Sally Perel im Webtalk

Er war der jüdische Junge, der sich in der Nazi-Zeit als Volksdeutscher ausgab und bis in die Führungsriege der Hitlerjugend aufstieg – um zu überleben. Fast seine ganze Familie starb in den Vernichtungslagern des Regimes. Sally Perel ist in Nordfriesland kein Unbekannter, gerne erzählt er jungen Menschen von seinen Erfahrungen, die auch verfilmt wurden. „Ihr seid nicht verantwortlich für die Gräueltaten der Nazis“, ist sein Credo, „aber ihr seid verantwortlich dafür, dass es nie wieder passiert.

Livetalk am 26. Oktober, 19.30 Uhr

Das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Nordfriesland (EKJB) organisiert seit mehr als zehn Jahren Vortragsabende mit Sally Perel, in diesem Jahr wird er – der Pandemie geschuldet – als Webtalk stattfinden: Am Montag, 26. Oktober, wird Perel ab 19 Uhr live von Tel Aviv aus zugeschaltet und auf den Youtube- und Facebook-Kanälen des EKJB zu sehen sein. Anna Ihme vom EKJB moderiert den Abend. „Ihm fehlt der Kontakt mit jungen Menschen“, sagt Anna Ihme. Perel war immer sehr gerne nach Nordfriesland gekommen, und seine Vorträge waren immer ein lebendiger Austausch gewesen. Das soll auch diesmal möglich sein.  Joachim Kretschmar von der Evangelischen Akademie der Nordkirche betreut den Chat und sorgt dafür, dass Fragen und Einwürfe den Referenten auch erreichen. Die Friedrich-Naumann-Stiftung finanziert den Abend, der bis etwa 20.30 Uhr gehen wird.

Zur Vorbereitung empfiehlt die Pädagogin, sich den Film „Hitlerjunge Salomon“ anzusehen. Dabei wird beeindruckend deutlich, wie sehr der junge Perel mit seiner Rolle verwächst. „Ich habe diese Rolle nicht gespielt“, erzählte er einmal, „ich wurde es. Ich wurde ein echter Hitlerjunge. Sally wurde verdrängt bis ins totale Vergessen.“ Der Film kann bei den bekannten Streamingdiensten erworben oder auch beim EKJB ausgeliehen werden. Weitere Info gibt es im EKJB unter 04661/1462 oder info@ekjb-nf.de

Die kleine Zoe rollt weiter

Niebüll – Ein Erfolgsprojekt geht in die zweite Runde: Das Evangelische Kinder- und Jugendbüro (EKJB) und das Diakonische Werk (DW) Südtondern freuen sich über ein neues Elektrofahrzeug. Zum zweiten Mal stellt der Bürgerwindpark Dagebüll den Einrichtungen einen geleasten Renault-ZOE zur Verfügung.

Ein Fahrzeug für Haupt- und Ehrenamtliche

„Das ist für uns ein echter Gewinn“, sagt Susanne Kunsmann vom EKJB. Das Auto steht ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden für Dienstfahrten zur Verfügung, und davon hat das EKJB eine ganze Menge. Es bietet Veranstaltungen in Breklum, Husum und St. Peter-Ording an, im ganzen Kreisgebiet finden Aktionen für Kinder- und Jugendliche oder Fortbildungen für Pastoren und Mitarbeitende statt. Auch Cornelia Klawonn-Domin vom DW Südtondern freut sich: Mit der „kleinen Zoe“, wie das Auto liebevoll genannt wird, können sie und ihre Kolleginnen und Kollegen unproblematisch zu den vielen Außenstellen kommen, Besorgungen machen oder auch mal jemanden mitnehmen.

E-Auto als Beitrag zur Umweltbildung

„Das Elektro-Fahrzeug ist eine klimafreundliche Alternative zu den Verbrennungsmotoren“, erklärt Dr. Ralf Büchner, Geschäftsführer des Bürgerwindparks. Er freut sich, dass sich über das EKJB junge Menschen mit Elektro-Mobilität beschäftigen. Im vergangenen Jahr mussten mehr als 30 Prozent des möglichen Stroms wegen Überproduktion wegfallen, die Anlagen werden dann vom Netzbetreiber einfach abgeschaltet – und die Tendenz ist steigend. Es wäre gut, wenn mehr vom nachhaltigen Windstrom vor Ort verbraucht werden könnte, so Büchner.

Gute Kooperation ist unkompliziert

Die kleine Zoe ist in den vergangenen zwei Jahren 20000 Kilometer gefahren. Sie habe sich als überaus wartungsarm erwiesen, sagt Susanne Kunsmann, sie zu fahren sei überaus angenehm und die Kooperation mit dem DW sei unkompliziert und angenehm. Der Verbrauch liegt bei etwa 20 Kilowatt pro 100 Kilometer, die Ladezeit beträgt durchschnittlich etwa zwei Stunden – das ist aber, weil auf dem Gelände eine Ladesäule steht, unproblematisch. Die neue Zoe hat eine Reichweite von 350 Kilometern. „Das Auto ist auch eine Wertschätzung für eure Arbeit“, so Büchner. „Wir freuen uns, dass ihr euch freut.“

Neue Pastoren für St. Peter-Ording und Tating

St. Peter-Ording/Tating – Der Stellenwechsel erfolgte in der Corona-Zeit, das Ankommen und Einarbeiten war anders als geplant. Aber die Pastoren Sylvia und Michael Goltz sind glücklich in ihrer neuen Kirchengemeinde St. Peter-Ording und Tating. Am Sonntag, 4. Oktober, werden sie nun eingeführt, und sie können ihr Amtsversprechen mit frohem Herzen geben: Ja, für diese Gemeinde mit ihren haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden, mit ihren Menschen aus nah und fern wollen sie da sein und mit ihnen christliche Gemeinschaft bauen.

Reichlich Segen auf dem Lebensweg

Sylvia Goltz (52) kommt aus Nordrhein-Westfalen, und Michael Goltz (53) ist gebürtiger Fehmarner. Die beiden lernten sich beim Studium in Bethel kennen. „Im Studium sind wir schon zum Team geworden“, sagen sie, und sie ergänzen sich gut bis heute. Trotzdem hielt ihr Weg einige Überraschungen bereit. Nach dem Ersten Theologischen Examen in Kiel wurden beiden eine Promotion inklusive Stipendium angeboten, aber sie entschieden sich gegen die akademische Laufbahn. Sylvia Goltz ging ins Vikariat nach Hamburg, und Michael Goltz wurde Redakteur und Moderator bei Radio Nora, nachdem er beim Evangelischen Rundfunkdienst volontiert hatte. Auch er entschied sich schließlich doch für den Weg ins Pfarramt und schloss seine theologische Ausbildung in Hamburg St. Pauli ab. „Da waren immer Leute, die etwas angeschoben haben“, sagen beide nachdenklich, da sei schon viel Segen auf ihrem Weg gewesen.

Neue Herausforderungen

Die erste Pfarrstelle trat das Paar dann gemeinsam in Schwabstedt an, 20 Jahre sollten sie dort bleiben, und die Gemeinde liegt ihnen nach wie vor am Herzen. Mit witzigen Aktionen wie zum Beispiel der Brautmodenschau in der Kirche oder dem Hühnerkacklotto auf dem Schwabstedter Bauernmarkt machten sie deutlich, dass Kirche für sie mitten in die Welt gehört. Gleichzeitig versorgten sie ihre Gemeinde liebevoll und fürsorglich, so dass diese sie nur ungern gehen ließ. In diese Zeit fiel auch die Geburt der beiden Kinder, die inzwischen fast erwachsen sind. Michael Goltz machte zudem eine Ausbildung zum Fundraiser und ist weiterhin mit halber Stelle für das Projekt Eiderstedter Schutzengel, die Sanierung der 18 Kirchen der Halbinsel, zuständig.

Beide bringen Zusatz-Qualifikationen mit

Sie haben sich gut in St. Peter-Ording und Tating eingelebt, viele Menschen haben sie schon besucht, und sie sind begeistert von ihrem engagierten Kirchengemeinderat und den hochverbundenen Mitarbeitenden. „Es ist toll, wie hier die Türen aufgehen“, sagt Sylvia Goltz. Sie wird schwerpunktmäßig die Kinder- und die Seniorenarbeit betreuen, Michael Goltz dagegen regelt alles, was mit dem Kirchengemeinderat zu tun hat. Beide sind sehr kreativ: Sylvia Goltz ist C-Musikerin für Popularmusik und leitet weiterhin den Schwabstedter Gospelchor. Und natürlich möchte sie ihre Liebe zur Musik auch in die neue Gemeinde hineintragen. Michael dagegen liebt Projektarbeit und er träumt schon davon, was in „seinen“ drei Kirchen alles möglich sein könnte. Auch privat ist St. Peter-Ording interessant: Sohn Lasse kann hier endlich Wellenreiten, soviel er will, und Michael, der leidenschaftlicher Fotograf ist, findet hier jede Menge interessanter Fotospots. „Mit dem, was wir wollen und können, sind wir hier sehr gut aufgehoben“, sagt Michael Goltz.

Einführung am 4. Oktober, 14 Uhr

Der Gottesdienst zur Einführung beginnt um 14 Uhr, und er soll – wenn möglich – wegen der aktuellen Lage draußen stattfinden. Um besser planen zu können, bittet die Gemeinde um Anmeldung unter 04863/2260 oder buero@kirche-spot.de

Foto: Dirk Hansemann

50 Jahre im Dienst der Familien

Niebüll – 50 Jahre Familienbildungsarbeit in Niebüll – das sollte eigentlich gebührend gefeiert werden. Aber dann kam Corona und warf nicht nur das Kursangebot, sondern auch alle Feier-Pläne über den Haufen. Aber Kornelia Klawonn-Domin und ihre Mitarbeitenden der Evangelischen Familienbildungsstätte (FBS) legten keineswegs die Hände in den Schoß. Sie hielten Kontakt, sie entwickelten alternative und digitale Angebote und jetzt überraschen sie die Familien mit einer kleinen Wundertüte, mit einem selbstgemachten Bilderbuch und einem Podcast.

Bindung und Bildung gehören zusammen

Ute Wilke ist schon seit sehr vielen Jahren mit frühkindlichen Angeboten dabei, die heute Delfi heißen. Sie erinnert sich, dass die Einrichtung früher „Mütterschule“ hieß. „Aber das klingt viel zu sehr nach Unterricht und Erziehung“, sagt sie. Heute sei das Konzept ein anderes. „Wir stärken Eltern“, sagt sie. „Papa und Mama sind meine Eltern, weil sie es können“, das ist das Credo. Schwerpunktmäßig geht es heute darum, die Bindung zu stärken. „Bildung und Bindung hängen zusammen“, ergänzt Nicole Saballus vom Diakonischen Werk (DW) Südtondern, das seit 2007 Träger der FBS ist.

Familienmodelle verändern sich

Vieles hat sich in diesen 50 Jahren verändert, auch das Familienbild. Längst nicht mehr ist Vater-Mutter-Kind das einzige Familienmodell. Es gibt alleinerziehende Väter und Mütter, es gibt Großeltern, die die Erziehungsarbeit übernehmen, es gibt gleichgeschlechtliche Elternschaften und natürlich auch zerbrochene oder zerbrechende Beziehungen. Sie alle finden in der FBS ein niedrigschwelliges Angebot, und die enge Zusammenarbeit mit dem DW lässt zu, dass sehr schnell und oft niedrigschwellig auf Probleme reagiert und Menschen geholfen werden kann.

Podcast und Bilderbuch

Heute hat die FBS sieben Angestellte und 30 bis 40 ÜbungsleiterInnen, die ihre Kurse in sechs großen Räumen anbieten. Es gibt Außenstellen in Braderup, Süderlügum, Westre und auf den Inseln. Den Podcast gibt es hier zum Download, die Wundertüten werden nach und nach an die Familien und KursteilnehmerInnen vergeben.

Foto: Dirk Hansemann

Als „New Mom“ fing es an

Breklum – Dieses „Internetz“ ist nicht jedem geheuer. Es prägt inzwischen alle Lebensbereiche, und seit der Corona-Pandemie hat wohl auch der letzte die Hoffnung aufgegeben, dass es irgendwann wieder weggehen könnte. Da passte es gut in diese Zeit, dass Claudia Hansen von der Evangelischen Frauenarbeit die Bloggerin Julia Nissen, alias Deichdeern, ins Christian Jensen Kolleg eingeladen hatte. Die referierte launig über die Anfänge und die Hintergründe ihrer digitalen Prominenz.

Networking auf dem flachen Land

„Netzwerken bedeutet nicht nur Nehmen, sondern auch Geben“, so fasste die 33-Jährige Mutter zweier Kinder ihre Einstellung zusammen. Alles begann mit ihrer Elternzeit und damit, dass sie den Blog www.deichdeern.com einrichtete. Die studierte Agraringenieurin  aus Kellinghusen hatte zuvor beim Bauernblatt viel Erfahrung in Online-Arbeit und Social-Media gesammelt, und ihre erste Motivation war, dass sie an der Entwicklung der Medien dranbleiben wollte. Sie ist mit einem Landwirt verheiratet und lebt auf einem Hof in Bargum.

Tinder for Rinder

Sie ging gleich zu Beginn sehr professionell ans Werk. Sie überlegte sich ein Thema: Stadt und Land wollte sie zusammenbringen. Sie entschied sich für eine Zielgruppe: Sie wollte vor allem Frauen zwischen 25 und 45 erreichen. Und sie machte eine Medienanalyse, entschied sich, die Netzwerke Facebook, Pinterest und Instagram zu nutzen. Dass ihre Posts vom Landleben schon bald durch die Decke gehen sollten, hätte sie nie erwartet: Im Mai 2016 berichtete sie von ihrem ersten Besuch als „New Mom“ in einem Stillcafé des Nachbarorts und traf damit den Nerv. Der Beitrag wurde 456 Mal geteilt und erhielt mehr als 4000 Likes. Schon bald schlugen der NDR und RSH bei ihr auf und wollten über sie berichten. Seitdem wächst ihr kleines Unternehmen deichdeern.de immer weiter. Unter dem Titel „Tinder for Rinder“ schrieb sie über Besamungstechnik auf dem Bauernhof, sie organisierte eine Treckermitfahrzentrale, damit Stadtkinder ihren Traum vom Treckerfahren verwirklichen können. Sie gründete die Jungen Landfrauen als Partnerorganisation der bestehenden Vereine. Ihr nächstes großes Projekt ist die „App aufs Land“: Mithilfe von Stiftungs- und Fördergeldern sowie Crowd-Founding-Zuwendungen stemmt sie das 100000 Euro schwere Unterfangen, dass eine Plattform für Unternehmungen und Aktivitäten auf dem Land werden will. „Ich kenn halt sehr viele Leute“, sagte sie ein bisschen nachdenklich auf die erstaunte Nachfrage, wie denn das funktioniere. Sie beschreibt sich selbst als überaus kommunikativ, aber sie erinnerte sich auch an ihre Jahre im kirchlichen Ehrenamt. „Das verbindet einfach, da findet man unheimlich schnell Kontakt.“

Die Veranstaltung war ausverkauft: Knapp 40 Frauen hatten Platz im Festsaal des Christian Jensen Kollegs. Es gab feine Tappas und sogar ein Glas Wein. Die 18jährige Schülerin Alina Jacobs umrahmte den Vortrag mit nachdenklichen Poetry-Slam-Texten.

Als „New Mom“ fing es an

Breklum – Dieses „Internetz“ ist nicht jedem geheuer. Es prägt inzwischen alle Lebensbereiche, und seit der Corona-Pandemie hat wohl auch der letzte die Hoffnung aufgegeben, dass es irgendwann wieder weggehen könnte. Da passte es gut in diese Zeit, dass Claudia Hansen von der Evangelischen Frauenarbeit die Bloggerin Julia Nissen, alias Deichdeern, ins Christian Jensen Kolleg eingeladen hatte. Die referierte launig über die Anfänge und die Hintergründe ihrer digitalen Prominenz.

Networking auf dem flachen Land

„Netzwerken bedeutet nicht nur Nehmen, sondern auch Geben“, so fasste die 33-Jährige Mutter zweier Kinder ihre Einstellung zusammen. Alles begann mit ihrer Elternzeit und damit, dass sie den Blog www.deichdeern.com einrichtete. Die studierte Agraringenieurin  aus Kellinghusen hatte zuvor beim Bauernblatt viel Erfahrung in Online-Arbeit und Social-Media gesammelt, und ihre erste Motivation war, dass sie an der Entwicklung der Medien dranbleiben wollte. Sie ist mit einem Landwirt verheiratet und lebt auf einem Hof in Bargum.

Tinder for Rinder

Sie ging gleich zu Beginn sehr professionell ans Werk. Sie überlegte sich ein Thema: Stadt und Land wollte sie zusammenbringen. Sie entschied sich für eine Zielgruppe: Sie wollte vor allem Frauen zwischen 25 und 45 erreichen. Und sie machte eine Medienanalyse, entschied sich, die Netzwerke Facebook, Pinterest und Instagram zu nutzen. Dass ihre Posts vom Landleben schon bald durch die Decke gehen sollten, hätte sie nie erwartet: Im Mai 2016 berichtete sie von ihrem ersten Besuch als „New Mom“ in einem Stillcafé des Nachbarorts und traf damit den Nerv. Der Beitrag wurde 456 Mal geteilt und erhielt mehr als 4000 Likes. Schon bald schlugen der NDR und RSH bei ihr auf und wollten über sie berichten. Seitdem wächst ihr kleines Unternehmen deichdeern.de immer weiter. Unter dem Titel „Tinder for Rinder“ schrieb sie über Besamungstechnik auf dem Bauernhof, sie organisierte eine Treckermitfahrzentrale, damit Stadtkinder ihren Traum vom Treckerfahren verwirklichen können. Sie gründete die Jungen Landfrauen als Partnerorganisation der bestehenden Vereine. Ihr nächstes großes Projekt ist die „App aufs Land“: Mithilfe von Stiftungs- und Fördergeldern sowie Crowd-Founding-Zuwendungen stemmt sie das 100000 Euro schwere Unterfangen, dass eine Plattform für Unternehmungen und Aktivitäten auf dem Land werden will. „Ich kenn halt sehr viele Leute“, sagte sie ein bisschen nachdenklich auf die erstaunte Nachfrage, wie denn das funktioniere. Sie beschreibt sich selbst als überaus kommunikativ, aber sie erinnerte sich auch an ihre Jahre im kirchlichen Ehrenamt. „Das verbindet einfach, da findet man unheimlich schnell Kontakt.“

Die Veranstaltung war ausverkauft: Knapp 40 Frauen hatten Platz im Festsaal des Christian Jensen Kollegs. Es gab feine Tappas und sogar ein Glas Wein. Die 18jährige Schülerin Alina Jacobs umrahmte den Vortrag mit nachdenklichen Poetry-Slam-Texten.

Weide meine Schafe!

Amrum – Neue Wege mit ihrem Kirchenland geht die Kirchengemeinde Amrum: Sie gibt in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde acht Hektar ihres Heidelandes für die Beweidung mit Schafen frei. Das ist gut für das Land und gut für die Tiere, so Hans-Peter Traulsen, Vorsitzender des Kirchengemeinderats.

Schafe dienen der Pflege der Heidelandschaft

„Das ist eine Win-Win-Situation“, sagt Traulsen. Die Schafe pflegen das Land, das ja intensiv nicht bewirtschaftet werden kann. Sie sorgen dafür, dass andere, sich selbst säende Pflanzen wie Traubenkirsche oder Kiefern sich nicht vermehren. „Es sind momentan nur wenige Tiere“ teilte Schutzgebietsbetreuerin Charlotte von Komorski mit. „Ein paar Bentheimer Landschafe, eine gefährdete Rasse, und eine weiße gehörnte Heidschnucke grasen tagsüber auf der Fläche.“ Das sind Rassen, die im Unterschied zu Deichschafen auch Heidekraut mögen und ansonsten sehr genügsam sind. So wird die Heide ganz nebenbei auch ein bisschen verjüngt. Diese wertvolle Landschaft und ihre Artenvielfalt bleiben erhalten und den Schafen geht es ganz wunderbar. Auch der Reetdecker freut sich, weil er sich weiterhin im Herbst sein Heidekraut holen kann, das er für den First seiner Dächer braucht.

Naturschutz und wirtschaftliche Interessen im Einklang

Nachts werden die Schafe derzeit noch auf eine andere Fläche getrieben, um den Nährstoffeintrag gering zu halten. Aber das sei bei so wenigen Tieren eigentlich nicht nötig, sagt Charlotte von Komerski. Die Tiere gehören Schäferin Janine Jochimsen aus Struckum. Sie war mit insgesamt 49 Mutterschafen und ihren Lämmern im Juli auf die Insel gereist und hat den Sommer auf Amrum verbracht. Bis Oktober soll die Heide noch beweidet werden, und dann geht es wieder aufs Festland zurück. „Dann tritt auch wirklich ein Pflegeeffekt ein, und die Heide kann profitieren“, so Komerski. „Ich finde es gut, wenn der Naturschutzgedanke und wirtschaftliche Interessen in Einklang gebracht werden können“, ergänzt Hans-Peter Traulsen.

Foto: Charlotte von Komorski

Unesco schützt deutsche Friedshofskultur

Was haben das Bikebrennen und die Friedhofskultur gemeinsam? Sie sind beide von der Unesco zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden. Mit drei Friedhöfen beteiligt sich das Nordfriesische Friedhofswerk des Kirchenkreises exemplarisch an der Auszeichnung: Am Ostfriedhof in Husum, am Parkfriedhof in Niebüll und am Friedhof in Friedrichstadt weisen jetzt Schilder auf die weltweite Bedeutung der Friedhofskultur in Deutschland hin.

Friedhöfe haben sozialen und kulturellen Wert

„Beim immateriellen Erbe nicht darum geht, sich von anderen Kulturen abzugrenzen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative Kulturerbe Friedhof. „Dennoch sind zwei Aspekte unseres Umgangs mit den Toten weltweit einmalig: zum einen die Einbettung der Gräber in Parklandschaften, zum anderen die Gestaltung der Gräber als kleine Gärten der Erinnerung.“ Darüber hinaus engagieren sich die Friedhöfe für den Naturschutz, fördern die Artenvielfalt und sind gleichzeitig Orte für Völkerverständigung und Integration. „Die Friedhofskultur ist wie ein gesellschaftlicher Seismograph, der Strömungen und Zustände unserer Gesellschaft spiegelt“, so Tobias Pehle, Sprecher der Initiative. So wundere es nicht, dass in einer materiell orientierten Gesellschaft der Friedhof von vielen in erster Linie unter Kostenaspekten gesehen werde und eben nicht sein sozialer oder kultureller Wert. Durch den Wandel der Trauerkultur sei das Kulturerbe bedroht.

Der 20. September ist Tag des Friedhofs

Anlass für die Kennzeichnung ist der Tag des Friedhofs, der in diesem Jahr auf den 20. September fällt. Ihn gibt es in Deutschland seit 2001. Mancherorts wie in Keitum gibt es Führungen oder Veranstaltungen. Alle Friedhöfe sind geöffnet und jedermann zugänglich. Der Tag des Friedhofs ist eine Gelegenheit, die besondere Schönheit der Anlagen zu bewundern und ihre Stille zu genießen. Bereits am 20. März, zu Beginn des Corona-Lockdowns, hatte die Kulturministerkonferenz diese Auszeichnung vergeben.

Brasilien-Gottesdienst am 20. September

Der Kirchenkreis Nordfriesland unterhält eine Partnerschaft mit der Kirche in Santa Catarina im Süden Brasiliens, der „Sinodo Vale de Itajai“. Regelmäßige gegenseitige Besuche beleben die Freundschaft, und seit 2017 gibt es einen offiziellen Vertrag zwischen den beiden Kirchen. Am Sonntag, 20. September, feiern beide Kirchenkreise einen Partnerschafts-Gottesdienst in ihren jeweiligen Ländern. Diesmal geht es um das Thema „Früchte“. Der nordfriesische Gottesdienst beginnt um 10 Uhr in der St. Pankratius-Kirche Oldenswort. Pröpstin Annegret Wegner-Braun, Pastor Christian Fritsch und der Brasilienkreis gestalten ihn gemeinsam. Es wird um Anmeldung unter 04864/10141 per Email an witzwort@kirche-eiderstedt.de gebeten.

„Sie haben nicht aufgegeben“

Husum – Der Corona-Lockdown traf die meisten unvorbereitet: Wie sollte es auch anders sein? Niemand hätte es für möglich gehalten, dass Schulen und Kindergärten schließen müssten. Für die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks, die sich in der Sozialraumorientierten Jugendhilfe engagieren, war das eine besondere Herausforderung. Es galt, Kontakt trotz des Kontaktverbots herzustellen, sichtbar und ansprechbar zu bleiben und gleichzeitig weiterhin Augen und Herzen offenzuhalten für die Kinder und ihre Familien, die es nicht leicht haben. Im Diakoniegottesdienst in der St. Marienkirche Husum erzählten sie von ihren Erfahrungen.

Familien im Blick behalten

„Wir haben die Familien unter Einhaltung der Vorschriften trotzdem besucht“, sagte eine von ihnen. Sie erlebten beengte Verhältnisse und manchmal gestresste Eltern, die nun auch noch Lehrer und Lehrerinnen für ihre Kinder sein sollten. Der persönliche Kontakt war nötig: Nur so konnten die Beratenden in Erfahrung bringen, ob es Eltern und Kindern gut ginge. Mit Kreativität und Mut, dank des belastbaren und hilfsbereiten Teams, mit viel Kommunikation und letztlich auch mit eisernem Willen, sei es gelungen, den Familien in dieser Krise beizustehen, sie zu beraten und ihnen  weiterhin zu helfen, ihren Alltag zu bewältigen.

Aus Mangel wird Fülle

Biblisches Leitwort war die Geschichte von der Speisung der 5000. Diakoniepastor Leif Mennrich predigte gemeinsam mit Propst Jessen-Thiesen über diese Erzählung, bei der sich auf wundersame Weise fünf Brote und zwei Fische so vermehren, dass Tausende satt werden. „Das war eine kollektive Krise“, sagte der Propst. Und beispielhaft sei das Verhalten Jesu, der nicht über das wenige jammernd zu Boden blickte, sondern zum Himmel aufblickte und dankte. Übrig blieben zwölf Körbe. Und auch den Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes sei durch die Bewältigung der Krise sehr viel Erfahrung geschenkt worden, die ihnen bleibe.

Dank und Segen

Fünf Mitarbeitende wurden in diesem Gottesdienst für ihren Dienst gesegnet: Tabea Feddersen, Emma Goerke, Ellen Henke, Sylvia Hein und Wilma Voss. Der Propst dankte ihnen und allen Mitarbeitenden für ihren Dienst. „Sie haben nicht aufgegeben“, sagte er, „dafür gebührt Ihnen Respekt und Anerkennung.“