle, die es gibt. „Es ist für jede Altersgruppe etwas dabei“, sagt sie. „Und das Beste: Alle Angebote sind kostenfrei!“ Mehr Info gibt es unter www.ekjb-nf.de oder per Mail an info@ekjb-nf.de.

Mal mit – machs bunt!

Ein Zeichen setzen – das ist, was das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) mit seiner Aktion „Mal mit – machs bunt“ möchte: Kinder- und Jugendliche, gerne auch ganze Familien sind eingeladen, sich ein Paket Straßenkreide abzuholen und auf Straßen und Plätzen ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu setzen. „Nordfriesland ist bunt“, sagt dazu Susanne Kunsmann vom EKJB, „und in all unserer Verschiedenheit stehen wir zusammen.“

Gemeinsam gegen die Vereinzelung

Entstanden war die Idee im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Da war von den Mitarbeitenden des EKJB Kreativität gefragt. Sie entwickelten verschiedene Projekte, um Familien zu stärken und mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. Sehr erfolgreich war FamilienMampf@home verlaufen: 800 Tüten mit Zutaten und Rezepten für einen gemütlichen Familienabend wurden von vielen Helfern an die Türen gebracht. Zurzeit läuft ein kleiner Teddy von einem zum nächsten. Er heißt „EKJ-Bummler“: Ehrenamtliche geben ihn von einer zum Nächsten, und er erzählt jeweils auf Instagram in Bildern von seinen Erfahrungen. Das EKJB lädt zu Familien- oder Kreativtagen ein, bei denen das umfangreiche Material der Einrichtung genutzt werden kann. „Kinder und Jugendliche dürfen nicht hinten runterfallen“, sagt Susanne Kunsmann. Die Projekte erreichen die jungen Menschen, ohne die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu verletzen.

Zeichen setzen gegen Rassismus und für Nächstenliebe

„Mal mit – machs bunt!“ passt in diesen Rahmen. Die Aktion findet ja jeweils draußen statt, da ist das Ansteckungsrisiko minimal, und beim gemeinsamen Straßenmalen sind Mindestabstände leicht einzuhalten. 2700 Pakete wurden schon über die Gemeinden, über die Diakonischen Werke oder einzelne Familien herausgegeben, jetzt dürfen alle mitmachen: Am Montag (15.) und Dienstag (16.) können in den Büros in Husum, Bonhoefferweg 1, und Niebüll, Uhlebüllerstraße 22) von 8 bis 18 Uhr die Kreidepakete abgeholt werden. Fotos von den Kunstwerken nimmt das Büro unter info@ekjb-nf.de entgegen. Sie werden unter dem Hashtag #moinnachdraußen auf Flickr und Instagram veröffentlicht.

Mal mit – machs bunt!

Ein Zeichen setzen – das ist, was das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) mit seiner Aktion „Mal mit – machs bunt“ möchte: Kinder- und Jugendliche, gerne auch ganze Familien sind eingeladen, sich ein Paket Straßenkreide abzuholen und auf Straßen und Plätzen ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu setzen. „Nordfriesland ist bunt“, sagt dazu Susanne Kunsmann vom EKJB, „und in all unserer Verschiedenheit stehen wir zusammen.“

Gemeinsam gegen die Vereinzelung

Entstanden war die Idee im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Da war von den Mitarbeitenden des EKJB Kreativität gefragt. Sie entwickelten verschiedene Projekte, um Familien zu stärken und mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben. Sehr erfolgreich war FamilienMampf@home verlaufen: 800 Tüten mit Zutaten und Rezepten für einen gemütlichen Familienabend wurden von vielen Helfern an die Türen gebracht. Zurzeit läuft ein kleiner Teddy von einem zum nächsten. Er heißt „EKJ-Bummler“: Ehrenamtliche geben ihn von einer zum Nächsten, und er erzählt jeweils auf Instagram in Bildern von seinen Erfahrungen. Das EKJB lädt zu Familien- oder Kreativtagen ein, bei denen das umfangreiche Material der Einrichtung genutzt werden kann. „Kinder und Jugendliche dürfen nicht hinten runterfallen“, sagt Susanne Kunsmann. Die Projekte erreichen die jungen Menschen, ohne die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu verletzen.

Zeichen setzen gegen Rassismus und für Nächstenliebe

„Mal mit – machs bunt!“ passt in diesen Rahmen. Die Aktion findet ja jeweils draußen statt, da ist das Ansteckungsrisiko minimal, und beim gemeinsamen Straßenmalen sind Mindestabstände leicht einzuhalten. 2700 Pakete wurden schon über die Gemeinden, über die Diakonischen Werke oder einzelne Familien herausgegeben, jetzt dürfen alle mitmachen: Am Montag (15.) und Dienstag (16.) können in den Büros in Husum, Bonhoefferweg 1, und Niebüll, Uhlebüllerstraße 22) von 8 bis 18 Uhr die Kreidepakete abgeholt werden. Fotos von den Kunstwerken nimmt das Büro unter info@ekjb-nf.de entgegen. Sie werden unter dem Hashtag #moinnachdraußen auf Flickr und Instagram veröffentlicht.

Ein neuer D-Kurs-Orgel beginnt

Nordfriesland/Dithmarschen – Die Orgel gilt als die Königin der Instrumente: Sie wird mit Händen und Füßen gespielt und hat unzählige Klangfarben, erzeugt durch Tausende von Pfeifen. Keine ist wie die andere, und sie ist das Kircheninstrument schlechthin. Sie begleitet Gottesdienste, aber auch Lebenswenden wie Taufe, Trauung und Beerdigung. Sie unterstützt den Gemeindegesang genauso wie das Gebet. Die Kantoren der Kirchenkreise Nordfriesland und Dithmarschen haben sich jetzt zusammengetan und bieten gemeinsam einen einjährigen Kurs, der mit der D-Prüfung im September 2021 abschließt.

„Teilnehmende am D-Kurs sollten solide Kenntnisse im Klavierspiel und möglichst Grundkenntnisse im Orgelspiel haben“, sagt Kai Krakenberg, der den Kurs leitet. „Freude am Musizieren und an der Kirchenmusik gehören genauso dazu wie die Bereitschaft, etwas Neues zu lernen und Orgeldienste in den Kirchengemeinden zu übernehmen.“ Zusätzlich zum Einzelunterricht gibt es Blockseminare für Orgel- und Literaturkunde, Gehörbildung, Musiktheorie, Gottesdienst und Gesangbuchkunde. Die Seminartage finden in Husum statt, der Einzelunterricht wird mit den Kantoren vor Ort verabredet. Das sind neben Kreiskantor Kai Krakenberg Gunnar Sundebo in Dithmarschen und Christian Hoffmann für das südliche Nordfriesland und Eiderstedt. Zum Abschluss gibt es eine Prüfung. Und wenn alles gut geht, steht am Ende das Zertifikat, dass der Teilnehmende zur Gottesdienst-Begleitung qualifiziert ist.

Bis zum 14. August nimmt Kai Krakenberg noch Anmeldungen entgegen. Am 17. August gibt es ein Aufnahmegespräch in Tönning mit kurzem Klavier- oder Orgelvorspiel, damit die Dozenten sich ein Bild machen können. Der Kurs kostet 150 Euro, hinzu kommen die Kosten für den Einzelunterricht. Der D-Kurs wird getragen von der Nordkirche, vertreten durch den Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf.

Info und Anmeldung:

Kai Krakenberg, Telefon: 04602/9676913, E-Mail: kai-krakenberg@gmx.de

Das Plakat zur Aktion kann hier heruntergeladen werden.

Zum Abschied ein Umzug

Schwabstedt – Laola-Wellen und Tatütata – die Schwabstedter ließen sich etwas einfallen, um ihr Pastoren-Paar Sylvia und Michael Goltz in diesen Zeiten würdig zu verabschieden. Der Kirchengemeinderat hatte einen Umzug durchs Dorf organisiert, Küster Jürgen Tantow fuhr die beiden durch Schwabstedt. Nach 20 Jahren Dienst in der Treene-Gemeinde wechselt das Paar zum 1. Juni nach St. Peter-Ording.

20 Jahre aufregende Projekte

20 Jahre sind eine lange Zeit, und beide Theologen blicken auf eine Vielzahl von Begegnungen und Erfahrungen zurück. Sie haben Akzente gesetzt: Sylvia Goltz zum Beispiel mit ihrem Gospelchor, Michael Goltz zuletzt mit seinen „Augengebeten“, einer Fotoreihe in der und um die St.-Jakobi-Kirche. Immer wieder kamen aufsehenerregende Projekte aus Schwabstedt: die Brautmoden-Schau in der Kirche, die Gospelnächte, das Hühnerkack-Lotto auf dem Bauernmarkt oder die Entwicklung eines Buchbandes mit Erzählungen von Gemeindegliedern.

Abschied in Corona-Zeiten

Für den 24. Mai war der Abschiedsgottesdienst geplant, er musste aber wegen der Corona-Krise verschoben werden. „Das ist frustrierend“, sagte Sylvia Goltz dem shz noch am 19. Mai. Aber die Kirchengemeinde wollte die beiden nicht so sang- und klanglos ziehen lassen. „Lasst uns Sylvia und Michael noch einmal überraschen und unseren Dank auf eine besondere Weise zum Ausdruck bringen“, so der Kirchengemeinderat in seinem Aufruf, den er an alle Haushalte verteilte. „Jeder kann sich entlang der Strecke einen Platz suchen und sich auf seine eigene Weise verabschieden. Wir freuen uns auf kreative Ideen, ein Plakat oder einfach ein Winken! So halten wir Abstand, können die Corona-Regeln einhalten und stehen dennoch als Kirchengemeinde zusammen.“

Alles Gute und Gottes Segen!

Andreas Neumann vom Kirchengemeinderat holte die beiden am Pastorat ab und führte sie über den Kirchhof zur Pforte. Und da standen dann schon die Menschen und winkten fröhlich. „Gottes Segen“ stand auf Bannern, „Alles Gute in SPO“. Die Feuerwehr begleitete den Umzug und gönnte sich zwischendurch auch mal das Martinshorn. Viele standen auf den Bürgersteigen, hatten Blumen oder kleine Abschiedsgeschenke vorbereitet. Als der Gospelchor ein Ständchen brachte, hielt es Sylvia Goltz nicht mehr auf ihrem Platz: Sie sprang auf und dirigierte, wie sie es so viele Jahre getan hat. Die Überraschung war geglückt, das Pastoren-Paar war zu Tränen gerührt. „Ihr seid wirklich toll“, sagten sie. „Vielen Dank für alles.“

Radeln fürs Klima

Die Himmelsradler sind wieder unterwegs: Vom 30. Mai bis 19. Juni treten sie wieder für das Klima in die Pedale. „Ziel des STADTRADELN ist es, über einen breitensportlichen Wettbewerb das Fahrrad als umweltfreundliches, klimaschonendes und gesundes Verkehrsmittel stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken“, so Matthias Marx, Klimaschutzbeauftragter im Kirchenkreis Nordfriesland, der in diesem Jahr die Aktion koordiniert. „Wir wollen mit der Aktion ein Zeichen für mehr Lebensqualität, Klimaschutz und Radverkehrsförderung setzen.“ Gerade angesichts der Corona-Pandemie stelle das Fahrrad ein Fortbewegungsmittel mit geringem Infektionsrisiko dar, so Marx.

Die Teilnahme ist einfach: Unter www.stadtradeln.de registrieren sich die Benutzer. Dann wählen die Teilnehmender als Bundesland Schleswig-Holstein sowie den Kreis Nordfriesland aus und können sich dann für die Himmelsradler als Team des Kirchenkreises eintragen. Außerdem gibt es eine Smartphone-App. Zuletzt hatte der Kirchenkreis 2018 teilgenommen und dabei das größte Team mit der erfolgreichsten Kilometerzahl gestellt.

Dabei sein kann jeder, der einigermaßen sattelfest ist. Es zählt jeder gefahrene Kilometer, beruflich oder privat macht dabei keinen Unterschied. Auch außerhalb des Kreises, zum Beispiel im Radurlaub gefahrene Kilometer dürfen aufgeschrieben werden. Die App leistet dabei gute Dienste: Sie errechnet automatisch die gefahrenen Strecken. Auf’s Gewinnen kommt es nicht an: Was zählt, ist der Teamgeist und die Freude am Radfahren. „Das Stadtradeln entfaltet umso mehr Dynamik, je mehr Menschen mitmachen“, so Matthias Marx.

Info: Stadtradeln ist eine Kampagne des Netzwerks Klima-Bündnis. Dies Ziel ist es, möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen. Der Wettbewerb ist deutschlandweit und es können Städte, Gemeinden, Landkreise und Regionen und ihre Einwohner teilnehmen. Eines der Ziele ist, neben dem Klimaschutz, die Förderung des Radverkehrs mit Aktionen, bei denen den Kommunen eine bewährte, leicht umzusetzende Maßnahme zur Verfügung steht, um mit verhältnismäßig geringem Aufwand und Mitteln im wichtigen Bereich Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit für nachhaltige Mobilität aktiver zu werden. (Quelle: Wikipedia)

Ein kleiner Bär entdeckt den Kirchenkreis

Das Evangelische Kinder- und Jugendbüro (EKJB) hatte die Idee, einen EKJBummler auf die Reise durch den Kirchenkreis zu schicken: Er geht von einem zum Nächsten und wird nachher viel erzählen können. Weil aber der EKJBummler für junge Menschen gedacht ist, und die Großen mal wieder in die Röhre gucken, haben die Mitarbeitenden fix einen kleinen Bruder für den Bummler bestellt und ihn Öffentlichkeitsreferentin Inke Raabe anvertraut. Und die schickt ihn jetzt auf große Tour.

Kalle Kirchenkreis geht auf die Reise

„Kalle Kirchenkreis soll er heißen“, verrät Inke Raabe. Kalle sitzt bei ihr am Schreibtisch und versucht sich auch schon mal im Gitarrespielen. Er guckt ihr über die Schulter, und sie postet fleißig Fotos von ihm bei Instagram und Facebook. In wenigen Tagen gibt sie ihn jemand anderem: einem Ehrenamtlichen, einer Kita-Mitarbeiterin, einer Pastorin oder gar jemandem aus der Verwaltung? Kalle soll den Kirchenkreis entdecken und Fotos machen. Am Ende entsteht ein bunter Bilderbogen.

Menschen verbinden

„Wir möchten Menschen verbinden“, sagt Inke Raabe. Die Corona-Zeit ist ja noch nicht zu Ende, viele können sich nicht so begegnen, wie sie es sich wünschten. Und Kalle Kirchenkreis bietet eine Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen, trotz physischer Distanz. Sie hofft, dass Kalle es sowohl bis St. Peter-Ording im Süden als auch bis nach List auf Sylt im Norden schafft. Denn so groß ist der Kirchenkreis. Und von überall gibt es etwas zu erzählen.

Info: Kalle Kirchenkreis reist in einem Koffer und hat ein Tagebuch bei sich. Dort möge sich jeder eintragen, der ihn zu Gast hat. Fotos gehen an raabe@erw-breklum.de. Und wer ganz heiß auf den kleinen Kerl ist, kann sich bei Inke Raabe melden. Sie wird wissen, wo er sich grade befindet.

Zwischen Kiez und Kirche

Keitum – „St. Pauli und Sylt haben viel gemeinsam“ – mit dieser gewagten und nicht ganz ernst gemeinten These begann Sighard Wilm seine Lesung in der St.-Severin-Kirche. Zum ersten Mal stellte er hier sein Buch „St. Pauli – meine Freiheit“ vor, das im März im Claudius-Verlag erschienen ist. „Eine fromme und freche Freiheitserklärung“, so beschreibt es der Verlag.

Sigard Wilm ist seit vielen Jahren Pastor auf St. Pauli. Und schon beim ersten Abschnitt seiner Lesung wurde deutlich, dass der Seelsorger mit allen Sinnen durch seinen Kiez geht. Die Gerüche, die Menschen, der Rummel, die Not – auf St. Pauli gibt es von all dem viel. Und dennoch: Es sind die Ambivalenzen, die das Leben dort so spannend machen: Da gibt es viel Rotlicht, aber auch viel Blaulicht. Es gibt Prominente, und es gibt Gestrandete. Es gibt sehr Arme, es gibt sehr Reiche. Sie alle kommen in der Kirche zusammen und feiern dort, so mag es die Gemeinde am liebsten, einen ganz traditionellen Gottesdienst.

Humanitäre Sofort-Hilfe für Geflüchtete

„Berühmt“ geworden war der Pastor während der Flüchtlingskrise. 300 Menschen strandeten in Hamburg und fielen durch die Ritzen des Sozialsystems. Sie sollten sich ausweisen, bevor ihnen Versorgung zustünde. Und weil viele das nicht konnten, drohten ihnen Hunger und Unterkühlung. „Als Kirche schauen wir aber nicht zuerst in den Pass, wir schauen zuerst auf den Menschen“, sagte Wilm. Und ohne es richtig beschlossen oder bis zum Ende durchdacht zu haben, öffnete er das Gotteshaus, und mehr als 100 Heimatlose fanden hier ein Dach über dem Kopf, gute Worte, und Dank der Mithilfe Vieler bekamen sie auch etwas zu essen. „Das hat mich damals tief bewegt“, so Sighard Wilm. „Wir improvisierten im freien Fall und fühlten uns doch getragen.“

Eine bunte Familie

„Ich habe die Hälfte des Tages Überraschung“, so der Pastor. Denn immer wieder stünden Menschen vor seiner Tür, die unaufschiebbar Hilfe brauchen. Sie wegzuschicken oder wegzudelegieren sei für ihn nie eine Option gewesen. In seinem Buch erzählt er viele Geschichten. Er erzählt auch von sich und seiner eigenen Geschichte: Aufgewachsen auf dem Dorf in einer sehr frommen Familie, habe er sich nie vorstellen können, einmal ausgerechnet in St. Pauli zu landen. Heute ist verheiratet mit einem Mann, und das Paar hat drei Pflegekinder aus unterschiedlichen Kulturen mit unterschiedlichen Religionen. „Wir sind eine sehr bunte Familie“, sagte er und lächelte dankbar.

Und immer zählt der Mensch

Was Sylt und St. Pauli verbindet, bedarf eines zweiten Blicks: An beiden Orten gibt es viel nackte Haut. Es gibt an beiden Orten sehr viele Tagestouristen, die sich eine kleine Auszeit gönnen und dabei nicht selten über die Stränge schlagen. Beide Orte werden oft klischeehaft wahrgenommen, sind aber im Innern voller Ambivalenzen. Und hier wie dort ist es der Mensch, der zählt, hier wie dort versammeln sich in den Kirchen Reiche und Arme, Promis und Gestrandete – auch wenn letztere auf Sylt sicher andere Hintergründe haben als die auf St. Pauli.

„St. Pauli – meine Freiheit“ hat 224 Seiten, ist als gebundenes Buch erschienen und kostet 20 Euro. „Freiheit, darunter verstehen viele, dass sie tun dürfen, worauf sie Lust haben“, sagte Sighard Wilm. „Vom christlichen Glauben herkommend bedeutet es aber, Menschen aus Ängsten und Abhängigkeiten herauszuführen.“

ISBN: 978-3-532-62849-2