Trost und Segen – analog und digital

Gottesdienste sind Ausdruck kirchlichen Lebens, Orte der Begegnung, des Trostes und der Kraft. Daran ändern der Corona-Virus und die mit ihm verbundenen Einschränkungen nichts – wohl aber an der Form, wie wir sie feiern. Jede Kirchengemeinde entscheidet für sich, ob sie innerhalb des strengen hygienischen Rahmens Präsenzgottesdienste anbietet oder ob sie nach alternativen Formen sucht.

Präsenz-Gottesdienste

Präsenzgottesdienste gibt es derzeit auf Nordstrand, in Viöl und Mildstedt, in Bredstedt, Breklum, Langenhorn, Bordelum, Niebüll, Ladelund-Karlum, Keitum, Pellworm und auf Amrum. Je nach Kirchengröße ist die TeilnehmerInnenzahl begrenzt, und auch während des Gottesdienstes muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Bitte melden Sie sich unbedingt an, damit Infektionsketten nachgewiesen und ggf. unterbrochen werden können. Es kann kurzfristig zu Änderungen kommen, bitte informieren Sie sich in Ihrer Kirchengemeinde.

Angebote im Internet

Alternativ gibt es verschiedene digitale Formate. Die Kirchengemeinde Husum veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen einen kleinen, sorgfältig vorbereiteten Gottesdienst auf Youtube. Odenbüll-Nordstrand streamt jeden Sonntag auf ihrem Youtube-Kanal. Die vier Bülls im Norden des Kirchenkreises streamen sonntags live auf Facebook, der Gottesdienst ist über die Homepage abzurufen. Ebenso macht es die Kirchengemeinde Leck. Auf hohem Niveau streamt die Kirchengemeinde Tönning mit den KollegInnen aus Oldenswort und Witzwort auf dem Kanal von Christian Hoffmann bis auf Weiteres sonntags live. Besonders empfohlen sei Ihnen der Sonntagsgruß von der Insel Föhr.

Außerdem gibt es auf Kirchenkreis-Ebene einen Telefon-/Zoom-Gottesdienst, der zurzeit von den Kirchengemeinden Hattstedt und Schobüll versehen wird. Für die Dauer des Lockdowns immer sonntags um 11 Uhr per Zoom: www.kitnord-de.zoom.us/j/7604769386, oder Tel: 08000006954,,7604769386# Die Einwahl ist deutschlandweit gebührenfrei.

Passen Sie auf sich auf….

In den Gottesdiensten – egal ob digital oder analog – beten wir füreinander und für die Welt. Pastorinnen und Pastoren sind gut erreichbar – nicht nur bei Problemen, sie können auch am Telefon mit Ihnen ein Gebet sprechen oder Ihnen Segen zusagen. Mehr als sonst kommt es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an: Achten Sie aufeinander, nutzen Sie die segensreichen Erfindungen von Telefon und Internet, um miteinander in Verbindung zu bleiben. Helfen Sie einander, so gut es geht, aber halten Sie sich an die Kontaktbeschränkungen. „Ihr habt nun Traurigkeit“, sagt Jesus im Johannesevangelium. „Aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen. Und eure Freude wird niemand von euch nehmen.“ (Johannes 16,22)

Ein etwas anderes Jahr für die Urlauberseelsorge

Föhr – Urlauberseelsorge lebt von Begegnung. Monika Reincke vom Treffpunkt Urlauberseelsorge auf Föhr macht das nun schon seit Jahrzehnten, der Wechsel von Saison und Nebensaison ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen, sie war innerlich sozusagen getaktet auf den jährlichen Sommeransturm vieler tausender Touristen, denen sie am Strand und im Treffpunkt begegnete und die sie bei der Freizeitgestaltung unterstützte. Aber dann kam Corona, und plötzlich kam alles anders.

Von Null auf Zehntausend

Bis zum 13. März ging alles seinen gewohnten Gang: Es gab insgesamt 17 Abendandachten in der St. Nicolai-Kirche, neun Gute-Nacht-Geschichten und vier Treffpunkt-Veranstaltungen. Die Gesamtbesucherzahl waren 464 Erwachsene und 63 Kinder.  Und dann kam der Lockdown. „Wenn das das gesamte Jahresergebnis wäre, dann könnte man dieses Jahr 2020 als gescheitert ansehen“, so Monika Reincke. Ohne Urlauber vor Ort bräuchte es eigentlich auch keine Urlauberseelsorge, und die Pädagogin stand wie so viele zunächst einmal auf dem Schlauch. Aber es meldeten sich so nach und nach Stammgäste und ehemalige Mitarbeitende, die Sehnsucht nach Föhr hatten. Es zeigte sich in Telefongesprächen und Mails, dass es auch ohne Urlaub einen Bedarf an Vorschlägen für die familiäre Freizeitgestaltung gibt. Und so entschloss sie sich – bereits zehn Tage nach dem Lockdown – ein digitales Abenteuer zu wagen und ging mit der „Wyker Flaschenpost“ online, einem Blog, in dem sie Bastelaktionen, Familien-Spielanregungen oder auch Experimente für Kinder veröffentlichte. Über Social Media rührte sie die Werbetrommel für das neue Angebot, insgesamt wurden 183 Blogposts veröffentlicht, die insgesamt 9590 Mal angeklickt wurden. „Wir haben uns von Null auf fast 10 000 Klicks in weniger als einem Jahr entwickelt“, so Monika Reincke, „wenig ist das nicht!“

Wundertüten für die Familien

Im Sommer wurde die Insel dann wieder für Reisende freigegeben – Veranstaltungen waren dennoch kaum möglich. Für die Gute-Nacht-Geschichte hätten die aktuellen Bestimmungen zum Beispiel bedeutet, dass nur 36 Personen in den Kursaal gedurft hätten, gemeinsames Singen und rhythmisches Sprechen waren nicht erlaubt, der Treffpunkt Urlauberseelsorge war geschlossen – es machte einfach keinen Sinn, außer kleinen, liturgische Formen in der Kirche noch Veranstaltungen anzubieten. Und so suchte das Team nach anderen Möglichkeiten, Familien bei der Freizeitgestaltung zu helfen: „Wir haben insgesamt 1700 Wundertüten gepackt, in jede dieser Tüten haben wir eine kleine Bastelanleitung mit dem dazugehörigen Material getan, dazu noch eine Anregung zum Spielen in der Familie sowie eine kleine Andacht zum Lesen im Strandkorb oder zu Hause“, so Monika Reincke in ihrem Jahresbericht. Eine digitale Schnitzeljagd sowie Auftritte bei Youtube und Instagram kamen im Lauf des Jahres hinzu.

Wir haben viel Gutes mitgenommen

Auch wenn der Erfolg der Arbeit in vergangenen Jahr nicht so sichtbar ist wie sonst, rechnet Monika Reincke anhand der Klickzahlen mit insgesamt mehr als 12000 Kontakten. „So gesehen war 2020 ein fast normales Jahr“, sagt sie, „wir haben ziemlich viel Gutes mitgenommen.“ Das digitale Potential sei aber noch lange nicht ausgereizt, die Chance, die Medien des 21. Jahrhunderts zu nutzen, sollte nicht vertan werden. „Ich freue mich schon auf neue Möglichkeiten: neue Internet-Andachtsformen, geistliche Adventskalender, digitales Pilgern, Kreativ-Tutorials“, so die Pädagogin. „Ich möchte weiterhin flexibel bleiben, neue Wege finden und ausbauen.“

Das Albert-Schweitzer-Haus digital

Husum – Der Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie macht es notwendig: Präsenzgottesdienste finden derzeit in der Kirchengemeinde Husum-Rödemis nicht statt. „Das wäre einfach das falsche Signal gerade“, erklärt Pastorin Gesche Schaar dazu. „Trotzdem versuchen wir  das Gemeindeleben weiter aufrecht zu erhalten:

Auf den ersten Blick passen diese beiden Äußerungen nicht zusammen, die Lösung liegt aber im Digitalen. „Wir treffen uns jetzt einfach virtuell in unserer digitalen Kirche“, freut sich die Pastorin. „Wir haben dort schon die erste Konfirmandenstunde abgehalten, demnächst trifft sich  dann auch wieder der Chor und auch kleine Andachten kann ich mir im digitalen Albert-Schweitzer-Haus vorstellen“

Mit Hilfe der Software Workadventure und einem befreundeten IT-Techniker hat Gesche Schaar das Albert-Schweitzer-Haus in Husum-Rödemis in Pixeln nachgebaut. Das Ergebnis ist eine 2-D-Welt, wie man sie noch aus den Computerspielen der 90er Jahre kennt – etwa Zelda oder Pokemon. Der Zugang erfolgt dabei über die Kirchenhomepage www.kirche-rödemis.de, erklärt Pastorin Schaar: „Man braucht nur einen Computer mit Tastatur, einem modernen Browser, Kamera und Mikrofon dafür. Vor der Tür des digitalen Albert-Schweitzer-Hauses denkt man sich einen Nutzernamen aus und wählt einen der Avatare aus, drückt die Entertaste und steht in der Nachbildung unserer Kirche.“ Darin kann man seine Figur mit den Pfeiltasten der Tastatur bewegen, findet zum Beispiel die Orgel, einen Kerzentisch und einen Stuhlkreis.

„In dieser 2-D-Welt kann man sich mit anderen Spielfiguren treffen, dann entsteht eine spontane Videokonferenz für bis zu vier Teilnehmende“, erläutert die 36-Jährige. „Wenn wir mehr Teilnehmer haben – zum Beispiel in der Konfistunde – dann gehen wir in den Stuhlkreis oder an die Bar. Da haben wir im Test schon mit mehr als 20 Leuten gleichzeitig gesprochen.“

Die Idee kam der Pastorin bei der remote Chaos Experience des Chaos Computer Clubs, der pandemiefreundlichen virtuellen Variante des Hacker-Kongresses, der jährlich zwischen Weihnachten und Silvester stattfindet. „Was der Club und seine angeschlossenen Vereine da auf die Beine gestellt haben, war einfach wahnsinnig inspirierend, das wollte ich auch haben. An jeder Ecke gab es etwas zu entdecken, da war unglaublich viel Kreativität im Spiel“, so Pastorin Schaar. Und ein paar kleine Überraschungen sind auch im digitalen Albert-Schweitzer-Haus versteckt.

Trauer um Bruno Spießwinkel

Der Kirchenkreis Nordfriesland trauert mit den Angehörigen um Bruno Spießwinkel. Spießwinkel war 20 Jahre lang Pastor im ehemaligen Kirchenkreis Husum-Bredstedt, zunächst in Hattstedt, dann in Langenhorn. Er starb am 1. Januar diesen Jahres 94jährig nach einem bewegten und erfüllten Leben.

In einem Interview für Bibel TV erzählt Bruno Spießwinkel 2011 aus seinem Leben. Er sei damals aus Überzeugung Soldat geworden, sagt er unumwunden, er habe seinem Land dienen wollen. Aber als dann der Krieg verloren war, fühlte er sich betrogen und ganz und gar verloren. Eigentlich hatte er Kunstmaler werden wollen, aber spürte dann doch, dass das nicht der richtige Weg sei. Die Großeltern, bei denen er aufgewachsen war, rieten ihm zur Theologie, weil das ein „Brotstudium“ sei, Karl Barths Kommentar zum Römerbrief gehörte zu den ersten theologischen Büchern, die er begeistert las.

Aber der Weg ins Pfarramt war damit noch lange nicht geebnet. Er sei erst auf dem „23. Bildungsweg“ zum Pastor geworden, erzählt Spießwinkel. Ein sehr deutliches Bekehrungserlebnis, die unbarmherzige Auseinandersetzung mit eigener Schuld und die Erfahrung von Gnade und Erlösung prägten seinen Lebensweg, der ihn zunächst zum ganz normalen Arbeiter in einer Spielwarenfabrik machte, während er privat seinen Glauben vertiefte und aktiver Christ wurde.

1952 begann er eine Ausbildung im Missionshaus Breklum als Gemeindehelfer, daran schloss sich die Ausbildung zum Religionslehrer für Berufsschulen an, und zum Ende der Ausbildung wurde er als Missionssekretär nach Indien berufen. Nach seiner Rückkehr entschied er sich für die Ausbildung zum Pastor.

„Was Jesus aus meinem Leben gemacht hat, ist einfach fantastisch“, so Bruno Spießwinkel im Interview. Nie habe er geglaubt, einmal nach Indien reisen zu können, nie habe er gedacht, dass er einmal Pastor werden könne. Er blieb dem Land lebenslänglich tief verbunden. Bruno Spießwinkel ist vielen in Erinnerung als charismatischer Christ und engagierter Seelsorger. „Dankbar erinnern wir uns an sein Handeln und Wirken, die getragen waren von einem großen Gottvertrauen“, heißt es im Nachruf von Pröpstin Annegret Wegner-Braun. „Wir vertrauen ihn der Liebe Gottes an. Unsere Fürbitte gilt seinen Kindern und Enkelkindern.“

Gesegnet in den Ruhestand

Mildstedt – Für eine Pastorin/einen Pastor ist der Ruhestand in besonderer Weise eine Herausforderung: Ein Berufsleben lang verwoben sich Privates und Berufliches immer wieder, es ist ein Beruf, der ohne Hingabe nicht möglich ist,  es ist berufslebenslang ein Leben im öffentlichen Raum des Pastorats, berufslebenslang gibt es unregelmäßige Arbeitszeiten und Dienst an Feiertagen, wenn alle anderen frei haben. Trotzdem freut Pastorin Marion Munske sich auf den Ruhestand, auf diesen neuen Lebensabschnitt, den sie gemeinsam mit ihrem Mann und Kollegen Peer in Husum-Rödemis verbringen wird. Gestern wurde sie im Gottesdienst in der Mildstedter Lambertikirche feierlich dafür gesegnet.

„Wir werden nicht fertig mit dem Bau der Kirche“, so Pröpstin Annegret Wegner-Braun in ihrer Ansprache. Sie verglich den Dienst der Pastorinnen und Pastoren mit dem der Handwerker in den Kirchbauhütten, die lebenslang mit dem Kirchbau beschäftigt waren. Annegret Wegner-Braun dankte der scheidenden Pastorin für ihren Dienst, lobte ihre große Menschenfreundlichkeit und ihre Treue und Zuverlässigkeit. „Kirche ist und bleibt eine Baustelle“, sagte sie und ermutigte die Pastorin zum Loslassen, „ihre Vollendung liegt in anderer Hand.“

Nur 50 Menschen konnten wegen der Pandemie-Beschränkungen am Gottesdienst teilnehmen. „Es ist schon ein komisches Gefühl, dass so viele Menschen von denen ich mich verabschieden möchte und die sich von mir verabschieden möchten, nicht hier sein dürfen“, so Marion Munske. Kirche sei für sie ein Ort der Begegnung. „Menschen waren mir immer wichtig, jüngere und ältere gleichermaßen.“ Sie hatte sich in den elfeinhalb Jahren ihrer Amtszeit besonders für die Seniorenarbeit und die Dörfer Rantrum und Oldersbek engagiert, andere Gottesdienstformen waren ihr ein Herzensanliegen, aber auch der Kindergarten und die Konfirmandenarbeit.

Kurze Grußworte sprachen Bürgermeisterin Telse Jacobsen sowie Hartmut Croll und Peer Munske als ehemalige Pastoren der Kirchengemeinde Mildstedt. „Kein Weg war dir zu weit, um zu den Menschen zu kommen“, so Kirchengemeinderats-Vorsitzende Brigitte Kinzel. „Schön, dass du bei uns warst“, sagte die Bürgermeisterin.

Wegen des Lockdowns konnte anschließend kein Empfang stattfinden, Brigitte Kinzel mahnte eindringlich, auch vor der Kirchentür Abstand zu halten. Aber Marion Munske blieb noch lange auf dem Friedhof stehen, winkte und dankte denen, die gekommen waren, erkannte und grüßte die Menschen, die ihr im Laufe der Zeit nahe gekommen waren und zeigte, dass auch auf Distanz Nähe möglich ist. Die Versorgung der Gemeinde liegt jetzt in den Händen von Pastorin Jutta Jessen-Thiesen und Vakanzvertreter Wolfgang Lange.

Abschied Marion Munske

Weihnachten findet statt

Der Lockdown beschäftigt auch die Kirchengemeinden im Kirchenkreis Nordfriesland. Seit vielen Wochen bereiten sie sich darauf vor, Weihnachten trotz der besonderen Umstände zu den Menschen zu bringen.  „Weihnachten findet statt, daran gibt es keinen Zweifel“, so Annegret Wegner-Braun, Pröpstin für den Nordbezirk, „aber es wird anders sein in diesem Jahr.“

Dabei verweist sie auf das umfangreiche Angebot, das in den Kirchengemeinden entwickelt wurde. Die Föhrer zum Beispiel haben „Andachten für Zuhause“ herausgegeben und werden einen Gottesdienst auf ihrem Inselkirchen-Kanal bei Youtube bereitstellen. Auch die Kirchengemeinde Westerland stellt zusätzlich zu ihrem gottesdienstlichen Angebot „Weihnachtstüten“ mit Andachten für die Familie bereit. Die Kirchengemeinde Bordelum lädt zu kleinen Gottesdiensten in der Nachbarschaft unter freiem Himmel ein. Olderup trifft sich am Heiligen Abend an öffentlichen Wendehammern in den beiden zugehörigen Dörfern. Aus Mildstedt gibt es ein digitales Krippenspiel, das auf der Homepage veröffentlicht wird. Nordstrand-Odenbüll feiert im Stundentakt in der St. Vinzenz-Kirche. Viele Kirchen sind geöffnet und weihnachtlich geschmückt. Das vollständige Angebot finden Sie unten.

Die neuen Verordnungen besagen, dass auch draußen nicht gesungen werden darf, dass Anmeldung und Registrierung zwingende Voraussetzung für die Teilnahme sind und dass die Begrenzung der Teilnehmendenzahlen unbedingt eingehalten werden muss: Im Gotteshaus dürfen höchstens 50 Menschen, draußen höchstens 100 zusammen feiern. „Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst“, so Jürgen Jessen-Thiesen, Propst im Südbezirk des Kirchenkreises. Deutlich sei aber, dass die Schutz- und Hygienekonzepte grundsätzlich überzeugen. Bestimmte Anforderungen, die jetzt gestellt werden, habe man mit den eigenen Handlungsempfehlungen schon vorweggenommen.

„Die Kirchengemeinden haben ein großartiges Angebot entwickelt“, sagt dazu der Propst. Darunter seien Online- und TV-Gottesdienste, aber auch zahlreiche Veranstaltungen Open-Air und dezentral in den Dörfern. „Einige Gemeinden haben sich für eine Absage der Präsenz-Gottesdienste entschieden“, so Jürgen Jessen-Thiesen, “wir laden herzlich dazu ein, die alternativen analogen und digitalen Angebote zu nutzen.“ Dazu gehört ein Telefongottesdienst am Heiligabend um 18 Uhr, an dem man auch per Zoom teilnehmen kann.

„Weihnachten feiern wir, dass Gott zu den Menschen kommt“, so Annegret Wegner-Braun. „Und das bleibt die Botschaft, auch wenn manche Menschen – aus welchen Gründen auch immer – in diesem Jahr nicht in die Kirchen kommen können.“

Auf Kirchenkreis-Ebene gibt es um 16 Uhr einen Telefongottesddient unter 08001800150, 96646373662#. Auch die Teilnahme per Zoom ist möglich: https://zoom.us/j/96646373662. Die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt lädt ein, am Heiligen Abend um 20 Uhr das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ am offenen Fenster oder von den Balkonen zu singen.

Heiligabend, im Einzugsbereich der Husumer Nachrichten

Heiligabend, Inseln und Halligen

Heiligabend im Einzugsbereich Nordfriesland-Tageblatt

Gesamtübersicht

Ein Ansgarkreuz für Traute Fricke

Hattstedt – Traute Fricke ist ein Phänomen: Selten ist sie in erster Reihe zu sehen, tut sich nie hervor, sie schwingt nie große Reden. Trotzdem ist ihr gutes Wirken an zentralen Stellen der Kirchengemeinde zu spüren, und ohne sie ist alles ein bisschen schwieriger. Mit ihrem 75. Geburtstag legt sie jetzt alle Ehrenämter nieder. Und – für sie überraschend – überreichte ihr Propst Jessen-Thiesen in Anerkennung ihrer Dienste das Ansgarkreuz der Nordkirche.

Eine Meisterin im Organisieren

„Du warst 26 Jahre für die Kasse der Evangelischen Frauenhilfe zuständig“, sagte deren Vorsitzende Christel Schildger. Traute Fricke sei immer hilfsbereit gewesen. Sie organisierte Gemeindeausflüge, die Unternehmungen der Kochfrauen und die jährliche Rüstzeit auf Röm. Großer Dank gebühre ihr, weil sie über Jahrzehnte die Goldene Konfirmation regele: Ein nicht zu unterschätzender Aufwand sei die Suche nach denen, die schon waren Jahren umgezogen waren oder durch Verheiratung andere Namen trugen.

Traute Fricke hat ein unglaubliches Wissen

Anrührend rühmte Simone Hahnefeld die viele Unterstützung, die sie als ihre Nachfolgerin im Gemeindebüro erfahren habe. Traute Fricke habe immer ein offenes Ohr für sie gehabt und sei ihr im Laufe der Jahre mit ihrer herzlichen und positiven Art zu einer lieben Freundin geworden. „Du hast ein unglaubliches Wissen über die Kirchengemeinde in all ihren Bereichen“, sagte sie.

Pastor Jörn Jebsen sprach vom ersten Ruhestand 2008, als sie das Sekretariat in Simone Hahnefelds Hände gab, und vom zweiten Ruhestand, der jetzt beginne. „Noch zehn Jahre nach dem ersten Ruhestand hast du den Übergang ins Friedhofswerk geregelt, das war eine große Leistung“, sagte er. Er erinnerte an einen Gemeindeausflug, der etwas chaotisch war, weil Traute Fricke fehlte. Und jeder, der sie in ihrer Dienstzeit im Büro erlebte, kannte und liebte die stille Autorität, mit der sie ihre Pastoren-Jungs im Griff hatte und die Ruhe, mit der sie weiterarbeitete, wenn mal wieder großes Hallo in dem kleinen Dienstraum war.

Das Ansgarkreuz: „Sie haben es verdient.“

Sichtlich überrascht war sie, als schließlich Propst Jürgen Jessen-Thiesen das Wort für den Kirchenkreis ergriff: „Ich bin hier, weil ich Ihnen heute das Ansgarkreuz der Nordkirche überreichen darf“, sagte er und griff einige Aspekte seiner VorrednerInnen auf. „Sie haben es verdient“, so der Propst. Es werde verliehen für großen persönlichen Einsatz, für vorbildliche Förderung der Gemeinschaft und beispielhaftes Eintreten für den christlichen Glauben.

Festliche Musik für den festlichen Rahmen

Die St.-Marienkirche war so voll, wie sie es in Corona-Zeiten sein darf. Vor dem Gotteshaus spielte der Posaunenchor, und während der Feier sangen Michael Schwartz und Angie Henschen Weihnachtslieder zur Klavierbegleitung von Igor Vlassov und machten aus der als schlichte Verabschiedung geplanten Verabschiedung einen festlichen Rahmen für die hohe Würdigung.

Wundertüten zur Wunder-Weihnacht

Nordfriesland – Das Evangelische Kinder- und Jugendbüro (EKJB) ist wieder im Tütenfieber: Mitarbeitende und Ehrenamtliche packten mehr als 3300 Wundertüten, die sie zu Weihnachten in die Häuser und in die Schulen bringen. „Wir wünschen uns dass alle Menschen, alt und jung, hier wie dort, eine Weihnachtszeit erleben dürfen, die nicht geprägt ist von ‚Weißt du noch? Letztes Jahr war alles besser‘“, so Susanne Kunsmann, Leiterin des EKJB. „Wir wünschen uns, dass dieses Weihnachten geprägt ist von Gemeinschaft, auch im kleinen Kreis, und glänzenden Augen, auch bei kleinen Ereignissen.“

Alles für eine schöne Schneemannsuppe

Die Tüten haben es in sich: Da gibt es QR-Codes ins Internet zur vorgelesenen Weihnachtsgeschichte und zu einem selbst eingespielten Lied. Es gibt ein Quiz mit der Smartphone-App Action-Bound und ein Fadenspiel, ein Rezept, ein wenig Kakaopulver und kleine Marshmallows. Dazu ganz viel Liebe, teilt das EKJB mit. Denn auch für die Mitarbeitenden ist es nicht ganz leicht, auf den unmittelbaren Kontakt zu Kinder und Jugendlichen zu verzichten. 30 Kirchengemeinden beteiligen sich an der Aktion und verteilen die Weihnachts-Tüten in ihrem Bereich. „Wir schenken mehr als 3000 Kindern zu Weihnachten ein kleines Lächeln auf die Lippen“, sagt pädagogische Mitarbeiterin Anna Ihme stolz. So hält das EKJB den Kontakt, so unterstützt es Gemeinden darin, nah bei den Menschen vor Ort zu sein.

So digital wie möglich, so analog wie nötig

Es geht darum, Gemeinschaft zu stiften in einer Zeit, wo die Pandemie zum Abstand zwingt. Und das gelingt den Mitarbeitenden, indem sie alle Register ziehen: Digital wo es möglich ist, analog, wo es nötig ist. So entsteht eine bezaubernde Mischung: Die Schneemannsuppe aus Kakao und Marshmallows, weil Liebe nun mal ganz analog durch den Magen geht, das Fadenspiel, weil die Finger etwas zum Anfassen brauchen und die Videos, weil dort Menschen zu sehen und zu hören sind, die die Kinder und Jugendlichen kennen und mögen. Pädagogischer Mitarbeiter Sebastian Hurst zum Beispiel hat den „Stern über Bethlehem“ eingespielt und lädt per Video zum Mitsingen ein. Das Quiz ist wichtig, weil der Kopf ja auch was zum Denken braucht.

Ein Gefühl fürs Weihnachtswunder

Der große Weihnachtswunsch von Susanne Kunsmann ist dann wieder ganz analog: „Wir wünschen allen den Duft von selbstgebackenen Keksen und den Schein der im Wohnzimmer leuchtenden Kerzen“ so die Pädagogin.  „Wir wünschen allen Gefühl davon, dass auch dieses Jahr das Weihnachtswunder uns umgibt.“

Mehr als Hirten auf dem Felde

Es tut sich was zwischen den Tannen: Da stehen auf einmal Figuren aus Holz, 1,20 Meter groß und nicht zu übersehen. Wer mehr wissen will, muss näherkommen. Da steht ein kleiner Text, ein Impuls und eine Einladung. Und wer noch mehr wissen will, zückt sein Smartphone und ruft den QR-Code auf. Da geht es dann zur Homepage der Kirchengemeinde Mildstedt. Die Figuren wandern, sie begegnen sich, es kommen immer neue hinzu. So entsteht ein lebendiger Adventskalender mitten in der Natur, die Weihnachtsgeschichte kommt zu den Menschen.

In der Mitte das Kind

„Wir bringen die Weihnachtsgeschichte nach draußen, dorthin, wo die Menschen sind“, sagt Pastorin Jessen-Thiesen. Liebevoll hat Jugendarbeiterin Annika Pludrzinski die Figuren gesägt und Konfirmanden haben sie bemalt. Gerade ist Maria dem Engel begegnet, der ihr sagt, dass sie ein Kind, ein ganz besonderes, zur Welt bringen wird. Die Hirten stehen schon in der Heide, demnächst werden sich Maria und Josef auf den Weg machen. Und ganz Ende kommen sie alle zusammen: die Hirten und das Heilige Paar, die Könige, die Schafe und natürlich die Engel, die von der Geburt des Heilands singen. Und in der Mitte das Kind, in einer Krippe liegend.

In den Tannen und bei der Baumkirche

25 Figuren sind es geworden, die Szenerie entsteht in den Mildstedter Tannen und in Rantrum bei der Baumkirche. „Ich stelle mir vor, dass Menschen beim Spazierengehen – allein oder mit dem Hund – diese Figuren sehen und sich von ihnen begleiten lassen“, so Jutta Jessen-Thiesen. Schon beim Aufstellen blieben Passanten stehen, guckten und fragten. „Das ist uns wichtig, gerade jetzt, wo nicht jeder in die Kirche gehen kann oder mag.“ Sehenswert ist auch die Homepage www.kirche-mildstedt.de. Dort finden sich kleine meditative Videobotschaften der Pastorin zu den einzelnen Stationen. Für Kinder gibt es eine Bastelanleitung, und für alle, besonders aber für die, die im Moment das Chorsingen so arg vermissen, ist auch ein Musikstück eingebettet, das zuhause am Bildschirm gerne laut mitgesungen werden darf.

Ein Stück Schoki für den Weg

„Wir gehen einen Weg durch die Adventszeit“, sagt Jutta Jessen-Thiesen. Für die Schulkinder steht ab Freitag noch der Nikolaus vor der Kirche und man kann sich ein kleines Stück Schokolade für den Weg mitnehmen. Er hat sozusagen Gaststatus in dem Projekt, weil er ja nicht direkt in die Weihnachtsgeschichte gehört. Aber seine eigene hat ja durchaus mit Weihnachten zu tun: Weil in dem Christuskind ja Gott zur Welt kommt, geht auch Nikolaus in die Welt und steht für den Nächsten ein.

#Hoffnungsleuchten #mehrals5Sterne

Ein Meilenstein für die Sanierung

Nun kann es losgehen: Der Zuwendungsbescheid des Bundes über 9,35 Millionen Euro ist der Startschuss für die nun beginnenden Sanierungsmaßnahmen an den historischen Kirchen auf Eiderstedt.  Bereits 2016 hatte der Bund diese Zahlung in Aussicht gestellt, nach intensiver Prüfung ist der Zuwendungsbescheid nun die definitive Zusage. „Wir sind sehr dankbar“, so Jürgen Jessen-Thiesen, Propst des Kirchenkreises Nordfriesland. „Mithilfe des Bundes werden wir nun in der Lage sein, die große Aufgabe zu stemmen.“

Der Stern als Zeichen der Hoffnung

Zur Feier des Tages schenkte der Kirchenkreis der Kirche Kotzenbüll einen großen Herrnhuter Stern. Die Kotzenbüller Nikolaikirche ist mit am stärksten betroffen. Sie ist so stark vom Einsturz bedroht, dass sie nun für den Besucherverkehr geschlossen werden musste. Auch Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, war gekommen.  „Der Stern ist ein Zeichen der Hoffnung für viele“, so Magaard. „Das Ensemble der Eiderstedter Kirchen ist ein großer Schatz für die Menschen, die hier leben, für die, die Eiderstedt besuchen und für das ganze Land.“ Der Zuwendungsbescheid sei ein Meilenstein für die Sanierung.

Vier Jahre intensive Vorbereitung

Mehr als 60 Aktenordner hatte die Bauabteilung mit Gutachten und Kostenangeboten seit der Zusage des Bundes für dieses Jahrhundertprojekt angelegt. „Da drin ist jede Schraube verzeichnet, die wir verbauen werden“, so Pieter Dubbeldam, Architekt des Kirchenkreises. Er erklärte, wie es soweit kommen konnte. „Viele Probleme sind von Menschen gemacht“, sagte er. So zum Beispiel in sehr frühen Jahren durch den Anbau eines Turms die ganze Statik ins Wanken geraten. Durch die Trockenlegung der Warften verändere sich die Gründung. Und im vergangenen Jahrhundert habe man oft ungeeignete Baustoffe wie Eisennägel oder Beton für Reparaturarbeiten verwendet und damit den Schaden eher noch vergrößert. „Es geht bei unserem Sanierungsprojekt nicht um Verschönerung“, so der Architekt, „wir haben das Augenmerk ’nur‘ auf Dach und Fach.“

19,5 Millionen Euro: ein Jahrhundertprojekt

Auf der Halbinsel Eiderstedt im Süden Nordfrieslands stehen 18 sehr wertvolle Gotteshäuser, die mehrheitlich älter als 900 Jahre sind, auf relativ engem Raum. Sie bilden ein bundesweit einmaliges Ensemble und prägen die Landschaft so nachhaltig, dass man von der „Kirchenlandschaft Eiderstedt“ spricht. „Die im Antrag näher bezeichneten Maßnahmen zielen auf den denkmalgerechten Erhalt der Eiderstedter Kirchenlandschaft als einem national bedeutenden Kulturdenkmalensemble“, heißt es im Zuwendungsbescheid der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Die Gesamtkosten der Maßnahme liegen bei gut 19,5 Millionen Euro. 500.000 Euro steuert das Land Schleswig-Holstein bei. 350.000 Euro kamen bisher aus Spenden zugunsten der Fundraising-Aktion „Eiderstedter Schutzengel“ zusammen (www. eiderstedter-schutzengel.de). “Wir sind auf weitere Spenden und Zuwendungen angewiesen”, betont Propst Jessen-Thiesen, “denn die verbleibenden Finanzmittel müssen der Kirchenkreis