„Sie haben nicht aufgegeben“

Husum – Der Corona-Lockdown traf die meisten unvorbereitet: Wie sollte es auch anders sein? Niemand hätte es für möglich gehalten, dass Schulen und Kindergärten schließen müssten. Für die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks, die sich in der Sozialraumorientierten Jugendhilfe engagieren, war das eine besondere Herausforderung. Es galt, Kontakt trotz des Kontaktverbots herzustellen, sichtbar und ansprechbar zu bleiben und gleichzeitig weiterhin Augen und Herzen offenzuhalten für die Kinder und ihre Familien, die es nicht leicht haben. Im Diakoniegottesdienst in der St. Marienkirche Husum erzählten sie von ihren Erfahrungen.

Familien im Blick behalten

„Wir haben die Familien unter Einhaltung der Vorschriften trotzdem besucht“, sagte eine von ihnen. Sie erlebten beengte Verhältnisse und manchmal gestresste Eltern, die nun auch noch Lehrer und Lehrerinnen für ihre Kinder sein sollten. Der persönliche Kontakt war nötig: Nur so konnten die Beratenden in Erfahrung bringen, ob es Eltern und Kindern gut ginge. Mit Kreativität und Mut, dank des belastbaren und hilfsbereiten Teams, mit viel Kommunikation und letztlich auch mit eisernem Willen, sei es gelungen, den Familien in dieser Krise beizustehen, sie zu beraten und ihnen  weiterhin zu helfen, ihren Alltag zu bewältigen.

Aus Mangel wird Fülle

Biblisches Leitwort war die Geschichte von der Speisung der 5000. Diakoniepastor Leif Mennrich predigte gemeinsam mit Propst Jessen-Thiesen über diese Erzählung, bei der sich auf wundersame Weise fünf Brote und zwei Fische so vermehren, dass Tausende satt werden. „Das war eine kollektive Krise“, sagte der Propst. Und beispielhaft sei das Verhalten Jesu, der nicht über das wenige jammernd zu Boden blickte, sondern zum Himmel aufblickte und dankte. Übrig blieben zwölf Körbe. Und auch den Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes sei durch die Bewältigung der Krise sehr viel Erfahrung geschenkt worden, die ihnen bleibe.

Dank und Segen

Fünf Mitarbeitende wurden in diesem Gottesdienst für ihren Dienst gesegnet: Tabea Feddersen, Emma Goerke, Ellen Henke, Sylvia Hein und Wilma Voss. Der Propst dankte ihnen und allen Mitarbeitenden für ihren Dienst. „Sie haben nicht aufgegeben“, sagte er, „dafür gebührt Ihnen Respekt und Anerkennung.“

Das schmeckt nach Zukunft!

Breklum/Vollstedt – Wo hat man sowas schon gesehen?! Man darf ernten, ohne gesät zu haben? Darf essen, ohne zu arbeiten? Genauso ist der Gemeindegarten gemeint, der jetzt in Vollstedt entstanden ist. Bio-Gemüse für Viele ist das Ziel, Großzügigkeit ist der Weg, der christliche Glaube ist die Triebfeder. Jetzt ist Erntezeit, und die Gruppe der Aktiven erntet nicht nur Kürbisse und Kartoffeln, sondern auch reichen Segen.

Sie wollen aktiv zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen

„Die Idee entstand beim Frühstück“, erzählen Carola und Rolf Nickels. Ihre beiden Töchter sind bei Fridays For Future aktiv, und so wuchs auch bei den Eltern der Wunsch, noch etwas mehr für Klima- und Umweltschutz zu bewegen als bisher. „Da hab ich mich gefragt“, so Rolf Nickels, „was kann ich denn dazu tun?“ Und weil er gelernter Gärtner ist, kam er auf die Idee mit dem Gemeindegarten. Das Ehepaar plante und träumte, dann schrieb Rolf ein Konzept und ging damit auf den Kirchengemeinderat zu, in der Hoffnung, dass dafür Kirchenland zur Verfügung gestellt werden könne.

Gemeindegarten? Eine offenbar zündende Idee

Mit dem Kirchenland ist es etwas komplizierter als man meint, lernten die beiden. Da bestehen ja Pachtverträge, und manches ist Weideland, das darf gar nicht umgebrochen werden. Aber trotzdem begeisterte die Idee, und immer mehr Gemeindemitglieder wollten gerne dabei sein. Und plötzlich nahm das Projekt Fahrt auf: Olaf und Angela Brodersen stellten ihre Hauskoppel unentgeltlich zur Verfügung, ein Lohnunternehmer machte den Boden schier für wenig Geld, Gemeindeglieder gaben Geld- und Sachspenden, ein Biobauer stiftete Saatgut. Und dann kam Corona.

Aber dann kam Corona.

Aber was genauso gut auch das Ende des Projektes in diesem Jahr hätte sein können, brachte noch einmal frischen Wind. Der Wunsch wuchs, sich selber mit guten Lebensmitteln versorgen zu können, und lange Tage im Homeoffice taten ihr Übriges: Jeder aus der Gruppe zog die Saat zuhause vor. Zur Unterstützung würde kleine Lehrvideos für Gärtner im Anfängerstadium gedreht . Es bildete sich eine Whatsapp-Gruppe, hier wurden die ersten Erfolge gefeiert und Bilder gepostet, und mancher stellte stolz seine Pflänzchen ins Fenster, damit die anderen sie sehen konnten, ohne das Kontaktverbot zu brechen.

Ein Erntefest mit Blick in die Zukunft

Schön ist es, sich jetzt im Garten treffen zu dürfen, das finden alle. Ungefähr 20 Aktive verschiedener Generationen sind es geworden, und sie feierten am Wochenende ein fröhliches, kleines Erntefest in ihrem Bio-Paradies. Die Gruppe hat noch viel mehr Ideen: Pfadfinder können hier etwas über Bio-Anbau lernen, es gibt eine Bienenwiese, bald wird es Honig aus dem Gemeindegarten geben. 30 Obstbäume wurden gesetzt – das Einkochen von Marmeladen kann ein neues Jugendprojekt werden. Zu den Spenden kamen Zuschüsse und Fördermittel. Einen Gottesdienst gab es auch schon im Gemeindegarten. Das Projekt schmeckt nach Zukunft. „Es gibt keine Regeln“, sagt Rolf Nickels, es gibt keine Parzellen, kein Privates, jeder darf pflanzen, wo er mag, und ernten, wo er will. „Wir wollen Ermöglicher sein“, sagen aktiven Mitglieder und sie freuen sich auf das, was in diesem Garten noch geschehen wird.

Glauben ganzheitlich leben

Mildstedt – Die Kirchengemeinde Mildstedt hat eine neue Pastorin: Bereits zum 1. August hat Jutta Jessen-Thiesen ihren Dienst aufgenommen, am Sonntag, 13. September, wird sie durch Pröpstin Annegret Wegner-Braun feierlich eingeführt.

Jutta Jessen-Thiesen bringt viel Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen mit: Sie war 17 Jahre lang Pastorin in der Landgemeinde Tellingstedt, dann hat sie vier Jahre lang das Zentrum für kirchliche Dienste in Rendsburg aufgebaut, bevor sie 2009 die Frauenarbeit im Kirchenkreis Nordfriesland übernahm. Zuletzt war sie im Christian Jensen Kolleg in Breklum Pastorin für ökumenische Spiritualität und verantwortete die „Breklumer Gezeiten“, klösterliche Auszeiten, Fastenwochen und Meditationsabende. „Ich möchte diese Erfahrungen nochmal in einen anderen Kontext einbringen“, sagt sie.

Der Spiritualität Raum geben

Denn Spiritualität war immer ein Thema für sie: Sie studierte in Kiel und Tübingen, beschäftigte sich mit Feministischer Theologie und mit der Pastoralpsychologie und entwickelte – auch unter Einbeziehung von Zen und Yoga – einen ganzheitlichen Ansatz, steht dabei aber zugleich fest auf evangelisch-lutherischen Boden. Ihr ist es wichtig, Gemeinschaft zu ermöglichen und Räume zu schaffen, in denen Menschen dem Göttlichen begegnen können. „Der Atem zum Beispiel ist wichtig, da wird unsere Lebendigkeit spürbar – mit seinem Atem erweckte Gott den Menschen als lebendiges Wesen, erzählt uns die Bibel.“, betont sie. Ihr ist eine Rechtfertigungslehre wichtig, die den Menschen nicht in erster Linie als Sünder sieht, sondern als gottgewollt und geliebt. „Ich möchte Spiritualität ganz elementar aus der Selbstwahrnehmung entwickeln“, so die Seelsorgerin. Ohne sie bleibe Glaube im Theoretischen.

Einführungsgottesdienst am 13. September

Jutta Jessen-Thiesen tritt nunmehr an die Stelle von Peer Munske, der im März in den Ruhestand verabschiedet worden war, und sie arbeitet in Mildstedt weiter mit Pastorin Marion Munske zusammen. Sie ist Mutter von drei erwachsenen Kindern und wohnt mit ihrem Mann, Propst Jürgen Jessen-Thiesen, im Pastorat in Husum. „Ich habe Lust auf Gemeinde“, sagt sie nachdrücklich, sie freut sich auf viele Begegnungen und auf lebendige Gottesdienste in der schönen Lamberti-Kirche.  Der Einführungsgottesdienst beginnt um 14 Uhr. Wegen der aktuellen Situation bittet die Kirchengemeinde um Anmeldung unter 04841-72318 oder per Mail an mildstedt@kirche-nf.de

Herzlichen Glückwunsch, Herr Kirchenmusikdirektor!

Tönning – Dass diese Chorprobe irgendwie nicht ganz gewöhnlich werden würde, schwante Kirchenkreis-Kantor Christian Hoffmann erst sehr spät. Es wunderte ihn nicht, dass sich zunehmend Zaungäste um das Kirchgelände versammelten, auf dem – wegen der Corona-Bestimmungen – die Probe des Gospelchores unter freiem Himmel stattfand. Dann fanden sich Pressevertreter ein: Erst eine, dann noch einer, und als dann ein dritter erschien, stutzte er kurz und schaute irritiert. Aber erst als Landeskirchenmusikdirektor (LKMD) Hans-Jürgen Wulf auf ihn zukam, ahnte er, dass dieser Tag ein besonderer sei. Denn es ist üblich, dass der LKMD nur zu so außergewöhnlichen Anlässen unangemeldet erscheint. Die Landeskirche habe beschlossen, verkündigte dieser, „dem Kirchenmusiker Christian Hoffmann aufgrund seiner hervorragenden und vielseitigen kirchenmusikalischen Tätigkeit und in Anerkennung seiner Verdienste um die Pflege der Kirchenmusik über den engeren Dienstbereich hinaus zum Kirchenmusikdirektor zu ernennen.“

Kirchenmusikalische Arbeit auf hohem Niveau

Christian Hoffmann hatte im April sein 25-jähriges Dienstjubiläum in Tönning coronabedingt  nicht feiern können. Hans-Jürgen Wulff erinnerte in seiner Laudatio an die zahlreichen Verdienste Hoffmanns: die kontinuierliche Nachwuchsarbeit und der Kinderchor, die Breite und Vielfalt der musikalischen Arbeit, die Sommerkonzerte, der Propstei-Kantatenchor, Orgelführungen und vieles mehr. „Trotz schwieriger werdender Rahmenbedingungen hat die kirchenmusikalische Arbeit in Tönning bis heute ihren Stellenwert behalten können und ein Niveau erreicht, dass man andernorts auf A-Stellen findet“, so der LKMD.

Ein großer Schatz

Auch Propst Jürgen Jessen-Thiesen war gekommen und überbrachte Grüße und Glückwunsche des Kirchenkreises. „Ich verbinde mit Ihnen Lust und Leidenschaft“, sagte er und lobte Hoffmanns Vielseitigkeit. „Es macht Spaß, mit Ihnen zu arbeiten.“ Auch Alexander Böhm, Pastor der Kirchengemeinde seit eineinhalb Jahren, brachte herzliche Glückwünsche. „Du bist ein großer Schatz, als Musiker und als Mensch“, so Böhm.

Der Chor war begeistert, die scheinbar zufälligen Zaungäste ebenso. Sie applaudierten ihrem Kirchenmusiker minutenlang und blieben gerne noch auf ein Glas Saft oder Sekt. Christian Hoffmann war zunächst überwältigt. „Die haben alle dichtgehalten“, sagte er und schüttelte immer wieder den Kopf. Selbst seine Frau war eingeweiht und hatte ihm nichts gesagt. Aber schließlich überwog die Freude. „Ich danke euch allen“, sagte der frischgebackene Kirchenmusikdirektor schlicht. In Zukunft darf er seinen Titel „KMD“ auf allen Verlautbarungen führen.

Info: Der Kirchenmusikdirektor (KMD) ist ein Ehrentitel, an ihn ist keine besondere Dotierung gebunden. Die Kirchenleitung kann Kantorinnen oder Kantoren für überragende Leistungen auf kirchenmusikalischem Gebiet und für eine Wirksamkeit, die erheblich über den Bereich der Anstellungskörperschaft hinausgreift, auf Vorschlag der Landeskirchenmusikdirektorin bzw. des Landeskirchenmusikdirektors und im Benehmen mit dem Kirchenkreisrat den Titel „Kirchenmusikdirektorin“ bzw. „Kirchenmusikdirektor“ verleihen. (KMusG §12)

Christiane Böhm ist Pastorin in Tönning

Tönning – Das Tönninger Team ist wieder komplett: Zum 1. September hat Dr. Christiane Böhm ihren Dienst als Pastorin angetreten. Am Sonntag (6.) wird sie der Gemeinde vorgestellt und zum ersten Mal in der St.-Laurentius-Kirche predigen.

Dabei ist die 37jährige Theologin den meisten sicher schon vom Sehen bekannt: Im Februar 2019 zog sie mit ihrem Mann und jetzigen Kollegen Alexander Böhm in das Pastorat ein. Damals war sie noch in Elternzeit, das jüngste ihrer beiden Kinder war grad geboren. Nun freut sie sich darauf, wieder in die Gemeindearbeit einzusteigen, Menschen zu begegnen und Gottesdienste zu gestalten, aber auch darauf, Neues zu entwickeln, Dinge auszuprobieren und zu sehen, was der Gemeinde guttun könnte.

Promotion über die Psalmen bei Paulus

Geboren und aufgewachsen ist Christiane Böhm in Kronstadt/Siebenbürgen. 1990 siedelten ihre Eltern dann nach Nordhessen über. Ihr Vater ist Pastor, sie kennt also das Gemeindeleben von Kind auf an. „Ich bin immer gern in den Gottesdienst gegangen“, erzählt sie. Zum Studium wurde sie dann, wie man auf plattdeutsch sagt, „wietlöftiger“: Sie entdeckte die Welt, studierte in Kiel, Uppsala und Heidelberg, nahm an Exkursionen in den Nahen Osten oder sogar nach Japan teil. Ein Gemeindepraktikum in Luxemburg machte ihr deutlich, wie sehr sie die Gemeindearbeit und das Gemeindeleben liebt. Dennochnutzte sie die sich ihr bietende Chance und promovierte nach dem 1. Theologischen Examen über die Psalmen bei Paulus. Aber dann zog es sie ins Vikariat, zunächst in Schleswig, dann, nach der Geburt des ersten Kindes, in Neumünster.

In Tönning kann das Ehepaar jetzt zusammen eineinhalb Pfarrstellen besetzen. Christiane Böhm wird zunächst den Seelsorgebezirk Groß Olversum und die Arbeit mit Kindern übernehmen, aber allzu starr werden die Arbeitsbereiche zunächst nicht voneinander abgegrenzt sein. Die beiden Theologen mögen gerne zusammenarbeiten, sie haben Spaß daran, gemeinsam Ideen und Projekte zu entwickeln.

Begrüßungsgottesdienst am 6. September

Den Vorstellungsgottesdienst, der um 10 Uhr in der St.-Laurentius-Kirche beginnt, werden die beiden Theologen darum auch gemeinsam gestalten. Propst Jürgen Jessen-Thiesen stellt die neue Pastorin vor, eine offizielle Amtseinführung wird erst nach Ablauf der Probedienstzeit, die bei Kirchens drei Jahre dauert, erfolgen. Für den Gottesdienst gelten die bekannten Abstands- und Hygieneregeln. Um eine vorherige telefonische Anmeldung im Kirchenbüro (04861-382) wird gebeten.

Reden über Frieden

Husum – Der Antikriegstag erinnert bundesweit an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Die Kirchengemeinde Husum und der Kirchenkreis Nordfriesland starteten aus diesem Anlass gemeinsam eine Aktion im Zusammenhang mit dem nordkirchenweiten Beteiligungsprozess #redenüberfrieden: Schülerinnen und Schüler einer Kunstklasse der HTS malten eine Friedenstaube auf den Platz vor der Marienkirche. Außerdem standen Pastorinnen und Pastoren als „Frie-do-mat“ bereit, und würfelten auf ein Zeichen hin Überraschendes und manchmal Provozierendes zum Thema zusammen.

Weltpremiere des etwas eigenwilligen Friedomaten

„Frieden ist manchmal anstrengend“ kam dabei zum Beispiel heraus, „Versöhnung ist manchmal zerbrechlich“ oder „Toleranz ist immer nötig“. Manchmal erwürfelte der Friedomat auch Unsinn wie „Gewaltverzicht ist gelegentlich wertvoll“ oder „Nächstenliebe ist mit Glück kompliziert“. Dann luden die Pastoren dazu ein, einfach noch mal zu klatschen, und gelegentlich schummelten sie auch ein wenig, wenn der Friedomat sich so gar nicht zu sinnvollen Aussagen hinreißen lassen wollte.

Popup-Church in der Stormstadt

Im Hintergrund stand die Idee der Popup-Church, ein Modell, das junge Theologen entwickelt haben: Kirche ploppt einfach mitten im Alltag auf, lädt zum Nachdenken ein, ist spielerisch und niedrigschwellig und geht dorthin, wo Menschen sind. Der Husumer Marktplatz strahlte im Septembersonnenlicht, 25 Schülerinnen und Schüler waren gekommen und übertrugen die Friedenstaube unter Anleitung ihres Lehrers Matthias Leßmann mit Straßenmalkreide auf das Pflaster. Nur eine gute Stunde benötigten sie für das Vorhaben, sie waren konzentriert bei der Sache. Für die Kirchengemeinde Husum standen die Pastoren Heike Braren, Katja Kretschmar und Friedemann Magaard zum Gespräch bereit, vom Kirchenkreis war Öffentlichkeitsreferentin Inke Raabe dabei. Bischöfin i. R. Maria Jebsen hatte sich eigens auf den Weg gemacht, auch aus der Facebook-Community waren Menschen gekommen und begegneten sich auf dem Marktplatz zum ersten Mal im wirklichen Leben. „Wir sind miteinander ins Gespräch gekommen“, resümierten die Pastoren. „Das war eine gute Sache.“

Reden über Frieden

Der etwas andere EKJB-Sommer

Es war ein etwas anderer Sommer für das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB): Statt anstrengender, aber erfüllter Tage in Dänemark, Lettland oder auf der Treene, tüftelten Anna Ihme, Susanne Kunsmann und Sebastian Hurst in ihren Büros an neuen Projekten. Die so liebevoll geplanten und teilweise schon vorbereiteten Jugendfreizeiten mussten Corona bedingt ausfallen, und es war ihnen ein Herzensanliegen, alternative Angebote zu finden, damit Kinder und Jugendliche in diesen Zeiten nicht auf der Strecke bleiben.

„Wir haben geguckt, was möglich ist, und überlegt, was junge Menschen und Familien in dieser Zeit brauchen“, sagt Anna Ihme. Nach dem großen Erfolg von FamilienMampf@Home, bei dem das EKJB 800 Tüten mit Rezepten und Zutaten für ein schönes Familienessen unters Volk brachte, entwickelte das Team weitere Angebote für Familien. So gab es die Dorf-Ralley mit dem „Esel aus Dingenskirchen“, an dem sich elf Kirchengemeinden beteiligten. Das EKJB öffnete seine Materialkammer und lud zu Kreativzeiten ins Zelt auf dem Vorplatz ein. Es bot an, Familien-Kanu-Fahrten mit Full-Service zu organisieren, oder initiierte zum Beispiel ein Postkartenwichteln.

2700 Pakete Straßenkreiden wurden in ganz Nordfriesland verteilt. „Mal mit, mach’s bunt“ hieß die Aktion gegen Rassismus und für eine bunte Welt. In Niebüll und St. Peter-Ording motivierten die Mitarbeitenden Gäste und Spaziergänger zum Mitmalen. Dabei kam auch die Fotobox zum Einsatz, und viele gingen mit fröhlichen Selfies nach Hause. Das Team entwickelte ein digitales Escape-Spiel für Grundschüler. Dabei wurden die Kinder via Whatsapp von einem Mitarbeitenden begleitet, damit sich auch sicher den Weg aus der vertrackten Lage im Weltall finden würden. Via Smartphone gab es drei Action-Bounds – das sind digitale Schnitzeljagden – für Husum, Bredstedt und Niebüll. Digital gab es auch Spieleabende mit Sebastian Hurst auf dem neuen Discord-Server des EKJB. Social Media wurde zu einem wichtigen Kommunikationsmittel, es entstanden kleine, sehr lustige Filme, und den Mitarbeitenden war der Spaß an der Sache anzusehen.

Besonders erfolgreich war die Aktion „Ne Fritz zu zweit“ – die Mitarbeitenden besuchten ihre Ehrenamtlichen zuhause, um mit ihnen gemeinsam eine Cola oder eine Limo zu trinken und ein bisschen zu schnacken. Denn auch die Ehrenamtlichen hatten sich ihren Sommer ja anders vorgestellt: Corona verdammte sie zum Nichtstun. Das fiel den aktiven jungen Menschen nicht leicht. Sie trotzdem zu treffen und mit ihnen etwas zu unternehmen, war dem Team wichtig.

„Wir haben das Beste draus gemacht“, sagt Anna Ihme. Dieser Sommer war neu und ungewöhnlich, und auch zukünftige Aktivitäten wie die für den Herbst geplante Teamer-Ausbildung stehen auf dem Corona-Prüfstand. „Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche nicht vergessen werden“, so die Pädagogin. Sie zu erreichen und ihnen gute Erfahrungen zu ermöglichen – trotz Corona – und das ist gelungen, wenn auch anders als gewohnt.

Konfirmationen in Zeiten von Corona

Manchmal kommt es anders als man denkt: Die Familien hatten ja schon alles vorbereitet für die Konfirmationen, die im April oder Mai hätten stattfinden sollen. Aber dann kam der Virus. Und mit ihm die vielen Einschränkungen und Hygienekonzepte. Dass man trotzdem schön feiern kann, zeigte die Kirchengemeinde Hattstedt: Ihre Konfis wollten unbedingt gemeinsam eingesegnet werden. Und um ihnen das zu ermöglichen, zog die ganze Gemeinde kurzerhand auf den Sportplatz. „Wir haben unser Leben nicht in der Hand“, sagte Pastor Jörn Jebsen, und im Hintergrund leuchtete der Kirchturm der St.-Marienkirche.

Dazu gehörte, dass Stühle und Bänke im Mindestabstand von 1,50 Meter aufgestellt waren, Familien doer Hausgemeinschaften durften natürlich zusammensitzen. Am Eingang nahm Kirchengemeinderätin Sabine Lätare freundlich die Kontaktdaten auf, sofern sie nicht schon über die Gästelisten der Konfis erfasst waren. Der Posaunenchor sorgte für die Musik – er hatte sich auf diesen Gottesdienst mit Proben unter freiem Himmel vorbereitet – und die Gemeinde durfte die peppigen Lieder mitsingen, was im Kirchraum nicht erlaubt gewesen wäre. Es gab wie immer liebevoll gestaltete Liederzettel, die sich jeder selbst nahm und bei der Gelegenheit auch gleich die Hände desinfizierte. „Das war aber ein schöner Gottesdienst“, sagte jemand beim Ausgang, „schöner hätte es in der Kirche auch nicht sein können.“

Viele Kirchengemeinden holen in diesen Tagen die Konfirmationen nach. In Husum zum Beispiel sind es morgen acht Feiern nacheinander, die Gemeinde hat sich aufgrund der Auflagen für sehr kleine Gruppen entschieden. Mancherorts entschieden sich die Gemeinden gemeinsam mit den Familen für eine Einzel-Einsegnung im heimischen Garten.

Info: Die Konfirmation ist die Bekräftigung des Taufversprechens im Übergang zum Erwachsenwerden durch die Konfirmanden. In der Regel gehen ihr zwei Jahre Vorbereitungszeit voraus, in Hattstedt mit dem Konzept „Kinderkonfis“ aufgeteilt über einen längeren Zeitraum. Die Unterrichtszeit gibt Gelegenheit, sich mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen, den Gottesdienst und die Bibel näher kennenzulernen und als Gemeinschaft gute Erfahrungen zu machen.

11.-25. September: Faire Woche

Am 11. September beginnt in Deutschland die Faire Woche, zahlreiche Veranstaltungen in den beiden Fair-Trade-Towns Husum und Niebüll laden zum Mitmachen und Nachdenken ein. Die Husumer starten mit einer Stadtwette: Bis zum 7. September müssen 100 Fotos von fairen Gerichten bei stadtwette@fairtrade-husum.de eingegangen sein (Anleitung: siehe unten) Bürgervorsteher Martin Kindl hält dagegen, wenn er die Wette verliert, wird er selber kochen, und zwar für die Gäste der Bahnhofsmission Husum, verliert die Steuerungsgruppe Fairtrade-Town, wird sie einen Husum-Rap dichten und ihn per Video veröffentlichen. Die Auszählung erfolgt am Freitag, 11. September um 17 Uhr auf dem Markplatz.

Der Weltladen Niebüll lädt in der Fairen Woche vom 11. bis 25. September während der Öffnungszeiten zum Mitgestalten des Schaufensters ein. Am 20. September steht die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Town von 11 bis 17 Uhr auf dem Markt mit der Aktion #Kaffeebohne. Besucher müssen so schnell wie möglich mit Bohnen den Hashtag, die Kaffeebohne und eine Kaffeetasse nachlegen. Dem Gewinner/der Gewinnerin winken faire Preise.

Das Kinocenter Husum zeigt am Dienstag (15.) ab 19.30 Uhr den Film „Wir retten die Welt“. Am Mittwoch (16.) findt ab 18 Uhr in der Marienkirche Husum einen Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema Lieferkettengesetz statt. Am Sonntag, 27. September, gibt es ab 11 Uhr in der Marienkirche einen Themengottesdienst dazu mit dem Titel „Dass die rechte Hand weiß, was die Linke tut“. Dabei geht es um Verbindlichkeiten in der Lieferkette. Gleichzeitig wird die Ausstellung „Schafft Recht und Gerechtigkeit“ eröffnet, die bis zum 4. Oktober zu sehen sein wird.

„Man nehme…“ – Anleitung zur Stadtwette Husum

  • Man nehme ein leckeres Rezept, in dem einige fair gehandelte Produkte verwendet werden und koche los
  • Man nehme ein DIN A4 Papier und notiere darauf, welche Fair-Trade-Produkte verwendet wurden. Zudem notiere man darauf den Namen – ausgeschrieben oder abgekürzt (Internet…!)
  • Man nehme eine Kamera und fotografiere das leckere Gericht mit dem Info-Zettel.
  • Man notiere dann das Rezept in einer separaten Datei (pdf).
  • Man schicke Foto und Rezept an stadtwette@fairtrade-husum.de

Synode beschließt Regionenbildung

Wie wird die Arbeit im Kirchenkreis Nordfriesland aussehen, wenn es deutlich weniger Pastorinnen und Pastoren gibt? Absehbar ist, dass Kirchengemeinden in Zukunft enger zusammenarbeiten müssen, um die Herausforderungen bewältigen zu können. Der Synode des Kirchenkreises beschloss in Leck die Bildung von neun Regionen, in denen sich die Gemeinden gegenseitig unterstützen und fördern können. Bis zu elf Kirchengemeinden sind durch diesen Beschluss einander zugeordnet, ohne jedoch ihre Eigenständigkeit zu verlieren.

So sehen die Zuschnitte aus

Die unterschiedlichen Voraussetzungen wurden bei den regionalen Zuschnitten berücksichtigt: So bilden die sechs Sylter Kirchengemeinden eine Region ebenso wie die Eiderstedter Kirchengemeinden von Simonsberg bis St. Peter-Ording. Weitläufiger ist die Region Husum: Sie erstreckt sich über Schobüll und Nordstrand bis nach Pellworm. Im Norden gibt es im Bereich des ehemaligen Südtonderns zwei Regionen. Von Langenhorn bis Drelsdorf geht die Region Nord-Süd, die Hallig Hooge wird sich hier zuordnen. Ein Streifen von West nach Ost zieht sich von Hattstedt über Olderup und Schwesing bis nach Viöl. Im Südosten arbeiten Mildstedt, Ostenfeld, Koldenbüttel, Friedrichstadt und Schwabstedt zusammen. Diskussionen gab es um die Region Amrum-Föhr. Die Entfernungen seien zu groß, hieß es, eine Zusammenarbeit sei nicht sinnvoll möglich. Auch aus anderen Gemeinden kamen Einwände. Dennoch beschloss die Synode die regionalen Zuschnitte mit großer Mehrheit. „Es geschieht etwas, wenn Menschen zusammenkommen“, sagte Pröpstin Annegret Wegner-Braun, „das wollen wir fördern. Es ist nicht Absicht des Kirchenkreisrates, Gemeinden zur Fusion zu bewegen.“

Der Pfarrstellenplan bis 2030

Intensiv diskutiert wurde der Pfarrstellenplan, den Propst Jessen-Thiesen vorstellte. Die geburtenstarken theologischen Jahrgänge gehen nach und nach in den Ruhestand, es gibt nicht genug Nachwuchs, sie zu ersetzen. Im Jahr 2030, so der Propst, werden nur noch 41 statt der bisher 62 Seelsorger und Seelsorgerinnen in Nordfriesland Dienst tun. Es werde in Zukunft darum gehen, die knapper werdende pastorale Ressource gerecht zu verteilen, sagte er. „Wir wollen weiterhin Volkskirche sein, und wir wollen, dass auch in Zukunft ländliche Regionen pfarramtlich gut versorgt werden.“ Aber die Zahlen machten dann doch besorgt: So soll es nach bisherigen Plänen auf Sylt statt bisher fünfeinhalb Pfarrstellen im Jahr 2030 nur noch drei geben, und die Sylter Synodalen fragten kritisch die Verteilkriterien nach, die ihrer Ansicht nach der Bedeutung des Tourismus‘ nicht gerecht würden. „Sind Kriterien, die einmal für die Verteilung geringer werdender finanzieller Ressourcen entwickelt wurden, sinnvoll anzuwenden auf die Pfarrstellenzuweisung?“, fragte eine von ihnen. Einig waren sich alle, dass Polarisierung und Verteilungskämpfe der gemeinsamen Sache nicht zuträglich seien. Der Pfarrstellenplan soll in den Kirchengemeinderäten behandelt und in der Novembersynode beschlossen werden.

Dr. Jürgen Kolk ist neuer Präses

Gleich zu Beginn der Synode verabschiedete sich das Gremium sehr herzlich von Carl-Heinrich Feddersen. Er war der erste Präses der neuen Synode, nachdem die Kirchenkreise Husum-Bredstedt, Eiderstedt und Südtondern fusioniert waren. „Du hast deine Aufgabe immer sehr ernst genommen“, dankte Andreas Raabe, stellvertretender Präses, seinem Weggefährten für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Feddersen habe die Synodaltagungen „ruhig, besonnen und humorvoll“ geleitet. Propst Jessen-Thiesen lobte die Unaufgeregtheit des scheidenden Präses: Er habe immer die Ruhe bewahrt und in den Diskussionen die sachliche und faire Debatte gefördert. Als neuen Präses wählte die Synode Dr. Jürgen Kolk. Der 56jährige Politikwissenschaftler und Historiker lebt und arbeitet seit 15 Jahren auf Gröde.

Kreispräsident Ueckermann lobt den Kirchenkreis

Im Bericht des Kirchenkreisrates beschäftigte sich Pröpstin Annegret Wegner-Braun unter anderem mit der Mitgliedschaftsentwicklung. „Viele Menschen treten aus der Kirche aus – trotz guter und wertvoller Arbeit“, sagte sie. „Wir sind auf dem Weg zu einer Minderheitenkirche, wir können die Entwicklung nicht abwenden.“ Für das Evangelische Kindertagesstätten-Werk sei im Jahr 2020 ein kirchlicher Eigenanteil von 539000 Euro für die Betriebskosten der 31 angeschlossenen Einrichtungen nötig. Zugleich sei eine personelle Aufstockung erforderlich. Weitere Themen des Kirchenkreisrats seien unter anderem die Umsetzung des Präventionsgesetzes der Nordkirche und die Sanierung der Kirchen Eiderstedts gewesen. Im gemeinsamen Bericht lobten die beide Pröpste das große Engagement der Kirchengemeinden in der Corona-Krise und die vielfältigen Formen, mit denen Pastorinnen und Pastoren sich trotz der Kontaktbeschränkungen ihren Gemeinden zugewandt hätten. Kreispräsident Manfred Ueckermann sprach ein Grußwort für den Kreis und lobte die intensive Zusammenarbeit in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

August-Synode