Kirche in der Nachbarschaft: Wir haben Gott gespürt

Breklum – Gemeinschaft und Begegnung, das waren kostbare Güter in der Corona-Pandemie. Versammlungen waren reglementiert, immer musste Abstand eingehalten werden, Vorsicht und Angst hielten im Miteinander Einzug. In diesem Zusammenhang entwickelte die Kirchengemeinde Breklum das Konzept „Kirche in der Nachbarschaft“: Seit April waren die Pastoren Simon Frömming und Johannes Steffen immer freitags unterwegs und predigten mal hier, mal da. Und wo sie waren, kamen die Menschen aus den Häusern, hatten Zeit für einen Schnack und begegneten sich mit gebotenem Abstand. Nun fand die Aktion ihren vorläufigen Abschluss im Garten der Sinne des Christian Jensen Kollegs (CJK).

Pastor Simon Frömming freut sich über die gute Resonanz, im Schnitt waren es wohl jedes Mal zwischen 20 und 30 Besucher. Und das, obwohl die Andachten durchaus als „komfortfreie Zone“ durchgehen konnten. „Wir haben Bänke!“, jubelte Frömming bei der Abschlussveranstaltung, „das hatten wir noch nie!“ Einmal waren die Aktiven in einen richtigen Platzregen geraten. Der sturmerprobte Posaunenchor, der die meisten Andachten begleitete, harrte tapfer aus, und Simon Frömming war trotz des schweren Talars bis auf die Haut durchnässt. Und doch waren Menschen extra gekommen, scherzten miteinander und hatten eine gute Zeit während und nach dem kleinen Gottesdienst.

„Corona hat deutlich gemacht: So vieles ist nicht selbstverständlich. Die wichtigsten Dinge im Leben werden uns geschenkt“, sagte der Seelsorger beim Abschluss mit Blick auf das Erntedankfest. Dankbar erinnert er sich auch an die Feiern, die Pfadfinder mitgestaltet haben, einmal begleitete eine Gitarristin den Gottesdienst. Es war nie schwierig gewesen, Veranstaltungsorte zu finden: Meist wurden er und sein Kollege eingeladen, und damit war dann auch gesichert, dass vor Ort Menschen sein würden, die sich auf die Pastoren freuten. Insgesamt waren es wohl 15 Termine, und zum treuen Begleiter wurde der kleine Verstärker auf Rollen – eigens angeschafft für die Zeit der Pandemie.

„Kirche kommt raus, Kirche kommt zu euch“, das sei die Botschaft von „Kirche in der Nachbarschaft“ gewesen, so der Pastor vor knapp 40 Teilnehmenden beim CJK. Der Posaunenchor spielte „Wir pflügen und wir streuen“, und die Gemeinde sang umgeben von Hochbeeten und Streuobstwiese kräftig mit. „Wir haben Gott gespürt“, sagte Frömming zum Abschluss, „auch das ist ein Geschenk.“

Dr. Ralf Büchner erhält die Bugenhagen-Medaille

Aventoft – Die Bugenhagenmedaille ist eine Auszeichnung der Nordkirche für außerordentlichen ehrenamtlichen Einsatz. Sie wird seit 1959 Menschen verliehen, die sich über die Gemeinde hinaus für den christlichen Glauben engagiert haben, der Termin dafür ist immer am Reformationstag. Schon im vergangenen Jahr hätte Dr. Ralf Bücher diese Auszeichnung bekommen sollen – aber dann kam Corona. In diesem Jahr ist es nun endlich soweit: Bischof Gothart Magaard wird dem Mediziner in einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche zu Aventoft die hohe Ehrung zuteil werden lassen.

„Dr. Ralf Wilhelm Büchner hat über viele Jahre kompetent und streitbar kirchliche Leitungsverantwortung wahrgenommen“, heißt es in einer Mitteilung der Nordkirche. „Sein Rat ist gefragt, und er gestaltet seine Kirche kraftvoll und mit einem hohen Maß an Klarheit und Genauigkeit mit. Sein Selbstverständnis als Christenmensch prägt sein ehrenamtliches Engagement genauso wie seine Arbeit als Arzt.“

Seine Tätigkeit begann im Kirchenkreis Südtondern, wo er seit 1997 Mitglied der Kirchenkreissynode war und zunächst als Mitglied des Finanzausschusses und später im Kirchenkreisvorstand gewirkt hat. Auch nach der Fusion zum Kirchenkreis Nordfriesland gehörte er dem Kirchenkreisvorstand bzw. Kirchenkreisrat an, dessen stellvertretender Vorsitzender er von 2013 bis 2018 war.

Auf landeskirchlicher Ebene engagierte Ralf Büchner sich von 2009 bis 2019 als Synodaler. Er war Mitglied der Ersten Kirchenleitung der Nordkirche und leitete über mehrere Jahre die AG Haushalt. Darüberhinaus engagiert er sich im Aufsichtsrat der Diako Flensburg, gehörte der Steuerungsgruppe für die Sanierung des Schleswiger Doms an und vertrat die Nordkirche in ökumenischer Weite auf Delegationsreisen nach Ely.

Sein großes ökumenisches Interesse fand im damaligen Kirchenkreis Südtondern in der Partnerbeziehung zur Konde-Diözese der Ev.-Luth. Kirche in Tansania Raum. Hier hat sich Dr. Büchner über viele Jahre auch mit seinen Kompetenzen als Mediziner eingebracht und war mehrfach Teilnehmer an Delegationsreisen nach Tansania.

„Seine Präsenz und seine Einsatzbereitschaft gehen weit über das Maß eines Ehrenamtlichen hinaus“, so heißt es aus der Bischofskanzlei. „Sein christliches Selbstverständnis, seine tiefe und zugleich weltoffene Frömmigkeit und seine solidarisch-kritische Liebe zur evangelischen Kirche, sowie seine Klugheit und sein humanistisch streitbarer Geist sind die Quellen, aus denen sich sein Engagement speist.“

Ralf Büchner hat in vielen Prozessen konstruktiv und lösungsorientiert mitgewirkt. Er war ein wichtiger Mitgestalter im fusionierten Kirchenkreis Nordfriesland, wo er mit seinen Gestaltungsimpulsen für Ehren- und Hauptamtliche schnell zu einem wichtigen Partner wurde. Jenen, die hauptamtlich Verantwortung tragen, stand er loyal und hilfreich zur Seite. In alledem treibt ihn ein theologisches Interesse an. Mit seinem weiten Horizont hat Dr. Büchner im Kirchenkreis Nordfriesland und in der Landeskirche erheblich zum Aufbau der Kirche beigetragen.

Der Gottesdienst in der Kirche zu Aventoft beginnt am Sonntag, 31. Oktober, um 15 Uhr, anschließend gibt es einen Empfang im Café Seebüll im Noldemuseum. Es gelten die vorgeschriebenen Abstandsregelungen, darum ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Es wird um Anmeldung bis zum 24. Oktober bei Gabi Carstens, Tel: 04671/602 99 81 oder Email g.carstens@kirchenkreis-nordfriesland.de gebeten.

Ohne Geld bis ans Ende der Nordkirche

„Ohne Geld bis ans Ende der Nordkirche“ – das hatten sich fünf junge Menschen vorgenommen. Mit dem Fahrrad wollten sie unterwegs sein von Kirche zu Kirche, von Gemeindehaus zu Gemeindehaus. Und ganz bewusst machten sie sich dabei abhängig von der Freundlichkeit und der Nächstenliebe ihrer Mitmenschen. Gestartet sind sie in Niebüll, gelandet sind sie in Rostock. 400 Kilometer haben sie geschafft – und sie wurden reich beschenkt.

„Es war ein krasses Abenteuer“, erzählt Anna Ihme, die das Projekt als pädagogische Mitarbeiterin des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros Nordfriesland geplant und organisiert hat. „Was braucht man wirklich?“, war die Leitfrage, und ein bisschen mulmig war ihr schon, als die Tour startete. Jeder Teilnehmer hatte eine Notration dabei, sie selbst als Leiterin hatte auch an ein Erste-Hilfe-Set und etwas Reparaturmaterial gedacht. Schlafsäcke und Isomatten, die Trinkflaschen mit Leitungswasser gefüllt – auf Luxus und Konsum verzichteten die jungen Menschen ganz bewusst.

Schlafplätze waren meist leicht zu finden, aber um die lebensnotwendige Nahrung zu beschaffen, mussten sie sich etwas einfallen lassen. Die Kirchengemeinde Leck ließ die jungen Leute sich am Erntealtar bedienen. So gabs dann Kartoffeln, Blumenkohl und Kohlrabi satt. In Eckernförde stellten sie auf dem Wochenmarkt ihr Projekt vor, und die Standbeschicker gaben ihnen gern. Ein absoluter Höhepunkt war, als sie am Abend ein paar Donuts abstauben konnten.

In Grevesmühlen halfen sie mit der Bitte um einen kleinen Obolus auf einer Baustelle der Kirchengemeinde – dafür bekamen sie Geld für die Rückfahrkarte. In Lübeck lud eine Familie sie zum Couch-Surfen ein. Eine bekannte Imbiss-Kette schenkte ihnen drei Portionen Pommes, ein Pastor kaufte ihnen ein frisches Brot, ein Naturkost-Laden stiftete Joghurt und Frischkäse. Durch einen Zufall landeten sie in Rostock im Haus des Propstes Wulf Schönemann, der die ganze Gruppe freundliche bekochte. „Es war immer wieder eine Überwindung zu fragen“, gibt Anna Ihme zu. Aber sie wurden immer satt und waren immer fröhlich.

Befragt nach schwierigen Erfahrungen, erzählt Clara Brandt (19): „Einmal habe ich eine ganze Stunde herumtelefonieren müssen, bis wir eine Unterkunft fanden. Das war schwierig.“ Aber es gab immer ein Happy End, und das gemeinsame Kochen am Ende des Tages war jedes Mal ein kleines Fest, so erzählt es Lona Jessen (18). Der 15jährige Boi Nielsen hatte am meisten sein eigenes Bett vermisst. „Ich hab gelernt, dass man gar nicht so viel braucht, wie man denkt. Man kommt mit viel weniger klar“, sagt Lewe Clasen (15).

Für Anna Ihme war das Projekt ein Erfolg. „Wir haben gemerkt: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, sagt sie. Freundlichkeit und Ehrlichkeit hätten ihnen Türen geöffnet und Teller gefüllt. Die Jugendlichen haben Selbstvertrauen gewonnen, sind selber auch offener geworden. „Wir haben viel Nächstenliebe erfahren, dafür sind wir von Herzen dankbar“, so die Pädagogin.

Wunderbar und wuselig

Garding – Musik verbindet – das durften 13 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren ein Wochenende lang in Garding erleben. Sebastian Hurst, pädagogischer Mitarbeiter des Evangelischen Kinder- und Jugendbüros (EKJB), hatte mit seinem Team dazu eingeladen. Verschiedene Lieder standen auf dem Programm, Workshops zum Thema Singen, Gitarre-Spielen oder Percussion, Basteln, spielen und feiern. Und das taten die Kids: Das ganze Gemeindehaus war voll Gesang und ganz wunderbar wuselig.

„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ – wer kennt ihn nicht, den alten Kirchenschlager? Und die Kinder, die aus ganz Nordfriesland kamen, ließen sich schnell für diesen leichten Kanon begeistern. Aber es geht noch mehr: Einen Vormittag lang bastelten sie eigene Percussion-Instrumente. Für einen Regenmacher schlugen sie Nägel in eine Chipsdose und befüllten diese dann mit Erbsen. Kastagnetten entstanden aus Pappe und Kronkorken. Kleine Rasseln bauten sie aus Ü-Ei-Kapseln, die sie mit Reis befüllten. Teamer Janek und Jana begleiteten die kleine Rasselbande geduldig und umsichtig. „Die Kinder sind sehr lebhaft, interessiert und wissbegierig“, sagte Sebastian Hurst. Eigentlich waren 16 angemeldet, aber auch mit den 13, die gekommen waren, hatte das Team genug um die Ohren. Die Nacht sei etwas kürzer gewesen als gewohnt, sagte der Pädagoge lächelnd.

Es ging um Musik, aber auch darum, gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Das Team war mit dem EJKB-Anhänger angereist und hatte viel eingepackt, um es den Kindern schön zu machen. Mit dabei war die Photobox, aber auch – neben vielen Gitarren – eine komplette PA-Anlage, damit auch ordentlich was zu hören sei. Am Ende stand eine feine Audio-Aufnahme, die sich die Kinder auf ihre Handyd spielen konnten.

400 Jahre Stadt der Toleranz

Vor 400 Jahren gründeten Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden Friedrichstadt, das heute den Beinamen „Stadt der Toleranz“ trägt. Im Rahmen der großen Jubiläumsfeierlichkeiten luden die verschiedenen Gemeinden der Stadt zu einem ökumenischen Gottesdienst auf dem Marktplatz ein. Es ging um die Brunnen Isaaks, eine eher unbekannte Erzählung aus dem 1. Buch Mose. Drei Brunnen ließ Isaak freilegen, die ersten beiden benannte er nach den schweren Konflikten, die um sie entbrannten „Streit“ und „Zank“. Der dritte aber brachte Frieden und erhielt den Namen „Weiter Raum“.

Um weiten Raum ging es auch thematisch. Severin Baumann von den Remonstranten erinnerte an den Glaubenskonflikt in den Niederlanden. Die Einladung Herzog Friedrichs hier in Schlewsig-Holstein eine Stadt zu bauen, und das Angebot der Religionsfreiheit war den Flüchtlingen wie ein weiter Raum erschienen. Und andere schlossen sich an: So kamen auch Mennoniten nach Friedrichstadt, es gründete sich eine jüdische Gemeinde, dänische, katholische und lutherische Christen bauten sich hier ihre Gotteshäuser und lebten über Jahrhunderte miteinander in Frieden. Friedrichstadt, auch das Holländerstädtchen genannt, zählt mit seinen Gassen und Grachten zu den hochrangigen Kulturdenkmälern.

Dass das Miteinander auch dunkle Seiten erlebte, daran der evangelisch-lutherische Pastor Christoph Sassenhagen aus Friedrichstadt. So gibt es seit dem Holocaust keine jüdische Gemeinde mehr in Friedrichstadt, die Synagoge wird nicht mehr für Gottesdienste genutzt, mehr als 30 Stolpersteine erinnern an Bürgerinnen und Bürger, die Opfer nationalsozialistischer Gewalttaten wurde. „Früher wusste jeder in Friedrichstadt, wann Sukkoth ist und wie lange es dauert“, sagte Adriana Stern von der jüdischen Gemeinde in Kiel. Dann nämlich bauten die jüdischen Mitbürger in den Straßen und auf den Balkonen ihre Laubhütten auf. Der ökumenische Gottesdienst fiel in den Sukkoth, der in diesem Jahr vom 20. bis 27. September ging. Es war ein stimmungsvoller Gottesdienst unter freiem Himmel, es war ein Gottesdienst unter weitem Raum. Christoph Sassenhagen begleitete musikalisch am Klavier und an der Gitarre, und der Lobpreis des Ewigen erklang aus vielen Stimmen.

„Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses.“

Emmelsbüll – Der Erntealtar der Rimbertikirche war wunderschön geschmückt: mit Brot und Möhren, Kohl und Kartoffeln, Lauch und Zwiebeln, Kraut und Rüben. Aber dabei blieb es nicht: Es gab so viel zu danken in diesem Gottesdienst: Empore und Treppe wurden eingeweiht, die „Hühnerleiter“ nach oben gehört der Vergangenheit an. Und es wurde dem gedankt, der sich seit vielen Jahren unermüdlich für die Kirchengemeinde einsetzt: Rolf Wiegandt legte nach 25 Jahren den Vorsitz des Kirchengemeinderats nieder und wurde für diesen Dienst mit Standing Ovations bedacht.

„Es war mir ein Bedürfnis, mich einzubringen, wo ich es konnte“, erzählt der 78-Jährige im Gespräch. Geboren ist er in Flensburg, aufwachsen in Bonn. Er lernte zunächst Werkzeugmacher und schulte dann um auf elektronische Datenverarbeitung. Die Jahre im Außendienst verschlugen ihn in den Norden, und so wurde er 1967 mit seiner Frau Marianne sesshaft in Galmsbüll.

Mit der Kirche habe er zunächst gefremdelt, erzählt er. Im Elternhaus galt Kirche nicht viel, den Konfirmandenunterricht hatte er in schlechter Erinnerung. Aber dann kam das Dorf, und dann kam der Chor und die Gemeinschaft – und so wuchs er in die Gemeinde hinein und in die vielen Ämter, die dem folgen sollten. Er übernahm den Vorsitz der Kirchengemeinde Neugalmsbüll und leitete sie umsichtig durch viele Jahre der Vakanz. Er begleitete die Fusion mit der Kirchengemeinde Emmelsbüll und schloss die Rimbertikirche genauso in sein Herz wie St. Gallus. Die neue Empore, die neue Treppe – sie entstanden unter seiner Federführung. Jetzt ist, nachdem auch Friedhof und Pastorat gut in Schuss sind, in Emmelsbüll ist alles fein.

Viele Jahre war Rolf Wiegand Synodaler des Kirchenkreises: zunächst in Südtondern, später dann im fusionierten Kirchenkreis Nordfriesland. Er leitete Finanz- und Bauausschuss mit großer Fachlichkeit und menschlicher Kompetenz, gemeinsam mit anderen erstellte er einen detaillierten Pfarrstellenplan, der bis heute Grundlage der Überlegungen ist, und besuchte dafür fast jede Gemeinde Nordfrieslands. Mit der Fusion der Kirchenkreise erfolgte eine Reform der Finanzsatzung – und immer erwies sich bei diesen komplexen Entscheidungen die Wiegandsche Gründlichkeit als Segen. Immer war er jemand, der über den eigenen Tellerrand hinaussehen konnte, der gut zuzuhören verstand, dem es wichtig war, Lösungen zu finden, die allen dienten.

„Ich sehe fröhlich auf diese Zeit zurück“, sagt Rolf Wiegand. Besonders die letzten zehn Jahre seien erfüllend gewesen, mit Pastor Gerald Rohrmann nimmt die Gemeinde noch einmal Fahrt auf, und die Fusion mit Emmelsbüll hat die Arbeit bereichert. Er ist dankbar für die Arbeit mit den Kolleginnen und Kollegen im Kirchengemeinderat, „ein Gremium, das man für alles begeistern kann.“ Und er weiß, dass ihm mit Anke Schütt als Vorsitzender sowie Sigrid Brandenburg und Volquard Petersen ein Team nachfolgt, dass die Gemeinde sicher auch durch unruhige Fahrwasser bringen wird.

Die Rimbertikirche war gut gefüllt, schöne Musik gab es vom Blockflöten-Ensemble Emmelsbüll-Neugalmsbüll unter Leitung von Birgit Deussing, an der Orgel spielten Jorge Sendler und Malte Wienhuus. „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses“, in seiner Abschiedsrede zitierte Rolf Wiegand den 26. Psalm. Und dann schloss er seine andere große Liebe, seine Frau Marianne, in die Arme. Mit ihr will er mehr Zeit verbringen und mit seinen Kindern und Enkeln, die ihn mit Stolz und großer Freude erfüllen.

Wohnen und leben mittendrin

Husum – „Teilhabe statt bloßer Fürsorge“ – so könnte man das Bundesteilhabegesetz von 2016 zusammenfassen. Es geht darum, Menschen mit Behinderungen als Teil der Gesellschaft zu verstehen und ihnen möglichst umfassende Selbstbestimmungsrechte zu garantieren. Auf diesem Hintergrund bauten die Husumer Horizonte, eine Einrichtung des Kirchenkreises Nordfriesland, im Husumer Heckenweg ein neues Haus für gemeinschaftliches Wohnen. Und besonders wichtig war dabei die zentrale Lage in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt.

„Wir sind stolz, dass wir dieses Gebäude errichten konnten, in dem Bewohnerinnen und Bewohner stadtnah leben können“, sagte Propst Jürgen Jessen-Thiesen bei der Einweihung und dankte den Architekten der Firma Jebens Schoof, den Hausmeistern und den Mitarbeitenden für ihren großen Einsatz. Es sei wichtig, dass Menschen mit Behinderungen in der Mitte des gesellschaftlichen Lebens wohnen, dass sie ein sichtbarer Teil derselben sind, dass sie sich zugehörig fühlen und nicht an den Rand gedrängt würden. „Die Würde des Menschen ist unteilbar“, ergänzte Hans Pahl-Christiansen, Leiter der Husumer Horizonte. Das neue Haus liegt direkt neben der Gemeinschaftsschule Husum-Nord, auf der anderen Straßenseite ist das Amtsgericht, im Erichsenweg finden sich Ärzte und das Krankenhaus. Zur Innenstadt sind es grade mal 500 Meter. Auch Pahl-Christiansen betonte die Bedeutung der zentralen Lage. Und auch Christian Grelck, Leiter des Fachbereiches Arbeit und Soziales im Kreis Nordfriesland, sagte: „Der Standort ist gelebte Inklusion.“

Die allerdings war für die Architekten herausfordernd. Das zu bebauende Grundstück war lang und schmal, es gab kaum Platz für die benötigten Gerätschaften und Materialien. Umso größer ist die Freude bei allen Beteiligten: Die Räume sind groß genug und lichtdurchflutet, schön und doch funktional. Auf zwei Stockwerken gibt es – verbunden durch einen Lichtschacht – jeweils Wohn- und Gemeinschaftsräume, die insgesamt 18 neuen Bewohner und Bewohnerinnen Heimat geben werden. Eine große Terrasse lädt zum Verweilen ein. Es lägen viele Bewerbungen von Angehörigen, die in Not sind, vor, so Hans Pahl-Christiansen, das Haus in der Theodor-Storm-Straße sei zu klein geworden.

Dass Inklusion bei den Husumer Horizonten nicht nur ein Wort ist, machte Ines Peters als Vorsitzende des Bewohnerbeirats deutlich: Selbstbewusst stand sie inmitten der Vertreter von Kirche und Politik. „Ich wünsche euch Glück und gute Zusammenarbeit“, sagte sie und griff damit die Segensworte von Propst Jessen-Thiesen auf. „Es kommt darauf an, dass dieses Haus nicht nur äußere Stabilität, sondern auch einen guten Geist hat“, hatte er gesagt. „Möge das Leben in diesem Haus gesegnet sein.“

„Wir wollen Menschen, die aufgrund einer wesentlichen Behinderung nur eingeschränkte Möglichkeiten der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft haben, aus dem bisherigen „Fürsorgesystem“ herausführen und die Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht weiterentwickeln. Die Leistungen sollen sich am persönlichen Bedarf orientieren und entsprechend eines bundeseinheitlichen Verfahrens personenbezogen ermittelt werden. Leistungen sollen nicht länger institutionszentriert, sondern personenzentriert bereitgestellt werden. Wir werden das Wunsch- und Wahlrecht von Menschen mit Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention berücksichtigen. Menschen mit Behinderung und ihre Verbände werden von Anfang an und kontinuierlich am Gesetzgebungsprozess beteiligt. Im Interesse von Kindern mit Behinderung und ihren Eltern sollen die Schnittstellen in den Leistungssystemen so überwunden werden, dass Leistungen möglichst aus einer Hand erfolgen können.“ (Koalitionsvertrag der 18. Bundesregierung, Quelle: Wikipedia)

Ein Hauch von Glamour

Tönning – Ein Hauch von Glamour und Glitzer wehte am Wochenende durch die Eiderstadt: Bei der traditionellen Modenschau zum Hausfest der Diakonie gaben Mitarbeitende und Ehrenamtliche ihr letztes Hemd und tauschten es gegen Kleidung aus der „Bunten Vielfalt“, dem hauseigenen Laden für gebrauchte Textilien. Und siehe da: Gebrauchtes ist nicht nur nachhaltig und günstig, es kann schick und sogar richtig glamourös sein.

Einmal im Jahr öffnet das Haus seine Türen zu einem fröhlichen Fest, und es präsentieren sich die verschiedenen Fachgebiete, die hier unter dem Dach des Diakonischen Werks Husum Hilfe anbieten. Da gibt es neben der Bunten Vielfalt die Migrations- und die Suchtberatung, die Tönninger Tafel, Möbel und Mehr und das psychologische Beratungszentrum. Auch das Projekt „Land auf Schwung“ ist hier angesiedelt. Beim Hausfest konnten Interessierte alle Räume besichtigen, stärkten sich bei Kaffee und Kuchen, und auch die Freiwillige Feuerwehr Tönning war dabei und bot Gegrilltes für den Hunger auf Deftiges an. Adelheit Marcinczyk, Leiterin des Geschäftsbereichs „Arbeit und Soziales“ beim Diakonischen Werk, führte fröhlich durch den Tag, an dem neben der Modenschau auch noch eine Trommelgruppe, die Mädchentanzgruppe des Jugendzentrums und eine Zirkusvorführung zu erleben waren.

„Hier treffen sich viele verschiedene Charaktere und viele verschiedene Kulturen“, sagte sie in ihrer Begrüßung, „und das ist gut so.“ Das zeigte sich übrigens auch in der Modenschau: Die Models kamen aus Deutschland, Polen, Kasachstan und Tansania. Sie präsentierten bei launiger Musik Feines und Fröhliches zu den Motti Oktoberfest, Winter und Sylvester und wurden dafür mit großem Beifall gelobt.

Seenotrettung als Theaterstück

Die „Mittelmeer-Monologe“ – das ist ein dokumentarisches Theaterstück basierend auf realen Interviews, das Fälle von Seenotrettung im Mittelmeer rekonstruiert. Am Sonntag, 19. September, gastiert das Ensemble „Wort und Herzschlag“ mit dem Stück ab 19 Uhr in der Hermann-Tast-Schule Husum

Die Mittelmeer-Monologe erzählen von Menschen, die den riskanten Weg über das Mittelmeer auf sich nehmen, in der Hoffnung, in Europa in Sicherheit leben zu können – von libyschen Küstenwachen, italienischen Seenotrettungsstellen und deutschen Behörden, die dies verhindern und von Aktivisten und Aktivistinnen, die dem Sterben auf dem Mittelmeer etwas entgegen setzen und mit dem „Alarm Phone“ auf Menschen in Not aufmerksam machen.

Weltweit sind über 80 Millionen Menschen auf der Flucht. Die meisten Menschen müssen vor Gewalt und Rechtlosigkeit in Diktaturen sowie vor gewaltsamen Konflikten fliehen. Aber auch der menschengemachte Klimawandel schaftt Fluchtgründe. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Interkulturellen Woche statt. Um den geltenden Coronaregeln entsprechen zu können, ist eine Anmeldung unter migration-husum@dw-husum.de oder 04841/8038453 erforderlich. Es gilt die 3-G-Regel. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch statt.

Schirmherr: Kapitän Stefan Schmidt, Landesbeauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen Schleswig-Holstein

Veranstaltet von: Fremde brauchen Freunde e.V., Diakonisches Werk Husum, Kirchenkreis Nordfriesland und dem Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche

Gefördert von: Ev. Akademie der Nordkirche

Neue Pastorin für Mildstedt

Mildstedt – Die Kirchengemeinde Mildstedt hat eine neue Pastorin: Marlene Freese (29) hat am 1. September ihren Dienst angetreten, am Sonntag (5.) wird sie sich mit einem Gottesdienst vorstellen. Es ist die erste Pfarrstelle für die Theologin, ein langer Ausbildungsweg ist nun zu Ende, ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

„Ich bin in einem Pfarrhaushalt aufgewachsen“, erzählt sie, „mich hat die Vielfalt dieses Berufs begeistert.“ Ihr Vater ist Pastor in Nordhackstedt, und spannend ist für beide, dass er in wenigen Wochen in den Ruhestand geht, während sie jetzt ihre erste Stelle antritt. „Das ist so etwas wie eine Staffelübergabe“, sagt sie nachdenklich. Ihr Abitur machte sie in Flensburg. Dort war eine Religionslehrerin prägend für ihre Entscheidung für das Theologiestudium, das sie dann in Hamburg antrat.

Und tatsächlich hat das Studium ihr wirklich gefallen. Sie liebte die alten Sprachen Hebräisch und Altgriechisch. Besonders intensiv beschäftigte sie sich mit der Systematischen Theologie, das ist die philosophische Auseinandersetzung mit den religiösen Themen. „Es geht in der Theologie um das Existentielle, um das, was den Menschen angeht“, sagt sie. Ihr Vikariat absolvierte sie schließlich in der Kirchengemeinde Haseldorf und Hetlingen. Es fiel ihr leicht, die Großstadt zu verlassen und auf dem Dorf zu leben. Mehr noch: Es begeisterte sie. „Kirche auf dem Dorf ist Teil des Ortes, sie ist mit Vereinen und Institutionen verbunden, sie gehört einfach dazu – das finde ich total schön“, erzählt sie. Der Kontakt untereinander sei intensiver und zugleich selbstverständlicher als in der Stadt. Und wieder ist es die Vielfalt, die ihr Freude macht: Kita-Arbeit, Konfirmanden, Trauungen, Taufen und auch Beerdigungen. Die Feiern an den Wendepunkten des Lebens würdig zu gestalten und zu begleiten, das ist ihr wichtig.

Marlene Freese beschreibt sich als sehr naturverbunden. Sie mag Tiere allgemein und ganz besonders ihre beiden Katzen, die nunmehr mit ihr gemeinsam das Pastorat im Schulweg bewohnen. Zu ihr gehört außerdem Ehemann Hartwig, der ebenfalls Pastor ist und seine erste Stelle in Hollingstedt antritt. Sie wird für den Bezirk Mildstedt-Süd zuständig sein, während ihre Kollegin Jutta Jessen-Thiesen den Nordbereich versorgt.

Auf die erste Pfarrstelle wird man in der Nordkirche „geschickt“: Ihre Bewerbungsfähigkeit erlangt Marlene Freese erst nach drei Jahren im Probedienst. Und auch die Gemeinde hat die junge Pastorin nicht richtig wählen dürfen, sie wurde ihr zugewiesen. Dennoch ist die Freude auf beiden Seiten groß: „Ich freu mich auf die Zusammenarbeit im Team und darauf, hier in Mildstedt zu leben“, sagt Freese. Und auch die Gemeinde freut sich ohne Vorbehalte und empfing ihre neue Seelsorgerin schon zum Dienstbeginn mit Blumen und kleinen Geschenken.

Offizielle Begrüßung ist nun am Sonntag um 10 Uhr in der Mildstedter Lamberti-Kirche. Dann predigt Marlene Freese zum ersten Mal in der Lamberti-Kirche, die sie jetzt schon „ihre“ Kirche nennt. Propst Jessen-Thiesen wird dabei sein und ihr den Segen zusprechen. Im Gottesdienst gelten die aktuellen Corona-Regeln, eine Anmeldung ist nicht nötig.